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Niklaus Stoecklin 19 April 1896 in Basel 31 Dezember 1982 ebenda war ein Schweizer Maler und Grafiker Er gilt als Schweizer Hauptvertreter der Neuen Sachlichkeit und des Magischen Realismus Mit seinen Fruhwerken zahlt er zugleich zu deren internationalen Mitbegrundern Daneben ist er auch als weltweit renommierter Plakatgestalter hervorgetreten Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schaffen 3 Rezeption 4 Werke 5 Auszeichnungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStoecklin war der Sohn des Kaufmanns Johann Niklaus Stoecklin 1859 1923 und der Genoveva Fanny geborene Muller 1859 1939 Er war der Bruder von Franziska Stoecklin 1 Bei seinem Onkel Heinrich Muller erlernte er das Handwerk des Kunstmalers In Basel aufgewachsen begann er Anfang 1914 ein kurzes Studium an der Kunstgewerbeschule Munchen bei Robert Engels Dort begann seine Freundschaft mit Alexander Zschokke nbsp Niklaus Stoecklin Selbstbildnis 1916 Bleistift auf Papier 44 5 33 1 cmNach Kriegsausbruch kehrte er in die Schweiz zuruck nahm Kurse an der Kunstgewerbeschule Basel unter anderem bei Burkhard Mangold und verbrachte seine Aktivdienstzeit im Tessin Dort entstand sein Gemalde Casa Rossa 1917 Dieses neusachliche Meisterwerk wurde schon 1918 vom Winterthurer Unternehmer Georg Reinhart erworben seinem fruhesten und wichtigsten Sammler mit den ihn eine lebenslange Freundschaft verband 1918 war er zusammen mit Alexander Zschokke Fritz Baumann und Otto Morach Grundungsmitglied der Kunstlergruppe Das Neue Leben Zu seinen damaligen Kunstler Kontakten gehorte auch Ignaz Epper 1920 hatte er mit Albert Muller ein gemeinsames Atelier in San Gimignano in der Toskana 1922 heiratete er Elisabeth Schnetzler 1923 kam die einzige Tochter Noemi zur Welt Von 1928 bis zu seinem Tod wohnte er in Riehen Zu seinen Freunden zahlte auch der dort ansassige Maler Jean Jacques Luscher und dessen Familie 1944 heiratete Noemi Stoecklin den jungsten Luscher Sohn den Zoologen Martin Luscher Im Jahr 1925 war Niklaus Stoecklin einziger Schweizer Vertreter in Gustav Friedrich Hartlaubs Ausstellung Neue Sachlichkeit Deutsche Malerei seit dem Expressionismus in der Kunsthalle Mannheim die der stilistischen Stromung der 1920er und 1930er Jahre ihren Namen gab 1926 und 1927 reiste er nach Tunesien 1936 entstand das Wandgemalde Arzneipflanzen im Verwaltungsgebaude der F Hoffmann La Roche AG Basel Regelmassige Reisen fuhrten den Kunstler nach Paris und Venedig ins Tessiner Dorf Vairano wo er ein Haus besass sowie ins Engadin Uber Jahrzehnte widmete sich Stoecklin auch der Plakatgestaltung 2 Einige seiner Werke gingen aus Wettbewerben des Kunstkredits Basel Stadt hervor Durch seine offentlichen Werke unter anderem das Wandbild uber dem Aushang der Eheverkundigungen beim Basler Munsterplatz 1920 und durch seinen Einsatz als Laternenmaler fur die Basler Fasnacht wurde er zur bekannten Personlichkeit in Basel Daruber hinaus schuf er auch einige Briefmarken fur die Schweizer Post und illustrierte die Schweizerfibel Schaffen Bearbeiten nbsp Wandbild Liebespaare Munsterplatz Basel Flankiert werden sie links von Lucretia eine Symbolfigur fur eheliche Treue und rechts von ihrem Gatten Auf Wunsch des Vaters begann Stoecklin vorerst eine Lehre als Flachmaler die er aber schon bald zugunsten einer Kunstausbildung aufgeben durfte Die handwerkliche Prazision und Schlagkraft der Reklame Malerei sollte auch sein kunstlerisches Schaffen pragen Als Jugendlicher noch vom damaligen Jugendstil beeinflusst experimentierte er bis 1920 mit verschiedenen modernen Stilen Sichtbar sind die Einflusse von Kubismus Orphismus und Futurismus nachweisbar ist Stoecklins Auseinandersetzung mit dem Schaffen von Louis Moilliet Max Oppenheimer und Fortunato Depero dessen Kunst er uber den Basler Schriftsteller Gilbert Clavel kennenlernte Ab 1920 konzentrierte er sich auf einen in mehreren Werken bereits 1916 auftretenden Stil eines modernen Realismus der aufgrund der nuchtern anmutenden Gegenstandlichkeit spater unter dem Oberbegriff Neue Sachlichkeit bekannt wurde Innerhalb dieser Stromung gilt Stoecklin als Vertreter des Magischen Realismus der parallel dazu auftretende Verismus mit seiner provokativen Gesellschaftskritik tritt selten auf In Stoecklins neusachlichen Gemalden verbinden sich Einflusse der Moderne mit solchen der italienischen und nordischen Spatgotik Pragend war vor allem die Auseinandersetzung mit der Kunst von Konrad Witz der er im Museum seiner Heimatstadt Basel begegnete Seine nachexpressionistische Kunst tragt die stiltypischen Zuge der Neuen Sachlichkeit zeichnerische Klarheit luftleerer Raum leuchtende Palette minutiose Durchfuhrung bis hin zum illusionistischen Trompe l Œil Hinter den glatten Oberflachen der alltaglichen Motive verbirgt sich Abgrundiges und Hintersinniges Zentral ist Stoecklins inhaltliche Beschaftigung mit Fragen der menschlichen Existenz zwischen Sein und Schein Einsamkeit und Sehnsucht Die magische Wirkung seines Realismus grundet im uberlegten Einsatz von Licht und Schatten und Bildraum Zu den bevorzugten Bildgattungen gehorten Stillleben Bildnis und Stadt Landschaft Die betonte Haptik und Frontalitat der fast wesenhaft auftretenden Bild Motive findet sich auch in den gleichzeitigen Sach Plakaten der 1920er bis 1940er Jahre in denen er das beworbene Produkt klar und zum Greifen nahe ins Licht ruckt Seinem Vorbild eiferten in der Werbegrafik der Basler Schule etwa Herbert Leupin oder Stoecklins zeitweiliger Schuler Peter Birkhauser nach Einige von Stoecklins Plakaten wie Gaba 1927 oder PKZ 1934 wurden zu Ikonen der internationalen Plakatkunst 3 Stoecklins neusachlicher Stil wurde nach 1945 durch eine weichere und offenere Malweise abgelost Der Kunstler blieb aber der Gegenstandlichkeit und seinen bisherigen Motiven treu auch wenn er sie nun von einer zumeist lebensfrohen Seite zeigte In seinen letzten Schaffensjahren kehrte er in einem schmalen Alterswerk zu den nachdenklichen Inhalten seines fruheren Schaffens zuruck 4 Rezeption BearbeitenBereits Stoecklins Fruhwerk aus den 1910er Jahren fand bei Publikum und Sammlern schnell Anerkennung Sein Meisterwerk Casa Rossa 1917 wurde 1918 in der deutschen Kunstzeitschrift Das Kunstblatt reproduziert 1920 hatte er an der Seite von Giovanni Giacometti und Albert Muller seine erste grossere Prasentation in der Kunsthalle Basel wo ihm 1928 auch eine Einzelausstellung gewidmet war Die erste institutionelle Einzelausstellung fand 1927 im Kunstmuseum Winterthur statt Schon vor seiner Einladung an die Ausstellung Neue Sachlichkeit 1925 nach Mannheim waren seine Werke in Deutschland zu sehen 1918 in einer Gruppenausstellung in der Freien Secession Berlin In den 1920er Jahren hauften sich die musealen Gruppenausstellungen im Nachbarland seine Gemalde waren nicht nur in Mannheim sondern auch in Karlsruhe Dresden Chemnitz Hannover und Hamburg zu sehen 1934 wurden seine Werke erstmals in Paris prasentiert in der Ausstellung L Art Suisse contemporain im Jeu de Paume Die internationale Rezeption des Schaffens kam danach fur Jahrzehnte fast ganz zum Erliegen Dafur fanden erneute Einzelausstellungen im eigenen Land statt 1940 in der Kunsthalle Basel 1943 in der Kunsthalle Bern Nach dem Krieg schloss sich 1959 eine Einzelprasentation in der Overbeck Gesellschaft Lubeck an die aber nicht die erhoffte internationale Wiederentdeckung brachte Erst mit der Neubewertung der Neuen Sachlichkeit in den 1970er Jahren setzte Stoecklins europaische Anerkennung als Stil Begrunder ein In Uberblicksausstellungen waren seine Werke in Mailand Mannheim Wien oder Berlin zu sehen 1979 erfolgte seine Wiederentdeckung in der Schweiz mit der Ausstellung Neue Sachlichkeit und Surrealismus in der Schweiz 1979 im Kunstmuseum Winterthur Hier fand 1997 auch eine Retrospektive statt die vom Museum fur Neue Kunst Freiburg im Breisgau ubernommen wurde Dank der vom Museum Oskar Reinhart Winterthur konzipierten Ubersichtsschau Neu Sachlich Schweiz Malerei der Neuen Sachlichkeit in der Schweiz 2018 wurde der Kunstler auch fur eine neue Generation zu einem Begriff 5 Wahrend Stoecklin als Maler und Hauptvertreter der Neuen Sachlichkeit europaischer Ruhm zukommt hat er als Plakatgestalter Weltrang Werke Bearbeiten nbsp Niklaus Stoecklin Die Dame ohne Unterleib 1929Stoecklins Schaffen umfasst verschiedene Techniken neben Malerei Aquarell Zeichnung und Lithografie auch Wandgemalde sowie ein grosse Plakatschaffen das zwischen 1914 und 1971 entstand und 116 Werke umfasst Werke befinden sich unter anderem in folgenden offentlichen Sammlungen Aargauer Kunsthaus Aarau Kunstmuseum Basel Plakatsammlung der Schule fur Gestaltung Basel Museum fur Neue Kunst Freiburg im Breisgau Musee Cantonal des Beaux Arts Lausanne Museum of Modern Art New York Kunstmuseum Olten Museum zu Allerheiligen Schaffhausen Kunstmuseum Solothurn Kunst Museum Winterthur Stiftung fur Kunst Kultur und Gesellschaft Winterthur Museum fur Gestaltung Zurich Kunsthaus Zurich Auszeichnungen Bearbeiten1958 Kunstpreis der Stadt BaselLiteratur BearbeitenHans Birkhauser Niklaus Stocklin und seine naturalistische Malerei In Das Werk Bd 27 Heft 6 1940 S 177 186 archiviert in E Periodica der ETH Zurich Hans Birkhauser Niklaus Stocklin Birkhauser Verlag Basel 1943 Claudia Blank Peter Suter Das Neue Leben Fritz Baumann und die Avantgarde Christoph Merian Verlag Basel 2021 ISBN 978 3 85616 938 1 Dorothea Christ Niklaus Stoecklin zum Gedenken In Jahrbuch z Rieche1983 online Christian Geelhaar Monica Stucky Expressionistische Malerei in Basel Birkhauser Verlag Basel 1983 ISBN 3 7643 1582 2 Waldemar George Niklaus Stoecklin Editions des Quatres Chemins Paris 1933 Ulrich Gerster Influenced by the very latest modern art On Niklaus Stoecklin s oeuvre 1917 30 in Paolo Baldacci Hg De Chirico Max Ernst Magritte Balthus A look into the invisible Ausstellungskatalog Palazzo Strozzi Florenz Mandragora Florenz 2010 ISBN 978 88 7461 152 2 S 93 101 Hanspeter His Antonio Hernandez Niklaus Stoecklin Plakate und angewandte Graphik Pharos Basel 1966 Beatrice Holderegger Zwei unvergessene Basler Kunstler Hans Stocker und Niklaus Stoecklin In Jurablatter Monatsschrift fur Heimat und Volkskunde Bd 45 1983 S 125 139 archiviert in E Periodica der ETH Zurich doi 10 5169 seals 862653 161 Hans Krattiger Niklaus Stoecklin In Jahrbuch z Rieche 1976 Andrea Lutz David Schmidhauser Neu Sachlich Schweiz Malerei der Neuen Sachlichkeit in der Schweiz Ausstellungskatalog Museum Oskar Reinhart Winterthur Musee des beaux arts La Chaux de Fonds Scheidegger amp Spiess Zurich 2018 ISBN 978 3 85881 572 9 Willi Raeber Niklaus Stocklin Benno Schwabe Verlag Basel 1929 Christoph Vogele Niklaus Stoecklin und die Neue Sachlichkeit Zentralstelle der Studentenschaft der Universitat Zurich 1993 Dissertation Universitat Zurich 1992 Christoph Vogele Niklaus Stoecklin 1896 1982 Ausstellungskatalog Kunstmuseum Winterthur Stadtische Museen Freiburg Museum fur Neue Kunst Wiese Verlag Basel 1996 ISBN 3 906664 13 9 Erziehungsdepartement Basel Stadt Niklaus Stocklin In Kunst fur Basel 75 Jahre Kunstkredit Basel Stadt Kunst im offentlichen Raum Schwabe Verlag Basel 1974 ISBN 3 7965 0968 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Niklaus Stoecklin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Thomas Freivogel Niklaus Stoecklin In Historisches Lexikon der Schweiz Christoph Vogele Stoecklin Niklaus In Sikart Franziska Schurch Niklaus Stoecklin In Gemeinde Lexikon Riehen Literatur von und uber Niklaus Stoecklin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Niklaus Stoecklin bei artnet Niklaus Stoecklin In Kunstkredit Sammlung Niklaus Stoecklin e museum Museum fur Gestaltung Zurich Werke Stoecklins im Museum of Modern Art Stoecklin Ausstellung im Kunstmuseum Basel 2013 Stoecklin Niklaus auf mural ch Niklaus Stocklin In E PeriodicaEinzelnachweise Bearbeiten Niklaus Stoecklin In Historisches Lexikon der Schweiz Abgerufen am 20 Juni 2022 Albert Baur Architektur und Kunst 1928 archiviert in E Periodica der ETH Zurich Plakate von Niklaus Stocklin Abgerufen am 9 November 2019 Urs Steiner Magische Sachlichkeit In NZZ Abgerufen am 20 Juni 2022 Stoecklin Niklaus In SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz Abgerufen am 22 Juni 2022 Traumvisionen in einer zersplitterten Welt In NZZ 15 Marz 2018 abgerufen am 22 Juni 2022 Normdaten Person GND 118618407 lobid OGND AKS LCCN n86138134 VIAF 19952486 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stoecklin NiklausKURZBESCHREIBUNG Schweizer Maler und GrafikerGEBURTSDATUM 19 April 1896GEBURTSORT BaselSTERBEDATUM 31 Dezember 1982STERBEORT Basel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Niklaus Stoecklin amp oldid 234803037