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Der Kremsierer Entwurf war ein osterreichischer Verfassungsentwurf der 1848 auf dem Kremsierer Reichstag erarbeitet wurde jedoch nie in Kraft trat Er weist im Gegensatz zu seinem Vorganger der Pillersdorfschen Verfassung moderne verfassungsrechtliche Prinzipien auf und reprasentiert den Hoch Konstitutionalismus Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Bestandteile 3 Folgen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenNachdem am 15 Mai 1848 die Pillersdorfsche Verfassung zum Provisorium erklart wurde trat der im Juli gewahlte Reichstag 1 der jetzt nur noch aus einer Kammer dem Abgeordnetenhaus bestand zum ersten Mal in Wien zusammen um eine neue Verfassung auszuarbeiten Da es noch immer Unruhen in Ungarn gab sandte der damalige Kriegsminister Theodor Graf Baillet de Latour Truppen nach Ungarn um die dortigen kroatischen Adligen um Ban Jelacic beim Niederschlagen des Aufstandes zu unterstutzen Die mit den Ungarn sympathisierenden Arbeiter und Studenten versuchten den Abmarsch zu verhindern was schliesslich in die Wiener Oktoberrevolution mundete Das Kriegsministerium wurde gesturmt und de Latour ermordet indem er von der Menge gelyncht und anschliessend an einer Strassenlaterne erhangt wurde Der Kaiser und die Regierung flohen nach Olmutz einer Stadt in Mahren der Reichstag sah sich durch diese Geschehnisse gezwungen seinen Sitz nach Kremsier einer nahegelegenen Stadt zu verlegen Dort beriet sich der Verfassungsausschuss in zwei getrennten Abteilungen uber den Grundrechtskatalog und die ubrigen Teile der Verfassung die zusammen den Kremsierer Entwurf bildeten Bestandteile BearbeitenDer Kremsierer Entwurf war fur die damalige Zeit sehr fortschrittlich und basierte im Gegensatz zu seinem Vorganger der Pillersdorfschen Verfassung und seinem Nachfolger der oktroyierten Marzverfassung auf der Volkssouveranitat und der Gewaltenteilung in Gesetzgebung Verwaltung und Gerichtsbarkeit Durch letztere wird die Monarchische Legitimitat mit der Volkssouveranitat verbunden Trager der Staatsgewalt ist neben dem Monarchen nun auch das Volk 2 Die Verfassung sollte zunachst in den habsburgischen Erblandern jedoch zum Beispiel nicht in Ungarn und Lombardo Venetien in Kraft treten allerdings war eine Aufnahme weiterer Lander in den Reichsverband fur welchen die Konstitution gilt 6 vorgesehen 3 Auch hier sollte der Reichstag aus einem Zweikammernsystem bestehen Volkskammer LanderkammerDie Kompetenz des Reichstages umfasst samtliche Angelegenheiten soweit sie nicht den Landtagen zugeordnet sind An der Gesetzgebung sind auf Reichsebene der Kaiser und der Reichstag beteiligt auf Landesebene der Kaiser und die Land bzw Kreistage die zu bestimmten Zeiten einberufen werden mussen Legislative Das Parlament hat jetzt neben dem Recht zur Gesetzesinitiative auch ein Selbstversammlungsrecht Der Kaiser hat nur ein suspensives und kein absolutes Veto mehr das heisst er kann Gesetze auf Dauer nicht an ihrem Zustandekommen hindern es sei denn sie betreffen seine Rechtsstellung Zusammen mit dem Ministerrat bildet er die Regierung Exekutive Den Ministern obliegt allein die Leitung der Reichsregierung dabei steht ihr ein Reichsrat als Beratung zur Seite Der Kaiser ist bei der Ausubung seiner Rechte streng an die Verfassung gebunden Die Gerichtsbarkeit ist durch unabhangige Gerichte gegeben Neu hinzu kommt ein Oberstes Reichsgericht das als eine Art Verfassungsgerichtshof fungieren soll Der Grundrechtskatalog wurde erweitert als 1 der Grundrechte wurde der Satz Alle Staatsgewalten gehen vom Volke aus festgelegt allerdings musste er bei den Endberatungen wieder gestrichen werden Die Grundrechte blieben auch weiterhin Staatszielbestimmungen und keine subjektiv offentlichen Rechte Der Foderalismus trat viel starker in den Vordergrund als in der Pillersdorfschen Verfassung so wurde im Reichstag als zweite Kammer eine Landerkammer anstelle einer standischen Kammer eingerichtet Die Lander sollten ihre eigene Gesetzgebung haben und auch an der des Gesamtstaates mitwirken Somit waren sie gleichbehandelt gewesen Einer der Grunde fur den Ausbau des Foderalismus war wohl der Versuch das Nationalitatenproblem zu losen das durch die Europaische Revolution 1848 in den osterreichischen Landern stark aufkeimte zum Beispiel Risorgimento in Italien Dies sollte durch die Einteilung grosserer Lander in national einheitliche Kreise national geschlossene Wahlkreise und ein nationales Schiedsgericht erfolgen Folgen BearbeitenAm 2 Dezember 1848 dankte Kaiser Ferdinand I zugunsten seines Neffen Franz Joseph I ab da seine Ehe kinderlos geblieben war Die stark ausgepragte Volkssouveranitat und die eingeschrankten Rechte des Monarchen veranlassten Kaiser Franz Joseph I den Reichstag aufzulosen da er sich zu sehr mit den Erorterungen aus dem Gebiete der Theorie beschaftige und nicht das gesamte Kaiserreich Osterreich reprasentiere Stattdessen wurden am 4 Marz 1849 eine neue oktroyierte Verfassung sowie ein Grundrechtspatent erlassen Diese neue Verfassung verhinderte das Inkrafttreten des Kremsierer Entwurfs ubernahm jedoch samtliche Einrichtungen mit Ausnahme der Volkssouveranitat Literatur BearbeitenWilhelm Brauneder Osterreichische Verfassungsgeschichte Manz Wien 2005 10 Auflage ISBN 3 214 14875 3 Datensatz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Weblinks BearbeitenKremsierer Entwurf auf verfassungen at Abgerufen am 3 September 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Manfried Welan Erinnerung an unsere vergessene Revolution 1848 In 1933 Ein noch geteilter Erinnerungsort der im Dunkeln der Geschichte verschwindet Marz 2008 Demokratiezentrum Wien Auf Demokratiezentrum org PDF 53 kB abgerufen am 22 Oktober 2020 Allerhochstes Patent vom 25 April 1848 Verfassungs Urkunde des osterreichischen Kaiserstaates In Verfassungen Osterreichs Auf Verfassungen at abgerufen am 22 Oktober 2020 Rudolf Hoke Osterreichische und deutsche Rechtsgeschichte Grundlagen des Studiums Bohlau Wien Koln Weimar 1996 ISBN 3 205 98179 0 S 348 ff Auf Books Google de Digitalisat abgerufen am 22 Oktober 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kremsierer Entwurf amp oldid 239311756