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Musica clarissimi viri Hermanni ist eine musiktheoretische Schrift die Hermann der Lahme zwischen 1030 1 und seinem Tod 1054 in mittellateinischer Sprache verfasste Inhaltsverzeichnis 1 Zielsetzung und Quellen 2 Inhalt 2 1 Kapitel I VII Antike Musiktheorie 2 2 Weiterentwicklung und eigene Theorie Bildung 2 3 Kapitel XVIII XIX mode vocum Tonartbestimmung 3 Weiterleben und Uberlieferung 4 Textausgaben und Ubersetzungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseZielsetzung und Quellen BearbeitenDas Werk umfasst zeitmassig und themenmassig einen weiten Raum Es fuhrt von der Musiktheorie der Antike bis zur aktuell gesungenen Musik des 11ten Jahrhunderts im Kloster Reichenau wo Hermann sein Leben verbrachte Das Werk tragt keine Widmung die daruber Auskunft gibt aber die ersten musiktheoretischen Kapitel sprechen dafur dass es fur den Unterricht im Rahmen des Quadriviums gedacht war Hierfur standen Hermann zahlreiche Quellen zur Verfugung 2 Seit dem Fruhmittelalter waren De institutione musica des Boethius und De nuptiis Philologiae et Mercurii des Martianus Capella haufig kopiert und kommentiert worden und lagen in den Bibliotheken der grossen Kloster vor Tatsachlich zitiert Hermann Boethius an mehreren Stellen Aber auch zeitlich naher stehende Autoren zieht er heran Inwieweit er von dem bedeutenden fast zeitgleichen Musiktheoretiker Guido von Arezzo direkt beeinflusst wurde ist umstritten 3 Wie zahlreiche Handschriften belegen gab es in Kloster Reichenau im 11 Jahrhundert ein reiches musikalisches Leben zum Schmuck des Gottesdienstes 4 An die Aktiven in diesem Bereich die musici und cantores wendet sich Hermann in den spateren Kapiteln ermahnt sie zur Einhaltung der dargelegten Regeln bei der Bildung ihrer Melodien und vergleicht die Uneinsichtigen mit Eseln qui nihil praedictis sciunt asino inferiores Kapitel XV Inhalt BearbeitenKapitel I VII Antike Musiktheorie Bearbeiten Es werden einige der Grundelemente der griechischen Musiktheorie definiert und beschrieben Monochord Diatessaron Diapente Diapason Tropos Hermann stellt auch durch das Zitat Pythagorici mallei die Hammer des Pythagoras klar dass er von der uberkommenen Theorie ausgeht Weiterentwicklung und eigene Theorie Bildung Bearbeiten Eine Weiterentwicklung ist aber bereits angedeutet Dies zeigt sich in der Terminologie statt des zentralen Begriffs Tetrachord wird der lateinische Ausdruck quadrichorda verwendet den Boethius nur zur Bezeichnung des 4 seitigen Instruments benutzt De institutione musica I 20 Hermann verzichtet auf die griechischen Tonnamen und verwendet Tonbuchstaben um ein Zweioktavsystem aufzubauen 5 Dieses gliedert er in Quarten und Quinten wobei fur die Bestimmung deren species nicht nur die Lage des Halbtons relevant ist sondern auch ihre Stellung innerhalb der Oktav also die Tonhohe Kapitel V 6 Uber Quarte und Quinte entwickelt Hermann seine Motuslehre die Lehre von der Bewegung der Tone und ihre Aneinanderfugung zu einer Melodie Kapitel XV XVI 7 Um die dabei verwendeten Tonarten sicher zu erkennen erganzt er die betrachteten Tetrachorde am oberen und unteren Ende je um einen Ganzton und bildet so Hexachorde Kapitel XVII 8 Die Darstellung der Melodieentwicklung durch Neumen erganzt er durch die Angabe von Halbton und Tonschritten Kapitel XVIII XIX mode vocum Tonartbestimmung Bearbeiten In den letzten Kapiteln wendet sich der Autor der praktischen Musik zu und gibt dabei einiges seines starren theoretischen Konzepts auf 9 Um seine Musikvorstellung darzustellen zitiert er eine Vielzahl von Gesangsstucken Antiphone Responsorien Graduale usw 20 davon haben sich anhand der genauen Beschreibung in zeitgenossischen Handschriftensammlungen wiederfinden lassen 10 Weiterleben und Uberlieferung BearbeitenDie Schrift beeinflusste zunachst einige Musiktheoretiker insbesondere Wilhelm von Hirsau und Frutolf von Michelsberg 11 fand aber spater wie schon das Werkverzeichnis Hermanns zeigt wenig Beachtung so dass sich nur zwei vollstandige Handschriften aus dem 11ten und 12ten Jahrhundert erhalten haben 12 Auf die Editionen durch Martin Gerbert 1784 und Wilhelm Brambach 1884 13 folgte 1952 die Edition mit einer Ubersetzung in die englische Sprache durch Leonard Ellinwood Eine deutsche Ubersetzung liegt nicht vor Textausgaben und Ubersetzungen BearbeitenLeonard Ellinwood The Musica of Hermannus Contractus Edited and Translated 1952Literatur BearbeitenCharles M Atkinson The Critical Nexus Tone System Mode and Notation in Early Medieval Music Oxford 2009 Hans Oesch Berno und Hermann von Reichenau als Musiktheoretiker Bern 1961 John L Snyder Introduction in Leonard Ellinwood The Musica of Hermannus Contractus Edited and Translated Rochester 2015Einzelnachweise Bearbeiten John L Snyder Introduction in Leonard Ellinwood The Musica of Hermannus Contractus p 17 dies und das folgende Charles M Atkinson The Critical Nexus Tone System Mode and Notation in Early Medieval Music Part I 2 Hans Oesch Berno und Hermann von Reichenau als Musiktheoretiker S 238 242 Michael Klaper Die Musikgeschichte der Abtei Reichenau im 10 und 11 Jahrhundert Stuttgart 2003 Hans Oesch Berno und Hermann von Reichenau als Musiktheoretiker S 206ff Hans Oesch Berno und Hermann von Reichenau als Musiktheoretiker S 216ff Hans Oesch Berno und Hermann von Reichenau als Musiktheoretiker S 228ff Hans Oesch Berno und Hermann von Reichenau als Musiktheoretiker S 234ff Hans Oesch Berno und Hermann von Reichenau als Musiktheoretiker S 236 Leonard Ellinwood The Musica of Hermannus Contractus Appendix 2 John L Snyder Introduction in Leonard Ellinwood The Musica of Hermannus Contractus p 36 40 Hans Oesch Berno und Hermann von Reichenau als Musiktheoretiker S 133 228 John L Snyder Introduction in Leonard Ellinwood The Musica of Hermannus Contractus Preface p XIII Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Musica Hermann der Lahme amp oldid 225867346