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Ludwig Hermann 10 April 1882 in Memmingen 31 Mai 1938 war ein deutscher Chemiker und Unternehmer Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Erster Weltkrieg 1 2 1918 bis 1933 1 3 1933 bis 1938 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenHermann war Sohn eines Memminger Brauereibesitzers Er besuchte die Realschule in seiner Heimatstadt anschliessend die Oberrealschule in Augsburg 1900 begann er ein Studium der Chemie an der Technischen Hochschule Munchen wo er dem Corps Vitruvia beitrat 1902 leistete er seinen Dienst als Einjahrig Freiwilliger in einem bayerischen Feldartillerieregiment ab 1905 promovierte er uber die Trennung der Ytterbium und Erbiumerden bei Wilhelm Muthmann Seine erste Anstellung hatte er schon vorher bei den Kaliwerken Aschersleben erhalten wo er die Chloralkali Elektrolyse aufbaute 1911 wechselte er zu den Farbwerken vorm Meister Lucius und Bruning in Hochst am Main wo er ebenfalls das Elektrolyseverfahren einfuhrte und ein Verfahren zur Kompression und Verflussigung von Chlor entwickelte Erster Weltkrieg Bearbeiten Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldete Hermann sich als Kriegsfreiwilliger Wegen seiner Kenntnisse in der Chlorchemie wurde er dem 35 wurttembergischen Pionierregiment zugewiesen welches seit 1915 im Gaskrieg Chlorgas nach dem Blasverfahren einsetzte 1916 wurde er zum Hauptmann befordert und ubernahm das Kommando uber eine Gaskompanie des Regiments Hermann entwickelte im Gaskrieg Fachkompetenz und Fuhrungsfahigkeiten und zeigte keinerlei Skrupel wegen des Einsatzes chemischer Waffen Im Herbst 1917 ernannte ihn die Heeresleitung zum Kommandanten des Gasplatzes Breloh in der Luneburger Heide wo Artilleriemunition fur den Gaskrieg produziert wurde 1918 bis 1933 Bearbeiten Bei Kriegsende erlebte Hermann in Breloh die Novemberrevolution zu deren uberzeugtem Gegner er wurde Nach seiner Entlassung als Offizier ubernahm er die Leitung des Zweigwerkes der Farbwerke Hoechst in Gersthofen bei Augsburg Im April 1919 zur Zeit der Munchner Raterepublik berichtete er an die Unternehmensleitung uber Streiks und Diskussionen mit Arbeiterraten und schrieb Die Atmosphare ist etwas freier von bolschewistischen Bazillen dadurch dass die Arbeiterschaft in Augsburg am Sonntag in einer Massenversammlung die Raterepublik abgelehnt hat Wahrend der Weimarer Republik war Hermann Anhanger der DNVP Zwischen 1919 und 1929 liess Hermann das Werk Gersthofen grundlegend modernisieren und zahlreiche neue Produkte einfuhren Er war auch an der Ubernahme einer Beteiligung von 50 an der Wacker Chemie durch die Farbwerke Hoechst beteiligt Nachdem die Farbwerke Hoechst 1925 mit anderen Chemieunternehmen zur I G Farbenindustrie fusioniert hatten gehorte Hermann zum Fuhrungsnachwuchs des neuen Unternehmens 1930 wechselte er als Leiter der Indigo Abteilung nach Hochst Am 1 Januar 1933 ubernahm er als Nachfolger Paul Dudens die Leitung des Werkes Hochst und der Betriebsgemeinschaft Mittelrhein und ruckten in den Vorstand auf 1933 bis 1938 Bearbeiten Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 wurde Hermann zum glaubigen Anhanger Adolf Hitlers den er als Geschenk der Vorsehung verehrte und in dem er seine Ideale des soldatischen Geistes aus dem Weltkrieg und der Volksgemeinschaft reprasentiert sah Unter Hermanns Fuhrung vollzog sich die rasche Gleichschaltung des Werkes in dem vor 1933 die NSDAP nur wenige Anhanger gehabt hatte Zum 1 August 1935 durfte er trotz der damals bestehenden Aufnahmesperre mit Sondererlaubnis des Gauleiters Jakob Sprenger in die NSDAP eintreten Mitgliedsnummer 3 698 808 1 Im Gegensatz zu anderen Fuhrungskraften der I G Farben war Hermann allerdings kein bedingungsloser Opportunist Als glaubiger Protestant lehnte er den nationalsozialistischen Antisemitismus ab und knupfte eine Spende von 20 000 Reichsmark fur den Bau einer evangelischen Kirche in Gersthofen an die Bedingung dass die Kirche in Gersthofen nicht in die Hande der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Glaubensbewegung fallen durfe Als bedeutende Leistung Hermanns gilt die grundlegende Modernisierung der Infrastruktur des 1863 gegrundeten Werkes Hochst das durch den planlosen Ausbau wahrend des Ersten Weltkrieges unter Ineffizienz und mangelnden Ausbaumoglichkeiten litt und wahrend der ersten Jahre der I G Farben zahlreiche Produktions und Forschungseinrichtungen an andere Standorte verloren hatte Die Modernisierung dauerte bis 1939 und stand unter der Leitung seines Stellvertreters und Chefingenieurs Friedrich Jahne Dazu gehorte die grosszugige Anlage neuer Strassen und Erweiterungsflachen die Reorganisation des Werksbahnnetzes und der Aufbau einer zentralen Strom und Dampfversorgung anstelle der fruheren kleinen Kraftwerke und Transmissionsantriebe Zwischen 1932 und 1939 wurden jahrlich rund 10 Millionen Reichsmark investiert 1936 erkrankte Hermann an Kehlkopfkrebs Bei der Feier zum 75 jahrigen Jubilaum des Werkes im Januar 1938 konnte er kaum noch sprechen doch blieb er bis zu seinem Tod fur sein Werk engagiert Karl Winnacker berichtete in seinen Memoiren dass Hermann ihm noch wenige Tage vor seinem Tod am 31 Mai 1938 die Anschaffung eines damals neu entwickelten Elektronenmikroskopes fur die verfahrenstechnische Abteilung genehmigte Das Gerat wurde in den 1950er Jahren dem Deutschen Museum ubergeben In Gersthofen ist eine Strasse nach Ludwig Hermann benannt Literatur BearbeitenHans Walter Flemming Hermann Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 8 Duncker amp Humblot Berlin 1969 ISBN 3 428 00189 3 S 664 Digitalisat Stephan Lindner Hochst Ein I G Farben Werk im Dritten Reich Verlag C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 52959 3 S 81 97 Einzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 15161120Normdaten Person GND 116739681 lobid OGND AKS VIAF 67224903 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hermann LudwigKURZBESCHREIBUNG deutscher Chemiker und UnternehmerGEBURTSDATUM 10 April 1882GEBURTSORT MemmingenSTERBEDATUM 31 Mai 1938 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Hermann Chemiker amp oldid 234857968