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Leonhard Josef Hubert Drach 9 Marz 1903 in Aachen 12 Januar 1996 in Ludwigshafen am Rhein war ein deutscher Jurist und Kriegsverbrecher Wahrend der deutschen Besatzung Luxemburgs durch die Wehrmacht erwirkte er dort als Staatsanwalt zahlreiche Todesurteile Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Anklager in der Zeit des Nationalsozialismus 1 2 Anklage und Laufbahn nach dem Krieg 1 3 Die Affare Nowack 2 Weblinks 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAnklager in der Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Leonhard Drach wuchs in seiner Geburtsstadt Aachen auf und schloss dort die Schule ab anschliessend studierte er Jura in Koln und in Bonn 1928 legte er sein zweites juristisches Staatsexamen ab und war zunachst als Assessor in Aachen tatig Ab 1932 arbeitete er als Hilfsarbeiter bei der Staatsanwaltschaft in Trier und war ab April 1933 Sachbearbeiter fur Presse und politische Strafsachen Im selben Jahr trat er dem NS Rechtswahrerbund sowie der SA bei und wurde forderndes Mitglied der SS Zum 1 Mai 1933 trat er auch der NSDAP bei Mitgliedsnummer 2 041 949 1 1934 bekam er eine planmassige Anstellung als Staatsanwalt und war von 1937 bis 1940 auch Mitarbeiter im Gaurechtsamt 2 Im August 1940 wurde Drach in das deutsch besetzte Luxemburg zum Stab des Chefs der Zivilverwaltung abgeordnet sowie ab 1941 gleichzeitig Erster Staatsanwalt in Koblenz In Luxemburg war er Sachbearbeiter und Vertreter der Staatsanwaltschaft beim dortigen neu gebildeten Sondergericht und wirkte bei zahlreichen Gerichtsverfahren als Anklager mit bei denen er erfolgreich die Todesstrafe forderte Fur seine Aufbauarbeit und seine sachliche Erledigung politischer Strafverfahren wurde ihm das Kriegsverdienstkreuz 2 Klasse ohne Schwerter verliehen 2 nbsp Bekanntgabe der Todesurteile durch das Standgericht bei dem Leonhard Drach als Vertreter der Anklage mitgewirkt hatte Am 30 August 1942 wurde in Luxemburg aus Protest gegen die Zwangsrekrutierung luxemburgischer Manner in die Wehrmacht ein Generalstreik ausgerufen 20 mutmassliche Drahtzieher wurden von den deutschen Besatzern festgenommen Drach war Vertreter der Anklage und entsprechend seinen Antragen wurde von einem Standgericht unter dem Vorsitz von Gestapo Chef Fritz Hartmann uber alle Angeklagten das Todesurteil verhangt Die verurteilten Manner wurden wenig spater in der Nahe des SS Sonderlagers Hinzert durch Erschiessen hingerichtet 2 Als Anfang September 1944 Luxemburg von den Alliierten befreit wurde brachten die deutschen Behorden ihre Akten nach Trier Dort wurden im Hof des Justizgebaudes die Justizakten verbrannt die Drach zu diesem Zweck aus dem Fenster seines Buros warf 3 Anklage und Laufbahn nach dem Krieg Bearbeiten Nach dem Kriegsende wurde Drach interniert und nach Luxemburg uberfuhrt Im sogenannten Luxemburger Juristenprozess von 1948 49 und im sogenannten Standgerichtsprozess von 1951 wurde er aufgrund des Gesetzes zur Bestrafung von Kriegsverbrechern zu insgesamt 15 Jahren mit Zwangsarbeit verurteilt aber schon 1954 begnadigt 2 3 Luxemburgs Staats und Aussenminister Pierre Werner Drach wurde unter Anwendung von Menschlichkeitsmassstaben die ihm bei seiner eigenen Tatigkeit vollig fremd gewesen waren begnadigt und in seine Heimat entlassen 3 Der damalige Justizminister Victor Bodson der die Begnadigungsurkunden unterschrieben hatte formulierte es drastischer Wir haben den Dreck uber die Mosel abgeschoben 3 Nach seiner Entlassung aus der Haft in Luxemburg wurde Drach trotz Kenntnis seiner Aktivitaten in der NS Zeit sowie seiner Verurteilung in den Justizdienst des Landes Rheinland Pfalz ubernommen Zunachst war er Erster Staatsanwalt zur Wiederverwendung dann Hilfsstaatsanwalt in Frankenthal spater erhielt er die Einweisung in die fruhere Rechtsstellung als Erster Staatsanwalt und standiger Vertreter des Leiters der Staatsanwaltschaft Frankenthal 1960 wurde er zum Oberstaatsanwalt befordert 2 Die Affare Nowack Bearbeiten Im Dezember 1961 verurteilte das Landgericht Frankenthal den ehemaligen Finanzminister von Rheinland Pfalz Wilhelm Nowack wegen Untreue im Amt zu sechs Monaten Gefangnis auf Bewahrung und zu 2000 Mark Geldstrafe Er hatte 1955 als Aufsichtsratsvorsitzender der uberwiegend landeseigenen Frankenthaler Schnellpressenfabrik mitentschieden dass 50 Jungaktien weit unter Kurs an bewahrte Mitarbeiter verkauft wurden Nowack selbst hatte 20 Anteile erworben und der Kultusminister von Rheinland Pfalz Eduard Orth 16 Anteile erhalten Anklagevertreter in diesem Prozess war Leonhard Drach 4 Nachdem Drach eine zweite Anklage dieses Mal wegen Meineids gegen Nowack erhoben hatte besorgte sich Nowack der sich ohnehin zu Unrecht verurteilt fuhlte weiteres Material in Luxemburg unter anderem durch den ehemaligen Minister Bodson 3 und schrieb einen offenen Brief an die Frankfurter Neue Presse Man hat sich nicht entblodet ausgerechnet diesen notorischen Helfershelfer nationalsozialistischer Terrorjustiz zum Anklager gegen mich zu machen Die Justiz habe diesen Leon Drach wieder in den Kreis ihrer Richter und Staatsanwalte eingereiht so als ob nichts oder schlimmstenfalls ein pensionsfahiges Kavaliervergehen vorlage Nowack Ich lehne es ab mich von einem Kriegsverbrecher anklagen zu lassen 3 Wahrscheinlich hatte Nowack allerdings schon wesentlich fruher Kenntnis von Drachs Vergangenheit war doch sein Verteidiger Edmund Dondelinger ebenfalls in einem Luxemburger Kriegsverbrecher Prozess verurteilt worden und hatte mit Drach gemeinsam in Untersuchungshaft gesessen 3 Der rheinland pfalzische Justizminister Fritz Schneider nahm Leonhard Drach in Schutz und verteidigte die Entscheidung seiner Behorde diesen wieder eingestellt zu haben Zwar sei dieser verurteilt worden doch habe er die Strafe abgebusst und sei begnadigt worden Die Zeit berichtete Indessen so fugte Schneider hinzu sei Drach aus diesen Strafen wegen begangener Kriegsverbrechen kein Vorwurf zu machen Ein Spruchkammerverfahren habe namlich ergeben dass er im guten Glauben an die Rechtmassigkeit seines Verhaltens gehandelt habe Gegen Drachs Wiedereinstellung in den Justizdienst hatten sich deshalb keine Bedenken ergeben 4 Der Vorsitzende der CDU Fraktion im rheinland pfalzischen Landtag Helmut Kohl war der Meinung der Geist der Entnazifizierung konne nicht standig heraufbeschworen werden Wenn es nicht gelingt die Generation die einst das Dritte Reich getragen hat in die Demokratie einzugliedern wird es nie eine lebendige Demokratie geben Die Zeit nannte diese Ausserung peinlich 4 Der luxemburgische Aussenminister Werner hingegen erklarte Der 62 jahrige Oberstaatsanwalt Leo Drach sei ein Kriegsverbrecher Seine Ehrenrettung durch den Mainzer Justizminister stellt eine vollige Verkennung der unmenschlichen Verfolgungsmassnahmen dar die wahrend des Krieges in Luxemburg ergriffen wurden 4 In einem Interview nannte der ehemalige Justizminister und nunmehrige Parlamentsprasident Bodson Leonhard Drach den schlimmsten Anklager wahrend des Krieges in Luxemburg Dieser habe schon wegen belangloser Delikte die Todesstrafe gefordert Er selbst habe Drach 1954 nur aus menschlichen Rucksichten begnadigt und nicht weil er es verdient hatte 4 Nach der Aufdeckung des ganzen Sachverhalts und der Einsetzung eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses wurde Leonhard Drach auf eigenen Antrag hin zum 30 April 1966 in den Ruhestand versetzt 2 Drach wurde im Braunbuch der DDR aufgefuhrt 5 Im hohen Alter wurde er in einem Video interviewt in dem er sagte Ich habe nur nach Recht und Gesetz gehandelt 6 Weblinks BearbeitenLeonhard Drach in der Rheinland Pfalzischen Personendatenbank Lob im September In Der Spiegel Nr 19 1965 online Einzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 6770539 a b c d e f Drach Leonhard Josef Hubert 1903 1996 in der Rheinland Pfalzischen Personendatenbank abgerufen am 16 April 2016 a b c d e f g Der Fenstersturz In Der Spiegel Nr 6 1965 online a b c d e L F Mainz Ein Anklager wird angeklagt In zeit de 5 Februar 1965 abgerufen am 11 Juli 2015 Nationalrat der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung der DDR Hrsg Braunbuch Kriegs und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin Memento vom 19 November 2010 im Internet Archive Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik Berlin 1968 Tater im Dritten Reich Biografische Annaherungen an Manner aus der Region In gedenkstaette osthofen rlp de 19 Marz 2009 abgerufen am 12 Juli 2015 Normdaten Person GND 105120772X lobid OGND AKS VIAF 308715164 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Drach LeonhardALTERNATIVNAMEN Drach Leonhard Josef Hubert vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher JuristGEBURTSDATUM 9 Marz 1903GEBURTSORT AachenSTERBEDATUM 12 Januar 1996STERBEORT Ludwigshafen am Rhein Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leonhard Drach amp oldid 231561769