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Die Optimalitatstheorie englisch optimality theory im weiteren OT ist ein Modell der theoretischen Linguistik Als Forschungsprogramm zielt OT darauf ab die grammatikalischen Realisierungen von Einzelsprachen anhand sprachspezifischer Rangfolgen von universellen Beschrankungen englisch constraints zu erklaren Die Theorie geht davon aus dass es fur jeden sprachlichen Ausdruck viele verschiedene Moglichkeiten gibt diesen zu realisieren Dazu treten alle diese Realisierungen in einen Wettbewerb Anhand der Grammatik einer Sprache die durch eine Rangfolge von Beschrankungen definiert wird werden nach und nach alle Moglichkeiten ausgeschlossen die nicht zu dieser Grammatik passen Die Realisierung welche am Ende als optimale Erfullung der Beschrankungen ubrig bleibt erfullt die Grammatik am besten im Vergleich zu allen anderen Moglichkeiten Diese Realisierung ist also optimal im Hinblick auf die Grammatik Inhaltsverzeichnis 1 Das Modell 1 1 Tableaus 1 2 Arten von Beschrankungen 2 Beispiele 2 1 Ein nicht linguistisches Beispiel 2 2 Beispiele aus der Linguistik 2 2 1 Phonologie 2 2 2 Syntax 3 Entwicklung der Theorie 3 1 Vergleich mit generativen Grammatiktheorien 4 Formale Beschreibung 5 Evidenz und Kritik 5 1 Evidenz 5 2 Kritik 5 3 Weitere Anmerkungen 6 Literatur 6 1 Deutschsprachig 6 2 Englischsprachig 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDas Modell Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung der OT Legende GEN Generator CAND Candidates EVAL Evaluation C ConstraintsIn der Grammatiktheorie geht man davon aus dass alle Sprachen der Welt denselben Prinzipien unterliegen Was die Theorie konkret erklaren soll ist wie die Unterschiede zwischen diesen Sprachen zustande kommen und wie die Theorie parametrisiert sein muss dass sie genau die Strukturen ableitet die in einer Sprache grammatisch sind Der Begriff der Grammatikalitat bezieht sich dabei auf die Formen die in einer gesprochenen Sprache wirklich vorkommen ein ungrammatischer Ausdruck ware im weiteren Sinne ein solcher der entweder in der Sprache nicht vorkommt oder der vom Sprecher nicht verstanden wurde Die Grammatik einer Sprache wird in der OT definiert als eine geordnete Menge von so genannten Beschrankungen englisch Constraints Das sind Regeln die genau festlegen welche Eigenschaften ein Ausdruck nicht haben soll Wenn eine Realisierung eine dieser verbotenen Eigenschaften hat spricht man davon dass sie die entsprechende Beschrankung verletzt Die Beschrankungen sind universell das heisst sie gelten fur alle Sprachen Eine Einzelsprache genauer ihre Grammatik unterscheidet sich von einer anderen dadurch dass diese Beschrankungen unterschiedlich stark gewichtet sind Die Ordnung vom wichtigsten zum unwichtigsten Constraint wird als Ranking bezeichnet In der OT sind die Prinzipien denen alle Sprachen zugrunde liegen die Beschrankungen die Parameterbelegung ware das Ranking welches in jeder Einzelsprache spezifisch ist Ein Ausdruck wird in der OT als Input bezeichnet die Menge der moglichen Realisierungen dieses Ausdruckes heisst Output oder Kandidatenmenge Zu jedem Input gibt es also eine Reihe von Kandidaten von denen es denjenigen auszuwahlen gilt der den Input in Hinblick auf die Grammatik am besten also optimal erfullt Die Auswahl des optimalen Kandidaten wird Evaluation oder Wettbewerb genannt Dieser Prozess funktioniert im Wesentlichen wie folgt Am Anfang steht der Input je nach Auslegung der Theorie kann dies eine Tiefenstruktur ein Wort die logische Form eines Satzes oder Ahnliches sein Zu diesem Input wird nun die Kandidatenmenge generiert also eine Menge von Moglichkeiten wie der Input realisiert werden konnte also zum Beispiel Oberflachenstrukturen die phonetische Form eines Wortes der konkrete Satzbau oder Anderes Jeder dieser Kandidaten zeichnet sich dadurch aus dass er bestimmte Beschrankungen verletzt Zunachst werden alle Kandidaten aus dem Wettbewerb geworfen welche die hochste Beschrankung verletzen Von den ubrig gebliebenen Kandidaten werden nun die rausgeworfen die das nachstniedrigere Constraint verletzen und so weiter Dies geht solange bis nur noch ein Kandidat ubrig ist dieser ist dann der optimale Kandidat und reprasentiert einen in einer Sprache grammatischen Ausdruck Woher der Input konkret kommt hangt in hohem Masse von dem betrachteten Problem ab Im Falle der Phonologie in der es zu einem grossen Teil um Sprachproduktion geht kommt der Input beispielsweise aus dem mentalen Lexikon optimiert wird letztlich die phonetische Realisierung des Lexems In anderen Ansatzen kann der Input auch der optimale Kandidat einer vorangegangenen Evaluation sein man spricht hier von der so genannten lokalen Optimierung siehe auch den Abschnitt Weitere Anmerkungen In der Syntax wird auf einen Input meist ganzlich verzichtet da man hier versucht die Struktur einer Sprache unabhangig von ihrem Gebrauch zu beschreiben Die Entscheidung ob eine Struktur in einer Sprache wohlgeformt ist ergibt sich hier einzig aus dem Ranking der Constraints Tableaus Bearbeiten Ein wichtiges Hilfsmittel bei optimalitatstheoretischen Analysen sind so genannte Tableaus das sind Tabellen die den Evaluationsprozess grafisch veranschaulichen sollen Dabei steht im oberen linken Feld des Tableaus der konkrete Input der Evaluation Daneben sind die Beschrankungen von links nach rechts entsprechend ihrem Ranking aufgelistet Eine in der Literatur haufig verwendete Schreibweise fur das Ranking die Reihenfolge der Beschrankungen ist C1 displaystyle 1 nbsp C2 displaystyle 2 nbsp Cn displaystyle n nbsp wobei Ci displaystyle i nbsp Cj displaystyle j nbsp bedeutet dass Ci displaystyle i nbsp hoher gerankt ist als Cj displaystyle j nbsp In den Tableaus wurde also Ci displaystyle i nbsp stets links von Cj displaystyle j nbsp stehen In der ersten Spalte des Tableaus stehen die einzelnen Kandidaten welche aus dem Input in GEN generiert wurden Verletzt ein Kandidat eine Beschrankung wird jede Verletzung im entsprechenden Feld einzeln mit jeweils einem Asterisk gekennzeichnet Wird ein Kandidat suboptimal das heisst verletzt er eine Beschrankung die ein anderer sich noch im Wettbewerb befindlicher Kandidat nicht oder nicht so oft verletzt so wird sein Ausscheiden mit einem Ausrufezeichen hinter dem gekennzeichnet Die entscheidende Verletzung nennt man fatal Wie im folgenden Beispiel zu sehen ist kann es auch vorkommen dass alle Kandidaten dieselbe Beschrankung verletzen Das ist der Fall in der Beschrankung C2 displaystyle 2 nbsp Da es in diesem Falle keinen optimalen Kandidaten gibt entscheiden die nachstniedrigeren Verletzungen Der optimale Kandidat wird mittels des so genannten Pointing Finger einer zeigenden Hand markiert Die Graufarbung ist ein zusatzliches visuelles Hilfsmittel um die suboptimalen Kandidaten hervorzuheben T1 displaystyle 1 nbsp T2 displaystyle 2 nbsp INPUT C1 displaystyle 1 nbsp C2 displaystyle 2 nbsp C3 displaystyle 3 nbsp C4 displaystyle 4 nbsp CAND1 displaystyle 1 nbsp CAND2 displaystyle 2 nbsp CAND3 displaystyle 3 nbsp CAND4 displaystyle 4 nbsp INPUT C3 displaystyle 3 nbsp C2 displaystyle 2 nbsp C1 displaystyle 1 nbsp C4 displaystyle 4 nbsp CAND1 displaystyle 1 nbsp CAND2 displaystyle 2 nbsp CAND3 displaystyle 3 nbsp CAND4 displaystyle 4 nbsp Was die beiden Tableaus T1 displaystyle 1 nbsp und T2 displaystyle 2 nbsp unterscheidet ist allein das Ranking der Beschrankungen C1 displaystyle 1 nbsp und C3 displaystyle 3 nbsp Es wird deutlich dass durch das Umordnen dieser Beschrankungen der Kandidat CAND4 displaystyle 4 nbsp optimal wird obwohl er insgesamt mehr Beschrankungen verletzt als die ubrigen Kandidaten Arten von Beschrankungen Bearbeiten Eine Beschrankung im Sinne der OT ist eine Bedingung die ein Kandidat entweder erfullt oder nicht Wenn ein Kandidat eine Bedingung nicht erfullt gilt die entsprechende Beschrankung als verletzt Es ist dabei nicht ausgeschlossen dass eine Beschrankung von einem Kandidaten mehrfach verletzt wird siehe dazu auch das Beispiel aus der Syntax Es werden generell zwei Arten von Beschrankungen unterschieden Treue und Markiertheitsbeschrankungen Treuebeschrankungen T beziehen sich dabei direkt auf die Interaktion zwischen Input und Kandidat Generell lasst sich sagen dass Treuebeschrankungen immer dann verletzt sind wenn Merkmale eines Kandidaten von denen des Inputs abweichen Markiertheitsbeschrankungen M dagegen kennzeichnen Besonderheiten die ein Kandidat haben muss um in einer Sprache optimal sein zu konnen Fur jede dieser M gibt es dabei Treuebeschrankungen die seine Wirkung aufheben So lasst sich erklaren warum in einer Sprache eine Besonderheit vorherrscht M T wahrend diese in anderen Sprachen ungrammatisch ist T M Eine weitere Art von Beschrankungen wird in der Prosodie oder bei der Analyse von Tonsprachen verwendet Hier legen so genannte Alignment Constraints wortlich Ausrichtungsbeschrankungen fest in welche Richtungen beispielsweise Tone mit ihren entsprechenden Segmenten assoziiert werden sollen Beispiele BearbeitenEin nicht linguistisches Beispiel Bearbeiten Die drei Manner Hans Karl und Peter wollen sich je ein Auto kaufen Jeder hat dabei genaue Vorstellungen Hans Auto soll besonders sparsam sein und eine helle Farbe haben sein Budget belauft sich auf 12 000 Karl dagegen mochte ein schnelles Auto wobei ihm die Farbe egal ist und er etwa 20 000 zur Verfugung hat Peter mochte unbedingt ein blaues Fahrzeug erwerben Fur ihn ist die Hauptsache dass es fahrt da er das KFZ sowie den Unterhalt dafur von seinem reichen Onkel geschenkt bekommt spielt Geld fur ihn keine Rolle Der Autohandler hat jedoch ein nur sehr begrenztes Sortiment im Angebot Einen Kleinwagen mit 45 PS in Dunkelblau fur 8 000 Einen roten Sportwagen 120 PS fur 25 000 sowie Einen weissen Kombi mit 90 PS fur 12 000 Der Autohandler erklart dass die hypothetische Faustregel gilt Je mehr PS ein Auto hat desto schneller ist es und desto teurer ist es im Unterhalt demnach ware der Kleinwagen als sparsam anzusehen der Sportwagen als schnelles und damit teures Auto Der Kombi ist konventionell ebenfalls als schnelles Auto anzusehen und demnach nicht sparsam Daruber hinaus ware es kein Problem ein Modell nachzubestellen sollten sich zwei oder mehr Kunden fur dasselbe Fahrzeug entscheiden Die Entscheidung wer welches Auto kauft gleicht einem optimalitatstheoretischen Prozess jeder der drei Manner hat genaue Vorstellungen Input und drei Modelle zur Auswahl Kandidaten Aus der gegebenen Situation lassen sich fur alle drei Kunden geltende Beschrankungen postulieren Die Farbe soll mit des Kunden Vorstellung ubereinstimmen kurz Farbe Das Fahrzeug sollte nicht teurer sein als der Kunde Geld hat Preis Das Fahrzeug entspricht der Vorstellung des Kunden von Sparsamkeit und Geschwindigkeit PS Je nach Kunde sind diese Beschrankungen unterschiedlich stark gewichtet fur Hans ist PS am wichtigsten gefolgt von einer hellen Farbe Die Geldfrage steht bei ihm zuletzt Er wird sich fur das erste Auto entscheiden auch wenn es nicht seiner Farbvorstellung entspricht da die anderen beiden Modelle nicht sparsam genug sind Karls Prioritaten liegen ahnlich auch fur ihn ist die Eigenschaft PS am wichtigsten in Bezug auf Geschwindigkeit Da sein Budget begrenzt ist kommt diese Beschrankung an zweiter Stelle die Farbe an letzter Er wird sich fur den Kombi entscheiden da er ebenfalls als schnell bezeichnet und der Sportwagen zu teuer ist Peters Anforderungen an sein Auto sind wie folgt gewichtet Im Vordergrund steht die Farbe der Rest ist ihm egal Er wird das erste Auto kaufen da es vollstandig seinen Vorstellungen entspricht Jeder der drei Kaufer hat nun das Auto gekauft welches er als das passendste erachtet also das welches ihm unter den gegebenen Umstanden Budget Angebot und Vorstellungen optimal erscheint Beispiele aus der Linguistik Bearbeiten Im Folgenden sind zwei Beispiele aus den linguistischen Teilbereichen Phonologie und Syntax aufgefuhrt Phonologie Bearbeiten In der Phonologie des Deutschen existiert ein Phanomen welches Auslautverhartung genannt wird So wird das Wort Lied im Deutschen liːt ausgesprochen In der OT wird angenommen dass auch die Aussprache li d eine mogliche Aussprache des Deutschen ist zumal sie mit der zugrunde liegenden Form liːd identisch ist Deutlich wird diese zugrundeliegende Form an flektierten Formen des Wortes beispielsweise im Plural ˈliː dɐ bei denen der Plosiv d nicht mehr am Ende einer Silbe steht und deshalb nicht der Auslautverhartung unterliegt also stimmhaft ausgesprochen wird Wichtiger als die Identitat zwischen zugrunde liegender Form und Aussprache ist aber eine Beschrankung der Aussprachemoglichkeiten fur Auslautkonsonanten Stimmhafte Obstruenten sind hier zu vermeiden Da die Identitats oder Treuebeschrankung im Deutschen weniger wichtig ist als die Beschrankung der Aussprachemoglichkeiten Markiertheitsbeschrankung wird die Aussprache liːt von Sprechern des Deutschen vorgezogen Im Englischen ist die Treuebeschrankung wichtiger als die genannte Markiertheitsbeschrankung Das Verb lead fuhren hat dieselbe zugrunde liegende Form wie das deutsche Wort Lied Da es in dieser Sprache aber keine Auslautverhartung gibt wird es dort als liːd mit stimmhaftem d ausgesprochen Nach diesen Annahmen lassen sich folgende Beschrankungen postulieren sth Markiertheitsbeschrankung ID sth Identitats oder Treuebeschrankung Das erste Constraint symbolisiert dabei die Auslautverhartung Es bedeutet dass ein Kandidat die Beschrankung verletzt gekennzeichnet durch den Asterisk am Anfang der Beschrankung wenn am Ende einer Silbe gekennzeichnet durch das Symbol rechts ein stimmhafter Laut auftaucht Dieser Laut hat dann die Eigenschaft sth zu sein Das zweite Constraint besagt dass alle Laute bezuglich ihrer Stimmhaftigkeit in Input und Output ubereinstimmen also IDentisch sein sollten Die folgenden beiden Tableaus stellen die Aussprache der Worter Lied im Deutschen Ranking der Beschrankungen sth ID sth und lead im Englischen Ranking ID sth sth gegenuber T3 displaystyle 3 nbsp Deutsch T4 displaystyle 4 nbsp EnglischInput liːd sth ID sth liːt liːd Input liːd ID sth sth liːt liːd Anmerkung Die Auslautverhartung betrifft im Deutschen nur Plosive und Frikative die Obstruenten diese Tatsache wurde der Einfachheit halber bei der Postulierung der Constraints ignoriert Syntax Bearbeiten Ein Beispiel aus der Syntax ist die Erklarung verschiedener Wh Bewegungsmuster bei Mehrfachfragesatzen in den Sprachen der Welt Dabei geht es um die Position von Wh Phrasen z B Interrogativpronomen wie wer warum wessen im Deutschen oder why und what im Englischen oder komplexere Phrasen denen ein solches Interrogativpronomen vorangeht wie Wessen Mutter oder Welches von den vielen Kindern die du meinst Im Deutschen beispielsweise steht immer nur eine Wh Phrase am Anfang eines Teil Satzes 1 a Es hat Fritz wann1 welches Buch 2 displaystyle 2 nbsp gelesen b Wann1 hat Fritz t1 welches Buch 2 gelesen c Wann1 welches Buch 2 hat Fritz t1 t2 gelesen Im Koreanischen dagegen bleiben alle Wh Phrasen in situ das heisst in der Position wo in einem Aussagesatz die jeweilige Antwort auf die Frageworter stehen wurden 2 a Nŏnŭn muŏsŭl1 wae2 sassni du was warum kaufen b Muŏsŭl1 nŏnŭn t1 wae2 sassni was du warum kaufen c Muŏsŭl1 wae2 nŏnŭn t1 t2 sassni was warum du kaufenDas Bulgarische dagegen ist eine Sprache in der alle Wh Elemente an den Anfang des Satzes bewegt werden 3 a Koj1 vizda kogo2 wer sieht wen b Koj1 kogo2 t1 vizda t2 wer wen sieht Anmerkungen Der Asterisk steht hier fur Ungrammatikalitat t kennzeichnet eine Spur also die Position von der aus das koindizierte Element herausbewegt wurde Der Index verdeutlicht dabei welches Element zu welcher Spur gehort Die strukturelle Darstellung der Ausdrucke ist hier sehr stark vereinfacht Fur die Analyse sind die folgenden drei Beschrankungen ausreichend W Krit Eine W Phrase muss im Satz am Anfang stehen Pur EP Dies ist ein Constraint welches das Auftauchen von mehr als einem Element zwischen Satzanfang und linker Satzklammer bestraft Die genaue Definition lautet in der CP sind keine Mehrfachspezifizierer erlaubt Okon Verbietet Bewegung genauer Spuren t allgemein Die Constraints sind folgendermassen gerankt Deutsch Pur EP W Krit Okon Koreanisch Pur EP Okon W Krit Bulgarisch W Krit Pur EP OkonDa es sich bei allen Beschrankungen um Markiertheitsbeschrankungen handelt ist ein Input nicht notig Wie die Kandidaten generiert werden kann dabei ausser Acht gelassen werden Die Auswahl der optimalen Kandidaten berechnet sich T5 displaystyle 5 nbsp Mehrfachfragen im DeutschenKandidaten Pur EP W Krit Okon Es hat Fritz wann1 welches Buch 2 gelesen Wann1 hat Fritz t1 welches Buch 2 gelesen Wann1 welches Buch 2 hat Fritz t1 t2 gelesen T6 displaystyle 6 nbsp Mehrfachfragen im Koreanischen T7 displaystyle 7 nbsp Mehrfachfragen im BulgarischenKandidaten Pur EP Okon W Krit Nŏnŭn muŏsŭl1 wae2 sassni Muŏsŭl1 nŏnŭn t1 wae2 sassni Muŏsŭl1 wae2 nŏnŭn t1 t2 sassni Kandidaten W Krit Pur EP Okon Koj1 vizda kogo2 Koj1 kogo2 t1 vizda t2 Entwicklung der Theorie BearbeitenDie Optimalitatstheorie wurde in den fruhen 1990er Jahren von Alan Prince und Paul Smolensky entwickelt Zunachst erklarten sie dabei sprachspezifische Unterschiede bei der Strukturierung von Silben Daraufhin wurde die OT auch auf andere phonologische Problemfragen angewandt Bald darauf wurden Arbeiten veroffentlicht die Algorithmen zeigen sollen mit denen sich die OT erlernen lasst 1 Die Arbeit Optima von Vieri Samek Lodovici und Alan Prince 2 zeigt auf sehr formale Weise Gesetzmassigkeiten der Theorie auf und leitet her welche Eigenschaften Kandidaten haben mussen damit sie uberhaupt optimal werden konnen Seit etwa 1995 wird die OT zunehmend in Bereichen ausserhalb der Phonologie eingesetzt beispielsweise in der Syntax der Semantik und der Pragmatik Mittlerweile gibt es auch Ansatze die ganzlich ohne Input auskommen und davon ausgehen dass die Menge der Kandidaten durch andere Prozesse minimal gehalten wird beispielsweise durch die Annahme dass Kandidaten nur mit bestimmten minimal unterschiedlichen anderen Kandidaten in einen Wettbewerb treten konnen Vergleiche dazu auch das Beispiel aus der Syntax Vergleich mit generativen Grammatiktheorien Bearbeiten Im Gegensatz zu regelbasierten Grammatiktheorien macht die OT grundverschiedene Annahmen uber die Natur von Beschrankungen und Kandidaten 3 OT regelbasierte TheorienBeschrankungen sind universell Manche Beschrankungen konnen sprachspezifisch sein andere universell Beschrankungen sind u U verletzbar Alle Beschrankungen sind unverletzbar Beschrankungen sind geordnet Alle Beschrankungen gelten gleichberechtigt Verschiedene Kandidaten stehen im Wettbewerb Einfluss haben sowohl externe namlich die anderen Kandidaten als auch interne also die strukturellen und Merkmalseigenschaften des Kandidaten selbst Faktoren Grammatikalitat eines Kandidaten ist allein auf interne Eigenschaften zuruckzufuhren Gewisse Ahnlichkeiten mit den Ansatzen der Optimalitatstheorie zeigt das minimalistische Programm MP So heisst es bei Chomsky 1995 4 unter anderem dass von zwei syntaktischen Ableitungen Derivationen die denselben Satz ableiten konnen diejenige vorzuziehen ist welche am okonomischsten ist Zwei vergleichbare Derivationen gehen also einen Wettbewerb miteinander ein Daruber hinaus konnen auch im MP Beschrankungen unter bestimmten Voraussetzungen verletzt werden sofern andere Beschrankungen dadurch erfullt werden Formale Beschreibung BearbeitenBeschrankungen Constraints C displaystyle C nbsp werden in der Linguistik allgemein als Relation aus einer Menge von Strukturen U displaystyle U nbsp in eine Teilmenge U displaystyle U nbsp derselben betrachtet C U U m i t U U displaystyle C colon U rightarrow U prime qquad rm mit quad U prime subseteq U nbsp Daruber hinaus gibt es zu jedem Constraint C displaystyle C nbsp eine so genannte geschichtete Hierarchie C displaystyle C wedge nbsp die die Elemente in U displaystyle U nbsp danach ordnet wie oft ein Element das Constraint verletzt Das Adjunkt geschichtet bedeutet dabei dass innerhalb einer Ordnung mehrere Elemente gleich hoch geordnet sein konnen formal bedeutet das a b x S O a gt b b gt a a gt x b gt x a b displaystyle forall a b x in langle S O rangle neg a gt b vee b gt a rightarrow a gt x leftrightarrow b gt x qquad a not b nbsp wobei S O displaystyle langle S O rangle nbsp eine Ordnungsrelation O displaystyle O nbsp uber einer Menge S displaystyle S nbsp ist Dies bedeutet dass sich zwei Elemente die in der Hierarchie gleich hoch geordnet sind gleich gegenuber allen anderen Elementen in der Ordnung verhalten Als maximale Schicht von C displaystyle C wedge nbsp wird die Menge von Elementen aus U displaystyle U nbsp bezeichnet die innerhalb der Ordnungsrelation U C displaystyle langle U C wedge rangle nbsp am hochsten geordnet sind Im Bezug zur OT heisst das dass diese Elemente das Constraint weniger oft verletzten als alle anderen wobei das nicht impliziert dass diese Elemente das Contraint uberhaupt nicht verletzen Die Konsequenz dessen ist dass die Beschrankungen verletzbar sind Die Relation C displaystyle C nbsp gibt die maximale Schicht von C displaystyle C wedge nbsp wieder C U U x x U x max U C displaystyle C U U prime left x x in U wedge x in max left langle U C wedge rangle right right nbsp Die Menge U displaystyle U nbsp wird auch als favoring set von C displaystyle C nbsp bezeichnet also als Menge aller Strukturen die die Beschrankung im Vergleich zu allen anderen Strukturen am besten erfullen also von dem Constraint favorisiert werden Die zweite Grundannahme der OT ist dass die Constraints selbst wieder geordnet sind diese Ordnungsrelation wird Ranking genannt R displaystyle R nbsp die dazugehorige Menge von Beschrankungen wird als S displaystyle Sigma nbsp bezeichnet Da die Constraints als Relationen definiert sind lasst sich auch das Ranking als Funktion betrachten in der die einzelnen Constraints entsprechend ihrer Reihenfolge auf der Menge U displaystyle U nbsp applizieren R U C n C 1 U C n C 1 U displaystyle R U C n circ dotsb circ C 1 U C n dots C 1 U dots nbsp Das bedeutet dass die Menge U displaystyle U nbsp durch das hochstgerankte Constraint C 1 displaystyle C 1 nbsp verkleinert wird um die Elemente die C 1 displaystyle C 1 nbsp ofter verletzten als die Elemente die in max U C 1 displaystyle max left langle U C 1 wedge rangle right nbsp enthalten sind Das Ergebnis ist eine Menge U displaystyle U nbsp die wiederum mit dem nachstniedriger geranktem Constraint C 2 displaystyle C 2 nbsp interagiert siehe auch Verkettung von Funktionen usw Dies geht so lange bis alle Constraints abgearbeitet sind Die resultierende Menge R U displaystyle R U nbsp enthalt nun die Strukturen aus U displaystyle U nbsp die hinsichtlich des Rankings alle Constraints besser erfullen als alle anderen Strukturen und daher als optimal bezeichnet werden Sie verhalten sich bezuglich der Beschrankungen aus S displaystyle Sigma nbsp identisch verletzen also alle Constraints gleich oft In der Anwendung der Theorie wird als Menge der Strukturen meist eine begrenzte Menge an Kandidaten K displaystyle K nbsp gewahlt wobei diese Menge vom konkret gewahlten Input abhangt Als Menge von Kandidaten werden dabei die Strukturen der Kandidaten einschliesslich der Verletzungen die sie fur jedes einzelne Constraint aus S displaystyle Sigma nbsp mit sich bringen verstanden Evidenz und Kritik BearbeitenEvidenz Bearbeiten Ein wichtiges Argument fur eine OT Analyse sprachlicher Phanomene ist ihre Parametrisierbarkeit also die Moglichkeit sprachliche Unterschiede mit ein und demselben theoretischen Grundgerust abzuleiten Dies geschieht in der OT mittels Anderungen der Beschrankungsordnung Ein weiterer positiver Aspekt der OT ist die Erklarung sogenannter Reparaturphanomene auch last resort sprachliche Strukturen die dann verwendet werden wenn alle Alternativen zu Verletzungen wichtiger Beschrankungen fuhren wurden wie etwa Hiatverhinderung im Deutschen durch die Einsetzung des glottalen Plosivs bei anlautenden Vokalen wie in beˈ ʔax ten oder Do support im Englischen obligatorische Einsetzung des Verbes do in negierten Satzen wie John did not kiss Mary oder Ja Nein Fragesatzen wie Did John kiss Mary Daruber hinaus lasst sich die OT in vielen Teilbereichen der Linguistik anwenden Aktuelle Forschungen in der Syntax beispielsweise beschaftigen sich mit der Frage wie sich Optimierungsprozesse in bestehende Syntaxmodelle einbetten lassen Vielversprechend ist dabei das Konzept der lokalen Optimierung einzelner Derivationsschritte innerhalb des Minimalistischen Programmes MP von Noam Chomsky In der Semantik und Pragmatik hat sich das Prinzip der Bidirektionalen Optimalitat als nutzliche Implementierung erwiesen 5 Kritik Bearbeiten Ein grosses Problem der OT ist die Ubergenerierung Bei angenommenen 600 Beschrankungen die allesamt frei gerankt werden konnen ergeben sich 600 1 265 10 1408 displaystyle 600 approx 1 265 cdot 10 1408 nbsp mogliche Grammatiken Einige Autoren nehmen daruber hinaus an dass sich komplexere Beschrankungen mittels einer Operation namens lokale Konjunktion aus einer relativ kleinen Anzahl fundamentaler Beschrankungen kombinieren lassen 6 Ein direktes Problem dabei ist dass diese Kombinationen per Rekursion potentiell unendlich fortgesetzt werden konnen was unendlich viele Beschrankungen und Beschrankungsordnungen zur Folge hatte Ein oft geausserter Kritikpunkt ist dass es per Definition nahezu unmoglich ist echte Optionalitat abzuleiten also bei demselben Input zwei oder mehr Kandidaten mit unterschiedlichen Beschrankungsprofilen optimal werden zu lassen Es wurden inzwischen verschiedene Moglichkeiten vorgestellt diesem Problem zu begegnen Vorgeschlagen wurde beispielsweise die Annahme dass ein und dieselbe Sprache mehrere Beschrankungsordnungen haben kann Ein wichtiges Hilfsmittel ist dabei das so genannte Koppeln von Beschrankungen vgl v a Muller 2000 Kapitel 5 und darin vorgestellten Analysen Andere Ansatze bezweifeln die Existenz echter Optionalitat und sagen dass unterschiedliche Realisierungen sprachlicher Ausdrucke subtile Unterschiede in der Bedeutung implizieren Das bedeutet dass nicht gleiche aber gleichwohl grammatische Ausdrucke in einer Sprache nicht in demselben Wettbewerb stehen da beispielsweise unterschiedliche Inputs zugrunde liegen Ein dabei haufig zitiertes Problem ist die relativ freie Satzstellung im Deutschen die in solchen Analysen oft auf minimale Bedeutungsunterschiede was z B Fokussierung angeht zuruckgefuhrt wird Ein vor allem in der Syntax haufig genannter Kritikpunkt an der OT ist das Fehlen von Grammatikalitatsgraden In den Sprachen der Welt kann zwischen ungrammatischen und unakzeptablen Ausdrucken unterschieden werden Die Satze Was glaubst du dass sie getan hat Was glaubst du was sie getan hat und Was glaubst du hat sie getan gehoren nicht fur alle Sprecher des Deutschen zu den gebrauchlichen Ausdrucken obwohl sie allesamt grammatisch sein sollten Diese Unterscheidung ist jedoch mit der OT die nur einen optimalen Kandidaten filtern kann nicht moglich Zwar gibt es Ansatze dieses Problem zu umgehen diese bringen aber radikale Anderungen an der Grundidee der OT mit sich Sowohl positiv wie negativ wirkt sich das Phanomen der harmonischen Begrenzung auf die OT aus Viele Kandidaten werden von anderen Kandidaten blockiert was nach sich zieht dass der blockierte Kandidat niemals optimal werden kann egal wie die Beschrankungen geordnet sind Das ist genau dann der Fall wenn es zu einem Kandidaten einen anderen Kandidat gibt der die gleichen Beschrankungen gleich oft verletzt aber bezuglich mindestens einer Beschrankung besser abschneidet als der blockierte Kandidat Unter Umstanden kann es dabei vorkommen dass eine vermeintlich grammatische Struktur von einer ungrammatischen blockiert wird Ein in diesem Zusammenhang herangezogenes Argument gegen die OT ist die so genannte Opazitat Weitere Anmerkungen Bearbeiten Aufgrund der relativ jungen Entwicklungsgeschichte und der rasanten Weiterentwicklung der Theorie gibt es noch einige konzeptuelle Unstimmigkeiten einzelne Analysen betreffend So hat man sich in fast allen Bereichen noch nicht auf einheitliche Bezeichnungen von Beschrankungen geeinigt ebenso variiert die Natur des Inputs vor allem in der Syntax von Autor zu Autor und von Analyse zu Analyse Einige Autoren beispielsweise nehmen als Input die logische Form eines Satzes an Andere praferieren die Annahme der Input eines syntaktischen Wettbewerbs sei der fertige Satz die Kandidaten seien die moglichen phonologischen Realisierungen desselben bei dem verschiedene semantisch leere Elemente z B Komplementierer wie dass Kopula oder Pronomen in Pro Drop Sprachen weggelassen oder notig sind Das oben bereits erwahnte Konzept der Lokalen Optimierung nimmt als Input einen Schritt der Derivation an Der optimale Kandidat dieses Optimierungsschrittes ist dann der Input fur eine weitere Optimierung auf einer hoheren syntaktischen Ebene usw Wieder Andere zeigen Argumente in der Syntax ganzlich auf einen Input zu verzichten Manche Sprachwissenschaftler halten die OT fur eine Metatheorie Eine im Rahmen einer Grammatiktheorie entworfene regelbasierte Grammatik lasst sich in eine OT Grammatik umwandeln und umgekehrt Der Beweis dass eine solche Umwandlung immer moglich ist steht allerdings noch aus Literatur BearbeitenDeutschsprachig Bearbeiten Martin Businger Optimalitatstheorie In Christa Durscheid Syntax Grundlagen und Theorien 5 Auflage Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2010 UTB 3319 ISBN 978 3 8252 3319 8 S 153 172 Einfuhrung Gereon Muller Elemente der optimalitatstheoretischen Syntax Stauffenburg Linguistik Tubingen 2000 ISBN 3 86057 721 2 Englischsprachig Bearbeiten Diana Archangeli D Terence Langendoen Hrsg Optimality Theory An Overview 1 Auflage Blackwell Oxford 1997 ISBN 0 631 20225 0 Alan Prince Paul Smolensky Optimality Theory Rutgers Center for Cognitive Science Rutgers the State University of New Jersey New Brunswick NJ 1993 Rene Kager Optimality theory Cambridge University Press Cambridge New York 1999 ISBN 0 521 58019 6 Weblinks BearbeitenRutgers Optimality Archive Englischsprachige Sammlung von Papieren uber OTEinzelnachweise Bearbeiten Tesar Bruce und Smolensky Paul 2000 Learnability in Optimality Theory MIT Press Samek Lodovici Vieri und Prince Alan 1999 Optima Memento des Originals vom 3 Februar 2006 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot roa rutgers edu ms ROA363 OT Syntax PDF 138 kB Vorlesungsskript der Uni Leipzig nach Muller 2000 S 8 f Chomsky Noam 1995 Minimalist Program MIT Press S 220 Blutner Reinhard 2002 Bidirektionale Optimalitatstheorie Kognitionswissenschaft 9 4 S 158 168 Legendre Wilson Smolensky 1998 When is less more Faithfulness and minimal Links in Wh Chains In Pilar Barbarossa et al Hrsg Is the Best good enough MIT Press amp MITWPL Cambridge Mass S 249 289 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Optimalitatstheorie amp oldid 237009496