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Ossip Aronowitsch Pjatnizki russisch Osip Aronovich Pyatnickij auch Iossif Orionowitsch russisch Iosif Orionovich richtiger Name Tarschis 17 Januarjul 29 Januar 1882greg in Wilkomir 30 Oktober 1938 1 war ein sowjetischer Politiker und Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale EKKI Er wurde Opfer des Grossen Terrors in der Sowjetunion Ossip Pjatnizki vor 1936 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Aktivitaten bis 1917 1 2 Politik von 1917 bis 1937 1 3 Opfer des Grossen Terrors 1 4 Familie 2 Literatur 3 Schriften Auswahl 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLeben BearbeitenAktivitaten bis 1917 Bearbeiten Pjatnizki wurde in einer judischen Familie geboren Lesen und schreiben lernte er autodidaktisch Vom 13 Lebensjahr an lernte er den Beruf eines Schneiders Ende 1897 zog er zu seinem Bruder nach Kowno Ab Mitte 1898 nahm er an einem revolutionaren Zirkel teil und trat der illegalen Gewerkschaft bei von diesem Jahr an wurde ihm spater auch die Mitgliedschaft in der SDAPR angerechnet Spater zog er nach Wilna Dort war er Sekretar und Kassierer in der Gewerkschaft der Damenschneider 1899 und 1900 war er einer der Organisatoren der Feierlichkeiten zum 1 Mai in Wilna Beide Male wurde die Veranstaltung durch die Polizei gewaltsam beendet 1900 nahm er Verbindung zur Redaktion der Zeitung Iskra auf und wurde bald einer ihrer ersten Vertreter in Russland Im Verlauf weniger Jahre organisierte er ein Netz zur illegalen Zustellung der Zeitung aus dem Ausland Anfang Marz 1902 wurde er verhaftet und im Lukjanowski Gefangnis in Kiew gefangengehalten Hier lernte er mit Hilfe von Iosif Blumenfeld einem spateren Menschewik sowie von Nikolai Bauman und Maxim Litwinow die Grundlagen der marxistischen Theorie Am 18 August gelang es ihm mit weiteren elf Mitarbeitern der Iskra ins Ausland zu fliehen Von hier aus war er erneut damit beschaftigt ein Netz fur die Zustellung illegaler Literatur nach Russland zu knupfen dessen Zentrum Berlin war Auf dem Kongress der Auslandsliga der russischen Sozialdemokratie im Oktober 1903 in Genf stellte sich Pjatnizki nach langen Schwankungen auf die Seite der Bolschewiki Da sich der Druck durch die deutsche und die schweizerische Polizei verstarkte kehrte Pjatnizki nach Russland zuruck und siedelte sich in Odessa an Er wurde Mitglied des Stadtkomitees der SDAPR von Odessa Sekretar war S Gussew war beteiligt an der Organisation der Streiks und Demonstrationen vom 12 Oktober 1905 die mit Kampfen zwischen Arbeitern und Polizei endeten Am 15 Januar 1906 wurde er verhaftet konnte aber nicht identifiziert werden so dass er nach sechs Monaten wieder entlassen wurde Anschliessend fuhr er nach Moskau Dort wurde er Leiter des konspirativ technischen Apparates des Moskauer Stadtkomitees 1908 ging er wieder ins Ausland und war im Auslandsburo der SDAPR beschaftigt Politik von 1917 bis 1937 Bearbeiten Nach der Februarrevolution 1917 kam er nach Moskau und leitete die politische Arbeit mit Eisenbahnern Auf der Moskauer Stadtparteikonferenz vom 3 4 April 1917 wurde er zum Mitglied des Stadtkomitees gewahlt Anfang Oktober erklarte er auf einer Beratung mit Mitgliedern der Moskauer Stadt Kreis und Gebietskomitees der SDAPR uber Lenins Brief an das Zentralkomitee des Petersburger und des Moskauer Komitees der Partei uber die Moglichkeit eines Aufstandes in Moskau dass Moskau nicht die Initiative fur den Aufstand ergreifen kann aber den Aufstand wenn er in Petersburg beginnt unterstutzen kann und muss Er begrundete seine Meinung damit dass die Arbeiter der Roten Garde schlecht bewaffnet seien und die Verbindung zwischen dem Stadtkomitee der Partei und den Garnisonen schwach sei Am 11 Oktober 1917 wurde er vom Stadtkomitee nach Petrograd geschickt um dort uber seine Auffassung zu informieren Am 25 Oktober wurde er Mitglied der Parteizentrale zur Leitung des bewaffneten Aufstands in Moskau Am 29 Oktober war er Mitorganisator der Verteilung von Waffen die auf dem Guterbahnhof Sokolniki der Kasaner Eisenbahn entdeckt worden waren an die Roten Garden Am 4 November berichtete er auf einer gemeinsamen Tagung der Moskauer Stadt Bezirks und Gebietskomitees der SDAPR uber die Tatigkeit der Parteizentrale zur Leitung des bewaffneten Aufstands Vom 11 Dezember 1917 an war er Vorsitzender des Gesamtrussischen ausserordentlichen Kongresses der Eisenbahngewerkschaften der Handwerker und Arbeiter in Petrograd Von dort wurde er zum 2 ausserordentlichen Gesamtrussischen Kongress der Eisenbahner vom 5 bis 30 Januar 1918 in Petrograd delegiert Dort wurde er in das Exekutivkomitee gewahlt Seit Januar 1918 war er Mitglied des Exekutivkomitees des Moskauer Sowjets Er war Delegierter des 3 Gesamtrussischen Sowjetkongresses 23 31 Januar 1918 und wurde als Mitglied des Allrussischen Zentralen Exekutivkomitees gewahlt Ab Februar 1919 war er Vorsitzender des Zentralkomitees der Einheitsgewerkschaft der Eisenbahner der RSFSR 1918 19 war Pjatnizki zusammen mit Karl Radek in Berlin Ab 1921 arbeitete Pjatnizki im Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale EKKI Bis 1926 leitete er dort den internen Geheimdienst OMS russisch Otdel meschdunarodnych swjasei In dieser Position uberwachte er die globale Ausweitung der KI Aktivitaten und erwarb sich im Lauf der Jahre grossen Einfluss 2 Opfer des Grossen Terrors Bearbeiten Pjatnizki kritisierte Mitte der 1930er Jahre die unter Georgi Dimitrow forcierte neue Bundnispolitik der kommunistischen Parteien Diese sollten auf Geheiss der Kommunistischen Internationale KI genauer auf Geheiss der KPdSU vor dem Hintergrund expansiver faschistischer Bewegungen in Europa an der Etablierung von Volksfront Regierungen arbeiten also von Bundnissen die weit uber die Zusammenarbeit linker Arbeiterparteien eines Landes Einheitsfront hinausgehen sollten 3 Stalin wurde gegenuber der Kommunistischen Internationale immer misstrauischer und veranlasste 1935 einen radikalen Umbau ihrer Fuhrung auf dem Siebten KI Kongress Pjatnizki war nach diesem Kongress nicht mehr im EKKI vertreten Stattdessen wurde er nun Leiter einer neuen Kontroll Abteilung im Zentralkomitee der KPdSU 4 Weil entsprechende Belege im Protokoll fehlen ist nicht gesichert ob Pjatnizki auf dem ZK Plenum vom Juni 1937 eine Rede hielt die die Repressionen gegen unliebsame Parteimitglieder und Komintern Funktionare in scharfen Worten anklagte Trotz deutlicher Warnungen und Bitten fuhrender KP Funktionare habe Pjatnizki seine Kritik auf diesem Plenum nicht zuruckgezogen Nikolai Jeschow der Chef des NKWD habe ihn daraufhin am Folgetag als ehemaligen zaristischen Spion bezeichnet Kapitalistische Machte hatten sich seiner bedient um die Kommunistische Internationale zu unterwandern Das Plenum nahm ein Misstrauensvotum gegen Pjatnizki mit drei Enthaltungen an eine der Stimmenthaltungen sei von Lenins Witwe Nadeschda Krupskaja gekommen 5 Im Nachgang des Plenums erwartete Pjatnizki seine Verhaftung die Jeschow schliesslich am 7 Juli 1937 personlich vornahm Am 5 Juli 1937 war Pjatnizki bereits aus der Partei ausgeschlossen worden 6 Er wurde zunachst im Butyrka Gefangnis inhaftiert Zeugen berichteten von Folterspuren die sie an Pjatnizki beobachtet hatten Am 10 April 1938 erfolgte seine Verlegung ins Lefortowo Gefangnis 7 Das Militartribunal des Obersten Gerichts der UdSSR eroffnete am 27 Juli 1938 die Verhandlung gegen Pjatnizki und 137 weitere Personen Pjatnizki sei einer der Fuhrer eines faschistischen Spionagerings von Trotzkisten und Rechtsabweichlern Auf einer Liste die die Namen aller 138 Angeklagten auffuhrt findet sich die kurze handschriftliche Anweisung Josef Stalins und Wjatscheslaw Molotows zur Erschiessung aller Aufgelisteten 8 Am 30 Oktober 1938 wurde Pjatnizki schliesslich hingerichtet Nach dem XX Parteitag der KPdSU 1956 wurde er rehabilitiert Familie Bearbeiten 1920 lernte er die damals 21 jahrige Julia Iosifowna Sokolowa kennen Die uberzeugte Kommunistin stammte aus einer russisch polnischen Familie ihre Mutter war polnische Adelige Die beiden wurden ein Paar und heirateten Aus der Verbindung gingen zwei Sohne hervor Igor geboren 1921 und Wladimir geboren 1925 9 Der stalinistische Terror richtete sich ebenfalls gegen die Familie Pjatnizkis Sein Sohn Igor wurde am 9 Februar 1938 verhaftet 10 und anschliessend zu funf Jahren Lagerhaft verurteilt 1941 verlangerten die Organe der Staatsmacht diese Strafe um funf weitere Jahre 1948 kehrte er nach Leningrad zuruck um bald darauf erneut verhaftet und verurteilt zu werden seine abermalige funfjahrige Lagerhaft wurde auf acht Jahre ausgeweitet 11 Am 27 Oktober 1938 verhafteten die Behorden Julia Pjatnizkaja Sie wurde ebenfalls zu einer Haftstrafe verurteilt zunachst im Lager Kandalakscha Im Marz 1939 wurde sie dort denunziert und zu funf Jahren Lagerhaft im Karlag 12 in Karaganda Kasachstan verurteilt Im Dezember 1940 starb sie dort an Entkraftung 13 Wladimir Pjatnizki kam schliesslich in das NKWD Internierungslager im Danilow Kloster Von dort aus wurden Kinder von Volksfeinden in Waisenhauser in der gesamten Sowjetunion verschickt 14 Literatur BearbeitenOrlando Figes Die Flusterer Leben in Stalins Russland Berlin Verlag Berlin 2008 ISBN 978 3 8270 0745 2 Original The Whisperers Private Life in Stalin s Russia Metropolitan Books New York 2007 Lane London 2007 ISBN 978 0 8050 7461 1 ISBN 0 8050 7461 9 ISBN 978 0 8050 7461 1 ISBN 0 8050 7461 9 Vladimir I Pjatnickij Anatolij E Taras Osip Pjatnickij i Komintern na vesach istorii Minsk Charvest 2004 ISBN 985 13 2140 0 S 194 195 Schriften Auswahl BearbeitenWas haben die Faschisten den deutschen Arbeitern gegeben Prometheus Verlag 1934 Die faschistische Diktatur in Deutschland Moskau Leningrad 1934 als Tarnschrift Das geheimnisvolle Skelett von Pitt Strong Verlagshaus Freya Heidenau bei Dresden 1934 Aufzeichnungen eines Bolschewiks Erinnerungen aus den Jahren 1896 1917 Verlag fur Literatur und Politik Wien Berlin 1927 Ubersetzung der Erstveroffentlichung Moskau 1925 Reprint der Auflage von 1930 Aufzeichnungen eines Bolschewiks Erinnerungen aus den Jahren 1896 1917 Oberbaum Verlag Berlin 1972 Ubersetzung der russischen Auflagen von 1936 1969 Deckname Freitag Aufzeichnungen eines Bolschewiks mit einem Vorwort von Wilhelm Piecks Rede vom 30 Januar 1932 Dem Genossen Pjantnizki zum 50 Geburtstag Dietz Verlag Berlin 1984Einzelnachweise Bearbeiten Wladislaw Hedeler Hrsg Stalinscher Terror 1934 41 Eine Forschungsbilanz Basisdruck Berlin 2002 ISBN 3 86163 127 X S 356 Figes Flusterer S 343 Figes Flusterer S 344 f Figes Flusterer S 345 Hierzu Figes Flusterer S 346 348 Figes bezieht sich bei seinen Ausfuhrungen unter anderem auf Hinweise der Familie Pjatnizki Figes Flusterer S 348 349 Figes Flusterer S 455 Figes Flusterer S 455 f Figes Flusterer S 341 und 343 Figes Flusterer S 452 Figes Flusterer S 458 Informationen uber dieses Lager des Gulag auf den Webseiten von Memorial Figes Flusterer S 458 461 Figes Flusterer S 459 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ossip Aronowitsch Pjatnizki Sammlung von Bildern Videos und 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russisch Pyatnickij IosifKURZBESCHREIBUNG sowjetischer Politiker und Prasidiumsmitglied der Kommunistischen InternationaleGEBURTSDATUM 29 Januar 1882GEBURTSORT WilkomirSTERBEDATUM 30 Oktober 1938 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ossip Aronowitsch Pjatnizki amp oldid 229723631