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Organische Halbleiter sind Halbleiter die auf organischen Materialien basieren und in besonderen elektronischen Bauelementen verwendet werden Die Anwendung wird Organische Elektronik genannt und enthalt neben allgemeinen Elektronikschaltungen auch Plastikelektronik genannt auch Spezialanwendungen wie die organische Leuchtdiode OLED und die organische Solarzelle Rastertunnelmikroskop Aufnahme von selbstassemblierten Molekulketten des organischen Halbleiters ChinacridonInhaltsverzeichnis 1 Elektronische Eigenschaften 1 1 Intramolekulare Leitfahigkeit 1 2 Intermolekularer Ladungstransport 2 Klassifizierung 3 Verwendungsmoglichkeiten 4 EinzelnachweiseElektronische Eigenschaften BearbeitenNach dem Hybridisierungsmodell kann die elektrische Leitfahigkeit organischer Kohlenstoffverbindungen und des Graphits auf die sp2 Hybridisierung des Kohlenstoffs zuruckgefuhrt werden Demnach bilden sich bei gebundenen Atomen durch die Hybridisierung eines 2s Atomorbitals und zweier 2p Atomorbitale 2px und 2py drei aquivalente sp2 Hybridorbitale die in einer Ebene liegen und einen Winkel von 120 bilden Die Bindungen zwischen den Atomen erfolgen uber s Bindungen die durch die Uberlappung zweier Hybridorbitale zwischen benachbarten Atomen zustande kommt Das dritte p Orbital 2pz das selbst kein Hybridorbital bildet steht senkrecht zur Ebene der Hybridorbitale Zwischen diesen 2pz Atomorbitalen benachbarter Kohlenstoffatome kommt es zu einer p Bindung die aus einer seitlichen Uberlappung der im Modell als hantelformig beschriebenen p Orbitale entsteht Somit konnen zwischen zwei Nachbaratomen sowohl eine s als auch eine p Bindung auftreten ein Fall der als Doppelbindung bezeichnet wird Intramolekulare Leitfahigkeit Bearbeiten Wechseln sich diese Doppelbindungen mit Einfachbindungen in regelmassiger Folge ab sind mehrere Moglichkeiten der Reprasentation dieser Abfolge in der Verbindungsstruktur offen Mit welchem der drei Hybridorbitale des Kohlenstoffs sich eine p Bindung uberlagert und damit eine Doppelbindungs Position definiert ist nicht festgelegt und kann daher nur durch drei verschiedene Strukturformeln mesomere Grenzstrukturen Resonanzstrukturen beschrieben werden Da jedoch der Energiegehalt jeder dieser Grenzstrukturen grosser ist als der tatsachliche Energiegehalt einer Verbindung und experimentell keine Unterschiede zwischen den Bindungen festzustellen sind vgl 1 muss angenommen werden dass keine dieser Grenzstrukturen allein verwirklicht ist sondern von einer Uberlagerung aller Grenzstrukturen ausgegangen werden muss Eine derartige Uberlagerung von Einfach und Doppelbindungen wird als konjugierte Struktur bezeichnet innerhalb dieser sind p Bindungen nicht mehr lokalisierbar so dass ein sogenanntes delokalisiertes p Elektronensystem vorliegt Auf solchen konjugierten Strukturen mit delokalisierten p Elektronen basiert die molekulare Leitfahigkeit organischer Verbindungen Auch die Farbigkeit von Pigmenten basiert auf intramolekularer Leitfahigkeit Delokalisierte p Elektronen lassen sich leicht zu einem Ubergang vom hochsten besetzten Molekulorbital HOMO in das niedrigste unbesetzte Molekulorbital LUMO anregen da die Energiedifferenz zwischen den bindenden und antibindenden p Molekulorbitalen die in einem sp2 hybridisierten Kohlenstoffsystem auch zugleich das HOMO bzw LUMO reprasentieren in einem Grossenbereich liegt welcher der Energie von Licht mit einer Wellenlange nahe oder innerhalb des sichtbaren Lichtspektralbereiches entspricht Dabei ist die Energiedifferenz umso geringer je grosser die Delokalisierung ist Dies fuhrt neben den halbleitenden Eigenschaften dazu dass die p konjugierte Struktur als Teil eines chromophoren Systems wirken kann 2 das durch Lichtabsorption und Fluoreszenz im sichtbaren Spektralbereich Molekule farbig erscheinen und somit als organische Farbpigmente wirken lasst Intermolekularer Ladungstransport Bearbeiten Die intermolekulare Leitfahigkeit organischer Halbleiter ist von verschiedenen Faktoren abhangig Zu ihnen gehoren sowohl strukturelle Parameter gegenseitige Anordnung der Molekule Art der intermolekularen Wechselwirkungen Ordnungsgrad Dichte der Strukturdefekte wie auch Einflusse aus der Umgebung z B Temperatur 3 In hoch geordneten supramolekularen Verbanden reine Einkristalle kommt es zu einer elektronischen Kopplung der p Systeme uber Wasserstoffbrucken oder Van der Waals Wechselwirkungen 4 5 Im ungestorten kristallinen Verband interagieren samtliche durch die einzelnen p Molekulorbitale reprasentierten HOMO und LUMO Niveaus und spalten sich auf in entsprechende Valenz und Leitungsbander Auf dieser Grundlage kann der Ladungstragertransport fur viele kristalline organische Halbleiter durch einen Band ahnlichen Transport beschrieben werden 6 7 Voraussetzung fur die Dominanz dieses Mechanismus ist allerdings dass eine ausreichend niedrige Temperatur im Grossenordnungsbereich von ca 30 K gegeben ist steigt die Temperatur wird dagegen ein anderer Transportmechanismus das thermisch aktivierte Polaron Hopping Hupfen immer effektiver und dominiert schliesslich 6 Der Ladungstransport in ungeordneten Halbleitern kann ebenfalls durch so genanntes hopping englisch thermische Anregung der Elektronen uber die Potentialbarriere beschrieben werden 7 8 Fur leitfahige Polymere spielt hopping insofern eine Rolle als damit eine Moglichkeit des Ladungstransfers zwischen verschiedenen Polymerketten hinweg gegeben ist In den Polymerketten selbst konnen sich p Bindungen uber die gesamte Lange der Kette hinweg delokalisieren so dass ein quasi eindimensionales elektronisches System vorliegt Die Bandlucke zwischen den gefullten Valenz und den leeren Leitungsbandern lasst sich durch Dotierung eliminieren so dass eine den Metallen vergleichbare Leitfahigkeit entsteht 9 In solchen Proben ergibt sich damit insgesamt eine hochgradig anisotrope Leitfahigkeit die im Band Transport mit metallischer Leitfahigkeit entlang der Polymerketten einerseits und einem Hopping Transport mit wesentlich geringerer Leitfahigkeit zwischen den Ketten andererseits begrundet ist 10 Klassifizierung BearbeitenOrganische Halbleiter konnen uber das Kriterium der molaren Masse in zwei Klassen unterteilt werden 11 konjugierte Molekule und konjugierte Polymere Beispiele konjugierter Molekule linear kondensierte Ringsysteme z B Oligoacene wie Anthracen Pentacen und dessen Derivate z B Chinacridon oder auch z B Benzenthiolate zweidimensional kondensierte Ringsysteme z B Perylen PTCDA und dessen Derivate Naphthalin Derivate Hexabenzocoronen Metallkomplexe z B Phthalocyanine oder Alq3 Beq2 dendritische Molekule Starburst Molekule 12 z B 4 4 4 tris N N diphenyl amino triphenylamine TDATA heterozyklische Oligomere z B Oligothiophene Oligophenylenevinylene Beispiele konjugierter Polymere heterozyklische Polymere z B Polythiophene Polyparaphenylen Polypyrrol Polyanilin Kohlenwasserstoffketten z B Polyacetylen Polysulfurnitride Eine solche Einteilung erweist sich unter dem Aspekt der Eignung der Substanzklassen fur verschiedene Forschungs und Anwendungsgebiete der Elektronik als gunstig fur einen Uberblick denn wahrend sich Mono und Oligomere mit einer niedrigen molaren Masse neben dem Einsatz in der Plastikelektronik aufgrund ihrer geringen Grosse auch als Funktionselemente fur eine molekulare Nanoelektronik Molekularelektronik eignen sind konjugierte Polymere im Wesentlichen auf die Plastikelektronik beschrankt Verwendungsmoglichkeiten BearbeitenDie Verwendungsmoglichkeiten der erwahnten Substanzgruppen lassen sich im Wesentlichen den folgenden Bereichen zuordnen Molekularelektronik Organische Elektronik Plastikelektronik Organische Pigmente Insbesondere Pentacen und Perylen Derivate sowie Phthalocyanine wirken durch ihre chromophoren Systeme als intensive Farbmittel Aufgrund der weit verbreiteten industriellen Anwendungen 13 vor allem als Druckfarben Autolacke oder zum Einfarben von Kunststoffen werden sie von der Farbindustrie kommerziell in grossen Mengen hergestellt und sind auch im Einzelhandel als Kunstlerfarben erhaltlich Einzelnachweise Bearbeiten E Riedel Allgemeine und Anorganische Chemie 6 Aufl de Gruyter Berlin New York 1994 S 104 I Ledoux et al Properties of novel azodyes containing powerful acceptor groups and thiophene moiety In Synthetic Metals 115 2000 S 213 217 J L Bredas J P Calbert D A da Silva Filho J Cornil Organic semiconductors A theoretical characterization of the basic parameters governing charge transport In PNAS 99 2002 S 5804 5809 J Kalinowski W Stampor P Di Marco V Fattori Electroabsorption study of excited states in hydrogen bonding solids epindolidione and linear trans quinacridone In Chem Phys 182 1994 341 352 P J F de Rege S A Williams M J Therien Direct Evaluation of Electronic Coupling Mediated by Hydrogen Bonds Implications for Biological Electron Transfer In Science 269 1995 S 1409 1412 a b N Karl Charge carrier transport in organic semiconductors In Synthetic Metals 133 134 2003 649 657 a b C D Dimitrakopoulos P R L Malenfant Organic Thin Film Transistors for Large Area Electronics In Advanced Materials 14 2002 S 99 118 Lexikon der Physik Hopping Mechanismus spektrum de abgerufen am 17 Marz 2018 C K Chiang C R Fincher Y W Park A J Heeger H Shirakawa E J Louis S C Gau Alan G MacDiarmid Electrical Conductivity in Doped Polyacetylene In Physical Review Letters Band 39 Nr 17 1977 S 1098 1101 doi 10 1103 PhysRevLett 39 1098 A B Kaiser Electronic transport properties of conducting polymers and carbon nanotubes In Reports on Progress in Physics 64 2001 S 1 49 H E Katz Z Bao S Gilat Synthetic chemistry for Ultrapure Processable and High Mobility Organic Transistor Semiconductors In Accounts of Chemical Research 34 2001 S 359 369 Y Shirota Organic materials for electronic and optoelectronic devices In Journal of Materials Chemistry 10 2000 S 1 25 W Herbst K Hunger Industrielle Organische Pigmente Herstellung Eigenschaften Anwendung 2 Aufl Wiley VCH Weinheim 1995 ISBN 3 527 28744 2 S 8 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Organische Halbleiter amp oldid 223769412