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Otto Busdorf 1878 19 August 1957 im Zuchthaus Brandenburg Gorden war ein deutscher Kriminalbeamter Zwischen 1927 und 1934 leitete er das Dezernat fur Forstermorde Wilddieberei und gewisse Einbruchsdiebstahlsachen im Berliner Polizeiprasidium und nach dem Zweiten Weltkrieg war er in der sowjetischen Besatzungszone Lehrer an der Polizeischule Brandenburg 1950 wurde er im 3 Prozess zur Aufarbeitung der Kopenicker Blutwoche verurteilt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nachleben 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenOtto Busdorf begann seine berufliche Laufbahn bei der Berliner Polizei 1902 Um 1911 verfolgte er die drei Tater eines Raubmordes in Myslowitz weltweit Bei abgerechneten Reisekosten uber 26 810 Kilometer verhaftete er einen davon nach einer Verfolgung durch das damals cisleithanische Galizien beim Verlassen eines Dampfers im Hafen von New York Dieser wurde spater nach Deutschland ausgeliefert Einen fand er in einem Gefangnis in Schlesien wo er unter falschem Namen inhaftiert war und den dritten nahm er in Sibirien fest wo dieser spater zum Tode verurteilt und gehangt wurde 1 1914 erhielt Busdorf als Anerkennung eine personliche Einladung zum Kronungsfest im Berliner Schloss 1 Nach dem Ersten Weltkrieg nahm die Wilderei erheblich zu Busdorf entwickelte sich zu einem Experten bei der Aufklarung der Wilderei und der dabei immer wieder vorkommenden Totungen von Forstern und Jagdaufsehern 1926 klart Busdorf in Magdeburg einen Mordfall auf welcher spater unter dem Titel Affaire Blum weitgehend authentisch verfilmt wurde 1927 wurde er zum Leiter des Dezernats fur Forstermorde Wilddieberei und gewisse Einbruchsdiebstahlsachen im Polizeiprasidium Alexanderplatz ernannt Er erstellte auch einen Lichtbildervortrag den er zur Aufklarung auf Einladung von Jagdvereinen und auch in der Ausbildung von Forstern in ganz Deutschland vorfuhrte Zwischen 1927 und 1931 hielt er uber 100 Vortrage 1928 veroffentlichte er den ursprunglich als Lehrbuch gedachten ersten Band von Wilddieberei und Forstermorde Dienstlich erhielt er gute Bewertungen 1 Busdorf seit etwa 15 Jahren fortgesetzt mit der Aufklarung besonders schwieriger Verbrechen ausserhalb Berlins beauftragt gewesen Grosse Lebensgefahr vorbildlicher Mut Unerschrockenheit gute Resultate Eine Reihe von Wilddieben Morder im Nahkampf und in der Notwehr erschossen Auszug aus der Personalakte 1 Ende der zwanziger Jahre war Busdorf eine bekannte Personlichkeit In der Berliner Illustrirten Zeitung erschien ein Portrat von ihm und an seinen Geburtstagen veroffentlichten Tageszeitungen Artikel uber ihn Die NSDAP Parteizeitung Der Angriff warnte 1929 vor ihm Er wurde Einladungen von national gesinnten Gutsbesitzern zu Jagdveranstaltungen nur annehmen um dort heimlich nach Waffenverstecken zu suchen Busdorf verklagte daraufhin unterstutzt vom Polizeiprasidenten und dem sozialdemokratisch orientierten Verband Preussischer Polizeibeamter den presserechtlich verantwortlichen Gauleiter Joseph Goebbels Da dieser nicht zur Verhandlung erschien wurde er kurzzeitig in Moabit inhaftiert Im Verfahren bei dem Paul Stenig Anklagevertreter war wurde Goebbels zu einer Geldstrafe von 900 Reichsmark verurteilt Nach eigener Aussage von Busdorf kam wahrend des Prozesses im Februar 1931 sein Nachbar Heinrich Becker welcher als Sekretar von Goebbels beschaftigt war zu ihm und uberzeugte ihn als Sympathisant fur die NSDAP zu spenden Gleichzeitig war Busdorf SPD Mitglied Wahrscheinlich war Busdorf vom Wesen her unpolitisch und wollte in erster Linie seine bisher erfolgreiche Polizeikarriere ungestort von ausseren Einflussen weiter fortsetzen 1 Nach der Machtergreifung wurde Otto Busdorf wahrend der Kopenicker Blutwoche von der SA zu Hause abgeholt obwohl er an diesem Tag dienstfrei hatte Busdorf sollte Paul von Essen vernehmen Er bestatigte dass dieser die ursprunglich bei ihm gefundenen Gewehre mit Munition als Jagdaufseher besitzen durfe Ein daraufhin gezeigtes Gewehr identifizierte Busdorf als Wilderergewehr Nach einer Aussage von Busdorf dauerte diese Vernehmung zwanzig Minuten und er sei daraufhin wieder nach Hause gegangen Zeugen widersprachen dem spater und sagten aus dass Busdorf die Misshandlungen an von Essen mit dem er personlich bekannt war gesehen haben musse 1 Ende Marz 1934 wurde er als unzuverlassig aus dem Polizeidienst entlassen und arbeitete daraufhin als Sachbearbeiter in einem Verband der Viehwirtschaft 2 Busdorf beschwerte sich in uber 200 Eingaben uber die Entlassung und wies immer wieder darauf hin dass er nur jederzeit seine Pflicht als Polizeibeamter getan habe ohne Ansehen der Person Auch wies er zu der Zeit darauf hin dass er seit dem 1 Mai 1933 NSDAP Mitglied sei und ausserdem SA Unterscharfuhrer und als solcher Leiter einer Abteilung in der Standarte 15 Um die Anerkennung der Parteimitgliedschaft klagte Busdorf damals bis zum obersten Parteigericht der NSDAP welche ihm aber verwehrt wurde Aufgrund seiner angeblich verleumderischen Aussagen in seinen Eingaben und auch offentlich kam er 1936 fur drei Wochen in Gestapo Haft und wurde 1937 fur vier Monate als Schutzhaftling im KZ Sachsenhausen interniert 1 Nach der Besetzung von Berlin durch die Rote Armee stellte sich Busdorf der nun kommunistischen Zivilverwaltung zum Aufbau neuer Strukturen zur Verfugung wo er dann als stellvertretender Inspektionsleiter in Kopenick tatig war Vom damaligen kommunistischen Burgermeister von Kopenick wurde ihm eine klar antifaschistische Grundhaltung und politische Zuverlassigkeit bestatigt Unter Verweis auf seine KZ Haft wurde Busdorf als Verfolgter des Naziregimes anerkannt Spater bewarb er sich bei der Polizei in Brandenburg und wurde als Lehrer an der Polizeischule angestellt Nachdem ihn ein ehemaliger Nachbar und Nazi denunziert hatte wurde er entlassen wogegen er wieder mit Beschwerdebriefen reagierte 1 Im Februar 1948 wurde er dann erstmals wegen des Verdachts der Beteiligung an der Kopenicker Blutwoche verhaftet Nachdem im Mai 1949 der Haftbefehl wieder aufgehoben wurde und Busdorf ohne Auflagen frei kam versuchte seine Familie ihn davon zu uberzeugen nach West Berlin zu fliehen Busdorf weigerte sich da er sich keiner Schuld bewusst war und auch um sein Haus nicht zu verlieren Nach nur drei Wochen in Freiheit wurde er erneut verhaftet und war dann im Sommer 1950 vor dem Ost Berliner Landgericht einer der 61 Angeklagten im 3 Prozess zu Tatern der Kopenicker Blutwoche Er wurde zu 25 Jahren Zuchthaus 5 Jahren Gefangnis und Einzug seines Vermogens also seines Hauses verurteilt Nachdem im Januar 1956 mehrere seiner Mitangeklagten begnadigt worden waren fragte seine Anwaltin bei der Generalstaatsanwaltschaft der DDR nach ob nicht auch fur diesen eine Entlassung auf dem Gnadenweg moglich sei Dies wurde mit der Begrundung abgelehnt dass Busdorf sicher selbst keine Opfer misshandelt habe aber seine Vernehmungen der SS und SA als Begrundung fur solche und auch fur die folgenden Ermordungen von Antifaschisten gedient habe Damit habe er eine noch ublere Rolle gespielt als seine Mitangeklagten 1 Ein Jahr spater wurde der schon 79 Jahre alte Busdorf von den Gefangnisarzten fur haftunfahig erklart Obwohl jetzt auch die Generalstaatsanwaltschaft seine Entlassung befurwortete sprach sich das Innenministerium der DDR dagegen aus Kurze Zeit spater starb Busdorf im Zuchthaus Brandenburg Gorden Otto Busdorf lebte in einem eigenen Haus in der Siedlung Uhlenhorst in Kopenick Zur damaligen Zeit war das Haus naturnah und abgeschieden am Waldrand und bot trotzdem den Vorteil dass von dort das Polizeiprasidium am Alexanderplatz mit der S Bahn in 30 Minuten erreichbar war Busdorf war begeisterter Jager wovon auch die Dekoration seines Hauses mit den Jagdtrophaen erlegter Tiere zeugte Er war verheiratet und Vater zweier Tochter Das Haus mussten seine Verwandten nach seiner Verurteilung in welchem auch sein Vermogen eingezogen wurde verlassen Diese fanden in der Nachbarschaft eine neue Wohnung 2015 lebte eine Enkelin von ihm weiter in unmittelbarer Nahe in Uhlenhorst 1 Nachleben BearbeitenAm 13 August 1992 beantragten die Nachkommen von Otto Busdorf und die Staatsanwaltschaft beim Kammergericht Berlin die Aufhebung des Urteils 3 Nach dem Kassationsrecht hatte das Gericht nur daruber zu befinden ob das beanstandete Urteil politisch begrundet und unter schwerwiegenden Rechtsfehlern zustande gekommen war ohne eine erneute Beweisaufnahme durchzufuhren Der Antrag wurde abgelehnt weil nach Ansicht des Kammergerichts in der Annahme des Landgerichts Berlin DDR von 1950 dass Paul von Essen aufgrund der Vernehmung durch Busdorf gefoltert und getotet worden sei 1 schwerwiegende Rechtsfehler nicht zu entdecken seien und ein ausgewogenes Urteil vorliege in dem kein Unschuldiger verurteilt worden ist 4 Werke BearbeitenWilddieberei und Forstermorde Band 1 Berlin 1928 DNB 365410217 Wilddieberei und Forstermorde Band 2 Berlin 1929 DNB 365410225 Wilddieberei und Forstermorde Band 3 Berlin 1931 DNB 1155263421Literatur BearbeitenMarco Groschl Kriminalkommissar Otto Busdorf Ein deutsches Polizeischicksal in der Mitte des 20 Jahrhunderts 2012 Bachelorarbeit an Fachhochschule der brandenburgischen Polizei Eberhard Panitz Tatort Kopenick Blutwoche Juni 1933 Berlin 1993 ISBN 978 3 928999 19 9Weblinks BearbeitenBild wahrend des Prozesses 1950 bei gedenkstaette koepenicker blutwoche org Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l Walter Filz Red Tobias Krebs Regie Der Kommissar aus Kopenick Otto Busdorf Eine Polizistenkarriere vom Kaiserreich bis zur DDR PDF 119 kB SWR Feature vom 8 Februar 2015 Manuskript Peter Hillebrand Der Kommissar aus Kopenick Memento vom 14 April 2019 im Internet Archive SWR Website 3 Februar 2015 Teaser zu dem gleichnamigen Feature Claus Dieter Sprink Die Einheit macht s moglich TAZ vom 14 August 1992 S 10 Falco Werkentin Politische Strafjustiz in der Ara Ulbricht Vom bekennenden Terror zur verdeckten Repression 2 Auflage Ch Links Berlin 1997 ISBN 3 86153 150 X S 182 Anm 88 Normdaten Person GND 119205742 lobid OGND AKS VIAF 64812299 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Busdorf OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher Polizist der KriminalpolizeiGEBURTSDATUM 1878STERBEDATUM 19 August 1957STERBEORT Zuchthaus Brandenburg Gorden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Busdorf amp oldid 231065172