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Klassifikation nach ICD 10R80 Isolierte Proteinurie Albuminurie o n A ICD 10 online WHO Version 2019 Mikroalbuminurie bezeichnet die Ausscheidung erhohter Mengen Albumin 1 2 mit dem Urin Bei Menschen mit Diabetes mellitus oder Bluthochdruck wird eine Mikroalbuminurie bei etwa 10 bis 40 der Betroffenen gefunden In der Normalbevolkerung liegt die Haufigkeit der Mikroalbuminurie bei ca 5 bis 7 Die Hohe der Albuminausscheidung ist ein unabhangiger Risikofaktor fur das spatere Auftreten einer Nierenerkrankung von Herz Kreislauf Erkrankungen wie Herzinfarkt Schlaganfall oder Durchblutungsstorungen und fur eine erhohte Mortalitat Therapien welche die Albuminausscheidung senken vermindern auch das Risiko von Herz Kreislauf Erkrankungen Individuelle Unterschiede in der Hohe der Albuminausscheidung sind bereits kurz nach der Geburt nachweisbar und spiegeln wahrscheinlich individuelle Unterschiede in der Funktion der Endothelzellen der innersten Zellschicht der Blutgefasse wider 3 4 Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Nachweis 3 Pathophysiologie 4 Epidemiologie 5 Mikroalbuminurie als Risikofaktor 6 Screening 7 Therapie 8 Leitlinien 9 Literatur 10 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenIm Normalfall scheiden die Nieren erwachsener Menschen 20 bis 30 mg Albumin pro Tag im Urin aus Normalbuminurie Die Ausscheidung von 30 bis 300 mg Albumin innerhalb von 24 Stunden bzw eine Albumkonzentrationen von 20 bis 200 mg l 5 im Urin wird als Mikroalbuminurie bezeichnet die Ausscheidung von uber 300 mg Albumin innerhalb von 24 Stunden als Makroalbuminurie oder Proteinurie Neuerdings wird diskutiert den Begriff Mikroalbuminurie durch unterschwellige Albuminausscheidung zu ersetzen Hintergrund ist die Missverstandlichkeit des Begriffs der eben nicht ein kleineres Albuminmolekul meint sondern sich auf eine geringe Menge an Albumin im Urin bezieht Aktuelle internationale nephrologische Leitlinien verwenden den Begriff Mikroalbuminurie nicht mehr 6 Nachweis BearbeitenEine Mikroalbuminurie ist mit herkommlichen Urinteststreifen nicht nachweisbar Konventionelle Urin Schnelltests erfassen erst eine Ausscheidung von mehr als 300 bis 500 mg Albumin am Tag Zum Nachweis einer Mikroalbuminurie stehen verschiedene Antikorper basierte Nachweismethoden zur Verfugung Radioimmunassay Nephelometrie Immun Turbidimetrie und ELISA Mittels HPLC kann auch Albumin nachgewiesen werden das nicht mit Antikorpern reagiert Goldstandard ist die Bestimmung des Albumins in Urin der uber 24 Stunden gesammelt wurde Durch gleichzeitige Bestimmung von Albumin und Kreatinin und Berechnung des Albumin Kreatinin Quotienten kann auf das Sammeln des Urins verzichtet werden Mikroalbuminurie ist definiert durch einen Albumin Kreatinin Quotienten von 30 bis 300 mg g Makroalbuminurie durch einen Albumin Kreatinin Quotienten gt 300 mg g Zur Fruherkennung werden Teststreifen auf Antikorperbasis zum semiquantitativen Nachweis geringer Albuminkonzentrationen im Urin eingesetzt Pathophysiologie BearbeitenAlbumin ist ein relativ grosses negativ geladenes Protein Molekulmasse 69 kDa Grosse 36 A Bevor Albumin in den Urin gelangt muss es im Nierenkorperchen die Kapillarwand passieren Die Endothelzellen des Nierenkorperchens besitzen auf der Zellmembran eine stark negativ geladene Glykokalix Die Poren der Nierenkorperchen bilden eine grossen und ladungsspezifische Filtrationsbarriere und hindern das negativ geladene Albumin am Durchtritt 99 des Albumins das die Blut Harn Schranke dennoch passiert wird durch die Zellen im vordersten Abschnitt der Nierenkanalchen den proximalen Tubuluszellen zuruckgewonnen ruckresorbiert und abgebaut Bluthochdruck und Diabetes erhohen den Druck im Nierenkorperchen und steigern so die Menge des filtrierten Albumins Zusatzlich kann ein zu hoher Blutzucker Hyperglykamie die negative Ladung der glomerularen Kapillarendothelzellen vermindern und so die Durchlassigkeit der Blut Harn Schranke fur Albumin erhohen Uberschreitet die filtrierte Menge an Albumin die Kapazitat der Zellen des proximalen Tubulus zur Ruckresorption oder ist diese aufgrund einer Schadigung der proximalen Tubuluszellen vermindert steigt die Albuminausscheidung im Urin an es kommt zunachst zur Mikroalbuminurie und mit weiter zunehmender Schadigung zur Makroalbuminurie oder Proteinurie 7 Epidemiologie BearbeitenBei 20 bis 40 der Diabetiker bei denen keine Nierenerkrankung bekannt ist lasst sich eine Mikroalbuminurie nachweisen Pravalenz Pro Jahr tritt bei 2 bis 2 5 der Diabetiker mit normaler Albuminausscheidung erstmals eine Mikroalbuminurie auf Inzidenz Typ 1 Diabetiker sind besonders gefahrdet wenn sie einen erhohten Bauchumfang aufweisen 8 Bei Patienten mit Bluthochdruck ist eine Mikroalbuminurie bei ca 8 bis 23 der Betroffenen nachweisbar In der Normalbevolkerung findet sich eine Mikroalbuminurie bei 5 bis 7 der untersuchten Personen 3 4 Mikroalbuminurie als Risikofaktor BearbeitenBei Patienten mit Diabetes mellitus markiert das Auftreten einer Mikroalbuminurie den Ubergang vom Fruhstadium der Nierenbeteiligung mit erhohter glomerularer Filtrationsrate Stadium der Hyperfiltration in das Stadium des zunehmenden Nierenfunktionsverlustes Bei Menschen die nicht an Diabetes mellitus leiden weist eine Mikroalbuminurie auf ein erhohtes Risiko hin in den nachsten Jahren an einer manifesten Nierenkrankheit zu erkranken Diabetiker mit Mikroalbuminurie haben im Vergleich zu Diabetikern mit normaler Albuminausscheidung ein etwa 2 4 fach erhohtes Risiko an Herz Kreislauf Komplikationen zu versterben Auch bei Menschen mit Bluthochdruck Hypertonikern und in der Normalbevolkerung ist bei Nachweis einer Mikroalbuminurie das Risiko innerhalb der nachsten funf Jahre 9 an einer Herz Kreislauf Erkrankung zu erkranken Morbiditat 3 4 oder zu versterben Mortalitat 10 11 erhoht Zudem erhoht die Mikroalbuminurie das Risiko an einer Demenz 12 oder einer venosen Thromboembolie 13 zu erkranken Selbst wenn die Albuminausscheidung noch im Normalbereich Albumin Kreatinin Quotient lt 25 mg g liegt sind hohere Werte mit einem erhohten Risiko assoziiert im weiteren Leben an Bluthochdruck zu erkranken 14 Screening BearbeitenDie Untersuchung auf Mikroalbuminurie wird bei Diabetikern zur Fruherkennung einer Nierenbeteiligung eingesetzt Bei Patienten mit Bluthochdruck dient der Nachweis einer Mikroalbuminurie zur Identifizierung der Individuen mit erhohtem kardiovaskularem Risiko die von einer intensiveren Behandlung des Bluthochdrucks profitieren 15 Therapie BearbeitenACE Hemmer und AT1 Antagonisten konnen bei Diabetikern das Neu Auftreten einer Mikroalbuminurie verhindern und bei Diabetikern und Hypertonikern eine Mikroalbuminurie bessern Eine Senkung der Albuminausscheidung fuhrt zu einer Verminderung des Risikos an Herz Kreislauf Krankheiten zu erkranken 3 4 Leitlinien BearbeitenDie Leitlinie der Nationalen Nierenstiftung der USA 16 empfiehlt Patienten mit Diabetes jahrlich auf das Vorhandensein einer diabetischen Nephropathie zu untersuchen sofort nach Diagnose eines Typ 2 Diabetes und ab dem 5 Jahr nach Diagnose eines Typ 1 Diabetes Wird in 2 von 3 Urinproben eine Mikro oder Makroalbuminurie festgestellt liegt eine chronische Nierenschadigung vor Eine diabetische Nephropathie liegt mit grosser Wahrscheinlichkeit vor bei Makroalbuminurie bei Mikroalbuminurie nach mindestens 10 jahriger Dauer eines Typ 1 Diabetes oder bei Mikroalbuminurie und gleichzeitig bestehender diabetischer Netzhautschadigung diabetische Retinopathie Bei diabetischer Nephropathie sollte mit einem ACE Hemmer oder einem AT1 Antagonisten behandelt werden Der Blutdruck sollte auf Werte unter 130 80 mmHg eingestellt werden Die Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung der arteriellen Hypertonie der Deutschen Hochdruckliga 17 empfehlen die Bestimmung der Mikroalbuminurie bei allen Diabetikern und soweit moglich auch bei nicht diabetischen Patienten mit Hypertonie Bei Nachweis einer Mikroalbuminurie werden eine aggressive Blutdrucksenkung sowie eine medikamentose Blockade des Renin Angiotensin Systems empfohlen Literatur BearbeitenR Dikow R Ritz Mikroalbuminurie Fruhwarnsystem fur den nierenkranken Diabetiker In Deutsches Arzteblatt 100 Ausgabe 17 25 April 2003 S A 1100 Einzelnachweise Bearbeiten Beim erwachsenen Menschen 20 bis 200 mg l oder 30 bis 300 mg pro Tag G Herold Innere Medizin 2010 S 577 a b c d D de Zeeuw Microalbuminuria as an Early Marker for Cardiovascular Disease In J Am Soc Nephrol Nr 17 2006 S 2100 2105 asnjournals org a b c d M R Weir Microalbuminuria and Cardiovascular Disease In Clin J Am Soc Nephrol Nr 2 2007 S 581 590 asnjournals org Richard Daikeler Gotz Use Sylke Waibel Diabetes Evidenzbasierte Diagnosik und Therapie 10 Auflage Kitteltaschenbuch Sinsheim 2015 ISBN 978 3 00 050903 2 S 152 f CKD EVALUATION amp MANAGEMENT KDIGO Nicht mehr online verfugbar In kdigo org Archiviert vom Original am 21 Juli 2016 abgerufen am 21 Juli 2016 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot kdigo org C D A Stehouwer u a Microalbuminuria and Risk for Cardiovascular Disease Analysis of Potential Mechanisms In J Am Soc Nephrol Nr 17 2006 S 2106 2111 asnjournals org Ian H de Boer u a Central Obesity Incident Microalbuminuria and Change in Creatinine Clearance in the Epidemiology of Diabetes Interventions and Complications Study In J Am Soc Nephrol Nr 18 2007 S 235 243 asnjournals org A H Brantsma u a Extended Prognostic Value of Urinary Albumin Excretion for Cardiovascular Events In J Am Soc Nephrol Sep 19 9 2008 S 1785 1791 PMID 18525003 D J Magliano u a HPLC Detected Albuminuria Predicts Mortality In J Am Soc Nephrol Nr 18 2007 S 3171 3176 asnjournals org Scott D Solomon u a Influence of Albuminuria on Cardiovascular Risk in Patients With Stable Coronary Artery Disease In Circulation Nr 116 2007 S 2687 2693 ahajournals org Joshua I Barzilay Annette L Fitzpatrick Jose Luchsinger Sevil Yasar Charles Bernick Nancy S Jenny Lewis H Kuller Albuminuria and dementia in the elderly a community study In American Journal of Kidney Diseases Band 52 Nr 2 August 2008 ISSN 1523 6838 S 216 226 doi 10 1053 j ajkd 2007 12 044 PMID 18468749 Bakhtawar K Mahmoodi Ron T Gansevoort Nic J G M Veeger Abigail G Matthews Gerjan Navis Hans L Hillege Jan van der Meer Microalbuminuria and risk of venous thromboembolism In JAMA The Journal of the American Medical Association Band 301 Nr 17 6 Mai 2009 ISSN 1538 3598 S 1790 1797 doi 10 1001 jama 2009 565 PMID 19417196 J P Forman u a Higher levels of albuminuria within the normal range predict incident hypertension In Journal of the American Society of Nephrology Band 19 Nr 10 Oktober 2008 ISSN 1533 3450 S 1983 1988 doi 10 1681 ASN 2008010038 PMID 18579639 P E de Jong u a Screening Monitoring and Treatment of Albuminuria Public Health Perspectives In J Am Soc Nephrol Nr 17 2006 S 2120 2126 asnjournals org KDOQI Clinical Practice Guidelines and Clinical Practice Recommendations for Diabetes and Chronic Kidney Disease Memento des Originals vom 28 September 2007 im Internet Archive PDF 5 7 MB nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kidney org Diabetes und Chronische Nierenkrankheit Leitlinie der Nationalen Nierenstiftung der USA Februar 2007 180 S englisch Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung der arteriellen Hypertonie Memento des Originals vom 28 September 2007 im Internet Archive PDF nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www hochdruckliga de Deutsche Hochdruckliga e V DHL Deutsche Hypertonie Gesellschaft Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und 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