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Die Ofenkaulen sind ein Stollensystem im Siebengebirge zwei Kilometer ostlich von Konigswinter das durch den Abbau von Tuffstein fur den Backofenbau in Konigswinter entstanden ist 2 Der Berg Ofenkaul an der Sudseite des Mirbesbachtals gegenuber dem Nonnenstromberg ist danach benannt Das Betreten des unter Naturschutz stehenden Hohlensystems ist wegen Einsturzgefahr verboten 2 3 4 Theodor Rings Eingang zu den Ofenkaulen im Siebengebirge Dieser Eingang Nummer 31 wird auch Kalter Heinrich genannt In den 80er Jahren wurden die Eingange zubetoniert und nur Einflugschlitze fur Fledermause gelassen die in dem Stollensystem leben 1 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Betrieb 1 1 Nutzung im Zweiten Weltkrieg 1 2 Natur und Denkmalschutz 2 Trivia 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntstehung und Betrieb Bearbeiten nbsp Bewetterung des P Jos Neffgen Stollens Aero Stahl Stollen mittels eines Wind bzw Wetterlochs Dieser Eingang verschuttet durch herabfallenden Schutt und Laub uber die Jahre immer weiter 5 Die Stollen entstanden ab dem spaten Mittelalter durch den Abbau von Trachyttuff der als Backofenstein fur den Bau von Backofen verwendet wurde daher resultiert der Name Ofenkaule bzw Ofenkuhle Der dort abgebaute Trachyttuff verfugte uber eine ausgesprochen hohe Qualitat so dass Ofenplatten von bis zu 2 m gewonnen werden konnten Mit der Entwicklung des Konigswinterer Ofens der uber seitliche Feuerkammern verfugte wurde der Backbetrieb wesentlich vereinfacht Der Backraum blieb weitestgehend von Aschen frei und es konnte nun erstmals auch Steinkohle zum Anfeuern benutzt werden die sonst aufgrund der grossen Hitze das Tuffgewolbe beschadigt hatte Der Hohepunkt des Abbaus wurde im 19 Jahrhundert erreicht Vor allem die ab 1871 bestehende Eisenbahnverbindung fuhrte zu einer grossen Verbreitung der Konigswinterer Ofen Das Absatzgebiet lag neben der naheren Umgebung v a am Niederrhein und in Westfalen und reichte bis nach Belgien und Nordfrankreich Ende des 19 Jahrhunderts existierten rund dreissig meist familiar strukturierte Kleinbetriebe mit jeweils 5 10 Arbeitern 3 Im Zuge des intensiven untertagigen Abbaus wurden die Ofenkaulen auf insgesamt sieben unterschiedlichen Sohlen ausgebeutet die teils uber tiefe Schachte miteinander verbunden sind Insgesamt lassen sich heute rund 48000 m Abbauflache nachweisen 2 Die Einfuhrung moderner Elektro und Gasofen sowie die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges fuhrten zu einem schnellen Niedergang des Gewerbes Die Entwicklung neuer Backofensysteme wurde im Gegensatz zum Ofenbauzentrum in Bell Eifel verpasst Um das Jahr 1960 gaben die letzten beiden Betriebe ihre Arbeit auf 3 Die letzten Steine wurden von Theodor Rings mit seinem Sohn Georg gebrochen bis diese 1957 die Arbeit aufgaben 5 Von 1954 bis 1956 wurde in Teilen des Theodor Rings Stollens eine Champignonfarm eingerichtet Dieser musste aus polizeilichen Vorschriften aber wieder eingestellt werden 5 Auch eine Zwischennutzung durch den lokalen Unternehmer Johann Lemmerz zur Nutzung des Tuffsteins oder als Lagerungsort fur Industrieabfalle wurde nie durchgesetzt 5 Nutzung im Zweiten Weltkrieg Bearbeiten nbsp Bild einer in den Ofenkaulen gefertigten Einspritzpumpe in der Ausstellung des Siebengebirgsmuseums zu den Ofenkaulen 2021 Am Ende des Zweiten Weltkrieges mussten Zwangsarbeiter im ehemaligen P Jos Neffgen Stollen Einspritzpumpen fur den Flugzeugmotor BMW 801 herstellen 6 2 Es handelte sich um die unterirdische Verlagerung der Firma Aero Stahl Fluggeratebau GmbH aus Koln Porz die unter dem Decknamen Schlammpeitzger in dem Stollen agierte So kam dieser Stollen in spateren Jahren zu seinem Spitznamen Aero Stahl Stollen 7 Die Stollen wurden ab September 1944 von der Organisation Todt ausgebaut Dafur wurden alte Schachte verschuttet Boden betoniert neue Pfeiler eingezogen und neue Beluftungsschachte eingezogen 2 Die Produktion wurde aus Koln Porz und Andrichau Polen nach Konigswinter verlegt Die rund 400 Zwangsarbeiter waren meist osteuropaischer Herkunft es waren aber auch italienische tschechoslowakische niederlandische russische und belgische Kriegsgefangene vertreten Sie waren in einem Barackenlager aus 10 Gebauden unweit des Stollens untergebracht und mussten in Zwolf Stunden Schichten die Stollen ausbauen Maschinen bedienen und den Betrieb am Laufen halten Mit nur 350 Gramm Brot pro Tag und der Arbeit in den nass kalten dunklen Hohlen waren die Arbeitsbedingungen katastrophal Am 10 Marz 1945 wurde das Lager aufgelost und die Zwangsarbeiter mit unbekanntem Ziel in den Wald geschickt 6 2 nbsp Verschutteter Eingang zu Schacht 44 der in den Stollen von Herrn Preukschat fuhrt 1 In den letzten Kriegstagen Marz 1945 suchten einige hundert Burger von Konigswinter teilweise wird auch von bis zu 2000 berichtet 2 in den Ofenkaulen einen sicheren Zufluchtsort vor Bomben und Artelleriebeschuss 3 Manche hausten fur mehrere Wochen lang in dem Stollensystem bis die Alliierten die Ofenkaulen schliesslich am 16 Marz 1945 erreichten 2 8 Unter den Zufluchtsuchenden befand sich auch der spatere US Notenbank Chef H Robert Heller Mit 30 40 anderen Personen harrte er fur zwei Wochen in einem Stollen aus 9 Nach dem Krieg wurden die Produktionsstatten als Reparationsleistung zuruckgebaut und manche Stollen gesprengt 2 Natur und Denkmalschutz Bearbeiten nbsp Kleine Spalten im Mauerwerk dienen Fledermausen oft als Versteck im Winterquartier Hier eine Langohrfledermaus Der Ofenkaulen sind seit 1980 eingetragenes Bodendenkmal Sie stehen ausserdem als Teil des FFH Schutzgebietes Siebengebirge unter Naturschutz und sind bereits seit 1969 massiv verschlossen 10 Nur fur Fledermause die nach den FFH Richtlinien zu den besonders geschutzten Arten gehoren wurden Einflugschlitze gelassen 2 3 Folgende Fledermausarten nutzen die Ofenkaulen als Winterquartier Grosses Mausohr Bartfledermaus Bechsteinfledermaus Teichfledermaus Wasserfledermaus Fransenfledermaus und Braunes Langohr 5 Die Ofenkaulen gehoren zu den wichtigsten Fledermauswinterquartieren im sudlichen Nordrhein Westfalen und nordlichen Rheinland Pfalz Bereits 1908 wurden Arterfassungen in den Ofenkaulen durchgefuhrt und die Ofenkaulen spater in ein internationales Hohlenkataster aufgenommen 11 Der Fledermausschutz ist einer der Hauptgrunde fur den Verschluss der Ofenkaulen Wenn Fledermause im Winterschlaf gestort werden kann das ihre Energiereserven aufbrauchen und sie uberleben es nicht bis ins nachste Fruhjahr 5 Trivia BearbeitenBei einem Raububerfall am 14 Februar 1962 erschoss Dieter Freese den Filialleiter einer Sparkasse in Winningen an der Mosel Ende Februar suchte Freese im Siebengebirge Unterschlupf zunachst in Hovel bei Aegidienberg und spater in den Konigswinterer Ofenkaulen Am 1 Marz versuchte ein Polizeibeamter den Fluchtigen dort zu stellen Freese gelang es jedoch den Polizisten zu entwaffnen dessen Hund zu erschiessen und zu fliehen 12 In den Jahren 2002 und 2008 wurden mehrere Stollensysteme ingenieurgeologisch vermessen um eine Nutzung als Besuchsbergwerk zu evaluieren Die Kosten fur eine dauerhafte Sicherung der Hohlen wurden so hoch geschatzt dass es nie zu einer konkreten Planung kam 5 Siehe auch BearbeitenBackofenbau in Konigswinter Decknamen nationalsozialistischer GeheimobjekteLiteratur BearbeitenC Boye et al Die Ofenkaulen im Siebengebirge als Fledermausquartier Die aktuell vorkommenden Arten Bestande und Gefahrdungen In Decheniana 155 Bonn 2002 J Kling Unterirdische Tuffsteinbruche im Siebengebirge am Rhein In Studiegroep onderaardse Kalksteengroeven Natuurhistorisch Genootschap in Limburg Maastricht Hrsg SOK Mededelingen 33 2000 S 15 35 J Kling R Klodt S Scheuren A Schmidt J Sieger Ein Zwangsarbeiterlager im Siebengebirge In Archaologie im Rheinland 2004 Stuttgart 2005 S 194 195 C Meyer Cords R Hutterer Die Ofenkaulen im Siebengebirge als Fledermausquartier Artnachweise und Forschungsaktivitaten von 1908 bis 1978 In Decheniana 154 Bonn 2001 S 125 143 E Scheuren Backofenbau und Ofenkaulen im Siebengebirge In Jahrbuch des Rhein Sieg Kreises 2001 Siegburg 2000 S 136 139 Siebengebirgsmuseum der Stadt Konigswinter Hrsg Vor funfzig Jahren Kriegsende im Siebengebirge Siegburg 1995 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ofenkaulen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Backofenbau und Ofenkaulen im Siebengebirge Siebengebirgsmuseum Konigswinter abgerufen am 27 Juli 2020 Klaus Blomeke Ofenkaulen Konigswinter Ofenkaulen de Eine Seite die sich ausfuhrlich mit der Geschichte der Ofenkaulen befasst Eintrag zu Steinbruch Ofenkaul in der Datenbank KuLaDig des Landschaftsverbands Rheinland U Verlagerung Schlammpeitzger Bilderserie auf LostAreasEinzelnachweise Bearbeiten a b Klaus Blomeke Eingang Theodor Rings Kalter Heinrich 26 Juni 2002 abgerufen am 27 Juli 2020 a b c d e f g h i j J Kling Die Ofenkaulen Unterirdische Tuffsteinbruche im Siebengebirge am Rhein In Studiegroep Onderaardse Kalksteengroeven Natuurhistorisch Genootschap in Limburg Hrsg SOK Mededelingen Band 33 Limburg Juni 2000 S 15 35 ofenkaulen de a b c d e Elmar Scheuren Backofenbau und Ofenkaulen im Siebengebirge In Rheinische Heimatpflege Rheinischen Vereins fur Denkmalpflege und Landschaftsschutz e V 1993 abgerufen am 27 Juli 2020 Carsten Schultz Ofenkaulen Tonnenschwere Platte aufgebockt In Rundschau Online 18 Juni 2010 abgerufen am 27 Juli 2020 a b c d e f g Joern Kling Christiane Lamberty Martin Koch Barbara Bouillon Mathias Knaak Roland Strauss und andere Zeugen der Landschaftsgeschichte im Siebengebirge Teil 2 Der Ofenkaulberg Hrsg Landschaftsverband Rheinland Michael Imhof Verlag Petersberg 2020 ISBN 978 3 7319 1088 6 a b Fernando Ronchetti Vor 50 Jahren Kriegsende im Siebengebirge In Vor 50 Jahren Kriegsende im Siebengebirge Rheinlandia Verlag Siegburg 1995 ISBN 3 931509 00 1 S 32 45 klaus bloemeke de Klaus Bloemeke Eingang 38 Aerostahl Stollen 28 Januar 2003 abgerufen am 27 Juli 2020 Klaus Bloemke Die Ofenkaulen als Bunker 28 Januar 2003 abgerufen am 27 Juli 2020 Heike Hamann Zeitzeugenbericht Kriegsende in Konigswinter Spaterer US Notenbank Chef suchte Zuflucht in Ofenkaulen In General Anzeiger 2 Juli 2016 abgerufen am 28 Juli 2020 Eintrag von Christine Wohlfarth zu Steinbruch Ofenkaul in der Datenbank KuLaDig des Landschaftsverbands Rheinland abgerufen am 27 Juli 2020 Meyer Cords Hutterer Die Ofenkaulen im Siebengebirge als Fledermausquartier Artnachweise und Forschungsaktivitaten von 2908 bis 1978 In Decheniana Band 154 2001 S 125 143 Wolfgang Kaes Dieter Freese Sonst niet ich dich um In General Anzeiger Bonn 6 Juni 2012 abgerufen am 27 Juli 2020 50 678513888889 7 2201638888889 Koordinaten 50 40 42 65 N 7 13 12 59 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ofenkaulen amp oldid 237018913