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Louise Weiss 25 Januar 1893 in Arras 26 Mai 1983 in Paris war eine franzosische Politikerin Schriftstellerin Journalistin und Feministin Sie engagierte sich fur internationale Zusammenarbeit europaische Integration Frieden und Frauenrechte Weiss war von 1979 bis zu ihrem Tod Mitglied des Europaischen Parlaments Louise Weiss 1935 inmitten von Pariser SuffragettenInhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Ausbildung 1 2 Zwischenkriegszeit Journalistische Karriere und Engagement fur Europa 1 3 Frauenrechtlerin 1 4 Zweiter Weltkrieg 1 5 Nachkriegszeit Konflikt und Friedensforschung Politik Reiseberichte 1 6 Europaisches Parlament 2 Werke 2 1 Deutsche Ausgaben 3 Ehrungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Ausbildung Bearbeiten Louise Weiss stammte aus einer Elsasser Familie Die Vorfahren ihrer judischen Mutter Jeanne Javal stammten aus dem elsassischen Stadtchen Seppois le Bas Niedersept und hatten auch deutsche und bohmische Wurzeln 1 Ihr Grossvater war der Augenarzt Emile Javal Begrunder der Orthoptik Ihr Vater der Ingenieur Paul Louis Weiss war ein elsassischer Protestant der nach der deutschen Annexion von Elsass Lothringen 1871 nach Paris zog wo er zum Generalinspekteur der Steinbruche Professor an der Bergbauhochschule Ecole des mines de Paris und Prasident der Bank Union des Mines aufstieg Louise Weiss hatte funf jungere Geschwister eine ihrer Schwestern war die spatere Kinderarztin und Psychoanalytikerin Jenny Aubry Weiss wuchs in Paris auf wo sie das Lycee Moliere besuchte Gefordert von ihrer Mutter und gegen den Willen des Vaters liess sie sich am College Sevigne zur Lehrerin ausbilden und erhielt mit 21 Jahren die Agregation Lehrbefugnis fur hohere Schulen im Fach lettres Sprachen und Literatur 2 Fur ein paar Monate studierte sie auch an der Lady Margaret Hall der Universitat Oxford Wahrend des Ersten Weltkriegs arbeitete sie als Krankenschwester und grundete ein kleines Krankenhaus fur verwundete Soldaten im bretonischen Saint Quay Portrieux 3 Zwischenkriegszeit Journalistische Karriere und Engagement fur Europa Bearbeiten Wahrend des Krieges veroffentlichte sie unter dem mannlichen Pseudonym Louis Lefranc erste Pressearbeiten In Paris kam sie 1916 in Kontakt mit tschechoslowakischen Exilanten wie Edvard Benes Tomas Garrigue Masaryk und Milan Rastislav Stefanik ihrer ersten grossen Liebe 2 1918 war sie Mitbegrunderin der Wochenzeitschrift L Europe nouvelle Sie berichtete von der Pariser Friedenskonferenz 1919 und nahm als Journalistin an der Unterzeichnung des Versailler Vertrags teil Im Auftrag der Zeitung L Information reiste sie anschliessend durch Mitteleuropa und schrieb Berichte aus Prag wo sie den inzwischen zum Staatsprasidenten gewahlten Masaryk besuchte Budapest Warschau Wien und Lemberg Fur die Zeitung Le Petit Parisien war sie 1921 funf Wochen als Sonderberichterstatterin in Sowjetrussland wo sie u a Maxim Gorki Lew Kamenew Karl Radek Stalin und Trotzki interviewte 3 Von 1922 bis 1934 war Weiss Herausgeberin von L Europe nouvelle Das Blatt spielte in dieser Zeit eine wichtige Rolle in wirtschaftlichen und politischen Debatten veroffentlichte aber auch literarische Texte u a von Guillaume Apollinaire Georges Duhamel und Pierre Drieu la Rochelle 2 Aristide Briand Rudolf Breitscheid Thomas Mann Gustav Stresemann und sogar Benito Mussolini gehorten ebenfalls zu den Autoren 3 An der Seite Briands der in den 1920er Jahren mehrmals Premierminister und bis 1932 Aussenminister Frankreichs war setzte sich Weiss fur die Vertrage von Locarno 1925 den Briand Kellogg Pakt zur Achtung des Krieges 1928 und das 1929 beim Volkerbund vorgestellte Projekt einer Europaischen Union ein 4 Weiss bezeichnete den Wegbereiter der deutsch franzosischen Annaherung zwischen den Weltkriegen als Friedenspilger wahrend dieser seine wichtige Mitarbeiterin meine gute Louise nannte Weiss grundete 1930 die Ecole de la Paix Schule des Friedens ein privates Institut fur internationale Beziehungen das Staatsmanner und Intellektuelle zu Vortragen und Diskussionen an die Pariser Sorbonne einlud 5 Mit der Machtubernahme durch die Nationalsozialisten in Deutschland geriet die Moglichkeit eines vereinten Europas vorerst ausser Sicht Weiss heiratete 1934 den Pariser Architekten Jose Imbert von dem sie sich 1936 wieder scheiden liess Frauenrechtlerin Bearbeiten nbsp Inoffizieller Wahlzettel von 19351934 grundete sie mit Cecile Brunsvicg die Vereinigung La femme nouvelle Die neue Frau die die Starkung der Rolle der Frauen im offentlichen Leben und das Frauenwahlrecht anstrebte das in Frankreich erst 1944 eingefuhrt wurde Sie organisierte Suffragetten Kommandos demonstrierte und liess sich mit anderen Frauen in Paris an eine Laterne anketten 1935 klagte sie ohne Erfolg vor dem franzosischen Conseil d Etat gegen die Wahlunfahigkeit der Frauen Daraufhin kandidierte sie symbolisch bei der Kommunalwahl 1935 im Pariser Bezirk Montmartre und sammelte rund 18 000 Stimmen in zu Wahlurnen umfunktionierten Hutschachteln 5 Beim Finale des Coupe de France 1935 36 liessen sie und ihre Mitstreiterinnen im Stade Olympique Yves du Manoir rote Luftballons mit feministischen Flugblattern fliegen Zur Parlamentswahl 1936 erklarte sie ihre Kandidatur fur das Abgeordnetenmandat des 5 Arrondissement von Paris und erhielt mehr als 14 000 Stimmen obwohl Frauen offiziell nicht wahlbar waren Der neue Premierminister Leon Blum berief im selben Jahr erstmals drei Frauen darunter Cecile Brunsvicg als Staatssekretarinnen in sein Kabinett Weiss selbst lehnte jedoch ein Regierungsamt ab da sie gewahlt nicht ernannt werden wollte und erklarte dazu dass drei Schwalben noch keinen Sommer machen 5 Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Aussenminister Georges Bonnet mit dem Weiss befreundet war ernannte sie 1938 zur Generalsekretarin des Comite des refugies das sich fur die Aufnahme politisch und rassisch Verfolgter aus Deutschland und Mitteleuropa in Frankreich einsetzte Nach der Niederlage Frankreichs im Sommer 1940 reiste sie im Auftrag des Vichy Regimes in die USA um eine Medikamentenlieferung fur franzosische Kinder zu organisieren Dem Aufruf Charles de Gaulles vom 18 Juni 1940 schenkte sie zunachst ebenso wenig Beachtung wie dem Angebot Jean Monnets mit ihr das Land zu verlassen 5 Mithilfe des reformierten Theologen Wilfred Monod bekam sie eine Bescheinigung nicht der judischen Rasse anzugehoren und konnte in Frankreich bleiben 6 Weiss gab nach dem Krieg an Mitglied des Resistance Netzwerks Patriam Recuperare sowie Mitbegrunderin und Redakteurin der Untergrundzeitung La Nouvelle Republique gewesen zu sein Mitglieder des Netzwerks bestritten dies jedoch 7 Nachkriegszeit Konflikt und Friedensforschung Politik Reiseberichte Bearbeiten Nach dem Kriegsende 1945 grundete sie zusammen mit dem Soziologen Gaston Bouthoul das franzosische Institut fur Polemologie Kriegs und Konfliktforschung dessen Generalsekretarin sie von 1964 bis 1970 Weiss und Bouthoul gaben sie die Zeitschrift Guerres et Paix Kriege und Frieden heraus 8 Fur ihren Roman La Marseillaise erhielt sie 1948 den Literaturpreis der Academie Francaise Sie trat der gaullistischen Partei Rassemblement du peuple francais RPF bei und wurde in den nationalen Parteirat gewahlt Zwischen 1946 und 1965 bereiste zahlreiche Lander des Nahen Ostens Asiens Afrikas und Nordamerikas drehte Dokumentarfilme und schrieb Reiseberichte Weiss die keine eigenen Kinder hatte adoptierte im Jahr 1951 einen 12 jahrigen Jungen 7 Sie erwog ernsthaft bei der franzosischen Prasidentschaftswahl 1969 zu kandidieren und bedauerte anschliessend dies nicht getan zu haben In den 1970er Jahren ging Weiss auf Distanz zur sogenannten Zweiten Welle des Feminismus und lehnte insbesondere das Recht zum Schwangerschaftsabbruch ab 7 Sie grundete 1971 die Fondation Louise Weiss die sich die Forderung des Friedens der humanitaren Beziehungen und der europaischen Integration zum Ziel setzte 1974 75 bewarb sie sich zwei Mal erfolglos um einen Sitz in der Academie Francaise Europaisches Parlament Bearbeiten nbsp Das nach Louise Weiss benannte Hauptgebaude des Europaparlaments in StrassburgBei der ersten Europawahl 1979 wurde sie im Alter von 86 Jahren uber die gaullistische Liste Defence des interets de la France en Europe in das Europaische Parlament gewahlt Dort sass sie in der Fraktion der Europaischen Demokraten fur den Fortschritt und war Mitglied im Ausschuss fur Jugend Kultur Bildung Information und Sport 9 Bei der Konstituierung des ersten direkt gewahlten Europaischen Parlaments am 17 Juli 1979 war sie die Altersprasidentin Sie hatte das Mandat im EG Parlament bis zu ihrem Tod am 26 Mai 1983 inne 8 Werke BearbeitenPolitische Werke La Republique Tchecoslovaque 1919 Milan Stefanik Prague 1920Autobiographien Souvenirs d une enfance republicaine Paris 1937 Ce que femme veut Paris 1946 Memoires d une Europeenne Paris 1968 1976 Memoires d une Europeenne Tome Band I 1893 1919 Memoires d une Europeenne Tome Band II 1919 1934 Memoires d une Europeenne le Sacrifice du Chevalier 3 September 1939 9 Juni 1940Romane Delivrance Paris 1936 La Marseillaise T I et II Paris 1945 T III Paris 1947 Sabine Legrand Paris 1951 Dernieres Voluptes Paris 1979Theaterstucke Arthur ou les joies du suicide Sigmaringen ou les potentats du neant Le recipiendaire La patronne Adaptation des Dernieres VoluptesReiseberichte L or le camion et la croix Paris 1949 Le voyage enchante Paris 1960 Le Cachemire Les Albums des Guides Bleus Paris 1955Deutsche Ausgaben Bearbeiten Ansprachen Strassburg 17 und 18 Juli 1979 von Louise Weiss und Simone Veil Strassburg Europaisches Parlament 1979 An die Ungeborenen Brief an einen Embryo und die Antwort des Embryos ubermittelt durch Etienne Wolf fur diese Ausg wurde das Original uberarbeitet und um wesentliche Partien erganzt Louise Weiss Vorw von Helmut Schmidt Deutsch von Elmar Tophoven und Erika Tophoven Schoningh Wiesbaden Munchen Limes Verlag 1980 ISBN 3 8090 2165 2Ehrungen BearbeitenDer Neubau des europaischen Parlaments am Ufer der Ill in Strassburg tragt ihren Namen sowie in derselben Stadt ein von Fritz Beblo errichtetes Schulgebaude In Paris ist eine Strasse im 12 Arrondissement nach ihr benannt Ehrenmitglied des Oberen Universitatsrats in Strassburg Tragerin des Robert Schuman Preises Ritter 1925 Offizier 1934 Komtur 1961 und Grossoffizier 1976 der Ehrenlegion Das fruhere Gymnasium Hamm in Hamburg tragt seit 1 August 2020 den Namen Louise Weiss Gymnasium Die promotion Jahrgang 2016 17 der Ecole nationale d administration hat sich nach Louise Weiss benannt In Saverne beherbergt das Museum seit 1996 das Vermachtnis von Louise Weiss 10 Literatur BearbeitenCelia Bertin Louise Weiss Albin Michel 1999 Florence Herve Frauengeschichten Frauengesichter Band 4 trafo verlag 2003 ISBN 3 89626 423 0 150 S zahlr Abb Sem C Sutter Looting of Jewish Collections in France by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg In Judischer Buchbesitz als Raubgut Zweites Hannoversches Symposium hrsg von Regine Dehnel Frankfurt am Main 2006 S 131 134 Library of Louise Weiss Zeitschrift fur Bibliothekswesen und Bibliographie Sonderheft 88 A von Oertzen Louise Weiss Der erste weibliche Herausgeber einer internationalen Revue In Die Frauen Illustrierte Nr 3 1928 S 4 zlb de mit Portratfoto Weblinks BearbeitenFranzosische Biografie Das Louise Weiss Museum im Rohan Schloss Louise Weiss in der Abgeordneten Datenbank des Europaischen Parlaments Louise Weiss Europaerin Une femme pour l Europe YouTube Dokumentarfilm von Jacques Malaterre in der Arte Reihe Vergissmeinnicht 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Charles Reich Louise Weiss 1893 1983 Site du Judaisme d Alsace et de Lorraine judaisme sdv fr a b c Philippe Perchoc Louise Weiss Kampferin fur die Freiheit PDF 9 1 MB Geschichtsreihe der Europaischen Union Wissenschaftlicher Dienst des Europaischen Parlaments November 2019 S 2 a b c David S Newhall Weiss Louise 1893 1983 In Women in World History A Biographical Encyclopedia Philippe Perchoc Louise Weiss Kampferin fur die Freiheit Geschichtsreihe der Europaischen Union Wissenschaftlicher Dienst des Europaischen Parlaments November 2019 S 3 a b c d Philippe Perchoc Louise Weiss Kampferin fur die Freiheit Geschichtsreihe der Europaischen Union Wissenschaftlicher Dienst des Europaischen Parlaments November 2019 S 4 Celia Bertin Louise Weiss Albin Michel 1999 a b c Jean Yves Le Naour Louise Weiss La grand mere de l Europe In Les oublies de l Histoire Flammarion 2015 a b Philippe Perchoc Louise Weiss Kampferin fur die Freiheit Geschichtsreihe der Europaischen Union Wissenschaftlicher Dienst des Europaischen Parlaments November 2019 S 5 Louise Weiss in der Abgeordneten Datenbank des Europaischen Parlaments Section Louise Weiss In Website von Saverne 2017 abgerufen am 14 Dezember 2022 franzosisch Normdaten Person GND 119102005 lobid OGND AKS LCCN n50022744 VIAF 99866914 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Weiss LouiseKURZBESCHREIBUNG franzosische Europapolitikerin MdEP Journalistin Schriftstellerin und FeministinGEBURTSDATUM 25 Januar 1893GEBURTSORT ArrasSTERBEDATUM 26 Mai 1983STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Louise Weiss amp oldid 236499943