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Der Mons Claudianus ist ein antiker Steinbruch in der Arabischen Wuste am Gebel Fatireh 1 Er liegt in Agypten zwischen Qena Kainopolis am Nil nordlich von Luxor 100 km Luftlinie und Safaga am Roten Meer 45 km in der Nahe des Wadi Fatiri el Bayda in einer vollig unbesiedelten Gegend im Gouvernement Rotes Meer Hurghada liegt 55 km nordostlich des Steinbruchs Hier wurde zwischen dem spaten 1 und der Mitte des 3 Jahrhunderts n Chr Granit Granodiorit abgebaut Mons Claudianus Agypten Mons ClaudianusLage des Mons Claudianus in Agypten Inhaltsverzeichnis 1 Stein und Verwendung 2 Arbeitsorganisation 3 Infrastruktur 4 Siedlung 5 Erforschung 6 Funde 7 Ernahrung 8 Weitere romische Steinbruche in der ostlichen Wuste 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseStein und Verwendung BearbeitenDer hier anstehende Stein ist ein hellgrauer Gneis mit grunlich schwarzen Einsprengseln Die Romer nannten das Material marmor Claudianum Der italienische Name granito del foro besagt wo das Material Verwendung fand Das Material wurde aber auch in vielen anderen romischen Prachtbauten verbaut zum Beispiel im Pantheon in Rom Im Steinbruch blieben einige unfertige oder zerbrochene Gegenstande zuruck beispielsweise eine etwa 200 Tonnen wiegende Saule 2 In mittelalterlichen Gebauden in Kairo findet sich der Granit als Fussbodenbelag und als Wandverkleidung wohl meist in sekundarer Verwendung Arbeitsorganisation BearbeitenDer Steinbruch gehorte vermutlich dem Kaiser selbst die Verwaltung unterlag der Armee Wie Ausgrabungen ergaben arbeiteten in dem Steinbruch keine Sklaven sondern spezialisierte Arbeiter Deren Verpflegung zeigt dass sie unter recht komfortablen Bedingungen lebten Infrastruktur Bearbeiten nbsp Blick von Nordosten auf das Lager im Dezember 1983 nbsp Panorama des Lagers im Marz 2015 nbsp Gespaltene Brunnenschale nbsp Romische InschriftDer Steinbruch war durch eine Strasse mit dem Niltal verbunden Der Transport der halbfertigen Steine auf vier bis zwolfachsigen Wagen ins Niltal dauerte mindestens funf Tage In Tagesabstanden lagen an der Strasse kleine Lager Hydreumata die als Nachtunterkunfte dienten Sie enthielten Schlafraume Stalle und Zisternen Der Verlauf der Strasse ist heute noch gut im Gelande zu erkennen Etwa 125 Lesesteinhaufen und Turme markierten ihren Verlauf vielleicht dienten sie auch als Signalstationen Das Gebiet wurde ausserdem durch ungefahr sechzig kleinere Armeestutzpunkte uberwacht und versorgt Sie sicherten auch die Versorgung der Kustenstationen am Roten Meer im Suden und des Steinbruchs Mons Porphyrites Die Strasse zwischen Abu Sha ar mit seinem Militarlager und Kainopolis wurde zwischen den 1 und 7 Jahrhundert n Chr genutzt bis zum Ende des 3 Jahrhunderts zum Steintransport nach der Reform der Grenzverteidigung durch Diokletian und Konstantin war sie Teil des Limes Danach reisten hier vielleicht auch Pilger zu den Heiligtumern am nordlichen Roten Meer auf dem Sinai und im Heiligen Land Darauf deutet auch die Existenz einer Kirche in Mons Porphyrites hin Siedlung BearbeitenDie Siedlung der Steinbrucharbeiter war mit Mauern und Turmen befestigt Es ist anzunehmen dass hier tausend Menschen lebten Die Unterkunfte sind oft noch bis zum Dach erhalten da in dieser entlegenen Gegend kein spaterer Steinraub stattfand Erforschung BearbeitenDer Steinbruch wurde im 19 Jahrhundert durch Reisende entdeckt 1961 und 1964 fuhrte die Abteilung Kairo des Deutschen Archaologischen Instituts dort Forschungen durch Grabungen fanden 1987 bis 1993 unter der Leitung von Jean Bingen Universitat Brussel und durch ein agyptisch britisches Projekt unter David Peacock University of Southampton und Valerie Maxfield University of Exeter statt Funde BearbeitenDurch die extreme Trockenheit haben sich hier organische Materialien gut erhalten So wurden etwa 50 000 Textilfragmente gefunden eines der grossten Korpora romischer Textilien uberhaupt Ausserdem wurden Korbe Schuhe Seile und Papyrusfetzen sowie Tierknochen und Pflanzenreste gefunden die es ermoglichen die Ernahrung der Arbeiter zu rekonstruieren Zu den wichtigsten Funden gehoren fast 10 000 beschriebene Scherben Ostraka die Informationen uber die Verwaltung und die Lebensbedingungen der Arbeiter liefern So ist auf diesen Scherben beispielsweise der Lohn der Arbeiter uberliefert der deutlich hoher war als im Niltal Die meisten Scherben betreffen Materialanforderungen zum Beispiel von Wagenachsen Nach erfolgter Lieferung wurden die Scherben weggeworfen Die meisten der beschriebenen Scherben wurden jedoch nicht mehr in Primarkontext gefunden sondern auf den Strassen in verlassenen Gebauden oder als Verfullung von Gelandevertiefungen oder Baustellen Die Keramik stammt hauptsachlich aus agyptischen Werkstatten es kommen jedoch auch Importe aus dem ostlichen Mittelmeerraum der Kyrenaika Nordafrika Spanien und Gallien vor Ernahrung BearbeitenDie Grundlage der Ernahrung bildeten Weizen Gerste Linsen Datteln Oliven Zwiebeln und Esel sfleisch sowie Fisch aus dem Roten Meer Diese wurden durch Zitronen Artischocken Walnusse Pinienkerne Mandeln Haselnusse Granatapfel Wassermelonen Gurken und sogar Austern erganzt Pfeffer ein Import aus Indien diente als Gewurz Im begrenzten Umfang wurde auch gejagt Die Samen von Kohl Kohlrube Kresse Chicoree Minze und Basilikum wurden ebenfalls gefunden vielleicht wurden diese Pflanzen vor Ort angebaut Angekeimte Gerste verweist darauf dass vor Ort auch Bier gebraut wurde Funde importierter Amphoren belegen dass die Arbeiter oder die Garnison auch mit Olivenol defrutum eingedickter Traubensaft garum Fischsosse und Wein versorgt wurden Gerste und Druschreste dienten auch als Viehfutter Als Brennmaterial wurde Dung und Holzkohle verwendet Weitere romische Steinbruche in der ostlichen Wuste BearbeitenWadi Hammamat Mons Basanites lapis hexacontalithos Mons Porphyrites Porphyr lapis porphyrites Wadi Barud marmor Tiberianum Wadi Umm Schegilat Diorit Wadi Umm Esch Serpentinit lapis batrachitesLiteratur BearbeitenGeorg Schweinfurth Eine verlassene Wustenstadt Mittheilungen uber romische Steinbruche in der ostagyptischen Wuste In Die Gartenlaube 40 1885 S 650 653 Digitalisat Kurt Sethe Claudianus mons In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band III 2 Stuttgart 1899 Sp 2661 Georg Schweinfurth Afrikanisches Skizzenbuch Berlin 1925 Kapitel VII Eine romische Wustenstadt und die Steinbruche am Mons Claudianus Digitalisat Theodor Kraus Josef Roder Mons Claudianus Bericht uber eine Erkundungsfahrt im Marz 1961 In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Abteilung Kairo Bd 18 1962 S 80 120 Theodor Kraus Josef Roder Wolfgang Muller Wiener Mons Claudianus Mons Porphyrites Bericht uber die zweite Forschungsreise 1964 In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Abteilung Kairo Bd 22 1967 S 109 205 Lise Bender Jorgensen Textiles from Mons Claudianus A Preliminary Report In Acta Hyperborea Bd 3 1991 S 83 95 Jean Bingen et al Mons Claudianus Ostraca Graeca et Latina I amp II Institut Francais d Archeologie Orientale du Caire Kairo 1992 1997 Adam Bulow Jacobsen med et bidrag af Helene Cuvigny Mons Claudianus Organisation administration og teknik i et romersk stenbrud fra kejsertiden Studier fra Sprogog Oldtidsforskningen Kopenhagen 1996 Adam Bulow Jacobsen Mons Claudianus Roman granite quarry and station on the road to the Red Sea In Acta Hyperborea 1 1988 S 159 165 Adam Bulow Jacobsen Mons Claudianus Ostraca Graeca et Latina IV The Quarry Texts O Claud 632 896 Institut francais d archeologie orientale Kairo 2009 Helene Cuvigny Mons Claudianus Ostraca Graeca et Latina III Les recus pour avances a la familia O Claud 417 a 631 Institut francais d archeologie orientale Kairo 2000 James A Harrell Decorative stones in the Preottoman Islamic buildings of Cairo Egypt Part I Description of stone varieties University of Toledo 2001 uberarbeitet 8 Februar 2003 Ulla Mannering Roman Garments from Mons Claudianus In Dominque Cardon Michel Feugere Hrsg Archeologie des textiles des origines au Ve siecle Actes du colloque de Lattes Octobre 1999 Editions Monique Mergoil Montagnac 2000 S 283 290 Valerie A Maxfield David Peacock Survey and excavation Mons Claudianus 1987 1993 Institut francais d archeologie Orientale Kairo Band 1 Topography and Quarries Kairo 1997 Band 2 1 Excavations Kairo 2001 Band 3 Roberta S Tomber Ceramic vessels amp related objects Kairo 2006 Valerie A Maxfield Stone Quarrying in the Eastern Desert with Particular Reference to Mons Claudianus and Mons Porphyrites In David Mattingly John Salmon Hrsg Economies Beyond Agriculture in the Classical World Leicester Nottingham Studies in Ancient Society Bd 9 Routledge London 2001 ISBN 0 415 21253 7 S 143 170 Steven E Sidebotham Newly discovered sites in the Eastern Desert In Journal of Egyptian Archaeology Bd 82 1996 S 181 192 Steven E Sidebotham Ronald E Zitterkopf John A Riley Survey of the Abu Sha ar Nile Road In American Journal of Archaeology Bd 95 1991 S 571 622 Roberta Tomber Early Roman Pottery from Mons Claudianus In Cahiers de la Ceramique Egyptienne Bd 3 1992 S 137 142 Marijke van der Veen The plant remains from Mons Claudianus a Roman quarry settlement in the Eastern Desert of Egypt an interim report In Vegetation History and Archaeobotany Bd 5 1996 S 137 141 Marijke van der Veen Sheila Hamilton Dyer A life of luxury in the desert The food and fodder supply to Mons Claudianus In Journal of Roman Archaeology Bd 11 1998 S 101 116 Marijke van der Veen The food and fodder supply to the Roman quarry settlements in the Eastern desert of Egypt In Marijke van der Veen Hrsg The exploitation of plant resources in Ancient Africa Kluwer Academic Plenum Publishers New York 1999 S 171 183Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mons Claudianus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikivoyage Mons Claudianus Reisefuhrer Mons Claudianus und Mons Porphyrites Karte zum Mons Claudianus Bibliographie der Publikationen26 809166666667 33 486944444444 Koordinaten 26 48 33 N 33 29 13 OEinzelnachweise Bearbeiten Marc Waelkens Norman Herz Luc Moens Ancient Stones In University Press Leuven 1992 S 167 Valerie A Maxfield Stone Quarrying in the Eastern Desert with Particular Reference to Mons Claudianus and Mons Porphyrites In David Mattingly John Salmon Hrsg Economies Beyond Agriculture in the Classical World Leicester Nottingham Studies in Ancient Society Bd 9 Routledge London 2001 ISBN 0 415 21253 7 S 143 170 insbes S 158 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mons Claudianus amp oldid 204456754