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Lenka von Koerber geb Helene Irmgard Louise von der Leyen 16 Marz 1888 in Niedeck Schramowo Gmina Zbiczno Kreis Strasburg in Westpreussen 21 Juli 1958 in Leipzig war eine deutsche Journalistin und Schriftstellerin Lenka von Koerber ca 1934 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend 1 2 Parteipolitisches Engagement 1 3 Fur eine Reform des Strafvollzugs 1 4 Engagierter Journalismus 1 5 Freundschaft mit Kathe Kollwitz 1 6 Studium des Strafvollzuges in der UdSSR 1 7 Kontakt zum antifaschistischen Widerstand 1 8 Journalistischer Alltag 1 9 Nachkriegszeit und DDR 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend Bearbeiten nbsp Lenka von der Leyen um 1905Helene Irmgard Louise von der Leyen wurde als Tochter des Rittergutbesitzers Werner von der Leyen aus der Seidenweberfamilie von der Leyen und Hildegard Hermes geboren Zusammen mit ihren beiden alteren Geschwistern Elisabeth und Reinhard bekam sie sehr guten Hausunterricht der sie ohne weiteres befahigte die Aufnahmeprufung fur die Hohere Tochterschule in Graudenz 1 zu bestehen Zu Besuch bei ihren Berliner Cousinen Else Ruth und Margarete von der Leyen erlebte sie dass Frauen gebildet selbststandig und sogar berufstatig sein konnten Else war eine der ersten Arztinnen in Deutschland Es war nicht nur der vorubergehende Eindruck des Besuches sondern auch der weitere Kontakt mit ihren Cousinen der Lenka Alternativen zum vorgezeichneten Lebensweg aufzeigten Wahrend es ihrem Bruder verweigert wurde seinen Wunschberuf Lehrer zu ergreifen und er eine Militarlaufbahn einschlug und ihre musikalisch begabte Schwester den Wunsch nach einem Musikstudium zugunsten einer Ehe mit einem Gutsbesitzer aufgeben musste gelang es Lenka sich durchzusetzen und Malunterricht bei Dora Hitz in Berlin zu nehmen Diese Art von Malklassen war die einzige Moglichkeit eines Malstudiums fur Frauen da der Unterricht an der Kunstakademie nur Mannern vorbehalten war In Berlin verlobte sie sich heimlich mit ihrem spateren Ehemann Egbert von Koerber den sie bereits aus Westpreussen kannte Auch Egbert stellte sich gegen die Plane seiner Familie und ergriff den nicht standesgemassen Beruf eines Kaufmannes daruber hinaus verliess er die protestantische Staatskirche und engagierte sich in der Christian Science Beide planten nach dem Abschluss des Malstudiums bzw der Kaufmannslehre nach England auszuwandern Im Januar 1914 heirateten Lenka und Egbert und reisten unmittelbar danach nach London Wenige Monate spater nach Kriegsbeginn wurden sie in Grossbritannien zu feindlichen Auslandern Egbert wurde sofort mit einem Schiff nach Deutschland deportiert Lenka folgte ihm kurz darauf mit einem Schiff fur die Ehefrauen und Kinder Wahrend Egbert seinen Militardienst antrat brachte Lenka in Leipzig in der gemeinsam angemieteten Wohnung ihren Sohn Heribert zur Welt Lenkas Bruder Reinhard fiel bereits kurz nach Kriegsbeginn ihr Mann Egbert erhielt 1916 in der Schlacht an der Somme einen Lungendurchschuss und starb kurze Zeit spater Mit Kriegsende Inflation und der Neuordnung Europas verlor Lenka von Koerber ihr gesamtes Vermogen und Erbanspruche und stand nun als alleinerziehende Mutter fast mittellos dar Parteipolitisches Engagement Bearbeiten Nach dem Ersten Weltkrieg schloss sich Lenka von Koerber der Friedensbewegung an und war von 1918 bis 1930 uberaus aktives Mitglied der liberalen Deutschen Demokratischen Partei DDP Sie wurde Mitglied im Hauptausschuss der Berliner Organisation im Besetzungsausschuss und im Schul und Bildungsausschuss Nach der Vereinigung des DDP mit der Volksnationale Reichsvereinigung verliess sie wie der gesamte linke Flugel die DDP Trotz ihres starken sozialen Engagements wurde sie auch spater nie Mitglied einer anderen Partei Fur eine Reform des Strafvollzugs Bearbeiten Als die Weimarer Verfassung 1919 den Frauen die formale Gleichberechtigung brachte war sie eine der ersten die Schoffin und Geschworene wurde 2 Lenka von Koerber war als ehrenamtliche Bewahrungshelferin tatig und trat fur eine grundlegende Reform des Strafvollzugs ein Ihre Erfahrungen in der Gefangenenfursorge publizierte sie in Zeitungsartikeln und Buchern Die literarischen Schwachen der autodidaktischen Schriftstellerin Lenka von Koerber und ihr damaliger Glaube an den Reformwillen im deutschen Strafvollzug brachten ihr eine scharfe Kritik von Kurt Tucholsky an ihrem Buch Menschen im Zuchthaus ein der ihr eine burgerlich distanzierte Sichtweise vorwarf 3 Es spricht vieles dafur dass sie diese Kritik ernst genommen hat Ihre spateren Veroffentlichungen zeigen noch mehr Empathie mit den Gefangenen Lenka besuchte bei ihren Recherchen zahlreiche Haftanstalten uberall in Deutschland in Hamburg Munchen Berlin und Leipzig Engagierter Journalismus Bearbeiten 1924 reiste Lenka von Koerber wahrscheinlich im Auftrag der DDP nach Paris zum Frauenwahlrechtskongress Dort lernte sie eine judische Augenarztin kennen die sie einlud nach Palastina zu kommen um dort die Kibbuz Bewegung und die Umsetzung der Gleichberechtigung der Frauen in diesem Zukunftsprojekt kennen zu lernen Lenka kaufte sich ihre erste Fotokamera lernte das Fotografieren brachte ihren Sohn bei Verwandten unter und reiste nach Palastina Von dort aus schrieb sie Zeitungsartikel und illustrierte diese mit eigenen Fotos Der Journalismus und die Fotografie wurde von nun an ihr Lebensunterhalt entsprach aber auch ihrer Offenheit gegenuber Neuem Grundliche Recherche und eigene Anschauung pragen ihre journalistischen Arbeiten nbsp 1928 von K Kollwitz gestalteter SchutzumschlagFreundschaft mit Kathe Kollwitz Bearbeiten In der Druckvorbereitung fur ihr neues Buch Meine Erlebnisse unter Strafgefangenen kontaktierte Lenka 1927 die Malerin und Bildhauerin Kathe Kollwitz und bat sie darum den Schutzumschlag zu gestalten Den ersten Kontakt mit dem Werk von Kathe Kollwitz hatte Lenka moglicherweise wahrend des Unterrichtes in der Malschule von Dora Hitz die mit Kathe Kollwitz befreundet war Kathe Kollwitz sagte zu bat sich aber Zeit aus da sie zu dieser Zeit zusammen mit ihrem Mann Karl Kollwitz eine Reise in die UdSSR geplant hatte von der sie allerdings offentlich nicht sprach 1928 liefert Kathe Kollwitz den Schutzumschlag und die beiden Frauen treffen sich Daraus entsteht eine intensive Freundschaft die bis zum Tod von Kathe Kollwitz 1945 anhalt Beide hatte im Ersten Weltkrieg geliebte Familienmitglieder verloren beide waren durch Ablehnung des Faschismus und des Krieges miteinander verbunden Lenka fuhrte auch immer wieder Fotoarbeiten fur Kathe Kollwitz aus Studium des Strafvollzuges in der UdSSR Bearbeiten nbsp L v Koerber besuchte Strafanstalten in der UdSSR Karte mit heutigen Staatsgrenzen nbsp Lenka von Koerber 1932 beim Essen mit Strafgefangenen in der UdSSRVon Kathe Kollwitz stammt wohl auch die Anregung fur die Reise in die UdSSR Auf jeden Fall vermittelte sie den Kontakt zu Clara Zetkin Mit Unterstutzung von Clara Zetkin und Nadeschda Konstantinowna Krupskaja erhielt Lenka von Elena Stassowa von der Roten Hilfe am 5 Mai 1932 die Einladung fur sieben Monate durch die UdSSR zu reisen um sich uber die neuen Methoden des Strafvollzugs in der Sowjetunion zu informieren Sie war die erste auslandische Journalistin die Zugang zu den Gefangenenlagern und Gefangnissen erhielt Vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen mit dem deutschen Strafvollzug war sie sehr beeindruckt von den Erfolgen bei der sozialen Wiedereingliederung von Strafgefangenen in der Sowjetunion auf der Grundlage von Methoden die durch Anton Semjonowitsch Makarenko entwickelt wurden Die Autorin besuchte ausschliesslich Gefangnisse und Kolonien fur kriminelle Straftater Den politischen Strafvollzug klammerte sie bewusst aus weil das auch in Deutschland nicht ihr Thema sei In den sechs Monaten ihrer Studienreise bereiste sie fast die gesamte UdSSR und besuchte 15 Gefangnisse und Kolonien in denen sie sich teilweise bis zu 20 Tagen aufhielt Noch 1933 ging Ernst Rowohlt das Wagnis ein ihr Buch Sowjetrussland kampft gegen das Verbrechen drucken zu lassen Das Werk wurde kurz darauf verboten und verbrannt Das Buch erschien in Ubersetzungen in Grossbritannien in der UdSSR und auch in China Ihre Schwiegermutter und ihre Schwager distanzierten sich im Zusammenhang mit dem Erscheinen des Buches in einem Brief von Lenka weil die Familie auf streng nationalem Boden steht und drohten mit Denunziation Besonders verlangten sie von ihr dass sie das Erscheinen in der UdSSR verhindert Kontakt zum antifaschistischen Widerstand Bearbeiten Lenka von Koerber hatte trotz Hausdurchsuchung und kurzer Inhaftierung durch die Gestapo aus der sie durch Eingreifen des damaligen Oberburgermeisters von Leipzig Carl Friedrich Goerdeler befreit wurde engen Kontakt zu Kreisen des Widerstandes so zu dem Kommunisten Georg Sacke Mitglied der Leipziger Widerstandsgruppe um Alfred Frank Als Georg Sacke 1935 aus der dem KZ Sachsenburg entlassen wurde bezog er weitere Intellektuelle ein Sacke vermittelte ihnen seine Erfahrungen mit dem Justiz und Gewaltapparat der Nationalsozialisten und den unmenschlichen sadistischen Taten der Nazis Zu dem Bekanntenkreis gehorten ausser der schon erwahnten Journalistin Lenka von Koerber die Professorin Dr Englander und Frau Freiin Edith Aimee Amelie von Verschuer 4 Einige dieser Treffen fanden in der Wohnung Lenka von Koerbers statt Ein Brief aus dem Nachlass des Ehepaar Sacke zeigt dass der Kontakt auch 1940 noch bestand Journalistischer Alltag Bearbeiten Wahrend ihrer lebenslangen journalistischen Tatigkeit schrieb Lenka von Koerber viele Artikel die sicherlich zu einem guten Teil auch nur dem Broterwerb dienten Ein Nachbar aus ihrem Leipziger Mietshaus beschrieb das spater so Ein Stockwerk uber uns wohnte eine bekannte Journalistin Lenka von Koerber geborene von der Leyen Die Journalistin machte mit ihrem adeligen Selbstbewusstsein fast alle Redaktionen in Leipzig als Redaktionswanze unsicher Sie fuhr in das Sowjetreich besichtigte Gefangnisse wohnte Prozessen bei und schrieb nach ihrer Ruckkehr uber den in ihren Augen humanen Strafvollzug in Russland Eine Journalistin wollte sie sich uber Wasser halten musste allerdings auch ganz andere Themen aufgreifen So machte sie die Kathe Kruse Puppen popular nachdem sie viele Interviews mit der Puppenherstellerin Kathe Kruse in ihrer Werkstatt in Bad Kosen bei Leipzig gemacht hatte Ein anderes Mal begleitete ich sie zu einer Reportage uber einen Hungerkunstler Ein Versuch sich in armer Zeit durchzuschlagen der Hungerkunstler und die Journalistin 5 Nachkriegszeit und DDR Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Lenka von Koerber Mitglied des Deutschen Schriftstellerverbandes und setzte ihre Tatigkeit als Journalistin Fotografin und Schriftstellerin in Leipzig fort wo sie 1954 ein Portrat Buch uber den Thomanerchor und deren damaligen Thomaskantor Gunther Ramin veroffentlichte 6 7 Sie engagierte sich in ihren Publikationen in der DDR fur straffallig gewordene Jugendliche und schrieb viel beachtete Bucher so etwa uber Kathe Kollwitz Werke BearbeitenMeine Erlebnisse unter Strafgefangenen Stuttgart 1928 Menschen im Zuchthaus Frankfurt Main 1930 Sowjetrussland kampft gegen das Verbrechen Berlin 1933 kurz danach verboten Sowjet Russia fights crime London 1934 nicht verboten Wir singen Bach Der Thomanerchor und sein Kantor Berlin 1954 Verirrte Jugend Berlin 1955 Agnes geht den schmalen Weg Schwerin 1956 Erlebtes mit Kathe Kollwitz Berlin 1957 Schicksal und Wandlung unveroffentlichtes Fragment einer Autobiographie Literatur BearbeitenKoerber Lenka von in Renate Wall Verbrannt verboten vergessen Kleines Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1933 bis 1945 Koln Pahl Rugenstein 1989 S 87f Koerber Lenka von in Gudrun Wedel Autobiographien von Frauen Ein Lexikon Koln Bohlau 2010 S 427f Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Lenka von Koerber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Aufsatz von Dieter Gotze in Ossietzky 11 2006 L v Koerbers Einsatz fur straffallige Jugendliche in der DDR Stadt Leipzig Leipziger Frauenportrats Deutsche Digitale Bibliothek Lenka von KoerberEinzelnachweise Bearbeiten https kpbc ukw edu pl dlibra publication 210647 edition 210238 content Dieter Gotze Archivierte Kopie Memento vom 26 Juni 2010 im Internet Archive Tucholsky Lenka von Koerber Menschen im Zuchthaus In www textlog de Abgerufen im 1 Januar 1 Volker Holzer Georg und Rosemarie Sacke Zwei Leipziger Intellektuelle und Antifaschisten Leipzig 2004 S 192 Irma und Walter Hildebrandt Leipzig auf den zweiten Blick Leipzig 1992 S 13ff DNB 574392262 DNB 452503159Normdaten Person GND 1022353799 lobid OGND AKS LCCN no00074649 NDL 00523062 VIAF 17599886 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Koerber Lenka vonALTERNATIVNAMEN Koerber Helene von wirklicher Name Leyen Helene Irmgard Louise von der Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutsche Journalistin und SchriftstellerinGEBURTSDATUM 16 Marz 1888GEBURTSORT Niedeck Gmina ZbicznoSTERBEDATUM 21 Juli 1958STERBEORT Leipzig Abgerufen von https de wikipedia org 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