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Margarete Lenz geboren am 5 Marz 1899 als Margarete Charlotte Luise Oevel in Siegen gestorben am 16 November 1986 in Bonn war eine deutsche Sozialpolitikerin und Diplomatin Margarete Oevel war in den 1920er und fruhen 1930er Jahren aktives Mitglied in Kolner Frauen und Wohlfahrtsvereinen und Forderin von zahlreichen sozialen Projekten Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde sie aus allen Vereinen und ihren ehrenamtlichen Funktionen ausgeschlossen Ihr erster Ehemann der promovierte Jurist Fritz Falk wurde nach der gesellschaftlichen Ausgrenzung 1933 in den Suizid getrieben Margarete Falk emigrierte 1934 uber London in die Vereinigten Staaten Nachdem sie dort 1939 den Okonomen Friedrich Lenz geheiratet hatte kehrte das Ehepaar 1940 ins Deutsche Reich zuruck Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete Margarete Lenz zunachst als Vorsitzende der Spruchkammer in Garmisch Partenkirchen und anschliessend im Auswartigen Amt 1956 wurde sie zur Konsulin in Linz ernannt Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Ehrungen 3 Schriften 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenMargarete Oevel wurde am 5 Marz 1899 als Tochter des Kaufmanns Fritz Oevel und seiner judischen Ehefrau Elly geb Reecke in Siegen geboren Nach Abschluss der Lyzeums in Siegen legte sie Ostern 1919 an der Realgymnasialen Studienanstalt der Luisenschule in Dusseldorf das Abitur ab 1 Im Sommersemester 1919 begann Margarete Oevel mit dem Studium der Nationalokonomie an der Universitat Marburg und Giessen Das Studium der Volkswirtschaft setzte sie anschliessend an der Universitat zu Koln fort In Giessen promovierte sie 1922 bei dem Wirtschaftswissenschaftler Friedrich Lenz mit einer Dissertation uber die Hirsch Dunckerschen Gewerkvereine im Siegerland die erste Frau an der Universitat Giessen im Fachbereich Wirtschafts und Sozialwissenschaften 2 Anschliessend nahm sie ihre Tatigkeit bei der Charlottenhutte und spater bei der statistische Abteilung der Vereinigten Stahlwerke Abteilung Koln auf 3 Ab Mitte der 1920er Jahre engagierte sich Grete Oevel in Koln fur die sozialen Belange insbesondere von Frauen 1927 wurde sie als ehrenamtliche Geschaftsfuhrerin des von Else Falk geleiteten Stadtverbandes Kolner Frauenvereine gewahlt 4 Im gleichen Jahr ubernahm Grete Oevel die Leitung im Paritatischen Wohlfahrtsverband einem Zusammenschluss von 21 parteipolitisch und konfessionell unabhangigen Organisationen der freien Wohlfahrtspflege und von karitativen Vereinen der burgerlichen Frauenbewegung Seit 1927 redigierte sie das von Else Falk und Alice Neven DuMont herausgegebene Nachrichtenblatt des Stadtverbandes Kolner Frauenvereine das als Wochenbeilage im Kolner Stadt Anzeiger regelmassig uber frauenspezifische Themen und Veranstaltungen informierte 5 Sie gehorte 1928 zu den Initiatorinnen und Unterzeichnerinnen der gemeinsamen Eingabe verschiedener Kolner Frauenvereine an den Kolner Oberburgermeister Konrad Adenauer und die Kolner Stadtverordnetenversammlung gegen den Abbau von Sozialausgaben 6 Ende der 1920er Jahre unterstutzte sie in Koln die von Else Falk initiierten Gaststatten ohne Alkohol um die Folgen des zunehmenden Alkoholkonsums zu bekampfen 5 1928 vertrat sie den Stadtverband bei der Organisation der Internationalen Ausstellung zum Zeitungs und Informationswesen Pressa und wurde zur Geschaftsfuhrerin des Deutschen Frauenkongresses gewahlt 3 Grete Oevel gehorte zu den Grundungsmitgliedern der Kolner Gruppe des Kunstlerinnenvereins GEDOK 7 Im Rundfunk WERAG gestaltete sie Anfang der 1930er Jahre in der von Marie Theres van den Wyenbergh konzipierten Sendung Frauenstunde Programmbeitrage zu sozialen Themen und aktuellen Frauenthemen 8 Am 10 August 1932 heiratete sie in Koln den Sohn von Else und Bernhard Falk den promovierten Juristen Fritz Falk 9 Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das Ehepaar Falk zunehmend gesellschaftlich ausgegrenzt Im Marz 1933 musste Grete Falk wie alle judischen Vereinsmitglieder samtliche Mitgliedschaften und Amter aufgeben Ihrem Mann wurde mit dem Gesetz uber die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft vom April 1933 die Anwaltszulassung entzogen Ausgegrenzt und gedemutigt beging Fritz Falk am 11 September 1933 in Dusseldorf Gerresheim Selbstmord 10 11 1 Grete Falk verliess mit Hilfe der Quaker das Deutsche Reich In London arbeitete sie im Fluchtlingsburo des Committees for German Refuges englischen Quaker 5 1934 emigrierte sie in die Vereinigten Staaten Nach Angaben des Immigration and Naturalization Service kam sie auf Einladung von Ludwig Bernstein dem Executive Director der University of Pittsburgh am 29 Juni 1934 in die Vereinigten Staaten Hier ubernahm sie in der Federation of Social Agencies die stellvertretende Leitung einer Studie uber die soziale Situation von 20 000 Haushalten in der Stadt Pittsburgh 3 Im Herbst 1935 ging sie nach Washington nachdem sie am 5 April 1935 die amerikanische Staatsburgerschaft beantragt hatte die ihr am 7 Mai 1940 verliehen wurde In Washington arbeitete sie fur den United States Public Health Service USPHS Fur die staatliche Organisation erforschte sie 1935 den Zusammenhang zwischen chronischen Krankheiten und sozialen Notlagen Seit April 1936 arbeitete sie als Director of Research beim USPHS Wahrend ihrer Zeit in Amerika hielt sie engen Kontakt zu der Sozialwissenschaftlerin Hertha Kraus die sie aus Koln kannte und die am Bryn Mawr College unterrichtete 9 Max Adenauer besuchte sie 1936 mehrfach bei seinen Aufenthalten in den Vereinigten Staaten 1938 arbeitete sie fur das Department of Research for Council of Social Agencies als Seminarleiterin fur Sozialarbeiter des YMCA 12 In Washington traf sie ihren Giessener Doktorvater Friedrich Lenz wieder der seit Oktober 1938 zu einem Studienaufenthalt in Amerika weilte Er schrieb sich an der American University ein und machte 1940 seinen Studienabschluss MA Am 18 Marz 1939 heirateten Margarete Falk und Friedrich Lenz 13 Im Oktober 1940 kehrte Margarete Lenz uber Japan und die Sowjetunion ins Deutsche Reich zuruck da fur Friedrich Lenz in den Vereinigten Staaten das Besuchervisum nicht verlangert wurde 9 13 Uber die Zeit in Berlin bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges liegen nur wenige biografische Informationen vor Am 24 November 1946 berichtete Margerete Lenz in einem Brief an Hertha Kraus dass sie und ihr Mann nach der Ruckkehr nach Berlin im Kontakt mit Mildred und Arvid Harnack einem ehemaligen Schuler von Friedrich Lenz standen 9 Nach eigenen Angaben hat Margarete Lenz gemeinsam mit ihrem Ehemann von 1941 bis Sommer 1944 fur den Legationsrat Adam von Trott zu Solz gearbeitet indem sie fur ihn englische Literatur recherchierte und analysierte Das Ehepaar arbeitete unter anderem auch an Planen fur einen politischen Neuanfang nach dem Sturz des nationalsozialistischen Systems 14 15 Nachdem die Wohnung der Familie in Berlin ausgebombt wurde fluchteten sie nach Grainau Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete Margarete Lenz als Dolmetscherin und in der Fluchtlingsfursorge in Grainau In Garmisch Partenkirchen war sie ab Oktober 1945 als Treuhanderin fur die amerikanische Militarregierung und von November 1945 bis April 1947 im Amt fur Wiedergutmachung tatig 15 Im Juni 1946 wurde sie als Vorsitzende der Spruchkammer Garmisch Partenkirchen berufen Sie war die erste Frau die in Bayern dieses Amt bekleidete 16 Sie engagierte sich im Suddeutschen Frauenarbeitskreis und setzte sich fur ein grosseres Mitspracherecht fur Frauen in stadtischen und staatlichen Gremien ein 17 Im August 1948 ging sie an die Universitat Berlin und leitete die Abteilung Sozialwesen am Institut fur Sozial und Versicherungswirtschaft unter Ernst Schellenberg Bevor sie im April 1949 die Leitung der Statistischen Abteilung beim Meinungsforschungsinstitut EMNID ubernahm absolvierte sie eine mehrmonatige Weiterbildung in Manchester 15 Am 16 September 1950 erhielt sie eine Anstellung im Bundeskanzleramt Dienststelle fur Auswartige Angelegenheiten nachdem ihrem Wunsch nach einer Abordnung zum Internationalen Arbeitsamt in Genf nicht entsprochen werden konnte 18 Sie ubernahm die Leitung des Referates fur internationales Sozialrecht und Sozialpolitik 18 Seit Januar 1952 war sie als Legationsratin 1 Klasse an der Ausarbeitung von sozialpolitischen Abkommen beteiligt unter anderem 1953 an der Vereinbarung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizer Eidgenossenschaft uber die Fursorge fur Hilfsbedurftige 19 In den 1950er Jahren wurde sie in den Beirat der Gesellschaft fur sozialen Fortschritt gewahlt 20 Im Juli 1954 erfolgte ihre Verbeamtung auf Lebenszeit 18 Im Mai 1956 wurde sie nach Linz als Leiterin des Konsulats berufen welches am 14 August 1956 in der Villa Bergschlosselgasse 7 eroffnet wurde Nach Margarethe Sztollar Growel und Margarethe Bittner war sie die dritte deutsche Konsulin Die diplomatische Stellung als Konsulin behielt sie bis Sommer 1962 inne 21 22 Im Marz 1963 wurde sie in den Ruhestand versetzt Die letzten Lebensjahre verbrachte Margarete Lenz bis zu ihrem Tod am 16 November 1986 in Bonn Ehrungen BearbeitenAm 1 Juli 1976 wurde Margarete Lenz fur ihre Lebensleistung und soziales Engagement das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen 23 Schriften BearbeitenMargarete Lenz Oevel Von der Frauenpolitik zur internationalen Sozialpolitik In Ursula Muller Christiane Scheidemann Hrsg Gewandt geschickt und abgesandt Frauen im Diplomatischen Dienst Munchen Olzog 2000 S 201 206Weblinks Bearbeitenfrauengeschichtsverein de Grete OevelEinzelnachweise Bearbeiten a b Grete Oevel FrauenGeschichtsWiki Abgerufen am 18 Oktober 2020 Grete Oevel Die Hirsch Dunckerschen Gewerkvereine im Siegerland Dissertation Giessen 1924 a b c Hermann August Ludwig Degener Walter Habel Hrsg Wer ist wer Band 11 Schmidt Romhild Lubeck 1951 S 803 Kolner Frauengeschichtsverein Hrsg 10 Uhr punktlich Gurzenich hundert Jahre bewegte Frauen in Koln zur Geschichte der Organisationen und Vereine Agenda Munster 1995 ISBN 3 929440 53 9 S 191 a b c Ursula Muller Christiane Scheidemann Gewandt geschickt und abgesandt Frauen im Diplomatischen Dienst Olzog Munchen 2000 ISBN 3 7892 8041 0 S 202 Stadt Koln NS Dokumentationszentrum Hrsg Judisches Schicksal in Koln 1918 bis 1945 Katalog zur Ausstellung des Historischen Archivs der Stadt Koln NS Dokumentationszentrum Koln 1988 S 127 Irene Franken Frauen in Koln der historische Stadtfuhrer Bachem Koln 2008 ISBN 978 3 7616 2029 8 S 188 Grete Oevel Die Wohnung der berufstatigen Frau In Radio Expres Band 1 1930 a b c d Central Intelligence Agency The Rote Kapelle the CIA s history of Soviet intelligence and espionage networks in Western Europe 1936 1945 Hrsg Paul L Kesaris University Publications of America Washington D C 1979 ISBN 0 89093 203 4 S 276 f Klaus Luig weil er nicht arischer Abstammung ist judische Juristen in Koln wahrend der NS Zeit Hrsg Rechtsanwaltskammer Koln O Schmidt Koln 2004 ISBN 3 504 01012 6 S 174 Sterbeurkunde Dr Fritz Falk Landesarchiv NRW abgerufen am 18 Oktober 2020 New Courses for Social Workers In The Washington Afro American 3 Dezember 1938 abgerufen am 17 Oktober 2020 englisch a b Central Intelligence Agency The Rote Kapelle the CIA s history of Soviet intelligence and espionage networks in Western Europe 1936 1945 Hrsg Paul L Kesaris University Publications of America Washington D C 1979 ISBN 0 89093 203 4 S 309 Rolf Riess Arbeitsgemeinschaft zum Studium der sowjetrussischen Planwirtschaft ARPLAN Reise in die Sowjetunion 1932 Marburg 2019 S 17 a b c Ursula Muller Christiane Scheidemann Gewandt geschickt und abgesandt Frauen im Diplomatischen Dienst Olzog Munchen 2000 ISBN 3 7892 8041 0 S 204 Garmisch Partenkirchen 1945 1949 Die ersten Jahre nach Diktatur und Krieg Abgerufen am 17 Oktober 2020 Grete Braun Ronsdorf Bericht uber die Tagung des Suddeutschen Frauenarbeitskreises im Juli 1946 in Munchen In Der Regenbogen Band 7 1946 a b c Ursula Muller Christiane Scheidemann Gewandt geschickt und abgesandt Frauen im Diplomatischen Dienst Olzog Munchen 2000 ISBN 3 7892 8041 0 S 205 Bundesgesetzblatt vom 19 Marz 1953 PDF Abgerufen am 17 Oktober 2020 Beiratssitzung Mitgliederversammlung und Tagung am 4 Dezember in Bonn In Gesellschaft fur sozialen Fortschritt e V Hrsg Sozialer Fortschritt Band 3 Nr 1 Duncker amp Humblot GmbH 1954 S 18 Wolfgang Sperner Linz Portrat einer Stadt 3 erw Auflage Oberosterreichischer Landesverlag Linz 1976 ISBN 3 85214 149 4 S 148 Eroffnung des Konsulates in Linz In Presse und Informationsamt Hrsg Bulletin des Presse und Informationsamtes der Bundesregierung Nr 120 240 1956 S 1839 Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland In Ministerprasident Hrsg Ministerialblatt des Landes Nordrhein Westfalen Band 30 Dusseldorf 4 Januar 1977 S 10 Normdaten Person GND 125531079 lobid OGND AKS VIAF 311077535 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lenz MargareteALTERNATIVNAMEN Oevel Margarete Charlotte Luise Geburtsname Oevel Grete Falk Margarete Ehename Lenz Oevel Margarete Ehename Lenz Oevel Grete Ehename Lenz Grete Ehename KURZBESCHREIBUNG deutsche Sozialpolitikerin und DiplomatinGEBURTSDATUM 5 Marz 1899GEBURTSORT SiegenSTERBEDATUM 16 November 1986STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Margarete Lenz amp oldid 209249449