www.wikidata.de-de.nina.az
Das ordovizische Massenaussterben ereignete sich gegen Ende des Ordoviziums vor etwa 450 bis 440 Millionen Jahren und zahlt zu den grossten Massenaussterben der Erdgeschichte sowohl hinsichtlich des Anteils der ausgeloschten Gattungen wie auch bezogen auf den Gesamtverlust an Individuen Zeitskala in Ma vor heute Wahrscheinlich traten in der Zeit zwischen 450 und 440 Millionen Jahren vor heute zwei Aussterbewellen im Abstand von einer Million Jahren auf 1 Zu dieser Zeit war der Lebensraum aller bekannten Lebensformen auf die Meere und Seen begrenzt 2 Etwa 85 der Arten 60 der Gattungen und 26 der Familien aller meeresbewohnenden Arten starben aus 3 darunter zwei Drittel aller Armfusser und Moostierchen 2 auch Muscheln Stachelhauter und Korallen waren stark betroffen 1 Die Ursache des Massenaussterbens scheint die Bewegung von Gondwana gewesen zu sein das in die Region des Sudpols driftete Die damit einhergehenden Vereisungen fuhrten zu einem Abfall des Meeresspiegels und zu einer globalen Abkuhlung Mit fallendem Meeresspiegel gingen Lebensraume in den Flachseebezirken entlang der Kontinentalsockel verloren und Verbindungen zwischen Raumen wurden unterbrochen 1 Hinweise auf die Vereisung fanden sich auch in Sedimenten die in der Sahara entdeckt wurden In der nachfolgenden Kombination aus Absinken des Meeresspiegels und Abkuhlung des globalen Klimas wird der wesentliche Grund fur das Massenaussterben im oberen Ordovizium gesehen Inhaltsverzeichnis 1 Kontext 2 Mogliche Ursachen 2 1 Gammablitz 2 2 Vulkanismus und Verwitterung 3 Ende des Ereignisses 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseKontext BearbeitenDas Aussterben fand vor ungefahr 443 Millionen Jahren statt wie Funde aus dem oberen Ordovizium dokumentieren und markiert die Grenze zwischen dem Ordovizium und dem darauf folgenden Silur In der vorangegangene Spanne des Ordoviziums hatte sich die bis dahin bedeutendste Biodiversitat in der Erdgeschichte entwickelt 4 In der Zeit zwischen 450 und 440 Ma vor heute traten mehrere ausgepragte Veranderungen in der Isotopen Zusammensetzung von Sauerstoff und Kohlenstoff auf welche biologisch verursachte Veranderungen anzeigen Diese Komplexitat konnte auf mehrere einzelne nahe aufeinanderfolgende Ereignisse hindeuten oder auf mehrere Phasen innerhalb eines Ereignisses Zu dieser Zeit lebten die komplexesten mehrzelligen Organismen in den Meeren Etwa 100 marine Familien starben aus was etwa 49 5 der Gattungen der Fauna entspricht Dezimiert wurden Muscheln Stachelhauter Trilobiten Conodonten und Graptolithen Statistische Analysen legen nahe dass der zu dieser Zeit auftretende Verlust an maritimem Leben mehr durch ein Anwachsen der Aussterberate als durch ein Absinken der Artbildung bedingt war 6 Mogliche Ursachen Bearbeiten nbsp Blaue Flache Aussterberaten unter fossil gut erhaltungsfahigen marinen Lebewesen Gattungs ebene im PhanerozoikumDiese Aussterbeereignisse sind Gegenstand intensiver Forschungstatigkeit Die Aussterbehohepunkte korrespondieren mit dem Beginn und Ende der schwersten Eiszeit des Phanerozoikums Es markiert das Ende eines langen Abkuhlungstrends im Hirnantium am Ende des Ordoviziums 4 in dem typischerweise Treibhausbedingungen vorherrschten Dem Ereignis ging ein Abfall der atmospharischen Kohlenstoffdioxid Konzentration voraus was primar auf die Flachwassergebiete der Meere wirkte in denen die meisten Organismen lebten Als der sudliche Superkontinent Gondwana uber den Sudpol driftete bildeten sich darauf Eiskappen Die zu dem Ereignis gehorige Gesteinsschicht wurde in Nordafrika und im damals angrenzenden Nordosten von Sudamerika in Gesteinsabfolgen des spaten Ordoviziums gefunden was sich damals am Sudpol befand Durch Vereisung wird Wasser der Weltmeere gebunden wahrend Interglazialen wird es freigesetzt Dies verursachte einen wiederholten Anstieg und Abfall des Meeresspiegels die ausgedehnten intrakontinentalen ordovizischen Flachwassermeere verschwanden was viele okologische Nischen eliminierte Bei ihrer Ruckkehr wurden sie von Grunder Populationen besiedelt denen viele Organismen Familien fehlten Mit dem nachsten Vergletscherungs Puls verschwanden auch diese wieder was die biologische Diversitat jedes Mal weiter reduzierte 7 In den Schichtfolgen von Nordafrika berichtete Julien Morneau von funf Vergletscherungspulsen seismischer Abschnitte 8 Dies ging mit einer Verschiebung der Orte der Bodenwasser Entstehung einher Von Treibhaus warmen niedrigen Breiten wurden sie in hohere Breiten verschoben die aber von kalteren Bedingungen gepragt waren Damit verstarkten sich die Tiefenwasserstromungen und die Anreicherung des Bodenwassers mit Sauerstoff Fur eine kurze Zeit gedieh dort eine daran angepasste Fauna bevor anoxische Bedingungen wiederkehrten Der Zusammenbruch ozeanischer Zirkulationsmuster brachte Nahrstoffe von der Tiefsee nach oben Uberlebende Spezies waren solche die mit den veranderten Bedingungen umgehen und die durch die Aussterbeereignisse hinterlassenen okologischen Nischen ausfullen konnten Gammablitz Bearbeiten nbsp Gammablitz Veranschaulichung eines massereichen Sterns der zu einem Schwarzen Loch kollabiert Die freiwerdende Energie in Form von Jets entlang der Rotationsachse bildet einen Gammablitz Eine kleine Minderheit von Wissenschaftlern hat vorgeschlagen dass die anfanglichen Aussterbeereignisse durch einen Gammablitz verursacht worden seien der von einer Hypernova innerhalb einer Entfernung von 6000 Lichtjahren von der Erde stammte aus einem angrenzenden Spiralarm der Milchstrasse Ein zehn Sekunden dauernder Ausbruch hatte die Halfte der Ozonschicht der Erde schlagartig zerstort Organismen die in der Nahe der Erdoberflache lebten also auch Pflanzen waren einer intensiven ultravioletten Strahlung ausgesetzt gewesen 9 10 11 12 Obwohl die Hypothese mit dem Muster des Beginns des Aussterbeereignisses ubereinstimmt gibt es keine eindeutigen Hinweise dass es je einen Gammablitz in der Nahe der Erde gab Vulkanismus und Verwitterung Bearbeiten Jungste Forschungsergebnisse deuten auf eine Rolle von Vulkanismus 13 und des Treibhausgases CO2 Klimaerwarmung und Anoxia 14 15 hin 16 Ausgasungen aufgrund des intensiven Vulkanismus im Ordovizium wurden durch starke Verwitterung der sich erhebenden Appalachen ausgeglichen wodurch Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphare entfernt wurde Im Hirnantium ging der Vulkanismus zuruck und die andauernde Verwitterung verursachte eine signifikante und schnelle Absenkung der Kohlenstoffdioxidkonzentration Dies korreliert mit der schlagartig aufgetretenen und kurzen Eiszeit Diese Ergebnisse sind jedoch kontrovers und gegensatzliche Ansichten wurden mit entsprechenden gegensatzlichen Nachweisen gestutzt 17 18 nbsp Leben im Ordovizium Diorama im National Museum of Natural HistoryEnde des Ereignisses BearbeitenDas Ende des zweiten Ereignisses fand statt als schmelzende Gletscher erneut einen Meeresspiegelanstieg verursachten und sich dieser stabilisierte Die Erholung der Diversitat des Lebens mit der erneuten Flutung der Kontinentalschelfe am Beginn des Silur brachte auch eine erhohte Diversitat innerhalb der uberlebenden Ordnungen Literatur BearbeitenFelix M Gradstein James G Ogg Mark D Schmitz Gabi M Ogg Geologic Time Scale Elsevier 2020 ISBN 978 0 12 824363 3 A Hallam Paul B Wignall Mass extinctions and their aftermath Oxford University Press 1997 Barry D Webby Mary L Droser Hrsg The Great Ordovician Biodiversification Event Columbia University Press 2004 Weblinks BearbeitenJacques Veniers The end Ordovician extinction event abstract of Hallam and Wignall 1997 Einzelnachweise Bearbeiten a b c R V Sole M Newman Extinctions and Biodiversity in the Fossil Record Volume Two The earth system biological and ecological dimensions of global environment change In Harold A Mooney Josep G Canadellin Hrsg Encyclopedia of Global Environmental Change John Wiley amp Sons Chichester 2002 ISBN 0 471 97796 9 S 297 391 a b extinction Abgerufen am 16 Oktober 2013 David Jablonski W G Chaloner Extinctions in the Fossil Record and Discussion In Philosophical Transactions of the Royal Society of London B Biological Sciences Band 344 Nr 1307 1994 S 11 17 doi 10 1098 rstb 1994 0045 a b Axel Munnecke Mikael Calner David A T Harper Thomas Servais Ordovician and Silurian sea water chemistry sea level and climate A synopsis In Palaeogeography Palaeoclimatology Palaeoecology Band 296 Nr 3 4 2010 S 389 413 doi 10 1016 j palaeo 2010 08 001 Robert A Rohd Richard A Muller1 RA Muller Cycles in Fossil Diversity In Nature 434 Jahrgang Nr 7030 2005 S 208 210 doi 10 1038 nature03339 PMID 15758998 bibcode 2005Natur 434 208R R K Bambach A H Knoll S C Wang Origination extinction and mass depletions of marine diversity In Paleobiology 30 Jahrgang Nr 4 Dezember 2004 S 522 542 doi 10 1666 0094 8373 2004 030 lt 0522 OEAMDO gt 2 0 CO 2 bioone org Cesare Emiliani Planet Earth Cosmology Geology amp the Evolution of Life amp the Environment Cambridge University Press 1992 ISBN 0 521 40949 7 S 491 Paperback Edition 1 PDF 1 1 MB IGCP meeting September 2004 reports pp 26f Christopher Wanjek Explosions in Space May Have Initiated Ancient Extinction on Earth NASA 6 April 2005 abgerufen am 30 April 2008 Ray burst is extinction suspect BBC 6 April 2005 Abgerufen am 30 April 2008 A L Melott et al Did a gamma ray burst initiate the late Ordovician mass extinction In International Journal of Astrobiology 3 Jahrgang Nr 2 2004 S 55 61 doi 10 1017 S1473550404001910 arxiv astro ph 0309415 bibcode 2004IJAsB 3 55M A L Melott B C Thomas Late Ordovician geographic patterns of extinction compared with simulations of astrophysical ionizing radiation damage In Paleobiology 35 Jahrgang 2009 S 311 320 arxiv 0809 0899 Qing Gong u a Mercury spikes suggest volcanic driver of the Ordovician Silurian mass extinction In Scientific Reports Band 7 Nr 5304 13 Juli 2017 doi 10 1038 s41598 017 05524 5 Shannon Hall Familiar Culprit May Have Caused Mysterious Mass Extinction A planet heated by giant volcanic eruptions drove the earliest known wipeout of life on Earth In The New York Times 2020 David P G Bond Stephen E Grasby Late Ordovician mass extinction caused by volcanism warming and anoxia not cooling and glaciation In Geology 48 Jahrgang Nr 8 2020 S 777 781 doi 10 1130 G47377 1 bibcode 2020Geo 48 777B S A Young et al A major drop in seawater 87Sr 86Sr during the Middle Ordovician Darriwilian Links to volcanism and climate In Geology 37 Jahrgang Nr 10 2009 S 951 954 doi 10 1130 G30152A 1 osu edu PDF Michael J Melchin Charles E Mitchell Chris Holmden Peter Storch Environmental changes in the Late Ordovician early Silurian Review and new insights from black shales and nitrogen isotopes In Geological Society of America Bulletin 125 Jahrgang Nr 11 12 2013 S 1635 1670 doi 10 1130 B30812 1 bibcode 2013GSAB 125 1635M researchgate net Charles E Mitchell Michael J Melchin Late Ordovician mass extinction caused by volcanism warming and anoxia not cooling and glaciation COMMENT In Geology 48 Jahrgang Nr 8 11 Juni 2020 S e509 doi 10 1130 G47946C 1 bibcode 2020Geo 48E 509M geoscienceworld org Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ordovizisches Massenaussterben amp oldid 224019530