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Das Newtonsche Kugelschalentheorem manchmal auch Newtonsches Schalentheorem benannt nach Sir Isaac Newton ist eine Folgerung des Newtonschen Gravitationsgesetzes Es ermoglicht besonders einfache Berechnungen der Gravitationskraft im Fall von kugelsymmetrischer Massenverteilung und ist auch fur elektrostatische Anziehung anwendbar Die Anziehungskrafte zweier MassenDas Theorem wurde bereits in Newtons Philosophiae Naturalis Principia Mathematica bewiesen Eine allgemein relativistische Verallgemeinerung ist das sogenannte Birkhoff Theorem Inhaltsverzeichnis 1 Aussage 2 Folgerungen 3 Beweis 3 1 Schwerkraft ausserhalb einer Kugelschale 3 2 Schwerkraft innerhalb einer Kugelschale 3 3 Satz von Gauss 4 VerallgemeinerungAussage BearbeitenNach dem Newtonschen Gravitationsgesetz besteht zwischen zwei Korpern der Masse m A textstyle m mathrm A nbsp und m B textstyle m mathrm B nbsp eine Anziehungskraft F displaystyle F nbsp in Richtung der Verbindungslinie beider Massen Wenn die raumliche Ausdehnung der Massen vernachlassigbar klein ist Massenpunkte betragt diese Kraft beim Abstand r displaystyle r nbsp einfach F G m A m B r 2 displaystyle F G cdot frac m mathrm A m mathrm B r 2 nbsp wobei G displaystyle G nbsp die Gravitationskonstante ist Kompliziert wird es jedoch wenn die raumliche Ausdehnung eines Korpers nicht vernachlassigbar ist Dann muss man fur alle Volumenelemente die Massenanziehung ausrechnen die jeweils von der Massendichte und vom Abstand zum anderen Korper abhangig ist und auch die unterschiedlichen Richtungen berucksichtigen Vektoraddition Noch komplizierter wird es wenn beide Korper ausgedehnt sind Das Newtonschen Kugelschalentheorem vereinfacht die Rechnung jedoch wesentlich wenn ein Korper eine Kugel oder Kugelschale mit radialsymmetrischer kugelsymmetrischer Massendichte ist d h wenn die Dichteverteilung in alle Richtungen gleich ist und die Dichte somit nur vom Abstand vom Mittelpunkt abhangig ist In diesem Fall gilt Auf ein Objekt ausserhalb der Kugel wirkt deren Anziehungskraft so als ware deren gesamte Masse in ihrem Mittelpunkt konzentriert Auf ein Objekt innerhalb der Kugel wirkt deren Anziehungskraft so als ware der Teil der Kugel der naher am Kugelmittelpunkt ist in ihrem Mittelpunkt konzentriert und der weiter aussen liegende Bereich uberhaupt nicht vorhanden Aus der zweiten Aussage folgt Wenn die Kugel hohl ist bewirkt sie innerhalb des hohlen Bereichs keine Schwerkraft Folgerungen BearbeitenDurch das Kugelschalentheorem werden Rechnungen fur viele Problemstellungen in der Himmelsmechanik einfacher So kann man Sterne Planeten und kugelformige Monde fur die Berechnung von Umlaufbahnen oder gravitativer Ablenkung wie Punktmassen behandeln Dies gilt auch dann wenn die Distanzen in der Grossenordnung von deren raumlicher Ausdehnung oder noch kleiner sind zum Beispiel bei Umlaufbahnen kunstlicher Erdsatelliten Wenn eine Kugel homogen ist also konstante Dichte hat dann ist die Schwerkraft innerhalb der Kugel proportional zum Abstand vom Mittelpunkt weil die innerhalb gelegene Masse proportional zu r 3 displaystyle r 3 nbsp und die Kraft proportional zu r 2 displaystyle r 2 nbsp ist Im Fall der Erde ist das nur naherungsweise gegeben Der Erdkern hat eine hohere Dichte als die Erdkruste daher nimmt die Schwerkraft in einem Bohrloch zunachst noch zu Im Inneren einer Hohlkugel herrscht Schwerelosigkeit Allerdings betrifft dies nur die von der Masse der Hohlkugel bewirkte Schwerkraft gravitative Krafte von ausserhalb der Hohlkugel wirken auf Massen innerhalb der Hohlkugel weiterhin da sich Gravitation nicht abschirmen lasst Beweis BearbeitenFur den Beweis genugt es die oben genannten Aussagen 1 und 3 fur infinitesimal dunne Kugelschalen mit homogener Massenverteilung zu beweisen denn jeder radialsymmetrische Korper kann als Zusammensetzung von solchen Kugelschalen beschrieben werden Schwerkraft ausserhalb einer Kugelschale Bearbeiten nbsp Skizze zum Beweis Der farbig gekennzeichnete Bereich stellt einen ringformigen Ausschnitt der Kugelschale im Zenitwinkel 8 displaystyle theta nbsp dar mit der Winkelausdehnung d 8 displaystyle mathrm d theta nbsp Gegeben sei eine sehr dunne Kugelschale mit Radius R displaystyle R nbsp und eine punktformig angenommene Testmasse m displaystyle m nbsp die sich im Abstand r gt R displaystyle r gt R nbsp vom Mittelpunkt der Kugelschale befindet Man kann die Kugelschale in infinitesimal schmale Ringe zerlegen die konzentrisch um die Verbindungslinie vom Mittelpunkt der Kugelschale zur Testmasse liegen Ein Ring mit dem Zenitwinkel 8 displaystyle theta nbsp und der Ausdehnung d 8 displaystyle mathrm d theta nbsp hat die Flache d A 8 2 p R 2 sin 8 d 8 displaystyle mathrm d A theta 2 pi R 2 sin theta mathrm d theta nbsp Die Flache der Kugelschale ist 4 p R 2 displaystyle 4 pi R 2 nbsp und ihre Masse sei M displaystyle M nbsp Dann betragt die Masse des Rings d M 8 1 2 M sin 8 d 8 displaystyle mathrm d M theta frac 1 2 M sin theta mathrm d theta nbsp Die Gravitationskraft ergibt sich uber die Summierung aller Massenpunkte des Rings Dabei ist zu berucksichtigen dass die Krafte in einem Winkel ϕ displaystyle phi nbsp zur Verbindungslinie zwischen dem Mittelpunkt der Kugelschale und der Testmasse angreifen und sich nur die Projektion auf diese Verbindungslinie auswirkt die Komponenten senkrecht dazu addieren sich zu null wenn man den ganzen Ring berucksichtigt was einen zusatzlichen Faktor cos ϕ displaystyle cos phi nbsp ergibt Mit dem Abstand zur Testmasse s displaystyle s nbsp ist die Kraft zwischen Kugelschale und Testmasse demnach F 0 p G M m 2 cos ϕ s 2 sin 8 d 8 displaystyle F int 0 pi frac GMm 2 cdot frac cos phi s 2 sin theta mathrm d theta nbsp Nach dem Kosinussatz gilt cos ϕ r 2 s 2 R 2 2 r s displaystyle cos phi frac r 2 s 2 R 2 2rs nbsp cos 8 r 2 R 2 s 2 2 r R displaystyle cos theta frac r 2 R 2 s 2 2rR nbsp Durch Differenzieren der zweiten Gleichung nach 8 displaystyle theta nbsp und s displaystyle s nbsp erhalt man sin 8 d 8 s r R d s displaystyle sin theta mathrm d theta frac s rR mathrm d s nbsp und kann nun das Integral uber den Winkel 8 displaystyle theta nbsp durch eine Integration uber s displaystyle s nbsp ersetzen F G M m 4 r 2 R r R r R 1 r 2 R 2 s 2 d s displaystyle F frac GMm 4r 2 R int r R r R left 1 frac r 2 R 2 s 2 right mathrm d s nbsp Der Wert des Integrals ist 4 R displaystyle 4R nbsp und demnach ist F G M m r 2 displaystyle F G frac Mm r 2 nbsp gleich der Kraft die wirken wurde wenn die Masse der Kugelschale auf ihren Mittelpunkt konzentriert ware Schwerkraft innerhalb einer Kugelschale Bearbeiten nbsp Punto all interno di un guscio infinitesimoGegeben sei eine Testmasse m displaystyle m nbsp an einem Punkt P innerhalb einer infinitesimal dunnen Kugelschale Ein Doppelkegel mit dem halben Offnungswinkel a displaystyle alpha nbsp dessen Spitze im Punkt P liegt und der in beliebige Richtung zeigt schneidet einen Bereich A und einen gegenuberliegenden Bereich B aus der Kugelschale heraus Die Flachen der Bereiche A und B betragen p r A 2 tan 2 a displaystyle pi r mathrm A 2 tan 2 alpha nbsp bzw p r B 2 tan 2 a displaystyle pi r mathrm B 2 tan 2 alpha nbsp Mit der Massendichte ϱ displaystyle varrho nbsp und der Dicke der Kugelschale d S displaystyle mathrm d S nbsp gilt fur die Massen der Bereiche A und B M A ϱ p r A 2 tan 2 a d S displaystyle M mathrm A varrho cdot pi r mathrm A 2 tan 2 alpha cdot mathrm d S nbsp M B ϱ p r B 2 tan 2 a d S displaystyle M mathrm B varrho cdot pi r mathrm B 2 tan 2 alpha cdot mathrm d S nbsp Die Gravitation dieser Bereiche wirkt in entgegengesetzte Richtungen Die Gesamtkraft ist daher ihre Differenz F G m M A r A 2 m M B r B 2 G m ϱ p tan 2 a d S r A 2 r A 2 r B 2 r B 2 0 displaystyle F G cdot left frac mM mathrm A r mathrm A 2 frac mM mathrm B r mathrm B 2 right G cdot m cdot varrho cdot pi tan 2 alpha cdot mathrm d S cdot left frac r mathrm A 2 r mathrm A 2 frac r mathrm B 2 r mathrm B 2 right 0 nbsp Die Krafte heben sich auf Durch P lassen sich nun Doppelkegel und Doppelpyramiden in alle Richtungen legen sodass der volle Raumwinkel abgedeckt ist Die Gesamtkraft auf Testmassen innerhalb der Kugelschale bleibt null Satz von Gauss Bearbeiten Alternativ lasst sich das Schalentheorem auch mithilfe des Satzes von Gauss herleiten Das Gravitationspotential ϕ displaystyle phi nbsp einer beliebigen Massenverteilung r displaystyle rho nbsp folgt der Poisson Gleichung D ϕ 4 p G r displaystyle Delta phi 4 pi G rho nbsp mit dem Laplace Operator D displaystyle Delta vec nabla cdot vec nabla nbsp und dem Nabla Operator displaystyle vec nabla nbsp Die Kraft auf eine beliebige Testmasse m displaystyle m nbsp ist der negative Gradient des Potentials multipliziert mit der Masse also F m ϕ displaystyle vec F m vec nabla phi nbsp Es folgt daher F 4 p G m r displaystyle vec nabla cdot vec F 4 pi Gm rho nbsp und mit dem Satz von Gauss d A F 4 p G m d V r displaystyle int mathrm d vec A cdot vec F 4 pi Gm int mathrm d V rho nbsp Die Masseverteilung muss fur die Gultigkeit des Schalentheorems radialsymmetrisch sein es gilt also r r r displaystyle rho rho r nbsp wobei r displaystyle r nbsp der Abstand zum Zentrum ist Daher bietet sich als Integrationsgebiet eine Kugel um das Zentrum der Masseverteilung an Aus Symmetriegrunden kann die Kraft nur vom Zentrum weg oder zum Zentrum hin zeigen und ihr Betrag kann ebenfalls nur vom Abstand zum Zentrum abhangen Es gilt in Kugelkoordinaten also F F r e r displaystyle vec F F r vec e r nbsp mit dem radialen Einheitsvektor e r displaystyle vec e r nbsp Dann wird die Integration uber den Raumwinkel trivial und es bleibt eine Integration uber den Abstand ubrig 4 p r 2 F 4 p 2 G m 0 r d r r 2 r r displaystyle 4 pi r 2 F 4 pi 2 Gm int 0 r mathrm d r r 2 rho r nbsp Nimmt man nun eine infinitesimal dunne Kugelschale mit Masse M displaystyle M nbsp und Radius R displaystyle R nbsp so ist ihre Massendichte r M 4 p R 2 d r R displaystyle rho tfrac M 4 pi R 2 delta r R nbsp mit der Delta Distribution d displaystyle delta nbsp In die obige Formel eingesetzt folgt daraus r 2 F G m M 0 r d r r 2 R 2 d r R 0 r lt R G m M r gt R displaystyle r 2 F GmM int 0 r mathrm d r frac r 2 R 2 delta r R begin cases 0 amp r lt R GmM amp r gt R end cases nbsp Fur Abstande die kleiner als der Radius der Kugelschale sind wirkt daher keine Kraft fur Abstande die grosser sind wirkt die Kraft F G m M r 2 e r displaystyle vec F G frac mM r 2 vec e r nbsp Dies ist von Betrag und Richtung identisch zu einer Kraft die zwischen zwei Punktmassen mit Abstand r displaystyle r nbsp wirken wurde Aufgrund des Superpositionsprinzips gilt dies fur beliebige radialsymmetrische Masseverteilungen anschaulich gesprochen kann man beliebig viele solcher Kugelschalen ineinander stapeln Verallgemeinerung BearbeitenAll diese Aussagen gelten auch fur die elektrostatische Anziehung weil die Coulomb Kraft ebenfalls einem r 2 displaystyle r 2 nbsp Gesetz folgt Man muss dann nur die Massendichte durch die Ladungsdichte ersetzen Daher besteht im Inneren einer homogen geladenen Hohlkugel kein elektrisches Feld Im Falle einer elektrisch leitfahigen Kugelschale kommt noch ein abschirmender Effekt gegenuber ausseren Feldern hinzu Faradayscher Kafig der aber mit dem Kugelschalentheorem nichts zu tun hat Eine Verallgemeinerung auf die Allgemeine Relativitatstheorie in der das Gravitationsgesetz von Newton nur naherungsweise gilt ist das Birkhoff Theorem Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Newtonsches Kugelschalentheorem amp oldid 234392877