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Hertha Kraus 11 September 1897 in Prag Osterreich Ungarn 16 Mai 1968 in Haverford Pennsylvania war eine deutsch amerikanische Sozialwissenschaftlerin Rechts Statue der Hertha Kraus am Kolner Rathausturm Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenSie war das alteste von zwei Kindern des Ehepaares Alois und Hedwig Kraus geb Rosenfeld Anfang des 20 Jahrhunderts ubersiedelte die Familie nach Frankfurt am Main wo der Vater bis 1933 als Hochschullehrer tatig war Nach Abschluss der Schiller Schule studierte sie an der Frankfurter Universitat zuerst Wirtschaftswissenschaften und spater Sozialwissenschaften bei Christian Jasper Klumker dem damals einzigen Inhaber eines Lehrstuhls fur Fursorgewissenschaften und Statistik Kraus promovierte 1919 zum Dr rer pol mit dem Thema Uber Aufgaben und Wege einer Jugendfursorgestatistik Noch wahrend ihres Studiums schloss sie sich der Lebens und Glaubensgemeinschaft der Quaker an und trat aus der Israelitischen Gemeinde aus Nach dem Studium arbeitete Hertha Kraus als Sekretarin bei den Quakern in Berlin Brandenburg In dieser Position stand sie in Verbindung mit Friedrich Siegmund Schultze dem Grunder eines der ersten deutschen Nachbarschaftsheime der Sozialen Arbeitsgemeinschaft Berlin Ost Im Jahre 1923 holte der damalige zentrumszugehorige Oberburgermeister von Koln Konrad Adenauer die gerade 26 Jahrige an die Stadt am Rhein Dort sollte die junge Stadtdirektorin und Leiterin des Wohlfahrtsamtes eine uberzeugte Sozialdemokratin die Idee der settlements und der Nachbarschaftsheime in die Tat umsetzen Daneben unterrichtete sie an der Wohlfahrtsschule der Stadt Koln unterstutzte ein Quakerhilfswerk fur erwerbslose junge Madchen und war unter anderem noch Mitglied des Hauptausschusses des Deutschen Vereins fur offentliche und private Wohlfahrtspflege sowie der Arbeiterwohlfahrt Ab 1927 veranlasste sie die Errichtung einer Anlage mit einem Wohnstift Pflegeheimen und einem Versorgungsbereich fur Personen mit korperlichen und psychischen Einschrankungen auf dem Gelande der ehemaligen Pionierkasernen an der Boltensternstrasse in Koln Riehl Nach ihrer Fertigstellung 1934 waren die Riehler Heimstatten die grosste derartige Einrichtung im Deutschen Reich 1 2 1933 nahm ihre berufliche Karriere wegen ihrer judischen Herkunft ein abruptes Ende Zudem war sie noch Mitglied der SPD und galt als politisch unzuverlassig Um einer drohenden Verhaftung zu entgehen fluchtete Hertha Kraus nach Lindenfels und emigrierte schliesslich im Sommer 1933 in die USA die sie durch ausgedehnte Studienreisen bereits gut kannte Durch ihre gute Beziehung zu den Quakern erhielt sie unmittelbar eine Stelle als Dozentin am Institut of Technology in Pittsburgh Pennsylvania 1936 wurde sie inzwischen Mitglied der National Association of Social Work zur Professorin fur Social work and Social Research am renommierten Quaker Bryn Mawr College in Philadelphia berufen Ferner unterrichtete sie zeitweise ehrenamtlich an mehreren Hochschulen und engagierte sie sich im Rahmen der American Society of Friends in der Fluchtlings spater in der Auslandshilfe 1939 wurde Hertha Kraus amerikanische Staatsburgerin Kurz vor dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus schrieb Konrad Adenauer an die ehemalige Stadtdirektorin Ich habe eine grosse Bitte an Sie Kommen Sie doch wenigstens fur einige Zeit so bald als eben moglich heruber Ich konnte mir denken dass das ein grosses Opfer fur Sie bedeuten wurde Aber ich kenne ja Ihre Hilfsbereitschaft und Ihre Arbeitsfreudigkeit Ich glaube Sie konnten sowohl der Stadt Koln wie Deutschland und unseren gemeinsamen Idealen sehr wertvolle Dienste leisten 3 Im September 1946 kam Hertha Kraus erstmals als Special Representative des American Friends Service Committee Dachverband der nordamerikanischen Quaker in das zerstorte Deutschland Es folgten viele weitere Besuche Sie hielt unter anderem Fort und Ausbildungskurse zu der amerikanischen Methode des Social Case Work unterstutzte die Grundung von Nachbarschaftsheimen bis 1952 entstanden insgesamt 13 solcher Einrichtungen sowie die Reorganisation der Arbeiterwohlfahrt Ihrer Initiative ist es auch zu verdanken dass sich im Fruhjahr 1950 der Deutsche Landesausschuss der Internationalen Konferenz fur Sozialarbeit wieder konstituierte und einige Monate spater eine deutsche Delegation an der Internationalen Konferenz fur Sozialarbeit in Paris teilnahm Hertha Kraus reiste 1963 als Delegierte des American Friends Service Committee nach Deutschland um zwischen den beiden deutschen Staaten zu vermitteln Dabei verhandelte sie auch mit Willy Brandt und Walter Ulbricht Die Deutschland Mission von 1963 beschaftigte Hertha Kraus noch bis an das Ende ihres Lebens Sie wurde immer wieder zu Vortrage hierfur eingeladen und gab Interviews dazu Sie mag in der allerletzten Phase ihres Lebens in dem Bewusstsein gelebt haben doch noch aktuell gefragt zu sein Ihren Nimbus als eine der Fachpersonen des Sozialwesens der Vereinigten Staaten und Deutschlands in fruheren Jahren hatte sie ohnehin irreversibel gesichert 4 Ihre letzten Lebensjahre waren durch schwere Krankheiten gezeichnet Sie starb an einem Bluthochdruckschock Hertha Kraus fand ihre letzte Ruhestatte auf dem Quakerfriedhof in Haverford in einem gemeinsamen Grab mit Gertrud Schulz ihrer bereits 1952 verstorbenen Lebenspartnerin In Koln Riehl erinnert eine Strasse an sie Die TH Koln vergibt den Hertha Kraus Preis fur herausragende Abschlussarbeiten im Bereich Management und Organisation in der Sozialen Arbeit 5 Schriften Auswahl BearbeitenVon Mensch zu Mensch Casework als soziale Aufgabe Frankfurt Main 1949 Casework in USA Theorie und Praxis der Einzelhilfe Frankfurt Main 1950 Sozialstatistische Materialien zur Gegenwartskunde Frankfurt Main 1951 Literatur BearbeitenManfred Berger Zum 100 Geburtstag von Hertha Kraus Eine biographisch padagogische Skizze In Unsere Jugend 1997 S 364 367 Manfred Berger Kraus Hertha In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 23 Bautz Nordhausen 2004 ISBN 3 88309 155 3 Sp 860 872 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Manfred Berger Wer war Hertha Kraus In Sozialmagazin 2002 H 3 S 6 8 Jutta Dirk Marina Sassenberg Hrsg Judische Frauen im 19 und 20 Jahrhundert Lexikon zu Leben und Werk Reinbek bei Hamburg 1993 ISBN 3 499 16344 6 S 224 256 Hildegard Feidel Mertz Kraus Hertha In Harald Hagemann Claus Dieter Krohn Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933 Band 1 Adler Lehmann Saur Munchen 1999 ISBN 3 598 11284 X S 335f Sabine Hering Berteke Waaldijk Hrsg Die Geschichte der Sozialen Arbeit in Europa 1900 1960 Wichtige Pionierinnen und ihr Einfluss auf die Entwicklung internationaler Organisationen Leske und Budrich Opladen 2002 ISBN 3 8100 3633 1 S 51 60 Gerd Schirrmacher Hertha Kraus Zwischen den Welten Biografie einer Sozialwissenschaftlerin und Quakerin 1897 1968 Lang Frankfurt a M u a 2002 ISBN 3 631 38775 X Sophie von Schafferhans Emigration und Soziale Arbeit Hertha Kraus zum Beispiel Munchen 2003 unveroffentl Diplomarbeit Claus Bernet Elisabeth Rotten Hertha Kraus und Magda Kelber Angloamerikanische Ansatze in der intervenierenden Padagogik 1933 1949 In Adriane Feustel Inge Hansen Schaberg Gabriele Knapp Hrsg Die Vertreibung des Sozialen Ed Text Kritik Munchen 2009 ISBN 978 3 86916 031 3 S 93 114 Frauen und Exil 2 Ursula Langkau Alex Hertha Kraus die Fluchtlingshilfe der Quaker und die Perzeption von Verfolgten Geretteten In Adriane Feustel Inge Hansen Schaberg Gabriele Knapp Hrsg Die Vertreibung des Sozialen Ed Text Kritik Munchen 2009 ISBN 978 3 86916 031 3 S 115 129 Frauen und Exil 2 Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 391 Peter Reinicke Kraus Hertha in Hugo Maier Hrsg Who is who der Sozialen Arbeit Freiburg Lambertus 1998 ISBN 3 7841 1036 3 S 323f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hertha Kraus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Hertha Kraus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hertha Kraus PDF Datei 154 kB Joachim Wieler Hertha Kraus Zwischen den Welten Biographie einer Sozialwissenschaftlerin und Quakerin 1897 1968 Sigurt Agricola Fr Professor Dr Hertha Kraus PDF Datei 338 kB Manfred Berger Hertha Kraus Sozialwissenschaftlerin 1897 1968 Manfred Berger Kraus Hertha Naomi Knopf Hertha Kraus in Helmut Knuppel Bibliothek der GrunderInnen Bibliographische Annaherungen an die Grunderinnen und Grunder der professionellen Sozialarbeit Hochschulbibliothek Fachhochschule Potsdam Wintersemester 2004 05 Einzelnachweise Bearbeiten SBK Sozial Betriebe Koln gemeinnutzige GmbH Hrsg 85 Jahre Sozial Betriebe Koln 1927 2012 Koln 2012 S 1 62 Joachim Brokmeier Koln Riehl ein Stadtteil mit langer Tradition Erfurt 2008 ISBN 978 3 86680 283 4 S 46 51 zit n Schafferhans 2003 S 195 Schirrmacher 2002 S 617 https www th koeln de angewandte sozialwissenschaften hertha kraus preis 15208 phpNormdaten Person GND 123603811 lobid OGND AKS LCCN n92102032 VIAF 35368284 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kraus HerthaKURZBESCHREIBUNG deutsch US amerikanische Sozialwissenschaftlerin judischer AbstammungGEBURTSDATUM 11 September 1897GEBURTSORT PragSTERBEDATUM 16 Mai 1968STERBEORT Haverford Pennsylvania Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hertha Kraus amp oldid 228624384