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Die Normenhierarchie der Schweiz beschreibt die Normenhierarchie der Schweizer Rechtsquellen Sie hat Bedeutung fur das Legalitatsprinzip In der Schweiz gilt auf Bundesebene folgende Gliederung 1 Bundesverfassung Bundesgesetze volkerrechtliche Vertrage VerordnungenAuf Kantonsebene ist die Gliederung die gleiche nur dass Bundesrecht immer dem kantonalen Recht vorgeht man spricht von der derogatorischen Kraft des Bundesrechts Inhaltsverzeichnis 1 Bundesverfassung 2 Bundesgesetz und volkerrechtlicher Vertrag 3 Verordnung 4 Verfugung 5 Kantonale Ebene 6 Kommunale Ebene 7 EinzelnachweiseBundesverfassung BearbeitenDie Bundesverfassung BV ist die Rechtsquelle auf oberster Stufe Eine Anderung der Bundesverfassung bedarf immer des doppelten Mehrs also der Zustimmung von Volk und Standen Die Bundesverfassung steht im Allgemeinen uber den volkerrechtlichen Vertragen sie ist aber in jedem Fall dem zwingenden Volkerrecht untergeordnet 2 Das Bundesgericht hat zudem festgehalten dass es auch der Europaischen Menschenrechtskonvention in einem Konflikt mit der Bundesverfassung den Vorrang gibt siehe ausfuhrlicher Volkerrechtlicher Vertrag Schweiz Volkerrechtlicher Vertrag und innerstaatliches Recht 3 Bundesgesetz und volkerrechtlicher Vertrag BearbeitenDie Bundesgesetze und volkerrechtlichen Vertrage sind Rechtsquellen der zweiten Stufe Um zu verhindern dass sich die richterliche Gewalt uber die gesetzgebende Gewalt erhebt hat der Verfassungsgeber in Art 190 der Bundesverfassung festgehalten dass die Bundesgesetze und das Volkerrecht fur das Bundesgericht und die anderen rechtsanwendenden Behorden massgebend sind Das Bundesgericht und die anderen rechtsanwendenden Behorden mussen somit Bundesgesetze und volkerrechtliche Vertrage selbst dann anwenden wenn es diese als verfassungswidrig erachtet siehe ausfuhrlicher Bundesgericht Schweiz Verfassungsgerichtsbarkeit 1 Dass volkerrechtliche Vertrage Vorrang gegenuber Bundesgesetzen haben ist nicht positiv niedergeschrieben Weder die Bundesverfassung noch eine andere Rechtsquelle definieren dies abschliessend weshalb von Fall zu Fall entschieden wird In seiner neueren Praxis gibt das Bundesgericht grundsatzlich volkerrechtlichen Vertragen den Vorrang vor Bundesgesetzen auch wenn diese spater verabschiedet wurden also junger sind 4 siehe auch Volkerrechtlicher Vertrag Schweiz Volkerrechtlicher Vertrag und Bundesgesetz Bundesgesetze werden durch die Bundesversammlung erlassen und volkerrechtliche Vertrage werden durch sie genehmigt Sie sind zweifach demokratisch legitimiert Einerseits da das vom Volk gewahlte Parlament die Bundesversammlung sie erlasst bzw genehmigt Andererseits aber weil sie dem fakultativen Referendum unterstehen wobei das nicht fur alle volkerrechtlichen Vertrage gilt Art 141 BV Bundesgesetze sowie deren Anderungen unterstehen dem fakultativen Referendum hingegen immer 5 Verordnung Bearbeiten Hauptartikel Verordnung Schweiz Auf der dritten Stufe der Normenhierarchie stehen die Verordnungen die in den meisten Fallen vom Bundesrat erlassen werden Sie konkretisieren die Bundesgesetze sind jedoch noch immer rechtsetzende Bestimmungen und somit generell abstrakt Sie unterstehen nicht dem fakultativen Referendum Sie durfen analog den Gesetzen in keinem Widerspruch zu ubergeordneten Rechtsquellen stehen 6 Verfugung BearbeitenDie Verfugungen auch Dienstanweisungen sind Bestimmungen fur den Vollzug der Behorden und Verwaltungen Diese werden durch die zustandige Behorde der Bundesverwaltung erlassen Dienstweisungen regeln detaillierte Verfahrensablaufe fur den Vollzug der Gesetze und Verordnungen bei den Behorden selber und haben keinerlei gesetzlichen Charakter Kantonale Ebene BearbeitenAuf kantonaler Ebene ist die Normenhierarchie identisch Kantonsverfassung Kantonsgesetz KantonsverordnungNach Art 49 BV geniesst das Bundesrecht Vorrang vor dem kantonalen Recht Im Extremfall ist also eine kantonale Verfassungbestimmung die einer Verordnung des Bundesrates zuwiderlauft nichtig und darf nicht angewendet werden siehe Bundesrecht bricht Landesrecht Schweiz Kommunale Ebene BearbeitenAuf kommunaler Ebene sieht die Normenhierarchie wie folgt aus Gemeindeordnung Die Gemeindeordnungen sind die Verfassungen der Gemeinden wobei sie nicht immer als solche bezeichnet werden Gebrauchlich sind auch die Ausdrucke Organisationsreglement Bern Jura Wallis Gemeindesatzungen Uri oder Bezirksreglemente Appenzell Innerrhoden Nur die Kantone Genf und Waadt kennen keine Verfassungen fur die Gemeinden dort regeln die kantonalen Verfassungen und Gesetze bis ins Detail die kommunale Organisation in den Westschweizer Kantonen ist auch die Autonomie der Gemeinden am geringsten ausgepragt 7 Diese Gemeindeordnungen sind nur in einzelnen Fallen Verfassungen im formellen Sinne 8 Gemeindereglement Gesetzliche Erlasse gibt es in allen Kommunen allerdings in sehr unterschiedlichem Masse Von Gesetzen ist jedoch nur in Graubunden die Rede die meisten Kantone sprechen von Reglementen einige die Zurcher Gemeinden Kanton Glarus aber auch von Verordnungen 9 Gemeindeverordnung Die restlichen rechtsetzenden Erlasse die nicht auf Verfassungs oder Gesetzesstufe stehen werden als Verordnungen bezeichnet Anders als in Bund und Kantonen ausser Solothurn 10 sind in einzelnen Kantonen Nidwalden Glarus Verordnungen der Gemeindeexekutive dem fakultativen Referendum unterstellt 11 Einzelnachweise Bearbeiten a b Bundesverfassung In parlament ch Abgerufen am 18 April 2022 Ulrich Hafelin Walter Haller Helen Keller Daniela Thurnherr Schweizerisches Bundesstaatsrecht 10 Auflage Schulthess Zurich 2020 ISBN 978 3 7255 8079 8 S 624 f BGE 139 I 16 E 5 In bger ch Bundesgericht abgerufen am 7 April 2022 BGE 122 II 234 E 4e In bger ch Bundesgericht abgerufen am 19 April 2022 Bundesgesetze In parlament ch Abgerufen am 18 April 2022 Verordnungen In parlament ch Abgerufen am 18 April 2022 Adrian Vatter Das politische System der Schweiz Studienkurs Politikwissenschaft 4 Auflage Nomos Baden Baden 2020 ISBN 978 3 8487 6564 5 S 447 Andreas Auer Staatsrecht der schweizerischen Kantone Stampfli 2016 ISBN 978 3 7272 3217 6 S 313 f Andreas Auer Staatsrecht der schweizerischen Kantone Stampfli 2016 ISBN 978 3 7272 3217 6 S 315 318 Michael Strebel Die Praxis des Solothurner Verordnungsvetos In LeGes Band 32 Nr 2 2021 weblaw ch Andreas Auer Staatsrecht der schweizerischen Kantone Stampfli 2016 ISBN 978 3 7272 3217 6 S 318 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Normenhierarchie Schweiz amp oldid 237780211