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Aus Verargerung uber die Ereignisse und Ergebnisse des Berliner Kongresses schrieb Zar Alexander II von Russland am 3 15 August 1879 den Ohrfeigenbrief an seinen Onkel den Deutschen Kaiser Wilhelm I in dem er sich uber Otto von Bismarck beklagte Inhaltsverzeichnis 1 Historische Einordnung 2 Der Brief und seine Wirkung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseHistorische Einordnung BearbeitenDer Brief 1 fugt sich in die wiederholten Versuche Russlands ein das Deutsche Reich fur seine Expansion auf dem Balkan zu vereinnahmen Berlin sollte dabei seine Politik zugunsten Osterreichs aufgeben und Partei fur Russland ergreifen Alexander II wollte im Gegenzug die Sicherheit des Deutschen Reiches garantieren Bismarck wies dieses Ansinnen jedoch zuruck da er als mogliche Folge ein Zuruckfallen in die zweite Reihe der internationalen Politik befurchtete Entsprechend dieser Haltung war er auf dem Berliner Kongress 1878 in einer neutralen Position ehrlicher Makler zwischen den europaischen Machten aufgetreten Nach dem Kongress hatte sich die Stimmung zwischen Russland und dem Deutschen Reich zunehmend verschlechtert Bismarck stand auf russischer Seite Aussenminister Furst Alexander Michailowitsch Gortschakow gegenuber der den Berliner Kongress als personliche Niederlage ansah Nach dem Kongress liess Gortschakow Truppen an der deutsch russischen Grenze aufmarschieren Bismarcks Schutzzollpolitik gegen russische Agrarprodukte und schliesslich ein generelles Embargo wegen einer Viehseuche sorgten fur weitere Missstimmung im Zarenreich Im Fruhjahr 1879 zettelte Bismarck zudem eine Pressekampagne an die gegen Gortschakow personlich gerichtet war Der Brief und seine Wirkung BearbeitenAlexander II warf in seinem Schreiben Bismarck vor die deutsch russische Politik der personlichen Auseinandersetzung mit Gortschakow unterzuordnen und damit auf eine internationale Krise zuzusteuern Daruber hinaus forderte er fur das russische Stillhalten im Deutsch Franzosischen Krieg von 1870 eine diplomatische Gegenleistung welche Preussen ihm bislang schuldig geblieben sei Der Kanzler Ew Majestat hat die Versprechungen von 1870 vergessen 2 Wilhelm I befand sich angesichts des Briefes in einer schwierigen Position Er wollte weder das Bundnis mit Osterreich Ungarn aufgeben noch die Beziehungen zu Russland verschlechtern oder Bismarck schwachen Auf den Ohrfeigenbrief folgte eine wenig aussagekraftige Antwort allerdings verbunden mit der Ankundigung eines Besuchs bei Alexander II im September 1879 Zar Alexander II erklarte bei diesem Treffen am 4 September 1879 in Alexandrowo gemass Aufzeichnung 3 Wilhelms I den Ohrfeigenbrief allein geschrieben zu haben entschuldigte sich fur die verletzenden Passagen und unterdruckte die deutschfeindliche Kampagne in der russischen Presse Dies hinderte Bismarck nicht daran den Abschluss des Zweibundes mit Osterreich Ungarn voranzutreiben und den Kaiser zum Abschluss des Bundnisses als Fortsetzung des aufgelosten Deutschen Bundes zu drangen Der russische Botschafter in Berlin Paul von Oubril wurde im Zuge der Affare abberufen Literatur BearbeitenGunter Cordes Ohrfeigenbrief In Gerhard Taddey Hrsg Lexikon der deutschen Geschichte Ereignisse Institutionen Personen Von den Anfangen bis zur Kapitulation 1945 3 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 1998 ISBN 3 520 81303 3 S 921 Einzelnachweise Bearbeiten Die Grosse Politik der Europaischen Kabinette 1871 1914 Hrsg im Auftrag des Auswartigen Amtes von J Lepsius u a 3 Band Berlin 1926 S 14 ff Zit n Otto von Bismarck Gedanken und Erinnerungen Hrsg von Ernst Friedlander Stuttgart 1959 S 444 Die Grosse Politik der Europaischen Kabinette 1871 1914 Hrsg im Auftrag des Auswartigen Amtes von J Lepsius u a 3 Band Berlin 1926 S 36 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ohrfeigenbrief amp oldid 236358262