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Die Orgeln von St Johannis Luneburg sind die grosse historische Hauptorgel auf der Westempore und die Chororgel in der funfschiffigen gotischen Hallenkirche St Johannis in Luneburg Das grosse Instrument hat seine heutige Gestalt im Wesentlichen im Jahr 1553 und durch die barocken Erweiterungen erhalten und verfugt heute uber drei Manuale und 51 Register Daneben befindet sich noch eine zweimanualige Chororgel der Firma Kuhn aus dem Jahr 2010 mit 23 Registern in der Kirche HauptorgelAllgemeinesOrt St JohannisOrgelerbauer Hendrik NiehoffBaujahr 1553Epoche RenaissanceOrgellandschaft LuneburgTechnische DatenAnzahl der Register 51Anzahl der Pfeifenreihen 83Anzahl der Manuale 3Tontraktur MechanischRegistertraktur MechanischAnzahl der 32 Register 1SonstigesBedeutende Organisten Georg Bohm Hans Heintze Volker Gwinner Dietrich von Amsberg Joachim VogelsangerBlick auf Orgel und RenaissanceemporeBlick auf das Ruckpositiv Inhaltsverzeichnis 1 Hauptorgel 1 1 Baugeschichte 1 1 1 Vorgangerorgeln 1 1 2 Neubau der Renaissanceorgel 1553 1 1 3 Erweiterungen im Barock 1652 1715 1 1 4 Veranderungen zwischen 1739 und 1922 1 1 5 Restaurierungen im 20 21 Jahrhundert 1 2 Disposition seit 1953 1 3 Technische Daten 2 Chororgel 3 Organisten an St Johannis 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHauptorgel BearbeitenBaugeschichte Bearbeiten Vorgangerorgeln Bearbeiten Bereits im Jahr 1374 wird vom Orgelspiel in St Johannis berichtet Eine Chororgel wurde 1479 in Auftrag gegeben Von einer Hauptorgel sind keine Aufzeichnungen belegt Neubau der Renaissanceorgel 1553 Bearbeiten 1551 erteilte die Kirche dem beruhmten Hendrik Niehoff und Jasper Johansen aus den Auftrag zum Bau einer grossen Orgel die in s Hertogenbosch gebaut und dann uber Amsterdam und Hamburg nach Luneburg uberfuhrt werden sollte Fur das 1553 vollendete Werk erhielten die Brabanter Orgelbauer den Preis von 1000 Talern 1 Dirck Hoyer Hamburg Schwiegersohn von Jacob Scherer erganzte im Jahr 1576 einen Untersatz im ansonsten angehangten Pedal auf einer separaten Windlade in halber Hohe hinter dem Hauptwerk Die kunstvoll verzierten Manualgehause im Renaissancestil von Adriaan Schalken 2 und einige Register des 16 Jahrhunderts blieben bis heute erhalten Hingegen wurden die Flugelturen im Zuge der barocken Erweiterungsumbauten entfernt Verschiedene Pfeifen im Prospekt sind mit filigranen goldenen Masken versehen wahrend einige Diskantfelder Spiegelpfeifen mit zusammengeloteten Fussen aufweisen 1586 erneuerte Matthias Mahn Buxtehude die seitlichen Pedalladen und fugte noch ein hohes Flotenregister hinzu Nach den Angaben von Georg Bohm erfolgte die Windversorgung uber Kondukte aus dem Hauptwerk 3 Michael Praetorius gibt in seiner Organographia Syntagma musicum Band 2 1619 die damalige Disposition mit III P 27 wieder 4 Die Renaissanceorgel war noch weitgehend als Blockwerk konzipiert Praetorius beschreibt eine zusatzliche Bassoktave im Hauptwerk deren acht Pfeifen C1D1E1F1G1A1B1H in den seitlichen Flachfeldern des Hauptwerkgehauses aufgestellt waren Dahinter standen die Pfeifen der Bassregister Der Praestant war auch in der Kontraoktave als 16 spielbar Das Ruckpositiv wies nach niederlandischer Tradition des 16 Jahrhunderts zwei Laden auf wobei der Prinzipalchor auf der Unterlade und der Floten und Zungenchor auf der Oberlade ihren Platz fanden Der Untersatz im Pedal wurde von Dirck Hoyer von eim Orgelmacher zu Hamburg mit Namen M Dirich ohngefehr vor 40 Jahren erganzt und begann bei F Diese Pedallade steht bis heute hinter dem Hauptwerkgehause Die Disposition lautet in systematisierter Anordnung und mit den rekonstruierten Fussangaben 5 I RuckPositiff CDEFGA g2a2Praestant 8 Koppeldone oder Octava 4 MixturScharpQuintadehna 8 Barpipe 4 Klein Holpipe 4 RusspipeSifloit 1 1 2 Regal 8 Schallmey 4 II Werck C1 D1 E1 F1 G1 A1 g2a2Praestant 8 Octava 4 MixturScharpTrommeten Bass 8 Nachthorn Bass 2 Buerfloiten Bass 1 III Oberste Positiff CDEFGA g2a2Praestant 8 Holpipe 8 Floite 4 Nassat 3Gemsshorn 2 Superoctava 2 ZimbelTrommete 8 Pedal F Untersatz 12 Erweiterungen im Barock 1652 1715 Bearbeiten nbsp Bekronender Engel aus dem Dropa Umbau auf dem Mittelturm des OberwerksIm 17 und 18 Jahrhundert erfolgten mehrere Erweiterungsumbauten Die ursprungliche schwalbennestartige Empore musste einer barocken Doppelempore weichen In diesem Zuge wurde das zuvor halbkreisformige Ruckpositiv in die Breite gebaut um einem grosseren Manualumfang und Pfeifenbestand Rechnung zu tragen Zudem wurden die seitlichen Flugelturen entfernt Franz Theodor Kretzschmar nahm 1633 bis 1635 diesen Umbau vor der von Jacob Praetorius Hamburg abgenommen wurde 1651 52 fuhrte Friedrich Stellwagen Lubeck eine Uberholung und einen Erweiterungsumbau durch Die Kontraoktave im mittleren Manual wurde zugunsten einer 16 Anlage ab C aufgegeben Fur die Abnahme zeichnete Heinrich Scheidemann Hamburg verantwortlich In der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts sind nur kleinere Reparaturen bezeugt Ein grosserer Erweiterungsumbau wurde durch Georg Bohm veranlasst der von 1698 bis 1733 Kantor Organist an St Johannis wirkte Er bestand darauf dass die helle und scharffe Intonation sowoll in den alten als auch den neuen Stimmen beibehalten wurde 6 Wahrend seiner Diensttatigkeit lernte der junge Johann Sebastian Bach der von 1700 bis 1702 an der Luneburger Michaelisschule war die weithin bekannte Orgel kennen die damals noch ihren Renaissancecharakter aufwies 1712 bis 1715 erganzte der Schnitger Schuler Matthias Dropa Luneburg ein selbststandiges Pedal mit Vorder und Hinterlade das er in norddeutscher Tradition in seitlichen Pedalturmen errichtete und mit reichem Schnitzwerk versah Dropa erneuerte die mechanische Anlage und ersetzte die Klaviaturen und die Windkanale 6 Das Instrument verfugte mithin uber 47 Register auf drei Manualen und freiem Pedal Veranderungen zwischen 1739 und 1922 Bearbeiten Nach Reparaturen in den Jahren 1739 1755 und 1809 erfolgten erhebliche Veranderungen in das Werk durch Eduard Meyer 1850 bis 1853 und im 19 Jahrhundert weitere kleine Eingriffe Meyer ersetzte etliche Aliquotregister durch grundtonige Floten und Streicherstimmen vergrosserte den Tonumfang und baute neue Laden und Klaviaturen In den Jahren 1922 und 1926 baute Oscar Walcker eine pneumatische Traktur ein und fugte ein Fernwerk in der Barbarakapelle und einen Schwellkasten um das Oberwerk hinzu Die historische Pfeifensubstanz wurde jedoch nicht verandert 7 Restaurierungen im 20 21 Jahrhundert Bearbeiten 1943 wurden Prospekt und Gehause die im Gegensatz zum Pfeifeninnenwerk als erhaltenswert galten ausgelagert Unter dem Einfluss der Orgelbewegung wurde der Wert der Johannisorgel in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts wieder erkannt Rudolf von Beckerath Orgelbau restaurierte das kostbare Instrument in mehreren Schritten 1952 53 wurden der alte Pfeifenbestand aus Renaissance und Barock beibehalten und spatere Veranderungen an der Intonation ruckgangig gemacht Einige Register aus dem 19 Jahrhundert wurden umgearbeitet und in das historische Klangbild integriert wahrend andere Register rekonstruiert wurden Im Wesentlichen erhielt die Orgel die barocke Disposition von Dropa wieder die um einige Register erganzt wurde 1976 wurden die Klaviaturen und Traktur sowie ein Teil der Windladen ersetzt Die erweiterten Klaviaturumfange und die Pedalkoppeln wurden beibehalten Schliesslich erneuerte von Beckerath 1992 die Becher der Bassoktave der Posaune 32 6 Im Jahr 2008 erfolgte eine Dokumentation von Orgelgehause und Pfeifenwerk durch die Firma Flentrop Orgelbouw die auch eine Reinigung und Stimmung der Orgel vornahm Fur eine umfassende Restaurierung wurden Ende 2018 Bundesfordermittel in Hohe von 900 000 Euro freigegeben 8 Insgesamt soll die Restaurierung 2 2 Millionen Euro kosten und von Hendrik Ahrend Ende 2025 bis 2027 durchgefuhrt werden 9 Disposition seit 1953 Bearbeiten Die heutige Disposition lautet 10 I Ruckpositiv C g3Prinzipal 0 8 NGedackt 0 8 BQuintadena 0 8 NOktave 0 4 N D BRohrflote 0 4 M BSesquialtera II 0 M BWaldflote 0 2 BSifflote 1 1 3 0 D BScharff V VII 0 1 BDulzian 16 DBarpfeife 0 8 BTremulant II Hauptwerk C g3Prinzipal 16 N KQuintadena 16 DOktave 0 8 D MGedackt 0 8 MOktave 0 4 N DNachthorn 0 4 MQuinte 2 2 3 0 D MOktave 0 2 N DBauernflote 0 2 MMixtur VI VIII 0 1 1 3 D BScharff IV V 0 2 3 BTrompete 16 D BTrompete 0 8 N BSchalmey 0 4 B III Oberwerk C g3Prinzipal 0 8 NRohrflote 0 8 NOktave 0 4 DBlockflote 0 4 MNasat 2 2 3 0 NGemshorn 0 2 NTerzian II BOktave 0 1 BMixtur V VI 0 0 1 M BZimbel III 0 1 6 BTrompete 0 8 BDulzian 0 8 D BTremulant Pedal C f1Prinzipal 16 0 DUntersatz 16 HOktave 0 8 DGedackt 0 8 DOktave 0 4 DNachthorn 0 2 DBauernflote 0 1 MRauschpfeife II 0 MMixtur VI VIII 0 2 D BPosaune 32 D BPosaune 16 D BTrompete 0 8 D BTrompete 0 4 M BKornett 0 2 BKoppeln I II III II III P I P II PN Hendrik Niehoff 1553 H Dirck Hoyer 1576 K Franz Theodor Kretzschmar 1635 D Mathias Dropa 1715 M 19 Jh vorwiegend Eduard Meyer umgearbeitet von Beckerath B Rudolf von Beckerath 1953 1992 Technische Daten Bearbeiten Traktur Tontraktur Mechanisch Registertraktur Mechanisch Windversorgung Winddruck 75 mmWS Stimmung Hohe a1 453 Hz Gleichstufige StimmungChororgel BearbeitenChororgel nbsp AllgemeinesOrt St JohannisOrgelerbauer Orgelbau KuhnBaujahr 2010Epoche 21 JahrhundertOrgellandschaft LuneburgTechnische DatenAnzahl der Register 23Anzahl der Pfeifenreihen 30Anzahl der Manuale 2Tontraktur MechanischRegistertraktur Mechanisch nbsp Spieltisch der ChororgelNeben der historischen Orgel befindet sich seit 2010 eine Chororgel der Schweizer Firma Kuhn aus Mannedorf in der Kirche Klanglich ist sie bewusst als Erganzung zur Renaissance Barock Orgel konzipiert namlich in klassisch franzosisch romantisch symphonischer Tradition Sie wurde am 23 Mai 2010 geweiht Sie soll bei Oratorien und Choren sowie fur symphonische Orgelmusik des 19 und 20 Jahrhunderts eingesetzt werden Nach Planen des Architekten Carl Peter von Mansberg Luneburg wurde der kubusformige Prospekt gestaltet Die Disposition umfasst 23 Register auf zwei Manualen und Pedal 10 I Grand Orgue C g31 Bourdon 16 2 Montre 0 8 3 Flute ouverte 0 8 4 Flute douce 0 8 5 Prestant 0 4 6 Quinte 2 2 3 7 Doublette 0 2 8 Fourniture IV 0 0 2 9 Trompette 0 8 II Recit expressif C g310 Quintaton 16 11 Flute harmonique 0 8 12 Viole de gambe 0 8 13 Voix celeste 0 8 14 Flute octaviante 0 4 15 Nazard 2 2 3 16 Octavin 0 2 17 Tierce 1 3 5 18 Basson 16 19 Trompette harmonique 0 0 8 20 Hautbois 0 8 21 Voix humaine 0 8 Tremulant Pedale C f122 Contrebasse 16 Soubasse Nr 1 16 Octave Nr 2 0 8 Flute Nr 3 0 8 Bombarde Ext Nr 23 0 16 23 Trompette 0 8 Koppeln Normalkoppeln II I I P II P Suboktavkoppeln II I Superoktavkoppeln II P Spielhilfen 14 1000 fache SetzeranlageErganzt werden die beiden Orgeln um eine kleine fahrbare Truhenorgel die Michael Braun 2013 baute Sie dient als Continuo Instrument zur Begleitung von Ensembles und Chorwerken und verfugt uber die beiden Register Gedackt 8 und Flote 4 Die Stimmtonhohe ist variabel 415 440 oder 465 Hz Organisten an St Johannis BearbeitenSeit dem Bau der Niehoff Orgel sind die Johannis Organisten luckenlos bezeugt 11 1554 1593 Jost Funcke 1595 1616 Johann Steffens ab 1593 provisorisch 1617 1667 Franciskus Schaumkell der Altere 1676 1697 Christian Flor ab 1668 provisorisch 1698 1733 Georg Bohm 1734 1737 Georg Wilhelm Saxer 1737 1753 Ludwig Ernst Hartmann 1753 1755 Leonhard Bernhard Georg Hartmann 1755 1758 Karl Otto Ulrich 1758 1766 Johann Christoph Schmugel 1766 1775 Johann Friedrich Gottlieb Westenholtz 1775 1809 Johann Gerhard Sasse 1809 1841 Joachim Justus Colln 1842 1870 Louis Anger 1870 Heinrich Heinrich Stiehl 1871 1920 Carl Uellner 1920 1949 Carl Hoffmann 1949 1956 Hans Heintze 1957 1977 Volker Gwinner 1977 2002 Dietrich von Amsberg 2002 2023 Joachim Vogelsanger ab 2023 Ulf WellnerWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Grosse Orgel St Johannis Luneburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite der Kirchengemeinde in St Johannis Grosse Orgel auf NOMINE e V Chororgel auf NOMINE e V Literatur BearbeitenMichael Praetorius Syntagma musicum Band II De Organographia Barenreiter Kassel et al 1985 ISBN 3 7618 0183 1 S 170 171 archive org Faksimile von Wolfenbuttel 1619 Rudolf Utermohlen Die Orgel zu St Johannis in Luneburg Museumsverein fur das Furstentum Luneburg Luneburg 1952 Sonderdruck aus Luneburger Blatter 3 1952 Maarten A Vente Die Brabanter Orgel Zur Geschichte der Orgelkunst in Belgien und Holland im Zeitalter der Gotik und der Renaissance H J Paris Amsterdam 1963 Harald Vogel Gunter Lade Nicola Borger Keweloh Orgeln in Niedersachsen Hauschild Bremen 1997 ISBN 3 931785 50 5 Christoph Wolff Markus Zepf Die Orgeln J S Bachs Ein Handbuch Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2006 ISBN 3 374 02407 6 S 79 81 Einzelnachweise Bearbeiten Vogel Orgeln in Niedersachsen 1997 S 104 Vente Die Brabanter Orgel 1968 S 196 Vogel Orgeln in Niedersachsen 1997 S 105 Praetorius Organographia 1618 S 170 f online abgerufen am 9 Mai 2017 Nach Vogel Orgeln in Niedersachsen 1997 S 348 a b c Vogel Orgeln in Niedersachsen 1997 S 107 Orgel auf NOMINE e V abgerufen am 26 Marz 2018 900 000 Euro fur Orgel in St Johannis abgerufen am 14 Januar 2022 Luneburgs Bach Orgel wird fur Millionenbetrag erneuert abgerufen am 22 April 2022 a b Homepage der Kirche Orgeln abgerufen am 26 Marz 2018 Horst Walter Musikgeschichte der Stadt Luneburg vom Ende des 16 bis zum Anfang des 18 Jahrhunderts Verlag Hans Schneider Tutzing 1967 53 247763888889 10 412888888889 Koordinaten 53 14 52 N 10 24 46 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orgeln von St Johannis Luneburg amp oldid 238570348