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Die Schweizerfibel war ein Erstlesebuch das vom Schweizerischen Lehrerinnenverein zusammen mit dem Lehrerverein von 1925 bis in die 1980er Jahre als Lehrmittel zum Schriftspracherwerb Lesenlernen fur Kinder in der ersten Klasse der Volksschule herausgegeben wurde Im weiteren Sinne konnen auch die kantonalen Erstlesebucher als Schweizer Fibeln bezeichnet werden Logo der Schweizerfibel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Neuerungen 3 Inhalt 3 1 Ausgabe A 3 2 Ausgabe B 3 3 Ausgabe C 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Bundnerfibel 1921 von Giovanni Giacometti mit deutscher KurrentschriftDa 1848 die allgemeine Schulpflicht den Kantonen zugeordnet Bildungshoheit wurde oblag ihnen auch die Herausgabe entsprechender Lehrmittel Diese wurden von den Lehrerinnen und Lehrern erarbeitet und meistens von der jeweiligen kantonalen Regierung als obligatorisch erklart Die Fibeln waren in Hochdeutsch abgefasst das in der Schweiz als Schriftsprache verwendet wird In fast allen Deutschschweizer Lesefibeln finden sich zusatzlich Verse in den jeweiligen kantonalen Mundarten Der dreisprachige Kanton Graubunden zum Beispiel musste Lehrmittel in mehreren Sprachen und Idiomen herausgeben In den bundnerischen Fibeln und Lesebuchern des 19 Jahrhunderts finden sich kaum Illustrationen vorrangiges Ziel des Bundner Erziehungsrates war jederzeit alle Schulklassen in allen drei Kantonssprachen und mehreren romanischen Idiomen mit sprachlich akzeptablen Lehrmitteln zu versehen was erst zwischen 1895 und 1900 mit der Herausgabe von 39 Fibeln und Leserbuchern erreicht wurde Als die Lehrerschaft sich nach dem Ersten Weltkrieg uber die alten Fibeln ohne Illustrationen beschwerte beauftragte das Erziehungsdepartement den einheimischen Kunstler Giovanni Giacometti fur die zwei Bunderfibeln von 1921 deutsch und romanisch in deutscher Kurrentschrift Illustrationen zu schaffen Seine Szenenbilder sind Ausschnitte aus den Erfahrungskreisen der Kinder 1927 musste die Bundnerfibel und 1932 die Fibla romontscha in Druckschrift neu aufgelegt werden 1 Um unter anderem dem Methodenstreit wie Lesen lernen erfolgreich zu unterrichten sei zu begegnen beschloss der Schweizerische Lehrer und Lehrerinnenverein eine Schweizerfibel in deutscher Sprache zu gestalten welche zwei verschiedene Vorgehensweisen festlegten und fur den Unterricht frei gewahlt werden konnten 1925 war es Komm lies Ade Lisi ade ade in Antiqua mit Wortchen beginnend ganzheitliche Methode Ausgabe A die dann den Schriftzeichen entsprechend in Laute getrennt werden mussen 1927 folgte Wir lernen lesen in romischer Steinschrift beginnend mit der als O strahlenden Sonne synthetische Methode Ausgabe B gefolgt von M und U was den Lauten mit einem Atemzug folgend zur Silbe MO und MU zusammengefugt wird Beim Lesen lernen gilt allgemein als erstes die Technik des Lesens zu erwerben 1 Teil Den Fibeln folgten Leseheftchen und Lesebucher Die Inhalte bezogen sich auf das Alter und die Erlebniswelt der Kinder enthielten Volksgut und Literatur und waren kunstlerisch gestaltet Neuerungen BearbeitenDie Schweizerfibel hatte einen gesamtschweizerischen Bezug wahrend die kantonalen Fibeln mehr auf kantonale Themen abgestimmt waren Neu war die Verwendung der besser lesbaren gedruckten Antiqua gegenuber der zuvor verwendeten deutschen Kurrenschrift Die Worter und Texte waren in Grossbuchstaben und in Hochdeutsch abgefasst Der 1 Teil wurde den Erstklasslern nicht mehr als Ganzfibel abgegeben sondern als Loseblattfibel mit Einzelblattern ausgeteilt die in einer Kartonmappe gesammelt wurden Diese Vorgehensweise erhohte die Spannung und das Interesse am Lesen Die neuen Blatter boten fortlaufend Stoff aus dem Erleben der Kinder Jedem 1 Teil waren Wortbildbogen beigelegt Die ausgeschnittenen und aufgezogenen Worter konnten immer wieder neu zusammengestellt und in neue Geschichten integriert werden bis sich das Wortbild fest eingepragt hatte nbsp Lesekasten Kanton ZurichIn einer Mehrklassenschule konnten die Schuler beim selbstandigen Lernen diese Worter als Vorbilder fur das Setzen mit dem Lesekasten brauchen Das Wortbildlesen mit seinen vielfaltigen Ubungsmoglichkeiten unterstutzt und erleichtert das Erfassen des Textes 2 Ab dem 2 Teil wurden das Lesen auf gebundene Buchlein mit Geschichten ausgeweitet Das konnten Geschichten sein die die Kinder schon kannten wo Stichworter und kurze Satze genugten um den ganzen Inhalt in Erinnerung zu rufen Inhalt BearbeitenFur den Inhalt der Schweizerfibel von 1925 wurden bedeutende Bildungsstoffe fur alle Kinder zu Stadt und Land Berg und Tal arm und reich gewahlt was Geschichten mit moralisch erzieherischer Absicht nicht ausschloss Ein einheitliches Thema und ein buntes Kinderbuch wurden als motivierender Rahmen eingesetzt Die einzelnen Buchlein hatten einen Umfang zwischen 20 bis 40 Seiten und waren mit meist farbigen Illustrationen von bekannten Kunstler versehen Die Illustratoren der Schweizerfibeln waren Hans Witzig Niklaus Stoecklin Hans Fischer 1909 1958 Lili Roth Streiff 1905 2003 Celestino Piatti und Albert Gerster Grafiker 1929 2000 Herbert Leupin Fritz Deringer 1903 1950 Hermann Fischer 1888 1950 und Norbertine Bresslern Roth Ausgabe A Bearbeiten Die Ausgabe A wird mit der Analytischen Methode Ganzwortmethode eingefuhrt und die Ausgabe B mit der Synthetischen Methode einzelheitlich Diese Trennung der Lehrweisen beschrankt sich bei beiden Methoden auf die einfuhrende Loseblattfibel Der Beginn mit Silben Wortern Satzchen oder kleinen Texten wird als ganzheitliches oder analytisches Lesenlernen bezeichnet Dem Schuler werden ausgewahlte geeignete ganze Worter prasentiert zum Beispiel OMA so dass sich das Wort als Wortbild einpragen sollte und aus denen oft der vorgezeigte Buchstabe herausgelost werden soll Diese Methode war von 1947 bis 1968 in der Schweiz vorherrschend 3 Beispiele der Ausgabe A nbsp Fritzli und sein Hund in Antiqua1 Teil Emilie Schappi Komm lies Verfasserin Elisabeth Muller Zeichnungen von Hans Witzig 1 Auflage 1925 Schweizer Lehrerinnenverein Zurich 1948 13 Auflage 1 Teil Elisabeth Pletscher Wo ist Fipsi Nach einer nicht veroffentlichten Erzahlung von Olga Meyer Mit Bilder von Albert Gerster Schweizerischer Lehrerinnenverein und Schweizerischer Lehrerverein 2 Auflage Zurich 1976 4 2 Teil Emilie Schappi Aus dem Marchenland Verlag Lehrerverein Zurich 1 Auflage 1934 2 Teil Annemarie Witzig Marchen Schweizerischer Lehrerinnenverein und Schweizerischer Lehrerverein Zurich 1973 40 Seiten mit Zeichnungen von Bernhard Wyss 3 Teil Olga Meyer Mutzli Mit 4 ganzseitigen farbig lithographierten Illustrationen von Hans Witzig Winterszenen Basel 1932 28 Seiten 3 Teil Wilhelm Kilchherr Daheim und auf der Strasse 12 Auflage von 1971 39 S illustriert on Hermann Fischer 4 Teil Elisabeth Muller Unser Hanni Verlag 1927 Lehrerverein Zurich 1 Auflage 1927 Mit Steinzeichnungen von Hans Witzig 34 Seiten 5 Teil Olga Meyer Graupelzchen Schweiz Lehrerinnenverein Lesefibel 8 Auflage 1955 36 Seiten 26 Lesegeschichten von Olga Meyer und Steinzeichnungen von Hans Witzig 6 Teil Elisabeth Muller Prinzessin Sonnenstrahl Hrsg Lehrerinnenverein Zurich 1950 34 Seiten Steinzeichnungen von Dr Hans Witzig 7 Teil Olga Meyer Kobis Dicki Conzett amp Huber Zurich 1937 36 Seiten mit 4 farbigen Bildtafeln von Fritz Deringer 1903 1950 5 8 Teil Elisabeth Lenhardt Fritzli und sein Hund Herausgeber Schweizerischer Lehrerinnenverein 1952 2 AuflageAusgabe B Bearbeiten Die Schweizerfibel B ist das selbstandige Gegenstuck zur Schweizerfibel A von Emilie Schappi und umfasst drei Hefte Sie wurde ausserlich der fruher erschienenen A Fibel weitgehend angeglichen Das erste Heft tragt den Untertitel Synthetischer Lehrgang Der wesentliche Unterschied der beiden Fibelwerke liegt in der Unterrichtsweise bei der Einfuhrung des Lesenlernens Ausgabe A dient dem Analytiker Ausgabe B dem Synthetiker Die synthetische Methode beginnt mit einzelnen Buchstaben dem folgt ein Zusammensetzen von Lauten und Buchstaben zu Silben und Wortern Ihr Ablauf erfolgt in drei aufeinanderfolgenden Stufen der Lautgewinnung Lautverschmelzung und des zusammenfassenden Lesens 6 Im ersten Fibelheft mit dem Titel Wir lernen lesen werden die gebrauchlichsten Lautzeichen der Steinschrift eingefuhrt Ausnahmen Q X und Y folgen spater Synthetisch ist der Lehrgang des ersten Heftes deshalb weil hier nur die Lautzeichen der Steinschrift vermittelt werden Die Steinschrift als reine Bandschrift ist die geeignetste Schrift fur das lautierende synthetische Lesen Das zweite Fibelheft tragt den Namen Heini und Anneli Hier werden vorerst summarisch in funf Gruppen die Kleinbuchstaben der Antiquadruckschrift eingefuhrt Das dritte Heft Daheim und auf der Strasse ist das eigentliche Lesebuch der ersten Klasse und das umfangreichste Heft Beispiele der Ausgabe B 1 Teil Wilhelm Kilchherr Wir lernen lesen Hrsg Schweiz Lehrerinnenverein Schweiz Lehrerverein Basel Bern Zurich 1927 Graphische Anstalt W Wassermann Basel 1927 24 Seiten mit 24 farbigen Zeichnungen von Niklaus Stoecklin 1 Teil Wilhelm Kilchherr Wir lernen lesen 15 Auflage von 1955 24 Seiten illustriert von Herbert Leupin 2 Teil Wilhelm Kilchherr Heini und Anneli Lehrerverein Zurich 1 Auflage 1932 mit Bildern von Niklaus Stoecklin 23 Seiten 2 Teil Wilhelm Kilchherr Heini und Anneli 16 umgearbeitete Auflage von 1968 23 Seiten illustriert von Norbertine Bresslern Roth 3 Teil Wilhelm Kilchherr Daheim und auf der Strasse Schweiz Lehrerinnenverein Schweiz Lehrerverein Zurich 1951 9 Auflage 39 Seiten mit schwarzweissen und farbigen Illustrationen von Hermann Fischer 1888 1950 Ausgabe C Bearbeiten In den 1940er Jahren erhielten die Mundarten in der deutschsprachigen Schweiz Auftrieb Die padagogische Unterricht sollte mehr Vom Kinde aus erfolgen indem das von Natur aus Vorhandene genutzt werden sollte Daran knupfte Alice Hugelshofer mit der Fibel Roti Rosli im Garte an Sie ubernahm dabei die von Artur Kern 1931 fur Gehorlose detailliert erarbeitete Praxis des ganzheitlichen Lesen Lernens Neuauflage 1953 als Analytische Methode Im ersten Leseunterricht wurde konsequent mit geschriebenen Mundartwortern gearbeitet deren Schreibung individuell angewendet wurde und zur deutschen genormten Schreibung oft different war Alle neu herausgegebenen Fibeln von 1947 bis 1979 folgten Kerns Ganzheitsmethode Beispiele Ausgabe C 1 Teil Alice Hugelshofer Roti Rosli im Garte in Stadtzurcher Mundart mit Ubungsblattern Arbeitsgemeinschaft der Zurcher Elementarlehrer mit Bildern von Hans Fischer Hrsg Schweizerischer Lehrerinnenverein und Schweizer Lehrerverein 8 Auflage 1973 2 Teil Lili Roth Streiff Steht auf ihr lieben Kinderlein Bilder von Lili Roth Streiff Arbeitsgemeinschaft der Zurcher Elementarlehrer Literatur BearbeitenOlga Meyer Zum Geleite der Schweizerfibel in Druckschrift Hrsg Schweizerischer Lehrer und Lehrerinnenverein Schweizerische Lehrerinnen Zeitung Band 30 1925 1926 Heft 3 Emilie Schappi Geleitwort zur deutschschweizerischen Fibel Verlag Schweizerischer Lehrerinnenverein um 1940 Barbara Muller Gachter Lirum larum Loffelstiel Erstlesefibeln der deutschsprachigen Schweiz im 20 Jahrhundert Moflar Heerbrugg 2005 Universitat Zurich Dissertation bei Prof Dr Jurgen Oelkers Zurich 2006 Hubert Gobels Zauberformel ABC Die bibliophilen Taschenbucher Nr 557 Harenberg Edition Dortmund 1988 ISBN 3 883795577 Gisela Teistler Fibel Findbuch FI FI deutschsprachige Fibeln von den Anfangen bis 1944 Eine Bibliographie Bibliographie von 2740 deutschsprachigen Fibeln der ganzen Welt von 1487 1944 Wenner Verlag 2003 ISBN 978 3 878983828 Forumlecture Horst Bartnitzky 2016 2 500 Jahre Alphabetisierung Auf der Suche nach sach und zugleich kindgerechtem SchriftspracherwerbWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Schweizerfibel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schulbucher aus der Schweiz von den Anfangen bis 1918Einzelnachweise Bearbeiten Leseforum ch Giovanni Giacomettis Bundner Fibeln von 1921 Olga Meyer Zum Geleite der Schweizerfibel in Druckschrift Hrsg Schweizerischer Lehrer und Lehrerinnenverein Schweizerische Lehrerinnen Zeitung Band 30 1925 1926 Heft 3 doi 10 5169 seals 311902 Emilie Schappi Geleitwort zur deutschschweizerischen Fibel Zur Praxis der Volksschule Beilage zur Schweizerischen Lehrerzeitung Band 29 1924 1925 Heft 8 Angnes Liebi Wer ist Fipsi Schweizerische Lehrerinnenzeitung Band 77 1973 Heft 3 doi 10 5169 seals 317607 Anna Kleiner Kobis Dicki von Olga Meyer In Schweizerische Lehrerinnenzeitung VII Heft der Schweizerflbel Band 43 1938 1939 Heft 16 doi 10 5169 seals 313765 Wilhem Kilchherr C A Ewald Die Schweizerfibel Ausgabe B Schweizerische Lehrerzeitung Band 73 1928 Heft 14 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schweizerfibel amp oldid 237714065