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Die als Libysches Wustenglas kurz auch LDG von englisch Libyan Desert Glass oder LDS G englisch Libyan Desert Silica Glass bekannten amorphen Quarzglaser werden im Sudwesten des grossen Sandsees gefunden der sich von Libyen nach Agypten erstreckt Libysches Wustenglas Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Historie 3 Eigenschaften und Beschreibung 4 Vorkommen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung Bearbeiten nbsp Fundverteilung des LDG nach Clayton Spencer 1933Meist wird davon ausgegangen dass die Glaser mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Einschlag eines Meteoriten entstanden seien der vor etwa 28 bis 30 Millionen Jahren in Nordafrika niedergegangen sein soll Bei hohem Druck und Temperaturen wurde der damals oberflachlich anstehende Sandstein aufgeschmolzen und die flussige Schmelze fortgeschleudert Bei rascher Abkuhlung in der Flugphase konnte so Glas entstehen Ein Einschlagskrater wurde bisher aber nicht gefunden Das Wustenglas besteht zu 98 aus Lechatelierit einem naturlichen Quarzglas Es konnten Einschlusse von Baddeleyit der bei Temperaturen von uber 1700 C aus Zirkonsand entsteht sowie Spuren des Meteoriten bis zu 0 5 nachgewiesen werden was eine ebenfalls diskutierte Entstehung als Ablagerung eines mit gelostem Siliziumdioxid angereicherten Sees ausschliesst Das Wustenglas wird haufig den Impaktglasern zugerechnet doch bereitet eine solche Zuordnung insofern Schwierigkeiten als Impaktglaser definitionsgemass zu den proximalen Impaktiten gehoren die sich in der unmittelbaren Umgebung des Einschlagsorts finden 1 ein solcher aber bisher nicht aufgefunden wurde Von den Tektiten als distalen Impaktgesteinen die entfernt vom Einschlagsort auftreten unterscheidet es sich wiederum durch einen bis zu 30 mal hoheren Gehalt an Wassereinschlussen von bis zu 0 16 Eine alternative Theorie schlagt vor dass durch eine hydrovulkanische Explosion SiO2 Gel an die Erdoberflache gelangte Vulkanische Aktivitaten wie sie von den Clayton Kratern bekannt sind sind in weiten Teilen der nordostlichen Sahara belegt Gegen diese Theorie spricht jedoch das zuweilen im LDG enthaltene Meteoritenmaterial Eine weitere Theorie besagt dass die Glaser bei einem Airburst entstanden sein sollen wobei dieser Airburst durch die atmospharische Explosion eines kosmischen Einschlagskorpers ausgelost wurde Ein solches Ereignis ware vergleichbar mit dem Tunguska Ereignis aber mit wesentlich hoherer Energiefreisetzung es werden bis zu 1020 J angenommen 2 Diese Energie hatte ausgereicht oberflachennahe Gesteine und Sand zu schmelzen ohne dass dabei ein Krater erzeugt worden ware Historie Bearbeiten nbsp Skarabaus aus LDG im Zentrum des Pektorals von TutanchamunDas libysche Wustenglas wurde schon in der Jungsteinzeit als Werkzeug oder als Pfeilspitze genutzt ein zwolf Zentimeter langer Faustkeil aus dieser Epoche wird u a im Pariser Museum national d histoire naturelle ausgestellt Das relativ unspektakulare Aussere des seltenen Minerals fuhrte im Laufe der Zeit immer wieder zu Verwechslungen mit herkommlichem Glas oder Keramiken Howard Carter hielt 1922 das Material des Skarabaus im Pektoral des Pharaos Tutanchamun Carter Fundnummer 267d Agyptisches Museum Inv Nr JE 61884 noch fur Chalcedon eine Quarzart Es waren die englischen Geologen Patrick A Clayton und Leonard James Spencer die 1932 LDSG erstmals wissenschaftlich erfassten grossere Mengen sammelten und die Untersuchungsergebnisse 1933 publizierten 1998 gelang schliesslich dem italienischen Mineralogen Vincenzo de Michele mittels einer Refraktometer Untersuchung der Nachweis dass auch der Skarabaus des Tutanchamun Pektorals ein geschliffenes Stuck des libyschen Wustenglases ist Eigenschaften und Beschreibung BearbeitenDie Farbe des Libyschen Wustenglases variiert von hellgelb honiggelb grungelb milchig weiss bis schwarzgrau An der Erdoberflache gefundene Exemplare sind oft vom Wustensand poliert Windschliff in der Erde steckende hingegen zerfressen und matt Die Harte nach Mohs betragt 6 bis 7 die Dichte liegt bei 2 2 g cm der Bruch ist muschelig und die Schmelztemperatur liegt bei ca 1700 C Chemische Zusammensetzung 97 92 SiO2 1 37 Al2O3 0 02 K2O 0 37 FeO 0 05 MgO 0 21 CaO 0 26 Na2O3 0 19 TiO2Vorkommen BearbeitenDas Streugebiet in der libysch agyptischen Wuste umfasst etwa 6500 km und liegt zwischen dem grossen Sandsee nahe der Oase Kufra im Sudwesten Agyptens und dem Gilf el Kebir Plateau im agyptisch libyschen Grenzgebiet das teilweise militarisches Sperrgebiet ist Wanderdunen geben dort immer wieder einzelne Exemplare des Wustenglases frei Das Gesamtvorkommen wird auf etwa 1400 Tonnen geschatzt Literatur BearbeitenPatrick A Clayton Leonard James Spencer Silica Glass from the Libyan Desert Vortrag vom 9 November 1933 In Mineralogical Magazine Band 23 1934 Nr 144 S 501 508 Volltext online Guy Heinen Tektite Zeugen kosmischer Katastrophen Eigenverlag Luxemburg 1997 Inhaltsangabe Vincenzo de Michele Hrsg Proceedings of the Silica 96 Meeting on Libyan Desert Glass and related desert events Juli 18 1996 Bologna Edizioni Pyramids Mailand 1997 Inhaltsangabe Vincenzo de Michele The Libyan Desert Glass scarab in Tutankhamen s pectoral In Sahara preistoria e storia del Sahara Band 10 1998 ISSN 1120 5679 S 107 109 Jeasn Jaques Sers Ver libyque In Theodore Monod Hrsg Desert libyque Editions Arthaud Paris 1994 ISBN 2 7003 1023 3 S 187 197 Weblinks BearbeitenWustenglas und die Krater der Ostsahara von Reinhart Mazur The non impact origin of the Libyan Desert Glass LDG von Norbert Brugge Das Tutanchamun Pektoral Wiener Zeitung Glas aus dem Sandsee Memento vom 19 April 2005 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten D Fettes J Desmons Hrsg Metamorphic Rocks A Classification and Glossary of Terms 2 Auflage Cambridge University Press Cambridge 2011 ISBN 978 0 521 33618 5 S 82 92 John T Wasson Large Aerial Bursts An Important Class of Terrestrial Accretionary Events In Astrobiology Band 3 Nr 1 2003 S 163 179 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Libysches Wustenglas amp oldid 230053359