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AT1 Antagonisten oder Angiotensin 1 Rezeptorblocker ARB Angiotensin II Rezeptor Subtyp 1 Antagonisten AT1 Rezeptorantagonisten AT1 Blocker AT1 Rezeptorblocker Sartane sind Arzneistoffe die zur Behandlung von Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz eingesetzt werden Strukturformel des AT1 Antagonisten LosartanInhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Chemische Grundlagen 3 Wirkungsmechanismus Pharmakodynamik 4 Aufnahme und Verteilung im Korper Pharmakokinetik 5 Unerwunschte Wirkungen Nebenwirkungen 6 Angebliches Krebsrisiko 7 Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten 8 Gegenanzeigen und Anwendungsbeschrankungen 9 Bedeutung Vor und Nachteile der AT1 Antagonisten 10 Nachweis im Trinkwasser 11 Einzelstoffe 12 Literatur 13 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenAT1 Antagonisten wirken als spezifische Hemmstoffe des Angiotensin II Rezeptors Subtyp 1 der normalerweise eine Erhohung des Blutdrucks bewirkt Einige AT1 Antagonisten besitzen zudem Zulassungen fur die chronische Herzinsuffizienz Valsartan Candesartan Losartan den Zustand nach Herzinfarkt Valsartan und die diabetische Nephropathie im Rahmen der Hypertoniebehandlung Losartan Irbesartan Die Substanzgruppe ist eine Weiterentwicklung der ACE Hemmer und seit 1995 am Markt Gegenuber den ACE Hemmern bietet sie im Wesentlichen den Vorteil dass deren haufigste Nebenwirkung der trockene Reizhusten deutlich seltener auftritt Chemische Grundlagen BearbeitenDie einzelnen Wirkstoffe sind chemisch relativ eng miteinander verwandt Es handelt sich jeweils um Weiterentwicklungen der Muttersubstanz Losartan das der erste nicht peptidische AT1 Antagonist war Alle AT1 Antagonisten zeigen eine mehr als 10 000 fache Selektivitat fur den AT1 Rezeptor im Vergleich zum AT2 Rezeptor Mit Ausnahme von Valsartan haben die AT1 Antagonisten entweder ein Imidazol oder Benzimidazol Grundgerust Ausserdem besitzen bis auf Eprosartan alle AT1 Antagonisten ein Biphenylsystem An dieses ist entweder noch eine Carboxygruppe gebunden oder ein Tetrazolring welcher als sogenannter Bioisoster sehr ahnliche chemische Eigenschaften wie eine Carbonsaure hat aber verglichen mit der Carboxyfunktion aufgrund geringerer Polaritat zu besserer oraler Bioverfugbarkeit fuhrt Wirkungsmechanismus Pharmakodynamik BearbeitenDie Sartane wirken als spezifische Hemmstoffe Antagonisten am Subtyp 1 des Angiotensin II Rezeptors Angiotensin II ist ein korpereigenes Hormon das durch Katalyse des Angiotensin Converting Enzyme ACE aus Angiotensin I entsteht Chemisch gesehen ist Angiotensin I ein Peptid das durch Renin von dem Vorlauferprotein Angiotensinogen abgespalten wird Die Wirkung von Angiotensin II wird uber zwei verschiedene Rezeptor Subtypen vermittelt AT1 und AT2 Die hauptsachliche blutdrucksteigernde Wirkung entsteht nach Bindung des Angiotensin II an die AT1 Rezeptoren Dadurch bewirken Zellen der glatten Gefassmuskulatur in den Arteriolen ein direktes Zusammenziehen der Gefassmuskeln und damit eine Gefassverengung Der periphere Gefasswiderstand erhoht sich und der Blutdruck steigt In den Nieren kommt es daraufhin auch zu einer verminderten Durchblutung Die Erhohung des Blutdrucks wird zusatzlich gefordert durch eine AT1 Rezeptor vermittelte verstarkte Ruckresorption von Natriumionen in den proximalen Tubuluszellen der Nephronen in den Nieren Diese Ruckresorption wird nochmals verstarkt durch die Erhohung der Aldosteronsynthese in der Nebennierenrinde Der verringerte Verlust von Natriumionen fuhrt schliesslich dazu dass auch weniger Wasser uber die Niere ausgeschieden wird das Blutvolumen damit vergrossert wird und der Blutdruck steigt Die AT1 Antagonisten haben gegenuber den ACE Hemmern die auch die Blutdruck erhohende Wirkung des Angiotensin II verhindern einen Vorteil weil sie deutlich seltener einen trockenen Husten als Nebenwirkung verursachen Der Grund liegt darin dass das Angiotensin Converting Enzyme auch den Abbau von entzundungsfordernden Bradykininen katalysiert Auch ein Angioodem das als seltene Nebenwirkung von ACE Hemmern auftreten kann kommt unter einer Therapie mit einem AT1 Antagonisten deutlich seltener vor Trotzdem sollten Patienten die das potenziell lebensbedrohliche Angioodem unter ACE Hemmern als Nebenwirkung erlitten haben nicht mit AT1 Antagonisten behandelt werden AT2 Rezeptoren werden als Gegenspieler des weitaus haufiger anzutreffenden AT1 Subtyps gesehen Ihnen werden positive Eigenschaften in der Gefasswandfunktion zugeschrieben Nach Blockade der AT1 Rezeptoren durch AT1 Blocker stimuliert das durch ein negatives Feedback erhohte Angiotensin II verstarkt die AT2 Rezeptoren und konnte so fur uber die Blutdrucksenkung hinausgehende organprotektive Eigenschaften der AT1 Blocker verantwortlich sein Aufnahme und Verteilung im Korper Pharmakokinetik BearbeitenAT1 Antagonisten werden nach oraler Aufnahme im Dunndarm resorbiert Die Ausscheidung erfolgt entweder direkt uber die Gallenwege in den Darm einige Wirkstoffe werden zuvor in der Leber verstoffwechselt Samtliche AT1 Antagonisten werden nur zu einem geringen Teil uber die Niere ausgeschieden Dies erklart die weitgehende Unabhangigkeit der Dosierung von einer moglichen Niereninsuffizienz Unerwunschte Wirkungen Nebenwirkungen BearbeitenInsgesamt sind AT1 Antagonisten gut vertraglich und haben wenig Nebenwirkungen Haufige Nebenwirkungen der AT1 Antagonisten sind Kopfschmerzen Schwindel Mudigkeit es kann zu einer erhohten Konzentration von Kalium im Blut Hyperkaliamie kommen Wegen des fehlenden Aldosterons in den Sammelrohren der Niere werden keine ENac Kanale mehr eingebaut wodurch normalerweise im Ausgleich zur Na Aufnahme K sezerniert wird Selten im Vergleich zu den gelaufigeren ACE Hemmern jedoch noch weniger haufig tritt ein Angioodem Quincke Odem auf das besonders beim Anschwellen von Zungengrund Mundboden oder Kehlkopf zu lebensbedrohlichen Zustanden fuhren kann Dies tritt als Folge des Uberschusses an Bradykinin auf welches im Normalfall durch das ACE inaktiviert wird Bradykinin hat eine gefasserweiternde und permeabilitatserhohende Wirkung Angebliches Krebsrisiko BearbeitenIn einer 2010 veroffentlichten Metaanalyse aller offentlich zuganglichen Studien zu Sartanen zufolge stieg das Risiko innerhalb der Nachbeobachtungszeit im Mittel 4 Jahre neu an Krebs zu erkranken von 6 0 auf 7 2 an signifikant daran zu sterben allerdings nur von 1 6 auf 1 8 nicht signifikant Bezogen auf einzelne solide Tumoren war nur das Risiko fur Lungenkrebs signifikant erhoht 0 9 statt 0 7 85 30 014 erhielten als Studienmedikament Telmisartan Experimentelle Studien weisen auf einen Einfluss des Renin Angiotensin Systems auf Zellwachstum Gefassneubildung und Tumor Progression hin 1 Gesamt Sterblichkeit und Lebensqualitat waren nicht Gegenstand dieser Untersuchung In einer 2011 erschienenen Network Metaanalyse wurden dieselben offentlichen Studien einbezogen sowie einige andere um eine bessere Aussagekraft zu bewerkstelligen Die Wissenschaftler erfassten zur Neuberechnung Daten von mehr als 324 000 Patienten und uberpruften damit den Zusammenhang zwischen der Einnahme von blutdrucksenkenden Mitteln und einem erhohten Risiko an Krebs zu erkranken Das Ergebnis war dass das erhohte Krebsrisiko durch ARBs Angiotensin II Rezeptorblocker widerlegt wurde und nur bei Patienten die gleichzeitig Sartane und ACE Hemmer eingenommen hatten dieses Risiko nicht ausgeschlossen werden konnte 2 Der Ausschuss fur Humanarzneimittel CHMP der Europaischen Arzneimittelagentur EMA kam 2012 nach Auswertung aller zuganglichen Daten zu dem Ergebnis dass sich der Verdacht auf ein leicht erhohtes Risiko fur das Auftreten von Krebserkrankungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Angiotensin II Rezeptor Antagonisten ARBs oder Sartanen nicht bestatigt hat siehe auch Valsartan Skandal 3 4 Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten BearbeitenDie Wirkung wie auch Nebenwirkungen anderer blutdrucksenkender Medikamente konnen verstarkt werden Insbesondere die Kombination mit ACE Hemmern wird seit 2011 nicht mehr empfohlen da hier vermehrt Nierenfunktionsstorungen auftraten 5 Von der Kombination mit dem Renin Inhibitor Aliskiren wurde 2011 insbesondere bei Diabetikern und Patienten mit bekannter Niereninsuffizienz abgeraten 6 7 Durch gleichzeitige Einnahme von Indometacin oder Acetylsalicylsaure ASS kann die Wirkung von AT1 Antagonisten abgeschwacht werden Gegenanzeigen und Anwendungsbeschrankungen Bearbeitenchronische Niereninsuffizienz mit weitgehendem Verlust der Nierenfunktion Schwangerschaft und Stillzeit beidseitige Nierenarterienstenose Verengung der Nierenschlagader Hyperkaliamie Erhohung des Kaliums im Blut schwere Leberfunktionsstorungen Gallenstau primarer Hyperaldosteronismus Conn Syndrom vorausgegangenes Angioodem Quincke Odem unter der Einnahme von ACE Hemmern Bedeutung Vor und Nachteile der AT1 Antagonisten BearbeitenDas wesentliche Anwendungsgebiet dieser Wirkstoffgruppe ist der Bluthochdruck alle die chronische Herzinsuffizienz nur Valsartan Candesartan und Losartan und der Zustand nach Herzinfarkt nur Valsartan oder eine Kombination aus diesen Erkrankungen und zusatzlichen Risikofaktoren wie Diabetes mellitus Von Vorteil ist langere Wirkdauer und die etwas bessere Vertraglichkeit im Vergleich zu den ACE Hemmern und die daraus resultierende hohere Einnahmetreue Compliance der Patienten Wegen des hoheren Preises werden AT1 Antagonisten eher dann verschrieben wenn ein ACE Hemmer angezeigt ware jedoch nicht vertragen wird Nachweis im Trinkwasser BearbeitenDie Haufigkeit der Anwendung und die Persistenz der Wirkstoffe fuhrt zu einem Ubertritt ins Trinkwasser da die Stoffe durch die bisherigen Reinigungsverfahren nicht hinreichend entfernt werden konnen Der Nachweis erfolgt durch Kopplung der HPLC mit der Massenspektrometrie 8 9 10 Einzelstoffe BearbeitenFolgende Vertreter aus der Gruppe der Sartane sind bekannt Azilsartan Prodrug Azilsartanmedoxomil Candesartan Prodrug Candesartancilexetil Eprosartan Fimasartan Irbesartan Losartan Milfasartan Olmesartan Prodrug Olmesartanmedoxomil Pomisartan Pratosartan Ripisartan Saprisartan Tasosartan Telmisartan ValsartanVon diesen werden Azilsartan Candesartan Eprosartan Irbesartan Losartan Olmesartan Telmisartan und Valsartan therapeutisch verwendet Literatur BearbeitenAT1 Antagonisten Sartane und Krebsrisiko 115 kB PDF In Stellungnahme der Arzneimittelkommission der deutschen Arzteschaft vom 2 August 2010 Abgerufen am 3 August 2010 17 Literaturangaben Analyse durch FDA als auch EMA inzwischen begonnen hohe Verordnungszahlen in Deutschland sprechen fur eine breite Anwendung auch bei Patienten fur die eher ein ACE Hemmer angemessen ware Es ergibt sich derzeit kein Bedarf die Empfehlungen fur die Verordnung zu verandern Heribert Schunkert Deutsche Gesellschaft fur Kardiologie Herz und Kreislaufforschung Hrsg Leitlinien fur das Management der arteriellen Hypertonie Borm Bruckmeier Grunwald 2013 ISBN 978 3 89862 948 5 hochdruckliga de PDF Rote Liste Buch 2005 Rote Liste Service GmbH Editio Cantor Verlag Aulendorf 2005 ISBN 3 87193 306 6 M Bas V Adams T Suvorava T Niehues T K Hoffmann G Kojda Nonallergic angioedema role of bradykinin In Allergy Band 62 Nr 8 August 2007 S 842 856 doi 10 1111 j 1398 9995 2007 01427 x PMID 17620062 Duncan J Campbell Henry Krum Murray D Esler Losartan Increases Bradykinin Levels in Hypertensive Humans In Circulation Band 111 Nr 3 Januar 2005 S 315 320 doi 10 1161 01 CIR 0000153269 07762 3B PMID 15655136 Stefan H G Altmannsberger Andrea Paneitz Werner Siegmund Heyo K Kroemer Wirkung der AT1 Rezeptorantagonisten Pharmakologische Grundlagen In Pharmazie in unserer Zeit Band 30 Nr 4 Juli 2001 S 296 302 doi 10 1002 1615 1003 200107 30 43 0 CO 2 R Einzelnachweise Bearbeiten I Sipahi u a Angiotensin receptor blockade and risk of cancer meta analysis of randomised controlled trials In The Lancet Oncology 11 7 Juli 2010 S 627 636 doi 10 1016 S1470 2045 10 70106 6 PMID 20542468 S Bangalore u a Antihypertensivedrugs and risk of cancer network meta analyses and trial sequentialanalyses of 324 168 participants from randomised trials In The Lancet Oncology 12 1 Jan 2011 S 65 82 doi 10 1016 S1470 2045 10 70260 6 PMID 21123111 Verdacht auf potenzielles Karzinogenitatsrisiko wurde nicht bestatigt Risikoinformation des BfArM vom 12 April 2012 S Chatterjee C Behles Krebsrisiko und kardiovaskulare Mortalitat durch Sartane Aktueller Stand der Diskussion PDF In Bulletin zur Arzneimittelsicherheit Ausgabe 4 Dezember 2011 Claudia Dellas Crashkurs Pharmakologie Repetitorium mit Einarbeitung der wichtigsten Prufungsfakten Elsevier Urban amp Fischer Munchen u a 2011 ISBN 978 3 437 43182 1 Hans Henrik Parving Frederik Persson Julia B Lewis Edmund J Lewis Norman K Hollenberg Aliskiren Combined with Losartan in Type 2 Diabetes and Nephropathy In New England Journal of Medicine Band 358 Nr 23 2008 S 2433 2446 doi 10 1056 NEJMoa0708379 Klinische Studie Phase III Aliskiren Trial in Type 2 Diabetes Using Cardiovascular and Renal Disease Endpoints Core and Extension Phases ALTITUDE bei Clinicaltrials gov der NIH J Giebultowicz A Stankiewicz P Wroczynski G Nalecz Jawecki Occurrence of cardiovascular drugs in the sewage impacted Vistula River and in tap water in the Warsaw region Poland In Environ Sci Pollut Res Int 23 23 Dez 2016 S 24337 24349 PMID 27655616 T Letzel A Bayer W Schulz A Heermann T Lucke G Greco S Grosse W Schussler M Sengl M Letzel LC MS screening techniques for wastewater analysis and analytical data handling strategies Sartans and their transformation products as an example In Chemosphere 137 Oktober 2015 S 198 206 PMID 26246044 A Bayer R Asner W Schussler W Kopf K Weiss M Sengl M Letzel Behavior of sartans antihypertensive drugs in wastewater treatment plants their occurrence and risk for the aquatic environment In Environ Sci Pollut Res Int 21 18 Sep 2014 S 10830 10839 PMID 24898294Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den 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