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Gottlob Moritz Meurer 9 April 1839 in Waldenburg Konigreich Sachsen 3 November 1916 in Weisser Hirsch bei Dresden war ein deutscher Maler und Grafiker sowie Kunstpadagoge Auf der Grundlage einer Analyse von Morphologie und Konstruktionsprinzipien naturlicher Pflanzen entwickelte er Pflanzenornamente und machte dieses Prinzip zum zentralen Bestandteil seiner Kunstpadagogik Durch seine Unterrichtsmethode und mit seinen Schriften hatte er grossen Einfluss auf das kunstgewerbliche Schulwesen und die Reformbewegung seiner Zeit Titelvignette von Meurers Lehrbuch Pflanzenformen Vorbildliche Beispiele zur Einfuhrung in das ornamentale Studium der Pflanze 1895 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMeurer viertes Kind des Archidiakons Moritz Meurer und dessen Frau Friederike Charlotte Meurer geborene Petzold 1808 1848 wuchs in einem kunstlerisch interessierten lutherischen Pfarrhaus in Callenberg auf Nach vaterlichem Elementarunterricht und dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in Zwickau wurde er im September 1856 Student der Kunstakademie Dresden wo ihn Julius Schnorr von Carolsfeld in der Historienmalerei und Ludwig Richter der mit seiner Klasse in den Sommermonaten stets ausgedehnte Wanderungen in die Umgebung Dresdens unternahm in der Landschaftsmalerei unterwiesen Zu weiteren Studien weilte er in Munchen Dort hatte er sich am 12 Mai 1861 fur das Fach Malerei an der Koniglichen Akademie der Bildenden Kunste eingeschrieben 1 In Berlin wo er ab 1867 lebte etablierte er sich als Dekorationsmaler Er erhielt bedeutende Auftrage zur Ausmalung staatlicher und privater Bauten Zusammen mit Ernst Johann Schaller fuhrte er figurliche und ornamentale Malereien fur das Preussische Arbeits und Kulturministerium das Kriminalgericht Moabit das Kadettenhaus Lichterfelde und das Verwaltungsgebaude der Berlin Hamburger Eisenbahn aus Auch fur die Villa des Bankiers Adolf Liebermann 1829 1893 in der Tiergartenstrasse 16 wurde er tatig Angeregt durch Erzahlungen seines Onkels Heinrich Eduard Schmieder der Gesandtschaftsprediger der evangelischen Gemeinde in Rom gewesen war zog es ihn mehrfach nach Italien wo er insbesondere die Landschaften der Toskana und der Umgebung Roms bereiste sowie Kunststatten in Ferrara Venedig und Rom auf Capri in Neapel Palermo Perugia Florenz und Siena besuchte 1872 1873 1877 1878 und von 1883 bis 1886 sowie nach der Jahrhundertwende lebte er in Rom Wie sein Bruder der sachsische Fabrikant Colestin Meurer 1844 1921 2 war er Mitglied des Deutschen Kunstlervereins Rom Dem Kunstlerverein diente er von 1891 bis 1894 als Vorsitzender 3 Ausserdem war er Mitglied des Deutschen Archaologischen Instituts Rom sowie der Kunstakademien von Venedig Bologna und Urbino 1884 bewohnte er in der Via Margutta am Fusse des Pincio eine Wohnung in der sich romische und deutschromische Kunstler und Wissenschaftler zu einem wochentlichen Salon trafen Als Lehrer an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin wo er ab 1867 vorubergehend und ab 1871 dauerhaft beschaftigt war unterrichtete er neben dem Ornament und Figurenzeichnen auch Gewerbliches Zeichnen fur Damen 1878 1879 ubernahm er die Leitung einer Werkstatt fur dekorative Malerei 1883 liess sich Meuer im Alter von 44 Jahren pensionieren um dauerhaft in Rom zu leben Ab 1891 ruckte er angeregt vom eigenen Pflanzenstudium in Rom und von Johann Wolfgang von Goethes Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklaren das Pflanzenstudium in den Mittelpunkt Hiervon ausgehend sollten florale Ornamente entwickelt werden Anhand von Modellen Herbarien Lehrtafeln und Fotografien sollten die Gesetze naturlicher Formbildung durchdrungen und die Gestaltungslehre erneuert werden Eine entsprechende Unterrichtsmethode die Meurer in Form von Kursen fur ornamentales Pflanzenstudium fur Lehrer und Kunstgewerbler in Rom entwickelte nahm in der Folge grossen Einfluss auf den Unterricht der Kunstgewerbeschulen und des Jugendstils in Deutschland und war eine Wegbereiterin des Biomorphismus in der bildenden Kunst Etwa liess Peter Behrens Direktor der Kunstgewerbeschule Dusseldorf sein Lehrpersonal nach Meurers Methode fortbilden 1891 kehrte er unter Beibehaltung seines romischen Wohnsitzes an die Berliner Unterrichtsanstalt zuruck um einen Versuchsunterricht im Pflanzenzeichnen zu etablieren 1892 wurde Meuers Pflanzenzeichnen fest in den Lehrplan eingefugt Als seinen Assistenten und spateren Nachfolger gewann er den Bildhauer und Fotografen Karl Blossfeldt 4 welcher ihn seit 1890 in Rom bei der Einrichtung einer Fachklasse fur Pflanzenstudien und die Stilisierung von Naturformen unterstutzt hatte Zwischen 1892 und 1895 reiste Meurer mit Gruppen von Studenten darunter Karl Blossfeldt von Rom aus durch ganz Italien nach Griechenland und Nordafrika um eine Lehrmittelsammlung zum Studium der Naturformen anzulegen Wahrend dieser Reisen begann Blossfeldt auf Anraten Meurers Fotos von Pflanzenobjekten als Anschauungsmaterial machen 1899 wurdigte der Kunsthistoriker Cornelius Gurlitt Meurer als den erste n der eine tiefgreifende Umgestaltung des Ornamentes durch sorgfaltiges Eingehen in den Bau der Pflanze erstrebte 5 Zum kunstlerischen Schaffen Meuers zahlen neben Pflanzenzeichnungen auch Landschaftsbilder Studien zur farbigen Ausgestaltung von Raumen und Portratstudien insbesondere der italienischen Bevolkerung Der grafische und malerische Nachlass Meurers rund 6800 Verzeichnungseinheiten darunter ungefahr 600 Zeichnungen 800 Fotografien 70 Arbeitsmappen und mehreren Olstudien ging 1942 nach testamentarischer Verfugung durch Meurers Witwe der Italienerin Giselda Mona Meurer 1872 1949 in die Sammlung des Naturalienkabinetts Waldenburg Pflanzenmodelle die als Anschauungsmateriale fur Meuers Unterricht von Karl Blossfeldt bzw Louis Heitsch geschaffen worden waren befinden sich in der Sammlung des Archivs der Universitat der Kunste Berlin 6 Fur sein Werk erhielt Meurer zahlreiche Auszeichnungen So wurde er mit der Grossen Silbernen Medaille der Kunstgewerbe Ausstellung in Munchen ausgezeichnet und mit dem Ehrenpreis der Gewerbe Ausstellung Berlin 1896 Preussen verlieh ihm den Kronenorden III Klasse Bildnisse Meurers schufen Ismael Gentz und Otto Greiner Mit seiner italienischen Frau lebte Meurer in Rom Nach dem Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg 1915 musste das Paar Italien verlassen Es siedelte in Meurers Studienstadt Dresden uber In der Villenkolonie Weisser Hirsch verstarb Meurer im Alter von 77 Jahren Seinem Wunsch gemass wurde er auf dem Protestantischen Friedhof in Rom beigesetzt nbsp Gedenktafel fur Moritz Meurer am ehemaligen Pfarrhaus St Bartholomaus in Waldenburg 19391939 zum 100 jahrigen Geburtstag Meurers erinnerte eine Nachlassausstellungen im Graphischen Kabinett in Leipzig und der Akademie der Kunste in Dresden an den Kunstler und sein Werk Auf Initiative der Berliner Akademie der Kunste brachte man im gleichen Jahr eine Gedenktafel an Meurers Geburtshaus an dem damaligen Pfarrhaus der Kirche St Bartholomaus in Waldenburg Schriften Auswahl BearbeitenItalienische Flachornamente aus der Zeit der Renaissance Intarsien Flachreliefs eingelegte Marmorarbeiten etc zum Gebrauch fur Architekten und Handwerker als Vorlagen fur Kunstgewerbliche und Zeichenschulen 1878 Das Studium der Naturformen an kunstgewerblichen Schulen Vorschlage zur Einfuhrung eines vergleichenden Unterrichts 1889 Italienische Majolika Fliesen aus dem Ende des 15 und Anfang des 16 Jahrhunderts Nach Originalaufnahmen herausgegeben 1886 Die Ziele und Bedingungen des Naturformenstudiums an technischen Kunstschulen und meine Bestrebungen auf diesem Gebiete Ein Vortrag 1894 Pflanzenformen Vorbildliche Beispiele zur Einfuhrung in das ornamentale Studium der Pflanze 1895 Digitalisat Die Ursprungsformen des griechischen Akanthusornamentes und ihre naturlichen Vorbilder 1896 Meurer s Pflanzenbilder Ornamental verwerthbare Naturstudien fur Architekten Kunsthandwerker Musterzeichner pp 1899 Vergleichende Formenlehre des Ornamentes und der Pflanze Mit besonderer Berucksichtigung der Entwickelungsgeschichte der architektonischen Kunstformen 1909 Die Mammae der Artemis Ephesia In Mitteilungen des Kaiserlich Deutschen Archaeologischen Instituts Roemische Abteilung Band XXIX 1914 S 200 219 Digitalisat Literatur BearbeitenWilhelm Sprengel Das ornamentale Pflanzenstudium im kunstgewerblichen Unterrichte In Kunstgewerbeblatt Neue Folge 7 1896 Heft 4 S 49 57 Digitalisat Julius Kohte Moritz Meurer In Zentralblatt der Bauverwaltung Nr 92 1916 S 608 zlb de Albert Hofmann Moritz Meurer In Deutsche Bauzeitung 50 Jahrgang Nr 94 Ausgabe vom 22 November 1916 Meurer Moritz In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 24 Mandere Mohl E A Seemann Leipzig 1930 S 456 biblos pk edu pl Regina Eberhardt Das Leben und Werk des Malers und Ornamentlehrers Moritz Meurer 1839 1916 Magisterarbeit Universitat Leipzig 1998 Nancy Rudloff Tanneberger Von Waldenburg nach Rom Der Maler und Kunstschulreformer Moritz Meurer 1839 1916 In Stadt Waldenburg Hrsg Zwischen Residenz und Topferscheibe 750 Jahre Waldenburg Schwarz Meerane 2004 S 117 129 PDF Gertraud Schorer Gerd Schorer Von der Naturform zum Ornament Die Mistel in Vorlagenwerken fur die angewandte Kunst In Konrad Vanja Detlef Lorenz Alberto Milano Irene Ziehe Hrsg Arbeitskreis Bild Druck Papier Tagungsband Bergamo 2014 Arbeitskreis Bild Druck Papier Band 19 Waxmann Munster 2015 ISBN 978 3 8309 3251 2 S 81 books google it Angela Nikolai Sabine Thummler Form Follows Flower Moritz Meurer Karl Blossfeldt amp Co Deutscher Kunstverlag Berlin 2017 ISBN 978 3 422 07445 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Moritz Meurer Maler Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Moritz Meurer 1839 1916 Datenblatt im Portal saebi isgv de Sachsische Biografie Museum und Naturalienkabinett Waldenburg Stadt und Furstengeschichtliche Sammlung Biografie Moritz Meurers im Portal museum waldenburg de Moritz Meurer Datenblatt im Portal rkd nl RKD Nederlands Instituut voor Kunstgeschiedenis Bildnis Prof Moritz Meurer Rom Datenblatt im Portal deutsche digitale bibliothek de Giselda Mona Meurer Familiengrabstatte in der Datenbank Find a Grave englisch Vorlage Findagrave Wartung Wikidatakennung nicht gesetzt Vorlage Findagrave Wartung Wirkungslose Verwendung von Parameter 2Einzelnachweise Bearbeiten 01770 Moriz Meurer Matrikel der Akademie der Bildenden Kunste Munchen Sieghart Pietzsch Zur Geschichte des Anwesens der Familie Meurer in Pillnitz Eine grune Villa mit Gartenhaus am Pillnitzer Elbhang In Elbhang Kurier 9 2010 S 21 PDF Friedrich Noack Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1927 Band 2 S 397 f Anne Gantefuhrer Trier Das photographische Œuvre von Karl Blossfeldt und seine Umsetzung in Lehre und Kunst In Walraff Richartz Jahrbuch 59 1998 S 259 279 Cornelius Gutlitt Die deutsche Kunst des Neunzehnten Jahrhunderts Ihre Ziele und Thaten Berlin 1899 S 658 659 Digitalisat Moritz Meurer 1839 1916 Webseite im Portal universitaetssammlungen de abgerufen am 10 Oktober 2021Normdaten Person GND 116959649 lobid OGND AKS LCCN nr93005317 VIAF 69695845 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Meurer MoritzALTERNATIVNAMEN Meurer Gottlob Moritz vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler und Grafiker sowie KunstpadagogeGEBURTSDATUM 9 April 1839GEBURTSORT Waldenburg Konigreich SachsenSTERBEDATUM 3 November 1916STERBEORT Weisser Hirsch bei Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moritz Meurer Maler amp oldid 236018649