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Die Operation Schienenkrieg russisch Operaciya Relsovaya vojna war eine Operation der sowjetischen Partisanen im Deutsch Sowjetischen Krieg vom 3 August bis 15 September 1943 speziell gegen das Schienennetz im Hinterland der deutschen Wehrmacht zur Unterstutzung der Gegenoffensive bei Kursk Orjoler Operation und Belgorod Charkower Operation Inhaltsverzeichnis 1 Plan und Durchfuhrung 2 Deutsche Gegenmassnahmen 3 Wirkung 4 Bewertung 5 Sonstiges 6 Literatur 7 EinzelnachweisePlan und Durchfuhrung BearbeitenZiel war ein Schlag gegen das feindliche Schienennetz Man wollte mittels einer neuen Kampfweise durch den Masseneinsatz von kleinen Minen moglichst viele Gleise gleichzeitig sprengen um damit eine schnelle Wiederinstandsetzung zu verhindern 1 Am 9 Juli 1943 schrieb der Chef des Zentralen Partisanenstabes Panteleimon K Ponomarenko in einer Denkschrift Man kann sich vorstellen was fur einen operativen Effekt die Zerstorung von 200 300 Tausend Stuck Schienen haben wurde Wie es sich zeigte reichen 100 g und nicht 400 g Sprengstoff um eine Schiene die im Durchschnitt 500 kg wiegt auseinanderzureissen Man benotigt also 1 t Trotyl um 10 000 Schienen zu zerstoren und 100 t Trotyl um 1 Million Schienen zu zerstoren Der Zentralstab hat alles fur eine solche Aktion vorbereitet 2 Normalerweise verursacht ein entgleister Zug eine Storung von 7 bis 14 Stunden und eine Gleissprengung lediglich 3 bis 6 Stunden 3 Der Plan sah vor auf Bahnstrecken von insgesamt 7069 km zeitgleich 126 400 Schienen zu zerstoren Dazu sollten die Partisanen mit insgesamt 161 t Sprengstoff Munition Medikamenten und Propagandamaterial beliefert werden Daruber hinaus wurden Verbindungsoffiziere und Sprengexperten zu den Partisanen entsandt 4 Flankierend dazu wurde schwere Bombenangriffe auf Spitzen und Knotenbahnhofe geflogen 5 Am 14 Juli ordnete der Zentrale Stab der sowjetischen Partisanenbewegung die Operation an 6 Zur Vorbereitung hielten die Parteisekretare von den im Untergrund arbeitenden Parteikomitees Versammlungen mit Kommandeuren und Kommissaren der Partisanenverbande ab 7 Die Operation begann in der Nacht zum 3 August Sehr oft wurden die Schienen auch abmontiert und in Sumpfen oder Gewassern versenkt oder durch Brande und andere Techniken verbogen 8 Deutsche Gegenmassnahmen BearbeitenAls Reaktion legte der Fuhrerbefehl Nr 9 an die Heeresgruppe Mitte fest dass alle fur nicht lebenswichtige Aufgaben eingesetzten Heereskrafte alle irgendwie verfugbaren Ausbildungseinheiten entbehrliches Luftwaffenpersonal und aufgerufene Alarmeinheiten zur Streckenbewachung heranzuziehen sind 9 Der Kommandant des ruckwartigen Gebietes der 4 Armee erliess am 5 August den Befehl die Zivilbevolkerung als Spalier an der Bahnlinie aufzustellen mit einem Abstand von hochstens 200 m geordnet nach Dorfgemeinschaft Falls dennoch Partisanen durchkamen seien scharfste Massnahmen gegen diese Dorfgemeinschaft notwendig Ausserdem befahl er dass die Stutzpunktsbesatzungen in der Nacht nicht mehr schlafen durften 10 Der Transportchef der Heeresgruppe Mitte Hermann Teske berichtet dass an der Strecke Shlobin Gomel alle 5 Meter ein Mann zur Streckenbewachung eingesetzt wurde aber trotzdem noch Sprengungen erfolgten 11 In verschiedenen Fallen liefen zur Bewachung der Bahnlinien eingesetzte Osteinheiten vollstandig zu den Partisanen uber 12 Das Kriegstagebuch der 3 Panzerarmee hielt am 3 August 1943 Anhaltende nachtliche Bandenversorgung aus der Luft fest und notierte Verstarkung der Nachtjagd ist unbedingt erforderlich zur Verhinderung der Bandenversorgung da andernfalls mit Fortsetzung ahnlicher Grosssprengungen der Eisenbahnlinie wie am heutigen Morgen gerechnet werden muss 13 Die Reichsbahn reagierte mit Umleitungen Befahren des falschen Gleises auf zweigleisigen Strecken und Fahren auf Sicht So wurden auf zweigleisigen Strecken das eine Gleis wieder hergestellt und Zuge aus beiden Richtungen in Bundeln zusammengefasst und dann mit Fahren auf Sicht abwechselnd uber die eingleisige Strecke geschleust 14 Wirkung BearbeitenIn weiten Teilen des ruckwartigen Gebietes wurden die Bahnverbindungen fur 48 Stunden stillgelegt 15 Das Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht stellte am 6 August 1943 fest dass der gesamte Verkehr im ruckwartigen Gebiet der H Gr Mitte durch den Schlag lahmgelegt wurde 16 Am 3 Oktober 1943 hielt Kriegstagebuch des OKW dazu fest Bericht uber die Bandenlage im Osten von Juli bis September 1943 Die Reihensprengungen an Bahnstrecken haben erstmalig zu schwerwiegenden unmittelbaren operativen Nachteilen gefuhrt vgl 6 8 1 f An einigen Stellen beginnt die Bandentatigkeit in einen Volksaufstand uberzugehen 17 Bei der 9 Armee fuhrte das Ausbleiben dringend benotigter Betriebsstoffe Mitte August zur Stilllegung zahlreicher Panzer und Kraftfahrzeuge so dass grosse Teile der Armee unbeweglich wurden 18 Die Sprengungen fuhrten neben falschen Berechnungen zum Munitionsverbrauch zu einem fatalen Munitionsmangel 19 Laut Teske wurden im August 20 505 Sprengstellen und 4 528 verhinderte Sprengungen festgestellt 20 Reihensprengungen wurden von den Deutschen als jeweils eine gezahlt 21 Der deutsch polnische Historiker Bogdan Musial stellt diese Zahlen den sowjetischen Angaben gegenuber die von 94 477 zerstorten Schienen allein bis zum 15 August berichten und halt diese daher fur weit ubertrieben 22 Bernd Bonwetsch weist auf das schwer losbare Problem hin die Gleisanlagen und Brucken so zu zerstoren dass sie zwar die Wehrmacht behindern aber nicht die vorruckende Rote Armee 23 Vom 19 September bis zum 1 November 1943 erfolgte die grossere Operation Konzert und im Juni 1944 eine noch grossere solche Aktion zur Unterstutzung der Operation Bagration Bewertung BearbeitenFur Leonid Grenkevich war die Operation einer der grossten Erfolge der sowjetischen Partisanenbewegung und trug massgeblich zum Sieg in der Kursker Schlacht bei 24 Chris Bellamy stimmt der Einschatzung von Grenkevich zu 25 Bernd Bonwetsch urteilt hingegen die deutschen Eisenbahnbewegungen waren erheblich be aber nicht verhindert worden und angesichts der Menge der eingesetzten Partisanen sei der Erfolg erstaunlich gering gewesen 26 Fur Bogdan Musial schafften es die Partisanen nicht die deutschen Nachschubwege ernsthaft zu storen 27 Sonstiges BearbeitenDas Belarussische Staatliche Museum der Geschichte des Grossen Vaterlandischen Krieges stellt Schienen aus die mit nur 75 Gramm schweren Sprengladungen gesprengt wurden 28 Literatur BearbeitenAbrascha Arluk Lawit Sprengmeister bei den weissrussischen Partisanen in Arno Lustiger Zum Kampf auf Leben und Tod Das Buch vom Widerstand der Juden 1933 1945 Koln Kiepenheuer amp Witsch 1994 ISBN 3 462 02292 X S 337 344 fur den Artikel nicht verwendet Einzelnachweise Bearbeiten P N Pospelow Vors d Red Geschichte des Grossen Vaterlandischen Krieges der Sowjetunion Berlin 1964 Band 3 S 553 und Hermann Teske Die silbernen Spiegel Heidelberg 1952 S 194 Bogdan Musial Sowjetische Partisanen 1941 1944 Mythos und Wirklichkeit Paderborn 2009 S 223 Fehler 10 t Trotyl zu 100 t Trotyl korrigiert Erkundungsbericht Nr 95 des Oreler Stabes der Partisanenbewegung vom 2 9 1943 Zit n Sebastian Stopper Die Strasse ist deutsch Der sowjetische Partisanenkrieg und seine militarische Effizienz In VfZ Heft 3 2011 S 410 Musial S 223 Teske S 194 Befehl auszugsweise gedruckt in Alexander Hill The Great Patriotic War of the Soviet Union 1941 45 A documentary reader Abingdon 2009 Dokument 132 Leonid Grenkevich The Soviet Partisan Movement 1941 1944 London 1999 S 245 Grenkevich Soviet Partisan Movement S 249 ff Percy Ernst Schramm Hrsg Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht Bonn o J Band 3 II S 905 Norbert Muller Deutsche Besatzungspolitik in der UdSSR Koln 1980 153 f Teske S 197 Teske S 195 Kurt Mehner Hrsg Die geheimen Tagesberichte der deutschen Wehrmachtfuhrung im Zweiten Weltkrieg Osnabruck 1988 Band 7 S 205 Hans Pottgiesser Die Deutsche Reichsbahn im Ostfeldzug 1939 1944 Neckargemund 1975 S 95 ff Alfred Philippi Ferdinand Heim Der Feldzug gegen Sowjetrussland 1941 bis 1945 Ein operativer Uberblick Stuttgart 1962 S 213 Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht Band 3 II S 905 Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht Band 3 II S 1167 Tages und Zahlenmeldungen vom 4 bis 16 8 1943 KTB des AOK 9 Anlagenband 4 Zit n Stopper S 410 Philippi Heim S 214 f Teske S 195 Christian Gerlach Kalkulierte Morde Die deutsche Wirtschafts und Vernichtungspolitik in Weissrussland 1941 bis 1944 Hamburg 1999 S 868 Musial S 223 f Bernd Bonwetsch Sowjetische Partisanen 1941 1944 Legende und Wirklichkeit des allgemeinen Volkskrieges In Gerhard Schulz Hrsg Partisanen und Volkskrieg Gottingen 1985 S 113 Grenkevich Soviet Partisan Movement S 250 Chris Bellamy Absolute War Soviet Russia in the Second World War a modern history London 2007 S 591 Bonwetsch Sowjetische Partisanen S 112 Musial S 230 Grenkevich Soviet Partisan Movement S 253 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Operation Schienenkrieg amp oldid 233258602