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Die Lex Romana Visigothorum Romisches Gesetzbuch der Westgoten von 506 auch Breviarium Alarici anum Brevier des Alarich genannt war eine bedeutende Zusammenstellung von Kaisererlassen und juristischen Erlauterungen Die Lex Romana Visigothorum stellt eine Summe des westromischen Vulgarrechts dar und hatte eine bis in das Hochmittelalter reichende Wirkungsgeschichte in Sudwesteuropa Eine Handschrift der Lex Romana Visigothorum Munchen Bayerische Staatsbibliothek Clm 22501 fol 178v 6 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Inhalt 2 Wirkungsgeschichte 3 Bezeichnung 4 Quellen 5 WeblinksEntstehung und Inhalt Bearbeiten nbsp Incipit einer Handschrift der Lex Romana Visigothorum 10 11 Jahrhundert Zu Beginn des 6 Jahrhunderts wurden unter der Bezeichnung Lex im Westgotenreich Lex Romana Visigothorum und im Burgundenreich Lex Romana Burgundionum Rechtsaufzeichnungen in Form von Auszugen aus alteren juristischen Schriften zusammengestellt die weitestgehend romisches Recht enthielten und wohl allein fur die romanische und nicht mehr im eigentlichen Sinn romische Bevolkerung Gultigkeit hatten Die Gesetzeserlasse bzw Bestatigungen des bisher geltenden Rechts durften im Zusammenhang mit den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den germanischen Nachfolgereichen auf dem Boden des aufgelosten Romischen Reiches stehen als Rechtssicherungen dienten sie offenbar dazu bei der katholischen Kirche und einheimischen Bevolkerung um Unterstutzung fur die jeweilige neue Herrschaft zu werben Die Lex Romana Visigothorum wurde vom westgotischen Konig Alarich II im Jahr 506 erlassen und in dem Stadtchen Aire das erste Mal veroffentlicht Dies geschah der Form nach im in der romischen Spatantike ublichen Verfahren kaiserlicher Gesetzgebung Den gotisch herrscherlichen Ursprung wies im conmonitorium dem Vorwort lediglich die mehrfache Namensnennung des rex Alaricus als Gesetzgebungsinstanz und eines fur die Ausarbeitung des Codex zustandigen Hofbeamten des comes Goiaricus aus ein politisch souveran gewordener Westgotenkonig trat nun als Oberherr auch der romanischen Bevolkerung auf und gab ihr unter Beteiligung der Geistlichkeit und des Adels adhibitis sacerdotibus ac nobilibus viris Gesetze Im Einzelnen besteht die Lex Romana Visigothorum aus Sechzehn Bucher des Codex Theodosianus Die Novellen von Theodosius II Valentinian III und Majorian zusammengefasst in den Leges novellae Markian und Libius Severus Die auf den Institutiones des Gaius basierenden Epitome Gai Funf Bucher der Sententiae Receptae des Iulius Paulus Dreiundzwanzig Reskripte aus dem Gregorianischen Codex Zwei Reskripte aus dem Hermogenianischen Codex Ein Fragment des ersten Buchs der Responsa des Papinian Die Lex enthalt sowohl eigentliche Gesetzeserlasse als auch Erlauterungen Allen Teilen mit Ausnahme der Epitome Gai sind teils textliche teils ausfuhrliche inhaltliche Zusammenfassungen beigegeben die wohl aus dem 5 Jahrhundert stammen Der hauptsachliche rechtshistorische Wert der Lex Romana Visigothorum besteht darin dass sie die einzige Sammlung romischen Rechts ist in der die funf ersten Bucher des Codex des Theodosius und die funf Bucher der Sententiae Receptae von Julius Paulus erhalten geblieben sind Bis zur Entdeckung eines Manuskripts in der Stiftsbibliothek von Verona die den grosseren Teil der Institutiones des Gaius enthalt war sie auch die einzige Handschrift in der Teile der Arbeit dieses zentralen romischen Juristen uberliefert worden sind Wirkungsgeschichte Bearbeiten nbsp Das Westgotenreich unter Alarich II Die Wirkungsgeschichte der Lex Romana Visigothorum reicht raumlich und zeitlich uber das Westgotenreich hinaus das bis 711 in Spanien weiter existierte Zwar fiel der Reichsteil nordlich der Pyrenaen nach der Schlacht von Vouille 507 grosstenteils an die Franken doch blieb das ursprunglich allein fur die Romanen geschriebene Gesetz offensichtlich dort weiterhin im Gebrauch nun oder allmahlich mit territorialer Geltung Im Jahre 768 uber 260 Jahre nach ihrer Entstehung prufte und anerkannte Karl der Grosse die Lex Romana Visigothorum Damit wurde eine Fortdauer des Romischen Rechts in seiner vulgarisierten Form im ehemals westgotischen Teil des Frankreichs durch koniglichen Erlass garantiert Im Westgotenreich selbst war die Lex Romana Visigothorum durch die Einfuhrung der fur die ganze Bevolkerung gultigen Lex Visigothorum 654 aufgehoben worden Auf der Grundlage der Lex Romana Visigothorum entstanden vom 7 Jahrhundert bis zum 9 Jahrhundert grosstenteils im frankischen Reich mindestens zehn verschiedene Auszuge und Bearbeitungen Epitomae Breviarii nicht alle sind schon ediert Bekannt sind vor allem die Bearbeitungen aus dem lombardisch ratischen Raum die aus der ersten Halfte des 8 Jahrhunderts stammen und den Namen Lex Romana Curiensis nach der Verbreitung in Churratien das heisst im norditalienisch ostschweizerisch vorarlbergischen Raum beziehungsweise Lex Romana Utinensis nach dem Fundort Udine eines verloren gegangenen Manuskripts tragen Die im 19 Jahrhundert eingefuhrte Bezeichnung als Lex ist hier allerdings irrefuhrend Neuere Forschungen bewerten den in zwei rhatischen und einer veronesischen Handschrift sowie in zwei Mailander Fragmenten uberlieferten Text als literarische Rezeption der westgotischen Vorlage da kein gesetzgeberischer Wille zu erkennen ist Die Vorlage beeinflusste nicht das geltende ohnehin romisch gepragte Gewohnheitsrecht sondern wie inhaltliche Missdeutungen zeigen wurde vielmehr von diesem verfremdet Kultur und rechtsgeschichtlich ist die Lex Romana Visigothorum von herausragender Bedeutung Es scheint nicht zufallig zu sein dass die Rezeption des romischen Rechts im Hochmittelalter in den Gebieten von wo aus sie ihren Anfang nahm Norditalien Bologna und wohin sich zuerst verbreitete Sudfrankreich auf eine eigentlich ungebrochen romisch rechtlich beeinflusste Rechtskultur aufbauen konnte die sie dort also nicht eigentlich einfuhrte sondern vielmehr erneuerte Bezeichnung BearbeitenDie Lex Romana Visigothorum wird in einer Mitteilung des koniglichen Schreibers Anianus als Codex bezeichnet aber anders als der Codex Iustinianus aus dem die Schriften von Juristen ausgeschlossen wurden umfasst sie kaiserliche Gesetze leges und gerichtliche Abhandlungen jura Weil dem Text ein konigliches conmonitorium mit der Bestimmung vorangeht dass nur von Anianus beglaubigte Abschriften Rechtskraft haben sollten wird die Zusammenstellung des Codex von vielen Schreibern Anianus zugeeignet und dieser haufiger als Brevier des Anianus Breviarium Aniani bezeichnet Es scheint dass der Codex bei den Westgoten als Lex Romana oder Lex Theodosii bekannt war Den Namen Breviarium Alarici oder Breviarium Alaricianum erhielt er erst durch den Rechtshistoriker Tilius im 16 Jahrhundert um ihn von den lombardisch rhatischen Bearbeitungen zu unterscheiden Die erste vollstandige Ausgabe lieferte Johannes Sichard unter dem Titel Codicis Theodosiani libri XVI Basel 1528 die nachste neue und bis heute massgebliche auch was die Bezeichnung als Lex Romana Visigothorum betrifft besorgte Gustav Hanel 1849 Quellen BearbeitenGustav Hanel Lex Romana Visigothorum Teubner Berlin 1849 Nachdruck Scientia Verlag Aalen 1962 Weblinks Bearbeiten Digitalisat einer der fruhesten Handschriften Breviarium Alarici vel Lex Romana Wisigothorum Bayerische Staatsbibliothek Clm 22501 Fruher Druck Alte Ausgabe Codicis legum Wisigothorum libri XII 1579 Eintrag in Forschungsdatenbank Die lex Romana Visigothorum in der Bibliotheca legum regni Francorum manuscripta Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich Karl Ubl Universitat zu Koln Eintrag in Forschungsdatenbank Leges Visigothorum und Lex Romana Visigothorum im LegIT Projekt Digitale Erfassung und Erschliessung des volkssprachigen Wortschatzes der kontinentalwestgermanischen Leges barbarorum in einer Datenbank Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lex Romana Visigothorum amp oldid 222847628