www.wikidata.de-de.nina.az
Matthias Rudolf Vollmar 10 Januar 1893 in Bonn 1 17 Januar 1969 in Koln 2 war ein deutscher Jurist Beamter Rechtsanwalt und Beigeordneter Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Werdegang 2 Beigeordneter in Solingen 3 Depromotion und Ausburgerung 4 Benediktinerabtei Engelberg 5 Schriften 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und Werdegang BearbeitenAls zweitjungster Sohn des katholischen Schneiders Damenmantelarbeiters und spateren Besitzers einer Wascherei Mathias Rudolf Vollmar und dessen Ehefrau Anna Maria Thelen wurde Matthias Rudolf Vollmar in Bonn geboren wo das vaterliche Unternehmen noch in den 1920er Jahren als Hofwascherei firmierte Von seinen neun Geschwistern drei Schwestern und sechs Bruder sind neben dem Lehrer Peter Joseph Vollmar 1880 1951 dem Buchhandler Wilhelm Vollmar 1884 1962 und dem Zahnarzt Dr Anton Josef Vollmar 1896 insbesondere die Ordensgeistlichen Heinrich Ludwig Vollmar 1882 1958 Benediktiner Pater Gabriel und Paul Vollmar 1886 1970 zu nennen 3 Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte Vollmar Rechts und Staatswissenschaften Am 28 Februar 1920 promovierte er mit der Ausarbeitung Begriff und Falle der Unwirksamkeit des Rechtsgeschafts im Gegensatz zur Nichtigkeit im B G B an der Julius Maximilians Universitat in Wurzburg zum Dr jur et rer pol sein Referent war Julius Binder 4 221 Zum Zeitpunkt der Drucklegung seiner Dissertation gehorte Vollmar als Gerichtsreferendar dem Preussischen Justizdienst an 5 Beigeordneter in Solingen Bearbeiten1926 setzten ausgehend von der finanzschwachen Stadt Hohscheid neue Initiativen zu einer kommunalen Neugliederung ein mit dem Ziel der Zusammenlegung der bisher ebenfalls zum Landkreis Solingen gehorenden Stadte Wald Grafrath und Ohligs und der Stadt Solingen zu einer neuen Grossstadt Solingen Solingen wurde seit 1896 von dem Oberburgermeister August Dicke gefuhrt der bereits seit einem Vierteljahrhundert die Bildung eines Gross Solingen anstrebte Nun ging er die Verwirklichung seines Traums energisch an um sie noch vor Ablauf seiner regularen Amtszeit zum 30 September 1927 abzuschliessen 6 48Die Verwaltungsaufgaben die mit der Vereinigung in Zusammenhang standen ubertrug Dicke dem neuen juristischen Beigeordneten der Stadt Solingen Matthias Rudolf Vollmar Der zu diesem Zeitpunkt 33 jahrige Vollmar startete von Dicke offensichtlich nicht starker an Weisungen gebunden einen Werbefeldzug der einer grossen Handels und Industriefirma angestanden hatte 7 401 Neben den ublichen Kommunikationswegen wurde mit grosszugigen finanziellen Mitteln fur die Vereinigung geworben mit Gutachten Plakaten Fotos und sogar einem Werbefilm Moglicherweise sah Vollmar eine gunstige Gelegenheit zur Profilierung machte er sich doch berechtigte Hoffnung auf eine Kandidatur als Nachfolger des scheidenden Oberburgermeisters Dicke 6 48 Bis zum 24 November 1927 beliefen sich die Aufwendungen Vollmars auf 168 997 12 Mark 7 402Um die Zusammenlegung ohne zeitgleiche Neubesetzung des Oberburgermeisteramtes realisieren zu konnen erhielt Dicke eine sechsmonatige kommissarische Verlangerung bis zum 1 April 1928 in seinem Amt so dass der Neugliederung nichts mehr im Wege stand Doch dann veroffentlichte am 27 Oktober 1927 die der KPD nahestehende Bergische Arbeiterstimme einen Artikel mit der Schlagzeile Korruptionsskandal in Solingen der die finanziellen Transaktionen zum Thema hatte gepaart mit Vorwurfen an die Solinger Stadtverwaltung Der offentlich gewordene Skandal wurde in zahlreichen uberregionalen Zeitungen nachgedruckt 6 50f 7 402 Der eingesetzte stadtische Untersuchungsausschuss konnte aber ebenso wenig wie der Regierungsprasident in Dusseldorf der ein Disziplinarverfahren gegen Vollmar ablehnte Korruption im Amt bestatigen Vielmehr wurde allgemein der sorglose Umgang mit offentlichen Geldern beanstandet ein Verschulden auch auf Seiten des Altestenrats gesehen der zwar nicht uber alle Schritte Vollmars informiert war aber auch nicht intervenierte und Vollmars Eifer anerkannt Missbilligung fand seitens der Regierung aber auch eine finanzielle Zuweisung von Vollmar an die ihm parteimassig nahestehende Bergische Post in Opladen Ob das zentrumsnahe Blatt hierfur einen Druckauftrag ausfuhren oder dessen Meinung beeinflusst werden sollte wurde nicht bekannt 6 51 7 402f Doch beging Vollmar einen weiteren Fehler als er das Protokoll des Untersuchungsausschusses plump falschte Als dies an die Offentlichkeit gelangte deckte Dicke Vollmar was nach Bekanntwerden zu seinem sofortigen Rucktrittsgesuch fuhrte Wahrend Dickes Gesuch nicht entsprochen wurde lehnte die Solinger Stadtverordnetenversammlung eine weitere Zusammenarbeit mit Vollmar jedoch ab Dieser hatte sich bereits vor Bekanntwerden des Skandals erfolgreich in Frankfurt am Main beworben seine Gehalts und Aufwandsforderungen boten den Kommunisten im Frankfurter Stadtrat dann aber die Angriffsflache seine Wahl anzufechten So blieb der Stadt Solingen nur die Moglichkeit ihren Beigeordneten Vollmar 36 jahrig in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen Nach der Machtubernahme versuchten die Nationalsozialisten von Vollmar auf dem Regressweg Gelder zuruckzuerhalten und behielten auch seine Pension ein 7 403Zunachst noch in Solingen wohnhaft kehrte Vollmar um 1930 1931 in seine Heimatstadt Bonn zuruck wo er sich als Rechtsanwalt niederliess Offiziell zog er am 31 Juli 1931 nach Soldan Tirol von wo er aber bereits am 1 Marz 1932 zuruckkehrte Seit dem 1 November 1935 wohnte er nach der Hausliste der Stadt Bonn im Haus Meckenheimer Str 49 8 Depromotion und Ausburgerung BearbeitenNach dem Solinger Chronisten Rosenthal 7 403 setzte sich Vollmar zwar erfolgreich rechtlich gegen die Massnahmen der Nationalsozialisten zur Wehr doch erreichten sie letztlich doch ihr Ziel auf dem Umweg uber eine Strafausburgerung 9 575 u 577 Am 7 Oktober 1941 veroffentlichte der Deutsche Reichsanzeiger die Liste 257 nach der Vollmar wie zahlreichen weiteren Deutschen vornehmlich Juden die deutsche Staatsangehorigkeit aberkannt wurde Zu diesem Zeitpunkt hielt Vollmar sich allerdings bereits dauerhaft in der Schweiz auf Vorausgegangen war seine auf Druck der Nationalsozialisten erfolgte Depromotion Die Universitat Wurzburg erkannte ihm mit Beschluss vom 15 Oktober 1940 den akademischen Grad eines Dr jur et rer pol ab 4 220f Erst im Jahr 2011 stellte sie ausdrucklich fest dass diese Unrechtsakte politischer Verfolgung von Anfang an nichtig waren 4 11 u 13 Moglicherweise hatte Vollmar von seiner Depromotion nie Kenntnis erlangt Nach seiner Sterbeurkunde wohnte er zuletzt als Dr jur et rer pol Rechtsanwalt und Beigeordneter a D in Engelberg Schweiz Alte Gasse 10 1951 hatte er in Bonn wo er wohl wiederholt bei seinen Geschwistern im elterlichen Haus einkehrte Minna Frieda Erna Weitemeyer geheiratet die aber bereits vor ihm starb Benediktinerabtei Engelberg BearbeitenIn Engelberg wohnte Vollmar in unmittelbarer Nachbarschaft zu der dortigen Abtei der Benediktiner dem Mutterorden seines alteren Bruders Ludwig Dieser schenkte er in den 1950er Jahren eine holzerne spatgotische Marienfigur aus dem suddeutschen Raum nebst Deckenleuchter Vollmars Vorschlag die Statue in der Nische des Muttergottes Altars zu platzieren wurde abgelehnt doch einigte man sich auf eine Aufstellung in der Kirchenvorhalle Seit etwa 1966 befindet sie sich auf einer Steinkonsole uber der Johannespforte Der Deckenleuchter wurde zu gleicher Zeit ins Gewolbe gehangt 10 Schriften BearbeitenBegriff und Falle der Unwirksamkeit des Rechtsgeschafts im Gegensatz zur Nichtigkeit im B G B Dissertation Rechts und staatswissenschaftliche Fakultat der Bayerischen Julius Maximilians Universitat Wurzburg Th Wurm Bonn 1920 Stadtefinanzen und Schulwesen Der Einfluss der Finanzlage auf das gemeindliche Schulwesen Vortrag gehalten auf der Tagung der Schulvereinigung deutscher Stadte in Breslau am 14 Juni 1927 Kommunal Schriften Verlag Koln 1927 35 Seiten Die Vereinigung der funf Stadte im Solinger Industrie Bezirk Hrsg u Bearb im Auftrag der Stadtverwaltung Solingen Selbstverlag der Stadt Solingen Solingen 1927 Literatur BearbeitenUniversitat Wurzburg Hrsg Die geraubte Wurde Die Aberkennung des Doktorgrads an der Universitat Wurzburg 1933 1945 Beitrage zur Wurzburger Universitatsgeschichte 1 Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2011 ISBN 978 3 8260 4569 1 Michael Hepp Hrsg Die Ausburgerung deutscher Staatsangehoriger 1933 45 nach den im Reichsanzeiger veroffentlichten Listen Band 1 K G Saur Verlag KG Munchen 1985 ISBN 3 598 10538 X S 577 Liste 257 Nr 133 Heinz Rosenthal Solingen Geschichte einer Stadt Band 3 Aus der Zeit von der Mitte des 19 Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Braun Duisburg 1975 ISBN 3 87096 126 0 Volker Wunderich Arbeiterbewegung und Selbstverwaltung KPD und Kommunalpolitik in der Weimarer Republik Mit dem Beispiel Solingen Peter Hammer Verlag Wuppertal 1980 ISBN 3 87294 160 7 Weblinks BearbeitenNamensliste der Depromotionen der Universitat Wurzburg auf uniarchiv uni wuerzburg de Reichsanzeiger auf archiv uni leipzig deEinzelnachweise Bearbeiten Stadtarchiv Bonn Zivilstandsurkunden Standesamt Bonn I Geburten Nr 56 1893 Landesarchiv NRW Personenstandsarchiv Rheinland Personenstandsregister Standesamt Koln Altstadt Sterbefalle 143 1969 Stadtarchiv Bonn Adressbuch Bonn Altkartei 1880 bis 1919 sowie Personenstandsregister a b c Universitat Wurzburg Hrsg Die geraubte Wurde Die Aberkennung des Doktorgrads an der Universitat Wurzburg 1933 1945 Verlag Th Wurm Bonn 1920 a b c d Volker Wunderich Arbeiterbewegung und Selbstverwaltung KPD und Kommunalpolitik in der Weimarer Republik Mit dem Beispiel Solingen a b c d e f Heinz Rosenthal Solingen Geschichte einer Stadt Band 3 Aus der Zeit von der Mitte des 19 Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Quelle Stadtarchiv Bonn Michael Hepp Hrsg Die Ausburgerung deutscher Staatsangehoriger 1933 45 nach den im Reichsanzeiger veroffentlichten Listen Band 1 Die Benediktinerklosterkirche in Engelberg auf schmidpart ch S 106 PDF 866 kB Normdaten Person GND 1030611319 lobid OGND AKS VIAF 295419042 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Vollmar Matthias RudolfKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Rechtsanwalt und BeigeordneterGEBURTSDATUM 10 Januar 1893GEBURTSORT BonnSTERBEDATUM 17 Januar 1969STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Matthias Rudolf Vollmar amp oldid 228298393