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Kupferorganische Verbindungen oder Kupferorganyle sind metallorganische Verbindungen des chemischen Elementes Kupfer Ihre haufigste Verwendung finden sie in der organischen Chemie fur Synthesen Aufgrund ihrer hohen Reaktivitat werden sie meist nicht als fertiges Reagenz gekauft sondern entweder direkt vor der gewunschten Reaktion hergestellt und sofort verwendet oder sie entstehen wahrenddessen in situ Inhaltsverzeichnis 1 Verbindungen 2 Geschichte 3 Herstellung 4 Eigenschaften 4 1 Monoalkyl Kupferverbindungen 4 2 Cuprate 5 Reaktionen 5 1 1 4 Addition 5 2 Nucleophile Substitution 5 3 Kupplungen 6 Einzelnachweise 7 LiteraturVerbindungen BearbeitenKupfer bildet mit organischen Resten d h Molekulteilen die uberwiegend aus Kohlenwasserstoffen bestehen hier mit R abgekurzt eine Reihe von Verbindungstypen die nach der stochiometrischen Zusammensetzung und anderen neben Kupfer noch beteiligten Metallen unterschieden werden Zu jedem dieser Verbindungstypen gehort jeweils eine grosse Zahl von Verbindungen mit unterschiedlichen organischen Resten wie Methyl oder Ethylresten Die komplexeren kupferorganischen Verbindungen mit mehr als einem organischen Rest werden auf Grund ihrer R2Cu Anionen auch als organische Cuprate von lat cuprum Kupfer at Anion Endung vgl Sulfat bezeichnet Die wichtigsten Verbindungsklassen sind Gilman Cuprate nach Henry Gilman mit der allgemeinen Formel R2CuLi Normant Cuprate nach J F Normant mit der allgemeinen Formel R2CuMgX Knochel Cuprate nach P Knochel mit der allgemeinen Formel RCu CN ZnX Monoalkyl Kupferverbindungen mit der allgemeinen Formel RCu Cyano Cuprate mit der allgemeinen Formel R2CuLi LiCNNeben den normalen Cupraten die auch als Cuprate niederer Ordnung bezeichnet werden existieren auch solche hoherer Ordnung mit der allgemeinen Formel MenCumRn m Me Metall 1 nbsp Beispiele aller wichtigen Verbindungen mit n Butyl als organischem MolekulanteilGeschichte BearbeitenAls erste Kupfer Kohlenstoff Verbindung wurde 1859 von Rudolf Christian Bottger das Kupferacetylid Cu2C2 eine explosive Verbindung von Kupfer und Ethin hergestellt Die eigentliche Erforschung begann 1936 mit Henry Gilman der zunachst die Reaktion von Monoalkylkupferverbindungen mit Halogenalkanen erforschte 1941 erkannte Kharash dass Grignard Verbindungen mit 2 Cyclohexen 1 on in Anwesenheit von Kupfersalzen nicht zum 1 2 Produkt wie es bei Reaktionen von Grignard Verbindungen mit Ketonen normal gewesen ware sondern zum 1 4 Produkt reagieren Im Jahr 1952 konnte Gilman dann mit CH3 2CuLi das erste organische Cuprat synthetisieren 1 Herstellung BearbeitenOrganische Kupferverbindungen werden durch Transmetallierung d h durch Austausch des Metalls im Molekul aus anderen metallorganischen Verbindungen und Kupferhalogeniden meist Kupfer I iodid oder Kupfer I bromid hergestellt Auch Pseudohalogenide wie Kupfer I cyanid sind als Kupferspender fur die Synthese dieser Verbindungen moglich C u I 2 B u L i B u 2 C u L i L i I displaystyle mathrm CuI 2 BuLi longrightarrow Bu 2 CuLi LiI nbsp Reaktion von Kupfer I iodid und Butyllithium Bu Butylrest dd C u B r 2 B u M g B r B u 2 C u M g B r M g B r 2 displaystyle mathrm CuBr 2 BuMgBr longrightarrow Bu 2 CuMgBr MgBr 2 nbsp Reaktion von Kupfersalz und Grignard Verbindung Bu Butylrest dd dd dd Fur die einzelnen Reagenzklassen werden unterschiedliche Vorlauferreagenzien benotigt Bei den Gilman Cupraten sind es Organische Lithiumverbindungen wie beispielsweise Butyllithium oder Methyllithium Bei den Normant Cupraten dienen Grignard Verbindungen also organische Verbindungen des Magnesiums als Ausgangssubstanzen bei den Knochel Cupraten organische Zinkverbindungen Dabei ist auf die richtige Stochiometrie zu achten Bei einem Verhaltnis von 1 1 entstehen Monoalkyl Kupferverbindungen bei 2 1 von organischer Verbindung zu Kupfersalz Cuprate und bei noch grosseren Uberschussen an organischen Reagenzien Cuprate hoherer Ordnung Es konnen auch zwei metallorganische Verbindungen verwendet werden die sich in ihren organischen Resten unterscheiden Einer dieser beiden ist hier meist eine unreaktive Verbindung haufig Thiophen Da bei einer Reaktion eines Cuprates immer nur ein organischer Rest reagiert hat dies den Vorteil dass man Reagenzien die sonst bei der Reaktion verloren gehen wurden spart Dies ist vor allem bei komplizierteren und damit schwerer herzustellenden Molekulen wichtig C u I B u L i B u C u L i I displaystyle mathrm CuI BuLi longrightarrow BuCu LiI nbsp dd dd B u C u T h i o L i B u T h i o C u L i displaystyle mathrm BuCu Thio Li longrightarrow Bu Thio CuLi nbsp dd Herstellung von organischen Kupferverbindungen mit unterschiedlichen Resten Bu Butylrest Thio Thiophen dd Eigenschaften BearbeitenEs sind bisher nur kupferorganische Verbindungen bekannt bei denen Kupfer die Oxidationsstufe I in Zwischenstufen auch III besitzt Organische Kupfer II Verbindungen zerfallen sofort unter Bruch der Kupfer Kohlenstoff Bindung Da die Kupfer Sauerstoff Bindung sehr viel starker als die Kupfer Kohlenstoff Bindung ist sind die meisten organischen Kupferverbindungen sehr empfindlich gegen Sauerstoff und Wasser Reaktionen mit ihnen mussen daher in inerten organischen Losungsmitteln wie Diethylether oder 1 4 Dioxan und unter Luftabschluss z B Argon durchgefuhrt werden Monoalkyl Kupferverbindungen Bearbeiten Monoalkyl Kupferverbindungen haben die allgemeine Formel RCu R ist dabei ein organischer Rest Der Rest kann eine Alkylgruppe ein Aromat ein Alken oder ein Alkin sein Auch kompliziertere oder grossere Reste sind moglich Es durfen jedoch keine nucleophilen funktionellen Gruppen wie Ester oder Alkoholgruppen im Molekul vorhanden sein da diese sowohl mit anderen kupferorganischen Verbindungen als schon bei der Herstellung mit den dafur notigen Reagenzien z B Grignard Verbindungen reagieren Kupferorganische Verbindungen sind wie andere metallorganische Verbindungen nucleophil d h sie ubertragen bei der Reaktion ihren organischen Rest an elektrophile Stellen in anderen Molekulen Dadurch kommt es zur Knupfung einer Kohlenstoff Kohlenstoff Einfachbindung Monoalkyl Kupferverbindungen sind haufig explosiv und zersetzen sich leicht Sie sind darum schwer zu handhaben und werden auch selten oder nur in katalytischen Mengen eingesetzt Dies betrifft vor allem die Verbindungen deren organischer Rest klein ist So zersetzt sich Methylkupfer CH3Cu schon ab 15 C wahrend Phenylkupfer C6H5Cu bei 100 C in einer inerten Atmosphare noch stabil ist 2 Die Struktur vieler kupferorganischen Verbindungen ist tetramer sie sind aus jeweils vier verbruckten CuR Einheiten aufgebaut Dadurch ergibt sich eine viereckige Struktur wobei sich organische Molekulteile an den Ecken und Kupfer auf den Seitenkanten befindet Eine Ausnahme ist Methylkupfer diese Verbindung ist polymer aus langen Cu Me Cu Ketten aufgebaut 3 Cuprate Bearbeiten Cuprate unterscheiden sich in ihren Eigenschaften deutlich von den Monoalkyl Kupferverbindungen Sie sind wesentlich stabiler und nucleophiler als diese Darum werden sie sehr viel haufiger und auch in stochiometrischen Mengen in Reaktionen verwendet Die einzelnen Arten an Cupraten unterscheiden sich in ihren Eigenschaften und Reaktionen kaum und konnen deshalb meist auch alternativ eingesetzt werden Eine Ausnahme sind die Knochel Cuprate Diese sind deutlich weniger reaktiv als die anderen und mussen vor der Reaktion durch den Zusatz von Lewis Sauren wie Bortrifluorid aktiviert werden Dadurch ist es moglich Reaktionen auch mit Molekulen durchzufuhren die normalerweise nicht zuganglich sind Dies sind vor allem solche in denen bestimmte funktionelle Gruppen wie beispielsweise eine Estergruppe vorhanden sind In Losungen liegen Gilman Cuprate abhangig vom Losungsmittel in einem Gleichgewicht von Dimer aus zwei R2CuLi und Monomeren vor Reaktionen BearbeitenCuprate spielen in einigen Reaktionen der organischen Chemie eine Rolle Sie werden sowohl als Katalysator als auch stochiometrisch eingesetzt Cuprate werden meist nicht direkt eingesetzt sondern werden erst wahrend der Reaktion aus metallorganischen Verbindungen und Kupferhalogeniden gebildet Die wichtigsten Reaktionen sind die 1 4 Addition an a b ungesattigte Ketone Carbonsauren oder Ester Nucleophile Substitutionen und Kupplungsreaktionen 1 4 Addition Bearbeiten Die 1 4 Addition auch Michael Addition genannt an a b ungesattigte Ketone Carbonsauren oder Ester ist die wichtigste Reaktion von kupferorganischen Verbindungen a b ungesattigte Ketone sind Verbindungen die an dem Kohlenstoffatom das der Carbonylgruppe benachbart ist eine Doppelbindung besitzen Die Zahlen 1 und 4 beziehen sich auf eine Zahlung bei der das Sauerstoffatom der Carbonylgruppe die Zahl 1 erhalt und die folgenden Kohlenstoffatome nacheinander nummeriert werden Bei der 1 4 Addition wird somit eine C C Bindung an der Doppelbindung gebildet diese wird zu einer Einfachbindung nbsp 1 4 Addition von 2 Cyclohexen 1 on und einem Gilman CupratNucleophile Substitution Bearbeiten Neben der 1 4 Addition ist die nucleophile Substitution eine weitere wichtige Reaktion von Cupraten Bei dieser Reaktion ubertragt das Cuprat einen organischen Rest an ein Kohlenstoffatom das eine geeignete Abgangsgruppe tragt und bildet eine C C Bindung Dabei wird die Abgangsgruppe beispielsweise ein Iodid oder Bromid Ion abgespalten Der Mechanismus verlauft nach dem sogenannten SN2 Mechanismus d h der Angriff des nucleophilen Kohlenstoffes und die Abspaltung der Abgangsgruppe finden gleichzeitig statt R 2 C u L i M e I R M e L i I R C u displaystyle mathrm R 2 CuLi Me I longrightarrow R Me LiI RCu nbsp Nucleophile Substitution von Methyliodid und Knupfung einer C C BindungKupplungen Bearbeiten Kupfer katalysiert einige Kupplungsreaktionen von organischen Molekulen Dabei bilden sich in Zwischenstufen kupferorganische Verbindungen Es wird zwischen einigen Kupplungen mit unterschiedlichen Reagenzien und Reaktionsbedingungen unterschieden Eine wichtige Kupplung ist die Sonogashira Kupplung bei der zunachst ein terminales Alkin d h ein Alkin das an einer Seite ein Wasserstoff Atom besitzt mit dem Kupfersalz zu einer Kupfer Alkin Verbindung reagiert Diese wird dann unter Palladium Katalyse mit einem Halogenalkan gekuppelt 4 nbsp Sonogashira KupplungNeben dieser Kupplung die neben Kupfer auch noch einen Palladium Katalysator erfordert gibt es noch einige Palladium freie Kupplungsreaktionen Dies sind vor allem die Ullmann und die Glaser Kupplung Bei der Ullmann Kupplung werden symmetrische Biaryle bei erhohter Temperatur mit Hilfe von Kupfer I iodid synthetisiert 5 Bei der Glaser Kupplung werden terminale Alkine mit Hilfe von Kupferhalogeniden und Sauerstoff miteinander verbunden 6 nbsp Ullmann KupplungEinzelnachweise Bearbeiten a b Chr Elschenbroich Organometallchemie 5 Auflage 2005 S 234 H Heaney S Christie Product class 4 Organometallic complexes of copper In Josef Houben Theodor Weyl I A O Neil Science of Synthesis Band 3 Thieme Verlag 2004 S 529 A F Holleman E Wiberg N Wiberg Lehrbuch der Anorganischen Chemie 102 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2007 ISBN 978 3 11 017770 1 S 1452 Reinhard Bruckner Reaktionsmechanismen Organische Reaktionen Stereochemie moderne Synthesemethoden 3 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Munchen 2004 ISBN 3 8274 1579 9 S 715 Reinhard Bruckner Reaktionsmechanismen Organische Reaktionen Stereochemie moderne Synthesemethoden 3 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Munchen 2004 ISBN 3 8274 1579 9 S 689 Christoph Elschenbroich Organometallchemie 5 Auflage Teubner B G GmbH Wiesbaden 2005 ISBN 3 519 53501 7 S 241 Literatur BearbeitenH Heaney S Chistie Product class 4 organometallic complexes of copper Science of Synthesis 2004 S 305 662 engl Christoph Elschenbroich Organometallchemie 5 Auflage Teubner B G GmbH Wiesbaden 2005 ISBN 3 519 53501 7 S 234 245 A F Holleman E Wiberg N Wiberg Lehrbuch der Anorganischen Chemie 102 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2007 ISBN 978 3 11 017770 1 S 1451 1452 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kupferorganische Verbindungen amp oldid 209237374