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Als Betafaktor wird in der Finanzwissenschaft und insbesondere in der Kapitalmarkttheorie eine betriebswirtschaftliche Kennzahl bezeichnet die das bei einer Geldanlage oder Investition vom Risikotrager eingegangene systematische Risiko wiedergibt Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Beschreibung 3 Mathematische Darstellung 3 1 Anwendung in der Praxis 4 Ermittlung von Betafaktoren 4 1 Ermittlung anhand von linearen Regressionen 4 2 Ermittlung der Betafaktoren mit Hilfe einer Peer Group 5 Leveraging Deleveraging von Betafaktoren 6 Wirtschaftliche Aspekte 7 Literatur 8 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDer Betafaktor b displaystyle beta nbsp Faktor ist ein Risikomass welches das Finanzrisiko irgendeiner Geldanlage oder das Investitionsrisiko irgendeiner Investition im Vergleich zum Gesamtmarkt widerspiegelt 1 Verglichen wird beispielsweise das Kursrisiko einer bestimmten Aktie im Vergleich zur Kursentwicklung auf dem gesamten Aktienmarkt konkreter Aktienindex des DAX oder S amp P 500 Daraus ergeben sich verallgemeinert drei Alternativen namlich dass der Aktienkurs einer Aktie genauso schwankt wie der Aktienmarkt oder weniger oder mehr schwankt als der Aktienmarkt Dieses Konzept lasst sich auf alle Kursrisiken ubertragen wie beispielsweise auf samtliche Wertpapiere also auch Anleihen oder Devisenkurse auf dem Devisenmarkt Dabei ist zu berucksichtigen dass der Betafaktor lediglich das systematische Risiko betrifft also marktbedingte Volatilitaten die nicht vom Emittenten des Finanzprodukts oder Finanzinstruments verursacht werden etwa der Einfluss einer Unternehmenskrise auf den Aktienkurs dieses Unternehmens sondern sich beispielsweise aus dem Konjunkturverlauf ergeben 2 Nur dieses Risiko lasst sich nicht durch Risikodiversifikation beseitigen so dass der Betafaktor das systematische Risiko herausfiltern kann Es wird mithin davon ausgegangen dass ein unsystematisches Risiko nicht mehr vorhanden ist 3 Beschreibung BearbeitenIm Hinblick auf den Betafaktor konnen vier Gruppen von Wertpapieren gebildet werden 4 b displaystyle beta nbsp Faktor Bedeutungb 0 displaystyle beta 0 nbsp das Wertpapier ist risikolosb lt 1 displaystyle beta lt 1 nbsp der Wertpapierkurs bewegt sich weniger stark als die Kurse auf dem Gesamtmarkt b 1 displaystyle beta 1 nbsp der Wertpapierkurs bewegt sich gleich den Kursen auf dem Gesamtmarktb gt 1 displaystyle beta gt 1 nbsp der Wertpapierkurs schwankt starker als die Kurse auf dem GesamtmarktIst der Betafaktor grosser als eins sind Finanzprodukte risikoreicher als das Marktportfolio bzw reagieren uberproportional auf die Marktentwicklung Ist der Betafaktor dagegen kleiner als eins sind diese Kapitalanlagen risikoarmer als das Marktportfolio bzw reagieren unterproportional auf die Marktentwicklung 5 Eine risikolose Anlage hat den Betafaktor Null 6 wie beispielsweise mit Triple A Rating versehene Staatsanleihen die deshalb einen risikolosen Zinssatz besitzen Ein negatives Beta bedeutet dass sich die Rendite des Vermogensgegenstandes gegenlaufig zum Gesamtmarkt entwickelt Mathematische Darstellung BearbeitenDer Betafaktor eines Wertpapiers i displaystyle i nbsp gegenuber einem effizienten Marktportfolio M displaystyle M nbsp ergibt sich durch mathematische Herleitung als Quotient der Kovarianz zwischen der Rendite des Wertpapiers r i displaystyle r i nbsp und der Rendite des Marktes r M displaystyle r M nbsp und der Varianz der Rendite des Marktes 7 Betafaktor Cov r i r M Var r M Corr i M SD r i SD r M displaystyle text Betafaktor frac operatorname Cov r i r M operatorname Var r M operatorname Corr i M frac operatorname SD r i operatorname SD r M nbsp bzw b s i M s M 2 r i M s i s M displaystyle beta frac sigma iM sigma M 2 rho iM frac sigma i sigma M nbsp d h als der Quotient aus der Kovarianz der Renditeerwartung des Wertpapiers i displaystyle i nbsp mit der Renditeerwartung des Marktportfolios M displaystyle M nbsp zu der Varianz des Marktportfolios M displaystyle M nbsp oder aquivalent als Produkt aus dem Korrelationskoeffizienten der Renditeerwartungen des Wertpapiers i displaystyle i nbsp zu der des Marktportfolios M displaystyle M nbsp mit dem Verhaltnis von Standardabweichung der Renditeerwartung des Wertpapiers i displaystyle i nbsp zur Standardabweichung der Renditeerwartung des Marktportfolios M displaystyle M nbsp Das Beta eines Marktportfolios ist damit definitionsgemass 1 Das b displaystyle beta nbsp sagt aus welche Anderung die erwartete Rendite eines individuellen Wertpapiers bzw Wertpapierportfolios bei einer Anderung der Rendite des Marktportfolios um einen Prozentpunkt erfahrt Es zeigt damit einen linearen Zusammenhang zwischen der erwarteten Rendite einer risikobehafteten Investition und der erwarteten Rendite des Marktportfolios auf Anwendung in der Praxis Bearbeiten UnternehmensbewertungDer Betafaktor des Capital Asset Pricing Model CAPM wird insbesondere fur die Bestimmung risikogerechter Diskontierungszinssatze Kapitalkosten bei der Unternehmensbewertung verwendet Das CAPM bildet auch die Grundlage der Bewertung gemass der Bewertungsstandard des Instituts der Wirtschaftsprufer IDW S1 Die Renditeforderung der Eigenkapitalgeber ergibt sich demnach wie folgt r E K r F b r M r F displaystyle r EK r F beta cdot left r M r F right nbsp Die Verzinsung einer risikobehafteten Anlage ergibt sich aus der Verzinsung einer risikolosen Anlage r F displaystyle r F nbsp zuzuglich einer Risikopramie Die Risikopramie erhalt man durch Multiplikation der Risikopramie des Marktes r M r F displaystyle r M r F nbsp mit dem Mass fur das unternehmensindividuelle Risiko b displaystyle beta nbsp Die Ermittlung der einzelnen Grossen findet man im Artikel uber das Capital Asset Pricing Model Entwicklung von AnlagestrategienIn der Anlagepraxis fuhrt die Benutzung des Betafaktors zur Risikogewichtung von Wertpapieren und hat so wesentlichen Einfluss auf die Hohe individueller Bewertungen und die Konstruktion von insbesondere marktphasengetriebenen Anlagestrategien Entscheidend fur die Aufnahme eines Wertpapiers in das Portfolio ist sein Beitrag zum Risiko des Gesamtportfolios Ist das Beta sowie die Standardabweichungen des Wertpapiers W P displaystyle WP nbsp und des Portfolios P F displaystyle PF nbsp bekannt so lasst sich damit der Korrelationskoeffizient berechnen b WP r EP s WP s PF r EP b WP s PF s WP displaystyle beta text WP frac rho text EP sigma text WP sigma text PF quad Leftrightarrow quad rho text EP frac beta text WP sigma text PF sigma text WP nbsp Diese wird fur die Berechnung der Varianz des erweiterten Portfolios E P displaystyle EP nbsp benotigt s EP 2 s 1 2 x 1 2 s 2 2 x 2 2 2 x 1 x 2 s 1 s 2 r 12 displaystyle sigma text EP 2 sigma 1 2 x 1 2 sigma 2 2 x 2 2 2x 1 x 2 sigma 1 sigma 2 rho 12 nbsp Ermittlung von Betafaktoren Bearbeiten nbsp Schatzung von BetafaktorenErmittlung anhand von linearen Regressionen Bearbeiten Der Betafaktor eines borsennotierten Unternehmens i displaystyle i nbsp ergibt sich aus dem Verhaltnis der Kovarianz zwischen der Rendite des Unternehmens r i displaystyle r i nbsp und die Marktrendite r M displaystyle r M nbsp zur Varianz der Marktrendite s M 2 displaystyle sigma M 2 nbsp Die Betas konnen anhand von Zeitreihendaten mit einer einfachen linearen Regression in der Form r i t a b r M t e t mit D ϵ t u t D t wobei u t N 0 1 und t 1 2 T displaystyle r i t alpha beta r M t varepsilon t quad text mit quad Delta epsilon t u t sqrt Delta t quad text wobei quad u t sim mathcal N 0 1 quad text und quad t 1 2 ldots T nbsp geschatzt werden Dabei bezeichnet r i displaystyle r i nbsp die Rendite des betrachteten Unternehmens und r M displaystyle r M nbsp die Marktrendite Dieses Modell bezeichnet man auch als Marktmodell Man beachte dass bei diesem Ansatz keine Zeitreihe fur eine risikolose Verzinsung benotigt wird Der geschatzte Parameter a liefert hier eine Schatzung fur die risikolose Rendite Alternativ lasst sich das b auch anhand von Uberschussrenditen englisch excess returns ermitteln r i t r f t a b r M t r f t e t displaystyle r i t r f t alpha beta r M t r f t varepsilon t nbsp Die nebenstehende Abbildung zeigt am Beispiel der Apple Aktie auf dass die Schatzergebnisse sehr unterschiedlich ausfallen konnen Die erheblichen Unterschiede konnen durch die verschiedenen Freiheitsgrade bei der Schatzung erklart werden Regressionsmodell Bei der Verwendung des Marktmodells erhalt man andere Schatzer als bei der Verwendung von Uberschussrenditen Die Betas konnen um einige Prozentpunkte voneinander abweichen Die Wahl der Schatzmethode Methode der kleinsten Quadrate KQ Schatzung Maximum Likelihood Methode ML Schatzung hat keinen Einfluss auf die Ergebnisse da diese fur lineare Modelle identische Ergebnisse liefern Schatzzeitraum Phase Die geschatzten Betas sind im Zeitablauf nicht stabil So sind die aktuell geschatzten Betas von Apple ca 30 hoher als die Betas die man vor etwa 10 Jahren geschatzt hat Schatzzeitraum Lange der Schatzung Bei Einjahresschatzungen betragt die Spanne der Schatzungen 0 5 1 2 Die Spannweite engt sich bei Schatzungen uber einen Zeitraum von 5 Jahren auf 0 25 ein Bei einer Schatzdauer von 10 Jahren ist die Spanne kaum mehr vorhanden Man erkennt dass die Schatzung geeigneter Betafaktoren nicht trivial ist Obwohl das CAPM ein Einperiodenmodell ist mussen die Betas uber einen Beobachtungszeitraum geschatzt werden In diesem Beobachtungszeitraum konnen sich die individuellen Geschaftsrisiken und finanziellen Risiken erheblich verandern und zu einer wenig aussagekraftigen Schatzung des systematischen Risikos fuhren Bei einer Schatzung von Betas mit Hilfe einer Peer Group gleichen sich erfahrungsgemass einige dieser Verzerrungen aus Ermittlung der Betafaktoren mit Hilfe einer Peer Group Bearbeiten Die Schatzung von Betafaktoren mit Hilfe von vergleichbaren Unternehmen hat den Vorteil dass die geschatzten Parameter stabiler sind als bei einer Einzelschatzung des Marktmodells Daruber hinaus muss ein Unternehmen borsennotiert sein wenn das CAPM zur Ermittlung von Risikozuschlagen herangezogen werden soll Anderenfalls sind die Renditen des zu bewertenden Unternehmens nicht am Kapitalmarkt beobachtbar Bei nicht borsennotierten Unternehmen kann der Betafaktor deshalb nur durch Betafaktoren vergleichbarer Unternehmen Branchenbetas bzw Betas einer Peer Group angenahert werden Die folgende Tabelle zeigt die geschatzten Betafaktoren fur eine Peer Group von Microsoft auf Der Mittelwert der geschatzten Betas Levered Betas belauft sich auf 1 11 Dieses Beta reprasentiert recht gut die typischen systematischen Risiken von verschuldeten Unternehmen in der Software Branche Dabei muss jedoch beachtet werden dass die systematischen Risiken sowohl Marktrisken operative Risiken als auch finanzielle Risiken beinhalten Sofern diese Risiken von Peer Group Unternehmen und dem zu bewertenden Unternehmen vergleichbar sind ist die Ermittlung von Betas anhand einer Peer Group sachgerecht Peer Group Levered Beta Debt Val Mkt Val Equity Debt Equity Debt Total Cap Marginal Tax Rate Unlevered BetaVMware Inc 1 24 4 981 62 529 8 0 7 4 27 0 1 17Oracle Corporation 0 86 56 776 177 617 32 0 24 2 27 0 0 69Alphabet Inc 0 91 14 226 861 202 1 7 1 6 27 0 0 90salesforce com inc 1 55 6 432 124 588 5 2 4 9 27 0 1 49Workday Inc 1 37 1 543 34 889 4 4 4 2 27 0 1 33ServiceNow Inc 1 51 1 107 42 805 2 6 2 5 27 0 1 48Adobe Inc 1 17 4 137 126 388 3 3 3 2 27 0 1 14Splunk Inc 1 83 1 906 17 048 11 2 10 1 27 0 1 69Citrix Systems Inc 0 64 989 13 627 7 3 6 8 27 0 0 61Mittelwert 1 11 9 476 146 069 7 5 6 5 27 0 1 05Microsoft Corporation 86 455 1 049 415 8 2 7 6 27 0 1 03Relevered Beta Hamada 1 114Relevered Beta Miles Ezzel 1 137Relevered Beta Harris Pringle 1 138Berechnungen Hamada o Unlevered Beta x 1 Debt Equity x 1 Tax Rate 1 05 x 1 8 2 x 1 27 0 1 114Miles Ezzel o Unlevered Beta x 1 Debt Equity x 1 s rf 1 rf 1 05 x 1 8 2 x 1 0 6 1 137Harris Pringle o Unlevered Beta x 1 Debt Equity 1 05 x 1 8 2 1 138Bei der Zusammenstellung der Peer Group ist deshalb darauf zu achten dass die Vergleichsunternehmen ahnliche Risiken wie das zu bewertende Unternehmen aufweisen In der Regel sind Unternehmen einer Branche vergleichbaren Geschaftsrisiken ausgesetzt Man wird jedoch haufig feststellen dass sich diese Unternehmen trotz Branchenzugehorigkeit hinsichtlich ihrer finanziellen Risiken erheblich unterscheiden konnen In diesen Fallen wird vorgeschlagen die geschatzten Betas jeweils um das individuelle finanzielle Risiko zu bereinigen Zu diesem Zweck werden fur die Peer Group Unternehmen zunachst Betas errechnet die sich bei einer fehlenden Verschuldung dieser Unternehmen ergeben wurden Die Betas unverschuldeter Unternehmen unlevered Betas konnen aus den geschatzten Betas verschuldeter Unternehmen levered Betas gemass der sog Hamada Formel vgl Anhang unten ermittelt werden 8 b u i b l i 1 1 s F K i E K i displaystyle beta u i frac beta l i 1 1 s frac FK i EK i nbsp mit bu i Betafaktor des unverschuldeten Unternehmens i bl i Betafaktor des teilweise fremdfinanzierten Unternehmens i s konstanter Gewinnsteuersatz des Unternehmens FK Marktwert des Fremdkapitals des Unternehmens i EK Marktwert des Eigenkapitals des Unternehmens i Aus den unlevered Betas wird das arithmetische Mittel oder der Median der Betas der Peer Group bl PG ermittelt Dieses Beta spiegelt reprasentativ die systematischen Geschaftsrisiken eines unverschuldeten Unternehmens in der Branche bzw Peer Group ab Damit es auch die finanziellen Risiken eines Unternehmens abbildet muss dieses Beta mit der Kapitalstruktur des zu bewertenden Unternehmens relevered werden b l i b l P G 1 1 s F K i E K i displaystyle beta l i beta l PG cdot left 1 1 s frac FK i EK i right nbsp Man erkennt an der obigen Tabelle dass das derartig geschatzte Beta von Microsoft gemass der Hamada Formel 1 114 betragt Es gibt keinen nennenswerten Unterschied zum Durchschnitt der verschuldeten Betas Neben der Formel von Hamada wurden auch die Ansatze Miles Ezzel sowie von Harris Pringel durchgerechnet vgl Anhang unten Es ergeben sich ebenfalls keine signifikanten Unterschiede Es fallt jedoch auf dass in der Peer Group die Betas der unverschuldeten Unternehmen noch ahnlich stark streuen wie die Betas der verschuldeten Unternehmen Dies deutet darauf hin dass durch das unlevern keine Nivellierung der Risiken stattgefunden hat Die Betas der unverschuldeten Unternehmen sollten innerhalb einer Branche eigentlich alle recht ahnlich ausfallen und ausschliesslich die recht vergleichbaren Geschaftsrisiken abbilden Starke Schwankungen bei den unlevered Betas sind ein Indiz dafur dass die Produktions und Kostenstrukturen der Unternehmen innerhalb der Peer Group bzw Branche unterschiedlich sind Bei der Analyse des Operating leverage wird deutlich dass der Anteil der Fixkosten in erheblichem Ausmass die Risiken fur die Kapitalgeber beeinflussen kann Es ist deshalb naheliegend bei der Berechnung von Betas mit Hilfe einer Peergroup auch die Hebelwirkung des Degree of Operating Leverage DOL herauszurechnen Der Zusammenhang zwischen DOL und Beta wird in der Fachliteratur zumeist folgendermassen beschrieben 9 b unlevered b Operating Business 1 Fixe Kosten Variable Kosten displaystyle beta text unlevered beta text Operating Business cdot left 1 frac text Fixe Kosten text Variable Kosten right nbsp Das aufwendige Unlevern und Relevern von empirischen Betas ist sehr angreifbar 10 So werden die finanziellen Risiken ausschliesslich am Verschuldungsgrad festgemacht andere wichtige Ursachen fur finanzielle Probleme von Unternehmen werden ignoriert Dies geht an der Realitat vorbei Zahlungsprobleme treten z B weitaus haufiger auf als Probleme der Uberschuldung Bei der Eliminierung des Operating Leverage greift eine ahnliche Kritik Auch die operativen Ergebnisschwankungen werden ausschliesslich am Anteil der fixen Kosten festgemacht die Realitat ist jedoch weitaus komplexer Operative Ergebnisschwankungen hangen auch davon ab inwieweit ein Unternehmen in Bezug auf Produkte Kunden Lieferanten und Absatzmarkten diversifiziert ist Das ausgefeilte Unlevern und Relevern von verschiedenen Risikoarten finanziellen Risiken operativen Risiken erscheint vor dem Hintergrund der zahlreichen Schatzungenauigkeiten Auswahl des Marktindex Berechnung der Marktrendite Auswahl von Schatzzeitraumen Auswahl der Schatzmethode Auswahl der Peer Group eher als akademische Spitzfindigkeit Es wird eine Scheingenauigkeit suggeriert welche die zugrundeliegenden Daten regelmassig nicht hergeben Leveraging Deleveraging von Betafaktoren BearbeitenDie klassische Formel von Modigliani Miller MM zur Berechnung der Eigenkapitalrendite mit einfachen Gewinnsteuern und risikolosem Fremdkapital lautet r EK r GK r GK r FK 1 s F K E K displaystyle r text EK r text GK r text GK r text FK cdot 1 s cdot frac FK EK nbsp Durch Integration der Kosten fur das verschuldete und unverschuldete Eigenkapital r EK r FK b lev M R P displaystyle r text EK r text FK beta text lev cdot MRP nbsp r GK r FK b unlev M R P displaystyle r text GK r text FK beta text unlev cdot MRP nbsp in die MM Formel erhalt man einen Zusammenhang zwischen den verschuldeten und unverschuldeten Betas r FK b lev M R P r FK b unlev M R P b unlev M R P 1 s F K E K displaystyle r text FK beta text lev cdot MRP r text FK beta text unlev cdot MRP beta text unlev cdot MRP cdot 1 s cdot frac FK EK nbsp woraus sich die sogenannte Hamada Formel ergibt b lev b unlev 1 1 s F K E K displaystyle beta text lev beta text unlev cdot left 1 1 s cdot frac FK EK right nbsp Diese Formel findet man am haufigsten in Lehrbuchern und wird regelmassig auch in der Praxis angewendet Die Hamada Formel wird auch als MM Anpassungsformel oder Textbuch Formel bezeichnet Diese Formel basiert auf der Annahme dass das Fremdkapital zum risikolosen Zins aufgenommen werden kann Diese Vereinfachung kann nur bei Unternehmen mit einem sehr guten Rating Investment Grade gerechtfertigt werden Daruber hinaus wird angenommen dass der Bestand an Fremdkapital in seiner absoluten Hohe konstant bleibt Dies wurde bedeuten dass es im Zeitablauf bei steigenden Unternehmenswerten zu einem sinkenden Verschuldungsgrad kommt Diese Annahme impliziert damit auch dass der Fremdkapitalzins in jeder Periode gleich hoch ausfallt und das Tax Shield als sicher angenommen werden kann Aufgrund der unrealistischen Annahmen wurden deshalb Modifikation der MM Formel vorgenommen Miles Ezzel nehmen an dass der Fremdkapitalbestand auf Marktwertbasis konstant bleibt 11 Der Marktwert des Eigenkapitals bestimmt damit indirekt auch den Fremdkapitalbestand in einer bestimmten Rechnungsperiode In der Folge ist lediglich das Tax Shield der ersten Perioden sicher Die zukunftigen Tax Shields sind demgegenuber als unsicher zu betrachten und unterliegen demselben Risiko wie das Eigenkapital Demzufolge sind die Tax Shields mit den Eigenkapitalkosten des unverschuldeten Unternehmens abzuzinsen Miles Ezzel leiten auf Basis dieser Annahmen folgende Formel her b lev b unlev 1 1 s r F 1 r F F K E K displaystyle beta text lev beta text unlev cdot left 1 left left 1 frac sr F 1 r F right cdot frac FK EK right right nbsp Diese Formeln lasst sich weiter vereinfachen wenn die Entstehung von Tax Shields von Beginn an als risikobehaftet angenommen wird Auf Basis dieser Annahme leitet sich die sog Harris Pringle Formel her b lev b unlev 1 F K E K displaystyle beta text lev beta text unlev cdot left 1 frac FK EK right nbsp Diese einfache Formel wird ebenfalls haufig in der Praxis angewendet Wirtschaftliche Aspekte BearbeitenDer Betafaktor bezieht sich ausschliesslich auf das systematische Risiko wobei ein effizient diversifiziertes Portfolio kein unsystematisches Risiko mehr aufweist 12 Die Risikomessung durch den Betafaktor ist allerdings begrenzt aussagekraftig weil man sich fur die Ermittlung von Erwartungswerten auf vergangenheitsorientierte Marktdaten stutzen muss 13 Der Alphafaktor ist das Pendant zum Betafaktor und bezieht sich auf das unsystematische Risiko einer Geldanlage oder Investition Literatur BearbeitenDie Berechnung des Betafaktors wird ausfuhrlich thematisiert in Franziska Ziemer Der Betafaktor Theoretische und empirische Befunde nach einem halben Jahrhundert CAPM Springer Gabler Wiesbaden 2018 ISBN 978 3 658 20244 6 Die Darstellung des Einflusses der Kapitalstruktur und des CAPM findet man auch in jedem guten Buch der Finanzwirtschaft so z B in Richard Brealey Steward C Myers Franklin Allen Principles of Corporate Finance 12 Auflage McGraw Hill 2016 ISBN 978 1 259 25333 1 David Hillier Stephen Ross Randolph Westerfield Jeffrey Jaffe Bradford Jordan Corporate Finance 3 Aufl McGraw Hill 2016 ISBN 978 0 07 713914 8 Die einflussreichsten Aufsatze zum Leveraging Deleveraging von Betas sind Robert S Harris John J Pringle Risk adjusted discount rates extension from the averagerisk case In Journal of Financial Research Band 8 Nr 3 1985 S 237 244 James Miles John R Ezzell The Weighted Average Cost of Capital Perfect Capital Markets and Project Life A Clarification In Journal of Financial and Quantitative Analysis Band 15 Nr 3 1980 S 719 730 Franco Modigliani Merton H Miller The Cost of Capital Corporation Finance and the Theory of Investment In The American Economic Review Band 48 Nr 3 1958 S 261 297 Einzelnachweise Bearbeiten Jurgen Krumnow Ludwig Gramlich Thomas A Lange Thomas M Dewner Hrsg Gabler Bank Lexikon Bank Borse Finanzierung 2002 S 183 Thomas Friedrich Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die operativen und strategischen Prozesse von Kapitalverwaltungsgesellschaften fur Immobilienfonds 2022 S 111 Gunter Wohe Ulrich Doring Einfuhrung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 25 Auflage 2013 S 636 ISBN 978 3 8006 4687 6 Jurgen Krumnow Ludwig Gramlich Thomas A Lange Thomas M Dewner Hrsg Gabler Bank Lexikon Bank Borse Finanzierung 2002 S 183 Anjulie Jager Der Einfluss nachhaltigkeitsbezogener Objektmerkmale auf den Wert von Immobilien 2020 S 103 Gunter Wohe Ulrich Doring Einfuhrung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 25 Auflage 2013 S 637 Richard Brealey Steward C Myers Franklin Allen Principles of Corporate Finance 12 Auflage McGraw Hill 2016 ISBN 978 1 259 25333 1 Franziska Ziemer Der Betafaktor in der Wissenschaft In Der Betafaktor Springer Fachmedien Wiesbaden Wiesbaden 2017 ISBN 978 3 658 20244 6 S 139 333 dnb de abgerufen am 18 Februar 2020 Aswath Damodaran The dark side of valuation valuing old tech new tech and new economy companies Financial Times Prentice Hall 2002 ISBN 0 13 040652 X Christoph Bruns Frieder Meyer Bullerdiek Professionelles Portfoliomanagement Aufbau Umsetzung und Erfolgskontrolle strukturierter Anlagestrategien 2020 S 422 ff James Miles John R Ezzell The Weighted Average Cost of Capital Perfect Capital Markets and Project Life A Clarification in Journal of Financial and Quantitative Analysis 15 3 1980 S 719 730 Ray Ball S P Kothari Jay Shanken Problems in measuring Portfolio Performance in Journal of Financial Economics 38 1995 S 30 Harald Breit Investmentfonds in Schriftenreihe des Institutes fur Kreditwirtschaft Band 2 1989 S 39Normdaten Sachbegriff GND 4336383 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Betafaktor amp oldid 237812202