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Die sogenannte Normalkirche Schinkels ist eine allgemeine Vorlage Karl Friedrich Schinkels fur Kirchenbauten in landlichen Gegenden Preussens Der schlichte sparsame klassizistische Rundbogenbau kam in der Regel mit lediglich geringen regionalen Abweichungen zur Ausfuhrung wodurch in der Planungsphase Kosten gespart werden konnten Normalkirche von 1840 in Lutte Inhaltsverzeichnis 1 Entwurf 2 Ausfuhrung 3 Beispiele 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEntwurf BearbeitenDer Baumeister Preussens entwarf 1825 im Auftrag Konigs Friedrich Wilhelm III einen Prototyp fur eine derartige Einheitskirche bei der ihm sein erster Kirchenbau die ein Jahr zuvor vollendete Kirche St Nicolai in der Magdeburger Neuen Neustadt als Vorlage gedient haben soll Hier wollte er nach der 1817 erfolgten Auftragserteilung ursprunglich einen gotisch orientierten Kirchenbau errichten der aus Kostengrunden nicht zur Ausfuhrung kam nbsp Vorbild St Nicolai in Magdeburg WestseiteAuch die Konzeption der gedrungenen Kirchturme in der Normalkirche Schinkels geht moglicherweise auf die Erfahrungen aus dem Magdeburger Kirchbau zuruck Denn Schinkel hatte in einem zweiten Entwurf gemeinsam mit dem Bau Kondukteur Bau Leiter und Kupferstecher Johann Conrad Costenoble 1776 1840 einen zeitgemassen hohen Kirchturm vorgesehen Der Magdeburger Stadtkommandant lehnte diesen Turm ab da er mogliche feindliche Einblicke in die Festung befurchtet haben soll Damit kam ein dritter und letzter Entwurf zur Ausfuhrung der einen vergleichsweise niedrigen Turm vorsah und der den Vorstellungen von einem preiswerten einfachen Bau fur schnell wachsende oder neue Gemeinden und Siedlungen mit geringen Geldmitteln entsprach Als Vorlage kame auch die kleine turmlose Kirche in Nakel im Herzogtum Posen die Schinkel 1819 entwarf und die nur 4000 Taler kostete in Frage Dem Konig Friedrich Wilhelm III soll das Kosten Nutzen Verhaltnis so gut gefallen haben dass er sie 1827 im Normalkirchenerlass zum Vorbild aller evangelischen Kleinkirchen in Preussen bestimmte Sie zeichnete sich durch pfeilerartige Eckelemente sowie Rundbogenfenster an den Langs und Lunettenfenstern an den Schmalseiten aus Das Innere war hallenartig durch Pfeiler unterteilt das Mittelschiff mit einer Holztonne uberwolbt und in den Seitenschiffen gab es Emporen Ausfuhrung Bearbeiten nbsp Normalkirche in abweichender Ausfuhrung mit Turm und Nebenturmen in WuthenowWahrend sich die Dorfer und Gemeinden in der Regel nur geringe Abweichungen in der Ausfuhrung der Normalkirchen erlauben konnten kam es in der Innenausstattung im Laufe der Zeit zu deutlichen Unterschieden Sobald sie dazu in der Lage waren statteten einige Dorfer ihre Gotteshauser beispielsweise mit einem prunkvollen Flugelaltar aus Wegen der schnellen und preiswerten Bauweise arbeitete Schinkel parallel an Fachwerkkirchen Die Ausfachungen des turmlosen Saalbaus mit separatem Glockenturm in Sophiental im Oderbruch s u wurden unter seinem Einfluss mit Ziegeln ausgefullt Das Thema der seltenen Ziegelfachwerkkirchen griffen die Schinkelschuler Friedrich August Stuler und August Soller im Musterbuch der Entwurfe zu Kirchen Pfarr und Schulhausern auf Nach den Blattern 16 und 17 aus Stulers Folianten von 1852 entstand beispielsweise 1860 die ungewohnliche rotleuchtende Ziegelfachwerkkirche in Dippmannsdorf Der kleine Saalbau entspricht in seiner Grundkonzeption mit polygonaler Apsis und Hufeisenempore ganz dem Typus der von Schinkel fur die dorflichen Gemeinden konzipierten Normalkirche Allerdings liess sich der Rundbogenstil der Normalkirche nicht in Fachwerk umsetzen Zudem hatte diese Bauweise fur Kirchen keine Zukunft Der schlichte Stil und die einfache Bauweise fand mehr Anklang bei der Zweckarchitektur wie Bahnhofen und Werkstatthallen 1 Mit dem Amtsantritt Friedrich Wilhelm IV im Jahr 1840 kam es zumindest im engeren Berliner Raum zunehmend zur Ablehnung von Bauten nach Schinkels Musterplan So setzte der Romantiker auf dem Thron beispielsweise bei der Spandauer Kirche St Marien am Behnitz gegen die ursprunglichen Planungen ein an altchristlichen Basiliken orientiertes Gotteshaus durch Dem Gegenentwurf des Oberbaurats August Soller fugte er abschliessend noch vier Thurmchen im Zinkgussverfahren hinzu Beispiele BearbeitenOrt Baujahr Bezeichnung BemerkungenEller 1827 1829 Pfarrkirche St Gertrud Entwurf Schinkels 1901 abgebrochen 2 Edersleben 1828 1830 St Bartholomaus KircheFrauenwald 1830 1831 St NicolaiGuttstadt Ostpreussen seit 1945 Dobre Miasto 1830 1834 Evangelische Kirche Guttstadt nach Brand seit 1968 StadtbibliothekWoltersdorf im Flaming OT Zahna 1839 40 Evangelische Kirche WoltersdorfGumbinnen Ostpreussen seit 1946 Gussew 1840 Salzburger Kirche Saalkirche mit wiederaufgebautem TurmHeudeber 1834 1838 DorfkircheKrangen 1836 1837 Dorfkirche Erbaut als Normalkirche ohne Turm 3 Lotzen Ostpreussen seit 1945 Gizycko 1827 Evangelische Pfarrkirche am Marktplatz Restauriert in den 1990er JahrenLutte 1840 Dorfkirche 4 Schonwalde 1844 DorfkircheSeelow 1830 1831 Dorfkirche seit den 1960er Jahren mit einem anderen Turm nachdem der alte Kirchturm 1945 gesprengt worden warTarmow 1835 Dorfkirche 3 Waldbrol 1843 Evangelische Kirche an der Hochstrasse Entwurf SchinkelsWuthenow 1836 1837 Schinkelkirche Entwurf Schinkels mit Turm und Nebenturmen 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Normalkirche Schinkels Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Landesarchiv Baden Wurttemberg Abbildung der Evangelischen Kirche in Nakel Aquarell von Christian v Martens 1870Literatur BearbeitenPeter Schmidt Eine Kirche fur alle Provinzen Schinkels Normalkirche im Bogenstyl in Die Mark Brandenburg Heft 42 Berlin 2001 ISSN 0939 3676 Anselm Schubert Religiose Norm und technische Normierung Zur preussischen Normalkirche zwischen Restauration und Industrialisierung in HZ 297 2013 S 64 83 Einzelnachweise Bearbeiten Sabine Bohle Heintzenberg Manfred Hamm Architektur Schonheit die Schinkelschule in Berlin und Brandenburg Transit Berlin 1997 ISBN 3 88747 121 0 S 158 Landeshauptstadt Dusseldorf Schinkel im Rheinland 1991 Katalog zur Ausstellung S 90 91 m Zeichnungen a b Peter Schmidt Die Kirchen von Krangen Tarmow und Wuthenow in 600 Jahre Gemeinde Krangen Mitteilungsblatt Nr 8 vom August 1997 des Historischen Verein der Grafschaft Ruppin e V Jan Feustel Zwischen Wassermuhlen und Sumpfwaldern Bassler Berlin 1999 ISBN 3 930388 11 1 S 160 Rainer Fellenberg Die Schinkelkirche In Schinkelkirche zu Wuthenow Evangelische Ortskirchengemeinde Wuthenow in der Gesamtkirchengemeinde Ruppin 25 April 2010 abgerufen am 13 Mai 2010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Normalkirche Schinkels amp oldid 238155916