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Die Arbitragefreiheit bezeichnet das Fehlen jeglicher Arbitrage Moglichkeit auf einem Handelsmarkt Arbitrage ist ein risikoloses Geschaft das aus der Ausnutzung von Preis Kurs oder Zinsdifferenzen fur gleiche Handelsobjekte zum selben Zeitpunkt auf verschiedenen Teilmarkten einen Gewinn erzielt 1 Bei Handelsmarkten mit hoher Transparenz und Liquiditat kann angenommen werden dass sie nahezu arbitragefrei sind 2 Das bedeutet das ein Marktteilnehmer davon ausgehen kann dass er fur ein aquivalentes Produkt auf allen Teilmarkten den gleichen Preis erzielen wird Arbitragefreiheit ist in einem vollkommenen Kapitalmarkt eine notwendige allerdings nicht alleinige Bedingung fur das Marktgleichgewicht 3 Inhaltsverzeichnis 1 Arbitragegeschafte 2 Finanzmathematik 3 Kapitalmarkttheorie 4 Allgemeingultigkeit 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseArbitragegeschafte BearbeitenEine Arbitrage Moglichkeit versetzt den Anleger in die Lage sichere risikolose Gewinne zu erzielen ohne dass er Finanzmittel einsetzen muss denn er kauft das Handelsobjekt auf einem Markt und verkauft es zum selben Zeitpunkt auf einem anderen Markt 4 Marktteilnehmer werden solange Arbitragegeschafte tatigen bis die Preis Kurs oder Zinsdifferenzen verschwunden sind dann liegt Arbitragefreiheit vor Arbitragefreiheit ist also gegeben wenn keine Arbitrage mehr moglich ist 5 Generell sind zwei Arbitrage Moglichkeiten vorhanden 6 Art Bezeichnung BemerkungenTyp I Dominanzarbitrage englisch free lottery Arbitrage fuhrt zu einer nicht negativen Zahlung zu Beginn einer Periode und zu einer nicht negativen Zahlung am Ende derselben PeriodeTyp II Differenzarbitrage englisch free lunch Arbitrage fuhrt zu einer strikt positiven Zahlung zu Beginn einer Periode und zu einer nicht negativen Zahlung am Ende derselben Periode Free lunch ist eine selbst finanzierte Anlage oder Handelsstrategie bei der es im Zeitablauf weder Geldausgaben noch Geldeinnahmen gibt die am Beginn der Periode eine positive Geldeinnahme aufweist und zu sicheren Gewinnen fuhrt Eine free lottery liegt dagegen vor wenn heute keine Ausgabe notwendig ist sie aber in Zukunft nicht negative Einnahmen garantiert und zu unsicheren Gewinnen fuhrt Ein Kapitalmarkt ist im Einperiodenfall arbitragefrei wenn es keine Arbitrage vom Typ I gibt 7 Ein Kapitalmarkt der keine Arbitrage vom Typ II zulasst ist nicht ohne weiteres arbitragefrei vom Typ I Finanzmathematik BearbeitenDie Arbitragefreiheit ist eine der Grundannahmen der modernen Finanzmathematik In gleichgewichtigen Modellen werden die Preise als endogene Variablen bestimmt d h die Preise werden in Abhangigkeit von den Angebots und Nachfragemengen so lange angepasst bis sich der Markt im Marktgleichgewicht befindet Dieser Anpassungsprozess hat keinerlei Auswirkungen auf die Preise anderer Guter Im Jahre 1986 wurden die Unzulanglichkeiten dieser Modelle deutlich als die auf ihnen basierenden Zinsstrukturkurven fur Zinsderivate nicht den tatsachlichen Kurven entsprachen und damit fur den Wertpapierhandel unbrauchbar wurden da sie nicht dem Gesetz des Einheitspreises entsprachen Arbitragefreie Modelle hingegen bestimmen die Preise exogen Die Marktpreise fliessen in das Modell direkt ein und die aus ihnen entwickelten Zinsstrukturkurven entsprechen der Realitat Die ersten zinsstrukturkonformen Bewertungen wurden 1986 vorgelegt 8 9 Alle heute in der Praxis zur Bewertung von Derivaten eingesetzten Modelle sind arbitragefrei Formal kann die Arbitragefreiheit als Bedingung wie folgt beschrieben werden Es gibt kein Portfolio mit dem Wert 0 displaystyle 0 nbsp zum Zeitpunkt t 0 0 displaystyle t 0 0 nbsp das an t 1 gt t 0 displaystyle t 1 gt t 0 nbsp einen sicher nicht negativen Wert und mit positiver Wahrscheinlichkeit einen positiven Wert hat Kapitalmarkttheorie BearbeitenStephen Ross entwickelte 1976 die Arbitragepreistheorie APT und stellte ein statistisches Arbitrage Portfolio vor 10 das optimal risikodiversifiziert ist keine Transaktionskosten erzeugt und keine Betafaktoren aufweist 11 Neben der Arbitragefreiheit ging Ross von der Annahme unendlich vieler Handelsobjekte auf einem Kapitalmarkt aus was eine Annaherung an die Realitat erschwert Er gelangte zu der Erkenntnis dass es auf gut funktionierenden Markten keine Arbitragefreiheit englisch absence of arbitrage no arbitrage geben konne Im Marktgleichgewicht herrscht Arbitragefreiheit denn die Ubernachfrage nach preiswerten Handelsobjekten und das Uberangebot an teuren Handelsobjekten fuhren zu Preisveranderungen die erst bei einem Preisausgleich also Arbitragefreiheit beendet sind Handelsobjekte gelten erst dann als aquivalent wenn sie in jedem denkbaren Umweltzustand zum selben Zahlungsstrom beim Anleger fuhren 12 also duplizierbar sind Allgemeingultigkeit BearbeitenDie fur den Kapitalmarkt entwickelte Arbitragefreiheit lasst sich auch auf andere Markte wie den Devisen Geld Kredit oder Energiemarkt ubertragen 13 So setzt beispielsweise die Arbitragefreiheit auf dem Geldmarkt voraus dass aus der Kombination einer Geldnachfrage und dem simultanen Erwerb eines Floating Rate Agreements kein risikoloser Gewinn erzielt werden kann 14 Funktionieren auf den Finanzmarkten die Marktmechanismen so sind auch Arbitrage Moglichkeiten vorhanden Befindet sich dagegen ein Markt im Gleichgewicht gibt es keine Arbitrage Moglichkeiten Das Gesetz von der Unterschiedslosigkeit der Preise von William Stanley Jevons geht als Grundannahme von der Arbitragefreiheit aus 15 Auch das Hull White Modell unterstellt bei Zinsstrukturen die Arbitragefreiheit 16 Ferner beruht auch das Black Scholes Modell auf der Annahme der Arbitragefreiheit 17 Siehe auch BearbeitenArbitrage BedingungLiteratur BearbeitenHansjorg Albrecher Andreas Binder Philipp Mayer Einfuhrung in die Finanzmathematik Birkhauser Basel Boston Berlin 2009 ISBN 978 3 7643 8783 9 Kapitel III Freddy Delbaen Walter Schachermayer The Mathematics of Arbitrage Springer Berlin Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 06030 4 Hans Follmer Alexander Schied Stochastic Finance An Introduction in Discrete Time 2 revised and extended edition de Gruyter Berlin u a 2004 ISBN 3 11 018346 3 De Gruyter Studies in Mathematics Einzelnachweise Bearbeiten Reinhold Sellien Helmut Sellien Hrsg Gablers Wirtschafts Lexikon Band 1 1988 Sp 345 f MESSUNG DER MARKTLIQUIDITAT AM BEISPIEL DES SCHWEIZERISCHEN AKTIENMARKTS Abgerufen am 23 November 2022 Wolfgang Breuer Thilo Schweizer Claudia Breuer Hrsg Gabler Lexikon Corporate Finance 2003 S 39 Wolfgang Breuer Marc Gurtler Frank Schuhmacher Portfoliomanagement I 2010 S 48 Manfred Berger Hedging Effiziente Kursabsicherung festverzinslicher Wertpapiere mit Finanzterminkontrakte 1990 S 31 ISBN 9783409140287 Jonathan E Ingersoll Theory of Financial Decision Making 1987 S 54 f Hans Christian Groger Kapitalmarktorientierte Unternehmensbewertung 2009 S 37 Thomas S Y Ho Sang Bin Lee Term structure movements and pricing interest rate contingent claims in Journal of Finance 41 5 1986 S 1011 1029 ISSN 0022 1082 David Heath Robert Jarrow Andrew Morton Bond pricing and the term structure of interest rates in Econometrica 60 1 1992 S 77 105 ISSN 0012 9682 online PDF 442 kB Stephen Ross The Arbitrage Theory of Capital Asset Pricing in Journal of Economic Theory 1976 S 341 360 Gregory Connor Lisa R Goldberg Robert A Korajczyk Portfolio Risk Analysis 2010 S 87 Wolfgang Breuer Thilo Schweizer Claudia Breuer Hrsg Gabler Lexikon Corporate Finance 2003 S 39 Herbert Sperber Finanzmarkte 2020 S 37 Andre Besant Thomas Heidorn Achim Linsenmaier Zinsprodukte in Euroland 2003 S 86 Wolfgang Breuer Thilo Schweizer Claudia Breuer Hrsg Gabler Lexikon Corporate Finance 2003 S 207 Wolfgang Breuer Thilo Schweizer Claudia Breuer Hrsg Gabler Lexikon Corporate Finance 2003 S 235 Fischer Black Myron S Scholes The Pricing of Options and Corporate Liabilities in Journal of Political Economy 81 1973 S 640 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arbitragefreiheit amp oldid 228239465