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Leningradit IMA Symbol Lng 2 ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Phosphate Arsenate und Vanadate mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung PbCu3 VO4 2Cl2 1 oder in der kristallchemischen Strukturformelschreibweise PbCu3 Cl VO4 2 3 Das Mineral ist damit chemisch gesehen ein Blei Kupfer Vanadat mit zusatzlichen Chloridionen LeningraditAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1988 014 1 IMA Symbol Lng 2 Chemische Formel PbCu3 VO4 2Cl2 1 PbCu3 Cl VO4 2 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Phosphate Arsenate und VanadateSystem Nummer nach Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VII B 28 060 8 BH 65 41 05 17 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch dipyramidal 2 m2 m2 mRaumgruppe Ibam Nr 72 Vorlage Raumgruppe 72 4 Gitterparameter a 9 005 7 A b 11 046 9 A c 9 349 7 A 4 Formeleinheiten Z 4 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 4 bis 4 5 5 4 25 VHN10 180 345 6 Dichte g cm3 gemessen 4 81 berechnet 4 97 6 Spaltbarkeit vollkommen nach 010 6 Bruch Tenazitat sprodeFarbe hellrot rotlichbraun 5 im Durchlicht auch goldrot 6 Strichfarbe orangerot 5 Transparenz undurchsichtig durchsichtig in sehr dunnen KornernGlanz GlasglanzKristalloptikOptischer Charakter zweiachsig negativ 6 Leningradit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem entwickelt allerdings nur winzige grobkristalline tafelige Rhomben und Flocken bis etwa 0 3 mm Grosse sowie radialstrahlige bis kugelige Mineral Aggregate von hellroter bis rotlichbrauner Farbe mit einem glasahnlichen Glanz auf den Oberflachen Das Mineral ist im Allgemeinen undurchsichtig und nur in sehr dunnen Kornern lt 0 02 mm durchsichtig mit goldroter Farbe Auf der Strichtafel hinterlasst Leningradit einen orangeroten Strich Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Leningradit in den Fumarolenprodukten am Vulkan Tolbatschik genauer am sudwestlichen Kamm des zweiten Schlackenkegels auf der Halbinsel Kamtschatka im russischen Foderationskreis Ferner Osten Die Mineralproben mit dem neu entdeckten Mineral wurden wahrend der grossen Spalteneruption Great Fissure 1975 bis 1976 am nordlichen Durchbruch gesammelt Nach Prufung und Anerkennung des Minerals durch die International Mineralogical Association interne Eingangs Nr der IMA 1988 014 1 erfolgte die Publikation der Erstbeschreibung 1990 durch Lidija Pawlowna Wergassowa Stanislaw K Filatow T F Semenova und V V Anan yev die das Mineral nach dem damaligen Namen der Stadt Sankt Petersburg 1924 bis 1991 Leningrad benannten 7 Im Bergbaumuseum von Sankt Petersburg wurde auch das Typmaterial des Minerals unter der Sammlungs Nr 2003 1 hinterlegt 6 8 Klassifikation BearbeitenDa der Leningradit erst 1988 als eigenstandiges Mineral anerkannt wurde ist er in der seit 1977 veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VII B 28 060 In der Lapis Systematik entspricht dies der Klasse der Phosphate Arsenate und Vanadate und dort der Abteilung Wasserfreie Phosphate mit fremden Anionen F Cl O OH wo Leningradit zusammen mit Attakolith Bertossait Crimsonit Karminit Khorixasit Namibit Natropalermoit Paganoit Palermoit Peatit Y Ramikit Y und Sewardit die unbenannte Gruppe VII B 28 bildet 5 Die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 9 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Leningradit ebenfalls in die Abteilung der Phosphate usw mit zusatzlichen Anionen ohne H2O ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhaltnis der zusatzlichen Anionen zum Phosphat Arsenat beziehungsweise Vanadatkomplex so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit mittelgrossen und meist grossen Kationen OH usw RO4 1 1 zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8 BH 65 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Leningradit in die Klasse der Phosphate Arsenate und Vanadate und dort in die Abteilung der Wasserfreie Phosphate etc mit Hydroxyl oder Halogen ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 41 05 17 innerhalb der Unterabteilung Wasserfreie Phosphate etc mit Hydroxyl oder Halogen mit AB 2 XO4 Zq zu finden Chemismus BearbeitenMithilfe von 10 Mikrosondenanalysen an funf Leningradit Kornern wurde eine durchschnittliche Zusammensetzung von 32 13 PbO 32 84 CuO 0 32 ZnO 26 22 V2O5 0 49 As2O5 9 60 Cl und 2 17 O Cl2 ermittelt Unter der Annahme von 10 Anteilen O Cl entspricht dies der empirischen Formel Pb1 01 Cu2 89Zn0 05 S 2 94 V1 01As0 01 S 1 02O4 2 Cl1 90O0 10 S 2 00 die zu PbCu3 VO4 2Cl2 idealisiert wurde Kristallstruktur BearbeitenLeningradit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Ibam Raumgruppen Nr 72 Vorlage Raumgruppe 72 mit den Gitterparametern a 9 005 7 A b 11 046 9 A c 9 349 7 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Eigenschaften BearbeitenIn Wasser ist Leningradit unloslich An der Luft ist er bis 425 25 C stabil daruber hinaus zerfallt er zu Vanadinit Pb5 VO4 3Cl und einigen Nebenprodukten 7 Bildung und Fundorte BearbeitenLeningradit bildet sich als vulkanisches Sublimationsprodukt bei einer Temperatur von etwa 140 C Als Begleitminerale treten hier Anglesit Hamatit Lammerit und Tolbachit auf 6 Ausser an seiner Typlokalitat am Vulkan Tolbatschik im Fernen Osten Russlands konnte das Mineral bisher nur noch im Krennbruch einem Granit und Pegmatit Steinbruch bei Matzersdorf in der Gemeinde Saldenburg Landkreis Freyung Grafenau in Deutschland entdeckt werden Stand 2023 10 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenLidiya P Vergasova Stanislav K Filatov T F Semenova V V Anan yev Leningradite PbCu3 VO4 2Cl2 a new mineral from volcanic exhalations In Doklady Akademii Nauk SSSR Band 310 Nr 6 1990 S 1434 1437 englisch rruff info PDF 253 kB abgerufen am 27 November 2019 John Leslie Jambor David A Vanko New mineral names In American Mineralogist Band 76 1991 S 1434 1440 englisch rruff info PDF 918 kB abgerufen am 27 November 2019 Oleg I Siidra Sergey V Krivovichev Thomas Armbruster Stanislav K Filatov Igor V Pekov The crystal structure of leningradite PbCu3 VO4 2Cl2 In The Canadian Mineralogist Band 45 2007 S 445 449 doi 10 2113 gscanmin 45 3 445 englisch 2 PDF 999 kB abgerufen am 27 November 2019 Weblinks BearbeitenLeningradit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 20 Februar 2023 Leningradite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 20 Februar 2023 englisch David Barthelmy Leningradite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 2 November 2019 englisch Leningradite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 2 November 2019 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Leningradite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 2 November 2019 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 20 Februar 2023 englisch a b Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 20 Februar 2023 a b Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 460 englisch a b c Oleg I Siidra Sergey V Krivovichev Thomas Armbruster Stanislav K Filatov Igor V Pekov The crystal structure of leningradite PbCu3 VO4 2Cl2 In The Canadian Mineralogist Band 45 2007 S 445 449 doi 10 2113 gscanmin 45 3 445 englisch 1 PDF 999 kB abgerufen am 27 November 2019 a b c d Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c d e f g Leningradite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 66 kB abgerufen am 2 November 2019 a b Lidiya P Vergasova Stanislav K Filatov T F Semenova V V Anan yev Leningradite PbCu3 VO4 2Cl2 a new mineral from volcanic exhalations In Doklady Akademii Nauk SSSR Band 310 Nr 6 1990 S 1434 1437 englisch rruff info PDF 253 kB abgerufen am 27 November 2019 Catalogue of Type Mineral Specimens L PDF 70 kB In docs wixstatic com Commission on Museums IMA 12 Dezember 2018 abgerufen am 29 August 2019 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1703 kB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 2 November 2019 englisch Fundortliste fur Leningradit beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 20 Februar 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leningradit amp oldid 238999994