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Die Moskauer Pestrevolte russisch Chumnoj bunt entbrannte im Jahr 1771 als Aufstand der Bevolkerung gegen Kirche Staat und Mediziner Ausloser war eine Pestwelle durch die Moskau die Halfte seiner Bevolkerung verlor Die Armee unter der Leitung von Grigori Orlow schlug den Aufstand nieder Administrative und gesundheitliche Reformen eliminierten die Pest Ausschnitt von Pest in Moskau von T L Devili 1818 1886 Inhaltsverzeichnis 1 Nahrboden 2 Verbreitung der Pest 2 1 Ausbruch in Moskau 2 2 Schutzmassnahmen 2 3 Medizinisches Vorgehen 2 4 Vergeblichkeit 2 5 Stadtflucht 3 Revolte 3 1 Vorspiel 3 2 Ausloser 3 3 Totung des Erzbischofs 3 4 Revolte gegen Arzte 3 5 Revolte am Kreml 4 Beendigung 4 1 Reformen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseNahrboden BearbeitenDer gesellschaftliche Nahrboden auf dem die Revolte entstand war von Gegensatzen gepragt In der Gesellschaft und der Kirche klaffte eine grosse Lucke zwischen einer gebildeten Oberschicht und einer aberglaubischen Unterschicht Die Gebildeten wussten beispielsweise um die Fortschritte westlicher Medizin die anderen vertrauten auf ihren Glauben und die gottliche Ordnung 1 Peter der Grosse hatte 1721 das Kirchliche Reglement erlassen Dadurch war die Kirche in die Rolle einer vom Staat abhangigen Kontrollinstanz gezwungen Das fuhrte zu Unzufriedenheit der Bevolkerung gegenuber der Kirche und auch innerhalb der kirchlichen Hierarchien Eine wichtige Rolle sollte der Oberprokurator des Heiligen Synod Patriarch Amwrossi Ambrosius spielen der bei Volk und Kirche unbeliebt war Er versuchte seit 1768 die uberzahligen und unautorisierten Geistlichen aus Moskau zu vertreiben 1 Verbreitung der Pest BearbeitenDas russische Heer schleppte die Beulenpest aus Sudosteuropa ein und verbreitete sie in den Jahren 1770 und 1771 im Russischen Reich Allein die Feldarmee Rumjanzews verlor bis Mitte 1770 mehr als 11 000 Soldaten 2 3 Die russische Kaiserin Katharina II liess die Quarantanemassnahmen durch die Charta der Grenz und Hafen Quarantane ausbauen Die Massnahmen griffen so dass Seuchen selten ins Landesinnere vordrangen also auch nicht nach Moskau Doch dieser Ausbruch erreichte im August 1770 Brjansk und kurze Zeit spater die 380 km entfernte Grossstadt Moskau 4 Ausbruch in Moskau Bearbeiten Im November 1770 brach in einem Soldatenkrankenhaus ausserhalb Moskaus vermeintliches Fleckfieber aus welches sich im Nachhinein als Pest herausstellen sollte Da dieser Ausbruch verebbte wurden auch keine weiteren Massnahmen eingeleitet 5 Im selben Monat kam es in einer Textilfabrik einer Vorstadt zu weiteren Todesfallen 2 Diese Opfer wurden heimlich in der Fabrik verscharrt Kaiserin Katharina II spottete zunachst uber die Seuchengeruchte Die vermeintliche Gewissheit dass die Pest niemals Moskau erreichen konne trug dazu bei dass den ersten Anzeichen nicht genugend Aufmerksamkeit geschenkt wurde Als die ersten 27 Pestopfer im Krankenhaus starben wurde dem vorstehenden Arzt Afanassi Filimonowitsch Schafonski unterstellt Panik zu schuren 4 Im April 1771 starben circa 400 Menschen im gesamten Fruhjahr im Moskauer Tuchhofe mehrere Tausend 2 Mittlerweile war die Krankheit als Pest diagnostiziert und auch von der Kaiserin als solche anerkannt Auch dieses Mal schien die Epidemie wieder zu verebben bis zum Juni 1771 Schutzmassnahmen Bearbeiten Der Koordinator der offentlichen Gesundheitspolitik war Pjotr Jeropkin Kaiserin Katharina forderte eine 30 km Sperrzone um Moskau aber Jeropkin und Pjotr Saltykow verhinderten das weil sie eine Hungersnot befurchteten Der Lumpenhandel wurde verboten offentliche Bader geschlossen und ein allgemeines Versammlungsverbot erlassen Jeropkin wollte eine Panik vermeiden Er liess Infizierte nachts ins Krankenhaus transportieren oder stellte sie in ihren Hausern in Quarantane Das heimliche Vorgehen schurte die Geruchtekuche so dass Kranke ihre Symptome verbargen und Verstorbene versteckt wurden Die Regierung verbot Bestattungen innerhalb der Stadtgrenzen was die Bevolkerung sehr erzurnte Die Verstorbenen hatten ein Recht auf einen Platz in geweihter Erde auf den Friedhofen der Kirchen der Stadt Nur Unreine die kein christliches Leben gefuhrt hatten wurden bisher ausserhalb der Stadt begraben 1 Mit der Unterstutzung von Erzbischof Amwrossi bemuhte sich Jeropkin die Gefahr von Menschenansammlungen zu vermitteln Leichenzuge und Bittprozessionen wurden verboten die Bestattungsriten stark eingeschrankt In den Augen des Volkes wurden die Verstorbenen dadurch in ihrer Wurde verletzt Den Hinterbliebenen wurden die trostenden Riten genommen 1 Medizinisches Vorgehen Bearbeiten Im Juni 1771 wurde das erste Pestspital im Nikolaus Kloster an der Ugrescha russisch Nikolo Ugreshskij monastyr eingerichtet Die Monche wurden in andere Kloster gebracht Zuerst hatte dieses Krankenhaus 20 Kranke kurz darauf hatte sich ihre Zahl verzehnfacht Im nachsten Monat wurde ein Krankenhaus naher am Zentrum notwendig Dafur wurde das Simonow Kloster russisch Simonov monastyr eingerichtet in dem 2000 Betten Platz fanden Fur das nachste Spital wurde das Danilow Kloster verwendet Insgesamt wurden offenbar vier Krankenhauser eingerichtet an jeder Ecke der Stadt eines 6 In den Krankenhausern wurden die Kranken je nach Schweregrad der Erkrankung in getrennten Bereichen untergebracht Die Mediziner waren sich einig dass die Pest nur durch Beruhrung ubertragbar sei Zur Desinfektion wurde frisches Wasser mit Weinessig empfohlen Pfleger sollten Handschuhe und zusatzliche Kleidung tragen die anschliessend ausgekocht werden musste Erkrankte Menschen sollten im Bett moglichst stark schwitzen Nach dem Tod eines Pestkranken mussten all seine Kleider verbrannt werden 7 Vergeblichkeit Bearbeiten Die Gegenmassnahmen wirkten nicht Von Juni bis September 1771 breitete sich die Seuche uber jene Stadtbezirke aus in denen sich Textilbetriebe befanden 3 Im August 1771 starben 600 Menschen taglich zum Hohepunkt der Seuche waren es uber eintausend taglich Die meisten Toten wurden im September 1771 verzeichnet mehr als 20 000 Im Oktober 1771 waren es fast 18 000 4 Die Polizei hatte weder Menschen noch Fahrzeuge zum Transport von Kranken und Toten Die Leichen lagen haufig drei bis vier Tage in den Hausern oder auf den Strassen 8 Die Polizei zog Strafgefangene heran um Leichen zu entsorgen Die Straflinge wurden mit geteerten Kleidern ausgestattet in denen Locher fur Augen und Munder ausgespart waren Sie brachen in Hauser ein und schleppten mit Eisenhaken die Toten auf Karren Auf den Friedhofen wurden sie in Massengrabern ohne religiose Riten bestattet 4 Am 8 September 1771 wendete sich Kaiserin Katharina in einem Manifest an das Volk Sie beschwerte sich daruber dass die Vorsorgemassnahmen nicht eingehalten wurden Handlungen wie das Verstecken von Kranken oder das Abladen von Toten auf den Strassen durfen nicht ohne strenge Bestrafung bleiben Jeder unterwerfe sich friedlich und ohne Aufruhr und gehorsam der Regierung jetzt und in Zukunft Katharina die Grosse Europa in der fruhen Neuzeit 9 Stadtflucht Bearbeiten Im August 1771 hatte der Grossteil des Adels die Stadt verlassen und damit die meisten leitenden Beamten Zahlreiche Behorden wurden geschlossen ebenso Fabriken Truppen der Garnison wurden aufs Land versetzt Anfang September floh die Mittelschicht Zuruck blieben die Reste von Verwaltung und Militar die Geistlichen die Arzteschaft und Fabrikarbeiter 1 Solange Generalfeldmarschall Graf Pjotr Semjonowitsch Saltykow in der Stadt war konnte die offentliche Ordnung aufrechterhalten werden Stadttore und die Quarantaneeinrichtungen wurden uberwacht 2 Als Gouverneur Saltykow um sein Leben furchtete floh er auf seinen Landsitz 2 wenige Tage spater sollte es zur Revolte kommen 1 Polizei Gesundheitsaufsicht und Verwaltung waren kopflos das Bestattungswesen verkam 2 Faktisches Stadtoberhaupt war nun Jeropkin 1 Da Moskau nicht vorsorglich abgeriegelt wurde breitete sich die Pest bis ins Innere Russlands aus 2 Neben Moskau traf es Kiew und Nieszin am schlimmsten Nach Schatzungen fielen ihr insgesamt 120 000 Menschen zum Opfer 3 nach anderer Quelle waren es uber 133 000 Opfer 10 Die Bekampfung der Pest allein in Moskau kostete die Kaiserin schatzungsweise 400 000 Rubel 7 Revolte Bearbeiten nbsp Die Ermordung von Erzbischof Ambrosius wahrend der Moskauer Pestrevolte 1771 1872 von Pjotr Jefimowitsch Kowersnew nbsp Moscow plague riot of 1771 The murder of Archbishop Ambrosius 1845 von Charles Michel GeoffroyHinsichtlich der Aufschlusselung der am Aufstand beteiligten Bevolkerungsschichten machen die Quellen widerspruchliche Angaben Gesichert scheint dass die Aufstandischen aus allen Schichten stammten von leibeigenen Dienern uber Kaufleute und Soldaten bis hin zu meist niedrigen Geistlichen 1 Vorspiel Bearbeiten Schon im Vorfeld der eigentlichen Revolte gab es Unruhen in der Bevolkerung Den Arzten wurde vorgeworfen dass sie die Kranken in den Krankenhausern willkurlich umkommen liessen 7 gar vergifteten 1 Am 29 August 1771 entkam der Arzt Schafonski im Krankenhaus des Stadtteils Lefortowo nur knapp dem Lynchmord 1 Am 1 September 1771 vertrieb ein aufgebrachter Mob militarische Truppen in deren Schutz Habseligkeiten von Pestopfern verbrannt werden sollten Das Schliessen der Geschafte von Lumpenhandlern fuhrte am selben Tag auf dem Roten Platz zu Krawallen 1 Autorisierte und nicht autorisierte Popen hielten trotz Ansteckungsgefahr Bittprozessionen ab Sie empfahlen die Verehrung wundertatiger Heiliger einschliesslich Geldspenden Der Erzbischof Amwrossi hatte das Aufbegehren der Armen verurteilt und dadurch die Rebellion angefacht 2 Obschon Saltykow am 15 September 1771 in die Stadt zuruckkehrte konnte er den Beginn der Revolte am selben Abend nicht aufhalten 1 Ausloser Bearbeiten Ein organisiertes Vorgehen der Aufstandischen kann aus Quellen nicht nachgewiesen werden 1 Es wurde das Gerucht verbreitet dass die Ikone der Gottesmutter am Barbara Tor von Kitai Gorod Heilung versprache 3 wenn man sie ausreichend verehre 1 Die Menschenmengen die sich dort ansammelten trugen zur Verbreitung der Infektion bei 3 Von der Kirche nicht anerkannte Geistliche hielten vor Ort Gottesdienste ab und sammelten Geld 1 Jeropkin und der Erzbischof gaben den Befehl die Ikone zu entfernen Das beschreibt einen Wendepunkt in den Praktiken der Kirche Amwrossi stellte den Glauben an wundertatige Ikonen hinter das gesundheitliche Gemeinwohl Rationalistische Einflusse sind sichtbar In den Augen der Bevolkerung kam Amwrossi damit vom wahren Glauben ab Ihm wurde ein Bund mit dunklen Machten nachgesagt zumal in dem ihm unterstellten Waisenhaus kein einziger Pesttoter zu verzeichnen war 1 Die Truhe mit den Spenden fur die Ikone sollte ein Siegel des Konsistoriums erhalten 1 So entstand das Gerucht Amwrossi wolle die wundersame Ikone bestehlen und rauben 3 Das Volk hatte mit diesem Vorgehen gerechnet und war am 15 September 1771 besonders zahlreich erschienen Der fur die Vorhaben entsandte Schreiber konnte nicht vor der aufgebrachten Menge beschutzt werden Aufstandische lauteten im Sturmgelautturm am Kreml die Glocke wodurch nach und nach die Glocken anderer Kirchen gelautet wurden was die ganze Stadt alarmierte 1 Es kam zu Plunderungen von wohlhabenden Hausern Am helllichten Tag wurden Morde und Raububerfalle begangen 11 Das Lauten der Glocke im Sturmgelautturm in diesen Tagen sollte ubrigens das letzte Mal in der Geschichte sein Nach den Aufstanden liess Katharina die Grosse namlich den Kloppel der Glocke entfernen 1803 wurde die Glocke selbst entfernt 12 Damit nahm sie der Moskauer Bevolkerung symbolisch das Recht sich zur Verteidigung ihrer gemeinsamen Interessen zu versammeln 1 Die Glocke ist heute in der Staatlichen Rustkammer des Kreml ausgestellt 13 Totung des Erzbischofs Bearbeiten Die erzurnten Burger bewaffneten sich mit Keulen Axten und Steinen und zogen zum Tschudow Kloster um den vermeintlichen Ubeltater Erzbischof Amwrossi zu lynchen Der Mob zerstorte Amwrossis Gemacher plunderte religiose Gegenstande und verwustete den Weinkeller Der Geistliche war bereits ins Donskoi Kloster geflohen Dort wurde ein Gottesdienst abgehalten als die Meute eintraf Die circa 200 wutenden Burger warteten dessen Beendigung ab Anschliessend zerstorten sie den Chor Sie fanden den versteckten Erzbischof und gestatteten ihm eine letzte rituelle Geste Anschliessend zerrten sie ihn aus der Kirche und prugelten ihn zu Tode Der entscheidende Schlag wurde von einem Kirchendiener getan Das Vorgehen zeigt dass die Aufstandischen nicht in blinder Wut sondern gottesfurchtig handelten In ihren Augen diente ihr Tun dem Wiederherstellen der gottlichen Ordnung Die Totung war fur sie eine legale durch alte Traditionen sanktionierte Hinrichtung 1 Kaiserin Katharina schilderte im Oktober 1771 in einem Brief an den franzosischen Philosophen Voltaire dieses Ereignis folgendermassen Der Erzbischof habe ein Heiligenbild entfernen und an einen weitlaufigeren Ort bringen wollen Beim Transport der Geldspenden wurde ihm unterstellt er wolle den Schatz der Jungfrau 9 stehlen Unruhen kamen auf der Kreml wurde ersturmt Kloster aufgebrochen und geplundert und schliesslich auch der ehrwurdige Greis 11 ermordet Katharina II erwahnte Voltaire gegenuber ubrigens nicht dass es sich um die Pest handelte 3 So antwortete dieser ihr spater Ich danke der Natur dass die Epidemie in Moskau nicht die Pest ist Voltaire Europa in der fruhen Neuzeit 11 Revolte gegen Arzte Bearbeiten Die Revolte richtete sich nicht nur gegen die Regierung und Kirchenhaupter auch gegen Arzte und Apotheker Ein betrachtlicher Teil der Arzte stammte aus westeuropaischen Landern 1 Vom 16 September 1771 wird berichtet Der Pobel emporte sich wider alle Arzte und Wundarzte 14 Es hiess die Arzte hatten die Pest verursacht und die Anordnung gegeben das Heiligenbild entfernen zu lassen 11 Die Bevolkerung glaubte dass die Pest eine Strafe von Gott sei der mehr verehrt werden mochte Die Massnahmen der Arzte erschienen wie Gotteslasterung besonders die Regeln die in die Bestattungstraditionen eingriffen Es kam zur gewaltsamen Befreiung von Pestkranken die interniert worden waren Mehrere Arzte flohen aus der Stadt 1 Revolte am Kreml Bearbeiten Die aus Sicht der Administration bedrohlichste Situation ereignete sich am Abend des 17 September 1771 auf dem Roten Platz Ihr ging ein erneutes Lauten der Sturmglocke voraus mutmasslich als Zeichen zum Angriff 1 Eine Gruppe von rund 130 Soldaten wurde von Burgern mit Steinen und Stocken angegriffen 4 Aufstandische versuchten in den Kreml einzudringen Sie wollten den Lobnoje mesto erreichen jenen Platz auf dem offizielle Proklamationen gemacht und Hinrichtungen durchgefuhrt wurden Dieses Ziel zeigt dass die Aufstandischen ihre Aktionen fur legitim hielten Doch der Durchbruch zum Platz war vergeblich Sie verlangten die Auslieferung von Jeropkin ebenfalls vergeblich Sie versprachen sich durch Jeropkins Tod die Wiederherstellung der guten alten Ordnung Auch diesen Plan hielten sie fur legitim Sie fuhlten sich im Recht und hatten die Erwartungshaltung dass ihnen von Katharina II der Aufstand vergeben werde Einige versuchten mit den Soldaten uber einen Katalog von Forderungen zu verhandeln Die Forderungen beinhalteten unter anderem die Abschaffung von Quarantaneeinrichtungen die Erlaubnis von Bestattungen auf den stadtischen Friedhofen das Abschieben aller Arzte aus der Stadt und das Unterlassen von Leichenabtransporten mithilfe von Eisenhaken 1 Schliesslich eroffneten die Truppen mit Kanonen und Gewehren das Feuer 1 Die Verwundeten rettend zog die Menge sich zuruck 4 Es kam zu rund 100 Toten und 200 bis 300 Verhaftungen unter ihnen die Verhandlungsfuhrer 1 Beendigung BearbeitenNach drei Tagen ebbte die Revolte ab Deshalb heisst es in einer Quelle der Aufstand habe bloss drei Tage gedauert 1 Doch kam es weiterhin zu einigen gewalttatigen Zwischenfallen In der damaligen Hauptstadt St Petersburg sah man sich zum Handeln gezwungen da man sich Sorgen machte Moskau konnte aussterben Die Zahl der Opfer hatte 100 000 uberschritten fast die Halfte der damaligen Bevolkerung der Grossstadt 4 Auf Geheiss von Katarina II ruckte Graf Grigori Orlow am 26 September 1771 aus St Petersburg an 3 Er wurde von einem grossen Stab an Arzten und vier Regimentern begleitet Er verfolgte drei Ziele Die am Aufstand Beteiligten ausfindig machen das System der Pestbekampfung reorganisieren und die unzufriedene Bevolkerung beruhigen 1 Durch den Militareinsatz wurde die Pestrevolte endgultig beendet 15 Die offentliche Ordnung wurde wieder hergestellt 4 Vier der Radelsfuhrer wurden gehangt 150 Beteiligte wurden offentlich ausgepeitscht 1 In Erinnerung an die Leistung von Graf Grigori Orlow liess Katharina II eine Ehrenmedaille erstellen auf der graviert stand Fur die Befreiung von Moskau von Geschwuren im Jahr 1771 4 Weder Orlow noch Jeropkin wagten es ubrigens die umstrittene Ikone zu entfernen Die Bevolkerung gab auch in den folgenden Jahren Spenden in betrachtlicher Hohe 1 Reformen Bearbeiten Um der grassierenden Seuche Herr zu werden wurde Moskau in 14 Sanitarbereiche unterteilt Jedem Bereich wurde ein Arzt und ein Aufseher oftmals ein Offizier zugewiesen 7 An den Stadtrandern wurden zusatzliche Krankenhauser und Quarantanestationen eingerichtet 4 Orlow schuf Verbesserungen fur die Krankenhauser und Quarantaneeinrichtungen Es gelang ihm den Ruf der Krankenhauser wiederherzustellen so dass Kranke freiwillig die Spitaler aufsuchten Die Kranken erhielten kostenloses Essen und Kleidung und nach der Entlassung bekamen sie eine finanzielle Entschadigung 1 Fur erkrankte Mitglieder des Adels bot Orlow sein eigenes Haus an 7 Um die Pesttoten zu bergen wurden die Burger bezahlt Manner erhielten 15 Frauen 10 Kopeken pro Tag 4 Burger die Hinweise auf in der Stadt verscharrte Leichen geben konnten erhielten eine hohe Belohnung 7 Kaiserin Katerina schrieb nach der Unterdruckung der Revolte dass mehr Frauen als Manner gestorben seien 11 Sie veranlasste dass an jedem der Bestattungsorte ausserhalb der Stadt eine Kirche errichtet wurde fur die notwendigen religiosen Bestattungsriten Orlow liess die Vorposten der Stadt starken um den Personenverkehr und den Im und Export von Waren streng zu kontrollieren Die Hauser die von der Pest betroffen waren wurden mit roten Kreuzen gekennzeichnet und mit Bohlen vernagelt Plunderungen verlassener Hauser und Diebstahle wurde unter Todesstrafe gestellt 4 Durch dieses Bundel von Massnahmen gelang es die Epidemie einzudammen Ab Oktober 1771 gingen die Todeszahlen stetig zuruck bis es im Marz 1772 noch 30 Pestopfer waren Als langfristige und zukunftige Gegenmassnahme wurden am 12 Oktober 1772 zwei Kommissionen gebildet Kommission gegen die Pest und Kommission zur Ausfuhrung von Massnahmen 7 Eine wichtige Rolle spielten vor allem die Arzte Schafonski und Samoilowitsch Letzterer zeichnete seine Erkenntnisse uber wirkungsvolle Desinfektion auf 7 Seine Schrift trug den Namen Studien uber die Pest die im Jahre 1771 das russische Reich am Boden zerstorte vor allem die Hauptstadt Moskau und welche Medikamente gefunden wurden sie zu uberwinden und die Mittel es zu verhindern Sie wurde auf der ganzen Welt veroffentlicht und der Autor erhielt Ehrenbekundungen von zwolf auslandischen Akademien 4 Literatur BearbeitenIn der Literatur findet die Pestrevolte wenig Interesse weil sie im Schatten des Pugatschow Aufstandes steht 1 Nikolai Kuhl Der Pestaufstand von Moskau 1771 In Heinz Dietrich Lowe Hrsg Volksaufstande in Russland von der Zeit der Wirren bis zur Grunen Revolution gegen die Sowjetherrschaft Forschungen zur osteuropaischen Geschichte 65 Otto Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2006 ISBN 3 447 05292 9 S 325 352 Erich Donnert Revoltierung und Massenaufruhr in Russland Katharina II und der Marquis de Pougatschef In Erich Donnert Hrsg Europa in der fruhen Neuzeit Unbekannte Quellen Aufsatze zu Entwicklung Vorstufen Grenzen und Fortwirken der Fruhneuzeit in und um Europa Band 7 Bohlau Koln Weimar 2008 ISBN 3 412 10702 6 S 873 894 Danilo S Samojlowitz auch Samojlovic Abhandlung uber die Pest welche 1771 das Russische Reich besonders aber Moskau die Hauptstadt verheerte Bohme Leipzig 1785 Online Ansicht Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af Nikolai Kuhl Der Pestaufstand von Moskau 1771 S 325 ff a b c d e f g h Erich Donnert Revoltierung und Massenaufruhr in Russland S 874 a b c d e f g h Erich Donnert Revoltierung und Massenaufruhr in Russland S 874 ff a b c d e f g h i j k l m Larissa Jewgenjewa Gorelowa Larisa Evgenevna Gorelova Chuma v Moskve 1771 73 gg In Russkij medicinskij zhurnal RMZh Nr 16 15 August 2002 S 738 abgerufen am 15 September 2021 russisch Nikolai Kuhl Der Pestaufstand von Moskau 1771 S 326 Danilo S Samojlowitz Abhandlung uber die Pest S 69 a b c d e f g h Danilo S Samojlowitz Abhandlung uber die Pest S 50 f Jekaterina Kersipowa Ekaterina Kersipova 8 aprelya Vencenosnyj poet In History Time Russia 8 April 2017 archiviert vom Original am 27 September 2020 abgerufen am 15 September 2021 russisch a b Erich Donnert Revoltierung und Massenaufruhr in Russland S 875 Danilo S Samojlowitz Abhandlung uber die Pest S 81 a b c d e Erich Donnert Revoltierung und Massenaufruhr in Russland S 876 Jan Balster Russland Reisefuhrer Kreml in Moskau Teil 1 In editioneurasien de 16 Juli 2019 abgerufen am 15 September 2021 Birgit Borowski Veronika Wengert Rainer Eisenschmid Moskau Baedeker Allianz Reisefuhrer Baedeker Ostfildern 12 Auflage 2011 ISBN 978 3 8297 1252 1 S 240 f Danilo S Samojlowitz Abhandlung uber die Pest S 61 Christoph Schmidt Russische Geschichte 1547 1917 Oldenbourg Grundriss der Geschichte 33 Oldenbourg Munchen 2 Auflage 2009 ISBN 978 3 486 58721 0 S 56 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moskauer Pestrevolte amp oldid 235520925