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Der Mann aus Hogenseth auch Moorleiche aus Hogenseth oder Hogenseth 1920 war eine Moorleiche die 1920 von Arbeitern beim Torfstechen im niedersachsischen Vehnemoor bei Edewecht gefunden wurde Nach kurzer Begutachtung durch die Polizei wurden die Leichenteile am nachsten Tag freigegeben und ohne weitere wissenschaftliche Untersuchung neben dem Friedhof von Altenoythe begraben 1 Inhaltsverzeichnis 1 Fundort 2 Fund 3 Befunde 3 1 Datierung 4 Deutung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseFundort BearbeitenSeit dem 19 Jahrhundert wurde dieser Bereich des Vehnemoors zur Gewinnung von Brennstoff speziell zum Rosten von Buchweizen abgetorft Neben dieser Moorleiche wurden hier weitere bedeutende archaologische Funde gemacht wie beispielsweise eine Bienenklotzbeute aus der Zeit um 500 n Chr oder nur etwa 1000 Meter nordlich die beiden Moorleichen Manner von Husbake aus den Jahren 1931 und 1936 1 Fundort 53 4 48 2 N 7 57 34 2 O 53 080054 7 959509 Koordinaten 53 4 48 2 N 7 57 34 2 O 2 Fund BearbeitenDa der Fund nicht wissenschaftlich dokumentiert wurde lassen sich Details zum Fund nur noch aus dem Polizeibericht Briefwechseln mit dem Oldenburger Museum und nachtraglichen Befragungen der Beteiligten mit zum Teil widerspruchlichen Inhalten vage rekonstruieren 3 Demnach stiessen Arbeiter am 10 April 1920 beim Torfstechen auf die Uberreste einer menschlichen Leiche die sie auf der Suche nach Wertgegenstanden mit ihren Spaten zerteilten Am Abend benachrichtigte Torfmeister Hoving den ortlichen Gendarmen von dem Fund der Hoving anwies dafur zu sorgen dass die Lage der Leiche nicht verandert wird Am Vormittag des 11 April untersuchte Gendarmeriewachtmeister Schwarting die Fundstelle und fand die Leiche vollig zerstuckelt und durcheinander geworfen vor lediglich Kopf und Rumpf hingen noch zusammen Nach Angabe der Arbeiter wurden weder Kleidungsteile noch andere Gegenstande wie Munzen bei der Leiche gefunden Da in der Umgebung in der Vergangenheit niemand vermisst wurde gab Schwarting die Leiche frei woraufhin sie in einer geteerten Kiste verpackt neben dem Altenyoyer Friedhof anonym begraben wurde 1922 versuchte Museumsleiter Martin den Fund wissenschaftlich aufzuarbeiten und dafur ebenfalls die Uberreste der Leiche ausgraben zu lassen jedoch konnte die Grabstelle nicht wiedergefunden werden 3 1 Befunde BearbeitenNach Aussagen der Augenzeugen lag die Moorleiche 100 bis 135 Zentimeter unterhalb der Oberflache Sie lag auf dem Bauch die Fusse etwa 20 Zentimeter tiefer als der Kopf mit seitlich erhobenen Armen Die Hande sollen ein Buschel Heide umschlossen haben Der Korper der Leiche war bei der Bergung gut erhalten vor allem die Vorderseite war grossflachig noch intakt Auf der Ruckseite waren Haut Bindegewebe und Knochen zu grossen Teilen vergangen und gaben den Blick in den Rumpf frei wo nur noch die Leber als unformige Masse erkennbar war Beide Arme und Beine waren von den Arbeitern bei der Ausgrabung vom Rumpf abgetrennt und der gesamte Fund stellenweise zerstort worden Alle Knochen waren durch die Lagerung im sauren Moor entkalkt weich und biegsam An Kopf und Gesicht waren die Gesichtszuge deutlich erkennbar obwohl sich die Gesichtshaut aufgrund der Schrumpfung straff uber den Schadel spannte wodurch die Lippen geoffnet waren Die Schadelknochen und insbesondere das Stirnbein hatten eine Struktur wie nasse Pappe Der Hinterkopf war offen und das Gehirn lag als geschrumpfte graue Masse vor Die Zahne des Gebisses waren schwarzbraun verfarbt und durch die Entkalkung etwas geschrumpft lediglich ein Schneidezahn aus dem Unterkiefer fehlte Die Geschlechtsbestimmung erfolgte ausschliesslich aufgrund der bei der Bergung beobachteten Gesichtsbehaarung Der Polizeibericht Schwartings berichtete von einem noch gut erkennbaren Schnurrbart und ein paar rotbraunen Haaren unter dem Kinn wie ihn zeitgenossische ostfriesische Schiffer noch trugen Vermutlich handelte es sich um einen breiten nicht ubermassig langen gestutzten Vollbart dessen rote Farbung auf die Lagerung im sauren Moormilieu zuruckzufuhren war Die Moorleiche wurde nur ungenugend untersucht und dokumentiert weswegen die Angaben uber ihr Lebensalter und ihre Korpergrosse als sehr unsicher zu betrachten sind So soll die Korperlange vom Kopf bis zu den Fussspitzen 220 Zentimeter betragen haben wohingegen Schwarting in seinem Polizeibericht eine Korpergrosse von 160 Zentimetern schatzte ohne allerdings die abgetrennten Beine gemessen zu haben Das Alter des Mannes wurde aufgrund der Gesichtszuge auf 40 bis 60 Jahre geschatzt ohne dass eine Begrundung hierfur geliefert wurde 1 Datierung Bearbeiten Da bei der Leiche keine personlichen Gegenstande fur eine typologische Datierung gefunden wurden von ihr auch keine Teile mehr fur eine 14C Datierung vorhanden sind und an der Fundstelle keine Torfproben fur eine Pollenanalyse gezogen wurden ist eine nachtragliche Datierung der Leiche nicht mehr moglich Aufgrund der Tiefe in der der Mann von Hogenseth im Moor eingebettet lag wurde in der Fachliteratur gelegentlich eine zeitliche Verbindung zu den in der Nahe gefundenen Moorleichen von Husbake diskutiert die in einer ahnlich tief gelegenen Moorschicht lagen und in das 1 bis 3 Jahrhundert datieren was jedoch als reines Denkmodell anzusehen ist 1 Deutung BearbeitenDie unsachgemasse Bergung der Leiche ohne wissenschaftliche Untersuchung sowie das Fehlen des Fundes selbst machen eine zuverlassige Deutung des Fundes nahezu unmoglich Aufgrund der Berichte scheint nur die Vorderseite des Toten schnell in das Moor eingebettet worden zu sein Vermutlich lag er mit dem Rucken zunachst noch einige Zeit an der Luft wodurch die Korperruckseite schneller zersetzt wurde Ob der Mann gewaltsam zu Tode kam und hier fluchtig abgelegt wurde oder ob er an dieser Stelle verungluckte lasst sich aufgrund der sparlich uberlieferten Informationen nicht klaren 1 Literatur BearbeitenFrank Both Mamoun Fansa Hrsg Faszination Moorleichen 220 Jahre Moorarchaologie Zabern Philipp von Darmstadt 2011 ISBN 978 3 8053 4360 2 S 33 36 Hajo Hayen Die Moorleichen im Museum am Damm In Veroffentlichungen des Staatlichen Museums fur Naturkunde und Vorgeschichte Oldenburg Band 6 Isensee Oldenburg 1987 ISBN 3 920557 73 5 S 23 27 Hajo Hayen Die Moorleiche aus Hogenseth 1920 In Archaologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland Band 2 1979 ISSN 0170 5776 S 46 48 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Hajo Hayen Die Moorleiche aus Hogenseth 1920 In Archaologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland Band 2 1979 ISSN 0170 5776 S 46 48 Hajo Hayen Die Moorleichen im Museum am Damm In Veroffentlichungen des Staatlichen Museums fur Naturkunde und Vorgeschichte Oldenburg Band 6 Isensee Oldenburg 1987 ISBN 3 920557 73 5 S 45 a b J Martin Beitrage zur Moorleichenforschung In Prahistorische Zeitschrift Nr 16 1924 ISSN 0079 4848 S 248 ff PersonendatenNAME Mann aus HogensethALTERNATIVNAMEN Mann von Hogenseth Moorleiche von Hogenseth Hogenseth 1920KURZBESCHREIBUNG MoorleicheGEBURTSDATUM vor 1900STERBEDATUM vor 1900STERBEORT bei Edewecht Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mann aus Hogenseth amp oldid 224007897