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Der heilige Gorazd von Prag als Matej Pavlik 26 Mai 1879 in Hruba Vrbka Mahren 4 September 1942 auf dem Schiessplatz Kobylisy in Prag Kobylisy hingerichtet war ein tschechischer Priester und zuletzt tschechoslowakisch orthodoxer Bischof Bischof Gorazd von Prag Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Ausbildung 1 2 Katholische Priesterschaft 1 3 Orthodoxie 1 4 Heydrich Attentat 2 Ehrungen 2 1 Heiligsprechung 3 Auszeichnungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Ausbildung Bearbeiten Matej wurde als mittlerer von drei Sohnen des Jan Pavlik und Anna geb Belcikova im Bezirk Goding Mahrische Slowakei geboren Er besuchte eine katholische Grundschule danach eine evangelische Mittelschule Vor seine Matura war er Gymnasiast am katholischen Erzbischoflichen Konvikt in Kremsier heute Erzbischofliches Gymnasium Kromeriz und am dortigen staatlichen Deutschen Gymnasium In den Jahren 1898 1902 studierte Pavlik an der katholisch theologischen Fakultat in Olmutz Wahrend seiner Studienzeit interessierte er sich bereits sehr fur die Heiligen Kyrill und Methodius auf welche die Christianisierung Altmahrens 863 zuruckgeht und auch fur deren Schuler wie den heiligen Gorazd von Mahren Im Jahr 1900 reiste er nach Kiew um Einblicke in die orthodoxe Theologie zu erhalten Katholische Priesterschaft Bearbeiten Nach seiner Priesterweihe am 5 Juli 1902 zum romisch katholischen Priester des Erzbistum Olmutz wirkte er als Seelsorger in Karlovice ve Slezsku im Bezirk Freudenthal und in Brumovice im Bezirk Troppau Sein Antrag zur Fortsetzung seines Theologie Studiums an der Universitat Wien wurde vom Olmutzer Erzbischof Theodor Kohn abgelehnt vermutlich wegen Pavliks Nahe zur katholischen Modernismus Dennoch bildete er sich in Psychologie und Psychiatrie fort und leistete 1906 1920 Krankenseelsorge in der Anstaltskirche Kremsier Fur seine Arbeit erhielt er 1914 vom Olmutzer Erzbischof eine kirchliche Auszeichnung Wahrend des Ersten Weltkriegs als das Spital als Lazarett diente war Pavlik auch Feldkurat Aufgrund ihrer Position wahrend des Krieges trennte sich Pavlik von der Katholischen Nationalpartei Mahrens wo er zuvor als personlicher Sekretar des Abgeordneten A C Stojan Domherr und spaterer Erzbischof tatig war Er wurde Mitglied der Nationaldemokratischen Partei Karel Kramars und schloss sich der Reformbewegung des katholischen Klerus an 1917 grundete er in Olmutz die Zeitschrift Pravo naroda Er forderte unter anderem die Einfuhrung einer tschechischen bzw slowakischen Gottesdienstsprache die Errichtung eines tschechoslowakischen Patriarchats Religionsfreiheit fur alle und die Abschaffung des Zolibats katholischer Priester Dieses Programm wurde von Rom abgelehnt woraufhin sich die romisch katholische Kirche in der Tschechoslowakei spaltete 1920 wurde eine unabhangige Tschechoslowakische Kirche von Karel Farsky gegrundet Zu dieser Zeit litt Pavlik an einer schweren Augenkrankheit mit der Gefahr zu erblinden und stand daher ausserhalb des Hauptgeschehens Er identifizierte sich nicht vollig mit den Ideen der neu gegrundeten Nationalkirche Farskys aber er unterstutzte die Idee der Liturgiesprache und hielt selbst den ersten tschechischsprachigen Gottesdienst auf dem Marktplatz in Kromeriz Seine antiromische Haltung fuhrt dazu dass er am 3 September 1920 aus der romisch katholischen Kirche exkommuniziert wurde Orthodoxie Bearbeiten Pavlik entwarf auf Bitten des Zentralrats im Januar 1921 die theologischen Richtlinien fur die neue Tschechoslowakische Kirche Im April 1921 wurde er zum Bischoflichen Administrator fur Mahren und Schlesien gewahlt Die neue Nationalkirche betrachtete er als vorlaufig er pladierte fur das Glaubensbekenntnis von Nicaa und Konstantinopel und eine Vereinigung mit der Orthodoxen Kirche die er als die religios und national produktivste Form des Christentums bezeichnete Pavlik wurde am 24 25 September 1921 unter der Anrede Vladika und dem Namen Gorazd den er zu Ehren des heiligen Gorazd von Mahren annahm als Bischof der Serbisch Orthodoxen Kirche geweiht Wahrend seines Aufenthaltes in Serbien verscharfte sich der innerkirchliche Konflikt zwischen dem liberalen Flugel um Karel Farsky und dem orthodoxen Flugel unter Bischof Gorazd Gleichzeitig traten Katholiken Protestanten die sozialistischen Parteien und die Volkspartei gegen die Orthodoxen auf Die tschechoslowakische Regierung versagte ihm die Genehmigung zur Ausubung des bischoflichen Amtes und erkannte ihn nur als Administrator der Eparchie Mahren der Serbisch orthodoxen Kirche an Im Juli 1922 begab er sich auf eine Missionsreise in die Vereinigten Staaten um die Orthodoxie unter den dortigen Tschechen und Slowaken zu verbreiten Im Oktober und November 1922 grundete er unter slowakischen Einwanderern sieben orthodoxe Kirchengemeinden Die Situation in der Tschechoslowakei wurde jedoch so ernst dass er seine Missionsarbeit in den USA abbrechen musste Im April 1923 forderte ihn der Zentralrat der Tschechoslowakischen Kirche auf mit seinen Anhangern die Kirche zu verlassen Am 21 Juni 1924 trat er aus der tschechoslowakischen Kirche aus Das Angebot in die romisch katholische Kirche zuruckzukehren nahm er nicht an Gemeinsam mit seinen Anhangern setzte Gorazd seine missionarische Tatigkeit fort und forderte die Grundung selbstandiger Kirchengemeinden in Mahren Die damals entstandenen Gemeinden in Olomouc Prerov Brno schlossen sich der bereits bestehenden tschechisch orthodoxen Religionsgemeinschaft in Prag an Bischof Gorazd erreichte eine vertiefte Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaft mit der serbisch orthodoxen Kirche im September 1924 schickte er die ersten Theologiestudenten nach Serbien Im November 1925 wurde Gorazd auf der Synode von Ceska Trebova zum Administrator der Tschechisch Orthodoxen Religionsgemeinschaft gewahlt Unter seiner Fuhrung wurde 1929 die Konsolidierung der Tschechischen Orthodoxie erfolgreich abgeschlossen Nach der Genehmigung der Kirchenverfassung durch den Staat und die Serbisch Orthodoxe Kirche wurde in Prag die Tschechisch Orthodoxe Diozese gegrundet die unter dem serbischen Kirchenrecht agierte Zwischen 1928 und 1942 wurden dank seiner Bemuhungen 14 Kirchen gebaut Gorazds Plan ein orthodoxes Kloster in der Tschechoslowakei zu errichten wurde jedoch nicht verwirklicht 1936 kam er als Missionar nach Kromeriz zuruck wo er Gottesdienste las und Gesang und Liturgie lehrte In seinem Werk Erneuerer der Orthodoxie in unserem Land widmete er sich vor allem der Reinheit des fruhen Christentums und auf Cyrill und Methodius auf die er sich weiterhin bezog Die Tschechisch Orthodoxe Kirche betrachtete er darin als die einzig legitime Nachfolgerin des von den beiden Slawenaposteln auf dem Gebiet von Grossmahren verbreiteten Christentums Eine wichtige Arbeit im liturgischen Bereich war die Erstellung des tschechisch orthodoxen Kirchengesangs und Gebetbuch und seine Bemuhungen um eine einheitliche Liturgie der Gottesdienste Im nationalsozialistischen Protektorat wurde Gorazds Arbeit fur seine junge Kirche stark eingeschrankt Als Reaktion auf das Munchner Abkommen sandte er am 28 Oktober 1938 eine Protestnote an alle hochsten Vertreter der Ostkirche in der er das Existenzrecht der Tschechoslowakei verteidigte Nach dem 15 Marz 1939 rief er die orthodoxen Glaubigen dazu auf noch enger zusammenzurucken Heydrich Attentat Bearbeiten Nach dem Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor in Bohmen und Mahren Reinhard Heydrich am 27 Mai 1942 fanden die beteiligten tschechischen Fallschirmjager darunter auch die Attentater durch das Wirken des orthodoxen Glaubigen Jan Sonnevend unter Zustimmung des Kaplans ThDr Vladimir Petrek Unterschlupf in der Krypta der Kirche St Cyrill und Method in Prag Dekan Vaclav Cikl und der Kirchendiener Vaclav Ornest wurden durch den Kaplan informiert wahrend Gorazd dies erst am Abend des 11 Juni 1942 von Sonnevend erfuhr Gorazd forderte Petrek und Cikl auf die Fallschirmjager schnellstmoglich an einen anderen Ort zu bringen Am nachsten Tag unternahm er eine viertagige Reise nach Berlin wo er an der Inthronisation des russischen Bischofs teilnahm Nach seiner Ruckkehr waren die Fallschirmjager noch immer in der Krypta Am 18 Juni 1942 konnten sie nicht mehr rechtzeitig an einen sicheren Ort gebracht werden da die Kirche durch das SS Wachbataillon Prag umzingelt war Nach siebenstundigem Kampf in dem die Deutschen uber 800 Soldaten einsetzten wurden alle Fallschirmjager getotet oder begingen Selbstmord Am nachsten Tag beschloss Bischof Gorazd sich selbst den Behorden zu ergeben Am Donnerstag dem 25 Juni 1942 wurde er um 5 Uhr morgens in Horni Pocernice von den Nazis festgenommen und in das Palais Petschkova uberfuhrt Der Schauprozess gegen Bischof Gorazd und andere Glaubige fand am Nachmittag des 3 September 1942 statt Sie wurden wegen des Verbergens der Morder des SS Obergruppenfuhrers R Heydrich und funf weiterer Fallschirmjager zum Tode durch Erschiessen verurteilt Am 4 September 1942 um 14 35 Uhr wurde er zusammen mit Jan Sonnevend und Vaclav Cikl auf dem Schiessplatz Kobylisy erschossen Dasselbe Schicksal erwartete einen Tag spater Vladimir Petrek 1 Seine Leiche wurde im Krematorium Strasnice auf dem Vinohrady Friedhof verbrannt die Asche anonym auf dem Friedhofsgelande vergraben Am 27 September 1942 wurde die Tschechisch Orthodoxe Gemeinde serbischer und konstantinopolitaner Jurisdiktion im Protektorat Bohmen und Mahren aufgelost das Eigentum der Kirchengemeinden beschlagnahmt die Kirchen versiegelt und samtliche Gottesdienste verboten Alle Geistlichen dieser Kirche wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert Zwolf Vertretern der orthodoxen Kirche wurden in Prag hingerichtet Damit ging eine 21 jahrige Missionsperiode von Gorazd zu Ende genauso lang wie die Arbeit der Heiligen Kyrill und Method in Grossmahren dauerte Ehrungen BearbeitenHeiligsprechung Bearbeiten Obwohl ihn die serbisch orthodoxe Kirche seit langem als Martyrer und Heiligen verehrte fand seine Heiligsprechung in der Tschechoslowakei fur die sich auch ThDr P Jaroslav Suvarsky einsetzte vom 4 bis 6 September 1987 in der Olmutzer Kirche zum Heiligen Gorazd I statt Der Heiligsprechungszeremonie ging eine Wallfahrt in seine Geburtsstadt Hruba Vrbka und nach Mikulcice voraus Da sein Leichnam nach der Hinrichtung verbrannt wurde besitzt die Kirche keine Reliquien ihres Martyrers In der Prager Kirche St Kyrill und Methodius bewahrt man seine liturgischen Gewander als Reliquien auf Auszeichnungen BearbeitenIm Oktober 1945 wurde Bischof Gorazd im Namen des Prasidenten der Republik das Tschechoslowakische Kriegskreuz in memoriam 1939 verliehen Am 28 Oktober 1997 wurde er dem Prasidenten der Republik durch den Tomas Garrigue Masaryk Orden I Klasse fur herausragende Verdienste um Demokratie und Menschenrechte verliehen 1995 wurde in der Krypta unter der Kirche St Cyril und Methodius das Nationaldenkmal fur die Helden der Heydrichiade als Ort der Versohnung eroffnet welches auch Bischof Gorazd gedenkt In seiner Geburtsstadt Hruba Vrbka gibt es ein kleines Kloster St Gorazd und in Vilemov das Frauenkloster Maria Himmelfahrt Die Gorazdova Strasse in Prag verlauft senkrecht zur Resslova Strasse sie wurde 1948 vom nordlichen Teil der Podskalska Strasse umbenannt In Brunn in der Gorazdova Strasse Nr 5 steht die orthodoxe Kirche Heiliger Wenzel Weitere Gorazdova Strassen befinden sich in Moravska Trebova in der Altstadt von Uherske Hradiste und in Trebic Literatur BearbeitenBiskup Gorazd Z dila Praha 1988 Osobnosti Cesko Ottuv slovnik Ottovo nakladatelstvi Praha 2008 ISBN 978 80 7360 796 8 S 185 Jaroslav Suvarsky Biskup Gorazd Metropolitni rada pravoslavne cirkve v CSSR Praha 1979 Reinhard Thole Hrsg Zugange zur Orthodoxie Gottingen 1998 S 217 Josef Tomes et al Cesky biograficky slovnik XX stoleti I dil A J Praha Litomysl Paseka Petr Meissner 1999 ISBN 80 7185 245 7 S 371 Pavel Marek Pravoslavni v Ceskoslovensku v letech 1918 1942 ISBN 80 86263 52 5 Encyklopedicky slovnik krestanskeho Vychodu Edward de Farrugia Herausgeber der tschechischen Ausgabe Pavel Ambros Refugium Velehrad Roma Olomouc 2010 ISBN 978 80 7412 019 0 S 355 356 Martin Jindra Ceska pravoslavna cirkev od Mnichova po obnovu v roce 1945 USTR Praha 2015 ISBN 978 80 87912 26 3 S 375 Weblinks BearbeitenGedenken Vor 75 Jahren wurde Bischof Gorazd hingerichtet auf Radio Cz de Pravoslavny katechismusEinzelnachweise Bearbeiten Miroslav Ivanov Das Attentat auf Heydrich Aus dem Tschechischen von Hugo Kaminsky mit 44 Abbildungen und 6 Karten Augsburg 2000 ISBN 3 8289 0393 2 Normdaten Person GND 1038087694 lobid OGND AKS LCCN n00101065 VIAF 47173213 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gorazd von PragALTERNATIVNAMEN Pavlik Matej Geburtsname KURZBESCHREIBUNG tschechischer orthodoxer BischofGEBURTSDATUM 26 Mai 1879GEBURTSORT Hruba Vrbka Kronland Mahren Osterreich UngarnSTERBEDATUM 4 September 1942STERBEORT Kobylisy Prag besetzte Tschechoslowakei Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gorazd von Prag amp oldid 228972387