www.wikidata.de-de.nina.az
Ludwig Edler von Lohner bis 1836 Ludwig Lohner 24 September 1812 in Rostok Bohmen 7 Mai 1852 in Marseille war ein osterreichischer Mediziner und Dichter Wahrend der Revolutionszeit wurde von Lohner zum Interessenvertreter der Deutschen in der k k Monarchie Als Reichstagsabgeordneter war er zwischen 1848 und 1849 Wortfuhrer der deutschen Linken Seine Gedichte veroffentlichte er unter den Pseudonymen Ludwig von Morajn und Ludwig Rehland Ludwig von Lohner Lithographie von Eduard Kaiser 1848 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Familie 3 Schriften 4 Literatur 5 FussnotenLeben und Wirken BearbeitenLudwig von Lohner entstammte einer steirischen Exulantenfamilie die wahrend des Dreissigjahrigen Krieges in Bohmen ansassig wurde und dort spater zum Katholizismus konvertiert war Er war der einzige Sohn des bohmischen Landesadvokaten und Besitzers des Gutes Rostok Joseph Lohner der 1836 in den erblandischen Adelstand erhoben worden war Seine Mutter Franziska war eine Tochter des Advokaten Josef von Mader Er studierte zunachst an der Prager Karl Ferdinands Universitat Rechtswissenschaften Nach Differenzen mit dem Professor fur Romisches und Kanonischen Recht Joseph Helfert wechselte Lohner in das medizinische Fach und setzte seine Studien in Wien und Padua fort 1836 ubernahm von Lohner fur seinen erkrankten Vater die Bewirtschaftung des Gutes Rostok Im Jahr darauf verstarb sein Vater Zu Beginn des Jahres 1839 wurde ihm das vaterliche Mustergut Rostok in der Landtafel uberschrieben Da Lohner an der Okonomie wenig Interesse hatte verkaufte er das vaterliche Gut Rostok am 30 Janner 1839 an den Prager Burger Joseph Leder und dessen Frau Anna geborene Gerabek Nach seiner Promotion zum Dr med praktizierte er ab 1840 als Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus in Wien und eroffnete spater eine Praxis als Armenarzt in der Vorstadt Rossau Erstmals politisch in Erscheinung trat von Lohner im Oktober 1847 mit einem weit beachteten Vortrag beim Juridisch Politischen Leseverein in dem er die Veranderung der politischen Verhaltnisse in West und Mitteleuropa ankundigte Nach der Pariser Februarrevolution war von Lohner am 1 Marz 1848 Initiator eines Aufrufes zur Vereinigung von Burgern und Landstanden zum Sturze des Systems Am 13 Marz 1848 hielt von Lohner in Wien vor Arzten eine Rede in der er die Teilnehmer auf die Mission Wiens zur Vollendung der politischen Revolution einschwor 1 Nachdem am Wiener Hof zwei tschechische Abordnungen aus dem Konigreich Bohmen wegen einer Neuordnung des Landes vorstellig geworden waren ergriff von Lohner die Initiative gegen die zunehmenden tschechischen Nationalbestrebungen und grundete in Wien den Verein der Deutschen aus Bohmen Mahren und Schlesien zur Aufrechterhaltung ihrer Nationalitat der die Wahrung der Interessen der Deutschen zum Ziel hatte und unter dessen Dach sich zahlreiche ortliche Vereine bildeten 2 Der Verein strebte unter anderem eine Teilnahme an den Wahlen zur Nationalversammlung an und organisierte Protestaktionen der Deutschen in Bohmen Im Namen des Vereins klagte von Lohner beim Ministerrat erfolgreich gegen das in der Bohmischen Charta vom 8 April 1848 abgegebene Verfassungsversprechen das daraufhin in der Pillersdorfschen Verfassung keine Berucksichtigung fand Der Verein erlangte starken Zulauf und wurde zur dominierenden politischen Kraft in den deutschsprachigen Gebieten des Konigreiches Bohmen binnen kurzester Zeit entstanden 74 Zweigvereine Dieser Erfolg gab den Anlass zur Umbenennung zum Verein der Deutschen in Osterreich der damit auch die Interessenvertretung der deutschsprachigen Bevolkerung in den nicht zum Deutschen Bund gehorigen Kronlandern Galizien Dalmatien und der Bukowina ubernahm 1848 wurde Ludwig von Lohner im Wahlkreis Rumburg in die Nationalversammlung und im Wahlkreis Saaz in den Reichstag gewahlt wobei er auf das Frankfurter Mandat verzichtete Im Wiener Reichstag lieferte sich von Lohner der ein glanzender Rhetoriker war und das Deutschtum als Garant fur die Freiheit aller Nationalitaten ansah poetische Rededuelle mit den Vertretern der slawischen Seite Innerhalb der deutschen Abgeordneten avancierte von Lohner zum Wortfuhrer der Linken Wegen des drohenden Burgerkrieges befurwortete von Lohner der gleiche Bestrebungen der Tschechen und Polen bislang strikt abgelehnt hatte im September 1848 einen Foderalismus von Ungarn Zuvor hatte er sich am 26 August 1848 in Teplitz auf einem Vertrauensmannerkongress die Zustimmung fur seine Vision einer Umgestaltung Osterreichs zu einer Nationalfoderation ohne Ungarn eingeholt in der Kreise die bisherigen Kronlander ersetzen sollten Das Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung in der nationalen Einheit Deutschlands sowie die blutige Niederschlagung des Wiener Oktoberaufstandes wahrend dessen Lohner erfolglos zwischen den Fronten vermittelt hatte veranlassten ein Umdenken seiner Foderalismusansichten Von Lohner setzte sich nunmehr fur eine Verstandigung mit dem gemassigten slawischen Burgertum ein und schlug die Errichtung der gleichberechtigten Teilstaaten Deutsch Osterreich Tschechisch Osterreich Polnisch Osterreich und Slowenisch Osterreich vor Die Plane bildeten zusammen mit den Vorstellungen von Matija Kavcic und Frantisek Palacky die Grundlage des Kremsierer Entwurfes Dieses Umdenken loste in von Lohners deutschnationalem Umfeld Widerspruch aus Am Kremsierer Reichstag nahm von Lohner wegen einer schweren Lungenkrankheit nur noch sporadisch teil da er seine freiheitlichen Visionen als gescheitert ansah und einen Staatsstreich ahnte Er reiste zunachst nach Frankfurt um sich vor Ort uber den Stand der Nationalversammlung zu informieren Von dort kehrte er als gebrochener Mann nach Wien zuruck Hier und in Baden lebte er dann als Privatmann Im Jahre 1851 reiste er zur Heilung seiner Tuberkulose allein nach Italien und wanderte von Venedig uber Pisa und Nizza nach Marseille wo er verstarb Familie BearbeitenEr heirateteNatalie Mayer von Also Russbach 1821 1899 Das Paar hatte mehrere Kinder darunter Hermann 1842 1902 Rosa 1844 1921 Heinrich Siegel 1830 1899 Schriften BearbeitenAnalogia morborum cum organismis Med Diss 1838 unter dem Pseudonym Ludwig von Morajn Gedichte A Duncker Berlin 1848 Reden gehalten am osterreichischen konstituierenden Reichstage Jasper Hugel und Manz Wien 1850 Bojar und Zigeuner Trauerspiel 1851 Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Lohner Ludwig Edler von In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 15 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1866 S 389 396 Digitalisat Franz Philipp von Sommaruga Lohner Ludwig Edler von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 19 Duncker amp Humblot Leipzig 1884 S 132 f Hanus Lorenz Lohner Ludwig von In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 5 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1972 S 275 Reto Liniger Die Frankfurter Nationalversammlung von 1848 Fokussiert auf die Debatten uber Bohmen GRIN Verlag 2008 Ernst Karl Sieber Ludwig von Lohner Ein Vorkampfer des Deutschtums in Bohmen Mahren und Schlesien im Jahre 1848 49 Lerche Munchen 1965 Veroffentlichungen des Collegium Carolinum 18 Fussnoten Bearbeiten Peter Glotz Die Vertreibung Bohmen als Lehrstuck Ullstein Verlag Munchen 2003 ISBN 3 550 07574 X S 44 Peter Glotz Die Vertreibung Bohmen als Lehrstuck Ullstein Verlag Munchen 2003 S 45 Normdaten Person GND 117151270 lobid OGND AKS VIAF 54918625 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lohner Ludwig vonALTERNATIVNAMEN Lohner Ludwig Edler von vollstandiger Name Morajn Ludwig von Pseudonym Rehland Ludwig Pseudonym KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Arzt Dichter und PolitikerGEBURTSDATUM 24 September 1812GEBURTSORT Rostok BohmenSTERBEDATUM 7 Mai 1852STERBEORT Marseille Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig von Lohner amp oldid 231682613