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Helene Lena Fischer geborene Helene Schirmann 28 Mai 1906 in Munchen 14 Oktober 1985 in Berlin war eine deutsche Kommunistin und Widerstandskampferin gegen den Nationalsozialismus In der DDR gehorte sie zeitweise dem ersten ZK der SED an bevor sie aus der SED ausgeschlossen und verurteilt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Tatigkeit im KJVD 1 2 Moskauer Jahre 1 3 Ruckkehr nach Deutschland 1 4 Fischer und die ZPKK 1 5 Bemuhungen um Rehabilitierung 2 Ehrungen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und Tatigkeit im KJVD Bearbeiten Lena Fischer wurde als Helene Schirmann als Tochter eines russisch judischen Ingenieurs am 28 Mai 1906 in Munchen geboren Sie besuchte die Hohere Tochter und Handelsschule in Zurich und arbeitete nach dem Abitur ab 1925 bei der Berliner Garantie und Kreditbank als Stenotypistin und Korrespondentin 1927 trat Fischer in den KJVD ein und ubernahm ab 1929 fur einige Zeit die ehrenamtliche Leitung der Gross Berliner Kinderorganisation des KJVD spater die Leitung des KJVD in Berlin Wedding Nachdem sie 1929 den kommunistischen Jugendfunktionar Franz Fischer geheiratet hatte war sie im Besitz der deutschen Staatsburgerschaft Die Ehe wurde im Januar 1933 bereits wieder geschieden 1930 wurde sie Mitglied der KPD Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung und dem Gang in die politische Illegalitat wurde Fischer vom ZK des KJVD im Fruhjahr 1933 beauftragt als Oberinstrukteurin die illegale Jugendarbeit in den sachsischen Bezirken aufzubauen und anzuleiten Zum Ende des Jahres 1934 nahm sie dazu auch an der Reichskonferenz des KJVD in Moskau teil auf der sie in das ZK des KJVD kooptiert wurde Ihre Arbeit in der Bank musste sie im gleichen Jahr aufgeben Am 12 April 1935 reiste Fischer zu einem Treff mit einem angeblichen Vertreter der illegalen KPD Bezirksleitung Sachsen nach Dresden Der KPD Vertreter war jedoch ein ranghoher Dresdener Gestapobeamter dem sie arglos uber zwei Stunden ausfuhrlich uber ihre Tatigkeit als Oberinstrukteurin des KJVD berichtete Nach dem Treffen in einem Cafe am Dresdener Postplatz wurde Fischer festgenommen und an den darauffolgenden Tagen verhort und schwer misshandelt Nachdem Fischer erkannt hatte wie tief die Gestapo in das illegale Netz des KJVD in Sachsen eingedrungen war empfahl sie anderen Verhafteten die ihr gegenubergestellt wurden bereits bekannte Fakten und Namen zuzugeben um ein noch tieferes Einsickern in die Strukturen des KJVD zu verhindern Im August 1936 verurteilte sie der Volksgerichtshof zu lebenslanglicher Zuchthaushaft die sie im Zuchthaus Waldheim absass Moskauer Jahre Bearbeiten Nachdem Fischers Mutter und Bruder die zu der Zeit in Moskau lebten von der Verurteilung erfuhren wandten sie sich an die Internationale Rote Hilfe und richteten ein Gesuch an die sowjetische Regierung in dem sie darum baten Fischer in einen Gefangenenaustausch mit Deutschland einzubeziehen Dieses Gesuch wurde auch von Wilhelm Pieck Walter Ulbricht Philipp Dengel und Georgi Dimitroff unterstutzt Daraufhin wurde im Fruhjahr 1937 tatsachlich dem deutschen Botschafter in Moskau Friedrich Werner Graf von der Schulenburg eine Liste mit vier Namen von in Deutschland in Haft befindlichen Personen uberreicht an deren Ausreise die Sowjetunion interessiert war Zu diesen vier Personen gehorte auch Lena Fischer Sie wurde daraufhin im Juni 1937 in die Berliner Gestapozentrale gebracht und willigte unter Verzicht auf ihre deutsche Staatsburgerschaft in den Austausch ein In der Folge traf sie am 1 August 1937 in Moskau ein In Moskau angekommen musste sie zunachst einen detaillierten Bericht uber die Umstande ihrer Verhaftung und die Verhore niederschreiben und dem Kaderchef der deutschen Sektion beim Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale Georg Muller und dem Vertreter des KJVD bei der Jugendinternationale Walter Hahnel vorlegen Die belastenden Aussagen verschwieg sie allerdings im Bericht Ruckblickend ausserte sie sich 1956 in einem Brief an Walter Ulbricht Wenn ich damals in Moskau schwieg so war es aus Angst und ich denke dass jeder der die damalige Situation kennt 1937 38 das verstehen wird Heute nach der Entlarvung Berias wird diese Angst verstandlicher doch damals sass die Angst im Nacken Fischer nahm damit auf die Zeit des Grossen Terrors Bezug der zum Zeitpunkt ihrer Ankunft in Moskau dem Hohepunkt zustrebte Schon damals erfuhr sie in Moskau dass viele ihr bekannte in die Sowjetunion gefluchtete Genossen verschwunden waren Die Uberprufung ihres Berichtes dauerte bis in den Fruhsommer 1938 Obwohl Fischer wieder mit der politischen Arbeit beginnen wollte wurde sie standig hingehalten Die Verhaftung ihres Bruders verzogerte den Einstieg in eine politische Tatigkeit erneut Erst nach einem Brief an Georgi Dimitroff den sie am 10 Mai 1938 an ihn richtete wurde sie bei der Jugendinternationale als Mitarbeiterin eingestellt Einige Zeit spater wechselte sie zur Zentral Zeitung wo sie als Stenotypistin arbeitete Nach der Verurteilung ihres Bruders musste sie diese Arbeitsstelle raumen Anschliessend arbeitete sie bis 1940 als Instrukteurin in einer Moskauer Trikotagenfabrik Ende 1939 kam es zu erneuten Befragungen von Fischer aufgrund neuer Erkenntnisse von nach Paris emigrierten KJVD Funktionaren In Auswertung dieser Erkenntnisse legte die kleine Kommission des KPD Politburos bestehend aus Walter Ulbricht Herbert Wehner und Philipp Dengel am 9 Januar 1940 fest Fischer eine Parteiruge zu erteilen Im Anschluss wurde sie als Lehrerin fur deutsche Sprache bei der Internationalen Roten Hilfe in Moskau beschaftigt Erst nach dem Uberfall Deutschlands auf die Sowjetunion durfte Fischer auch wieder propagandistisch tatig werden Bis Juni 1947 arbeitete sie als Ubersetzerin Redakteurin und Sprecherin hauptsachlich fur Jugend und Frauensendungen des Moskauer Rundfunks Wahrend dieser Tatigkeit lernte sie auch Heinrich Greif kennen der als Hauptsprecher der deutschen Sendungen fungierte Da Greifs Mutter nach seinem Tod in Lena Fischers Haushalt lebte wird angenommen dass Fischer und Heinrich Greif eine Liebesbeziehung hatten Ruckkehr nach Deutschland Bearbeiten Mitte Juni 1947 kehrte Fischer nach Berlin zuruck Sie wurde in die SED aufgenommen und war ab August 1947 als Referentin und Instrukteurin im Frauensekretariat des Zentralsekretariats beim SED Parteivorstand tatig welches von Elli Schmidt geleitet wurde Bereits uber ein Jahr vor Fischers Ruckkehr ab Februar 1946 hatte allerdings die Kaderabteilung des ZK der damals noch existierenden KPD die Dresdener KPD Bezirksleitung gebeten Fragen in Bezug zu Lena Fischer zu klaren Im Zuge der Klarung fiel dabei besonders das Verhorprotokoll des ehemaligen Gestapomannes Erich Brauns ins Gewicht der den Gefangenenaustausch trotz Verhaftung und Verurteilung bestatigte Er begrundete den Austausch mit der Wichtigkeit ihrer Person Nachdem der sachsische SED Landesvorstand mehrfach vom SED Parteivorstand bzgl der endgultigen Klarung der Angelegenheit Fischer angemahnt wurde ausserte sich der 1934 unmittelbar betroffene Hans Lauter in einer ausfuhrlichen Stellungnahme Diese Stellungnahme sowie Aussagen weiterer Mithaftlinge von Lauter wie Anni Sindermann Heinz Gronau oder Horst Jonas entlasteten Fischer In der Folge wurde sie zunachst als 1 Sekretarin der SED Kreisleitung Berlin Kopenick eingesetzt Auf dem III Deutsche Volkskongress der Ende Mai 1949 tagte und aus seiner Mitte 330 Abgeordnete fur den 2 Deutschen Volksrat wahlte wurde auch Fischer in dieses parlamentsahnliche Gremium gewahlt Auch nach der Grundung der DDR am 7 Oktober 1949 gehorte sie der sich konstituierten Provisorischen Volkskammer bis Oktober 1950 als Mitglied an Zum Ende des Jahres 1949 wechselte sie in das Sekretariat der SED Landesleitung Berlin Auf dem III Parteitag der SED im Juli 1950 wurde sie als Mitglied in das ZK der SED gewahlt Danach arbeitete Fischer im Sekretariat der SED Landesleitung Berlin und wurde bei Neuwahlen im Juli 1952 bestatigt Fischer und die ZPKK Bearbeiten Dennoch stand Fischer immer wieder im Fokus parteiinterner Ermittlungen Spatestens nach dem Rajk Prozess in Ungarn und der Affare um Noel Field nahm sich die Zentrale Parteikontrollkommission ZPKK alte Befragungen und Untersuchungen nochmals vor Im Dezember 1950 wurde Fischer von der ZPKK geladen und erneut eingehend zu den Umstanden ihrer Verhaftung den ersten Verhoren ihren Aussagen bei der Gestapo und ihrem Prozess vor dem Volksgerichtshof befragt Nach mehreren Befragungen die sich uber Monate hinzogen da Fischer auch in die Vorbereitung der III Weltfestspiele in Berlin involviert war fasste die ZPKK im August 1951 den Beschlussentwurf sie von ihren Funktionen als Mitglied des ZK der SED und im Sekretariat der SED Landesleitung Berlin zu entbinden Ihr wurden fortan nur Funktionen auf Kreisebene zugestanden Begrundet wurde der Beschluss damit dass sie durch ihre Haltung bei der Gestapo bei der Verhaftung wesentlich dazu beitrug jungere Genossen dazu zu verleiten der Gestapo einen tiefen Einblick in die Strukturen des KJVD zu geben Auch der Verrat an Hans Lauter und Maria Rott wurde ihr zugeschrieben obwohl Lauter Fischer nach ihrer Ruckkehr nach Deutschland in einem personlichen Gesprach entlastet hatte Allerdings wurde der Beschluss zunachst nicht umgesetzt Fischer verblieb in ihren Parteifunktionen bis Mitte Marz 1953 im Amt So wurde noch am 12 Marz 1953 auf der Sitzung des Sekretariats der SED Bezirksleitung Berlin beschlossen Fischer als Leiterin fur die Organisations und Aufmarschkommission zu den Feierlichkeiten am 1 Mai einzusetzen Am 17 Marz 1953 wurde jedoch auf einer umfangreichen Politburositzung gleich im zweiten Tagesordnungspunkt beschlossen im Rahmen von Massnahmen zur Abwehr feindlicher Tatigkeit in der Partei und zur Erhohung der Wachsamkeit Lena Fischer wegen Verrat vor der Gestapo aus der Partei auszuschliessen Anders als 1951 als ihre Haltung vor der Gestapo gerugt wurde und sie noch in der Partei verbleiben durfte wurde Fischer jetzt Verrat vorgeworfen und sie aus der Partei ausgeschlossen Mit gleicher Begrundung wurde auf der Sitzung auch Hans Lauter immerhin Mitglied des Sekretariats des ZK der SED aus dem ZK ausgeschlossen und von seiner Funktion als Sekretar des ZK abberufen Er blieb allerdings Parteimitglied Aufhanger war aber die Einleitung einer Untersuchung durch ZPKK uber die Verbindungen von Franz Dahlem zu Noel Field Anzumerken ist dass Fischer und Lauter nicht im Zusammenhang mit Noel Field diese Parteistrafen erhielten Allerdings wurden diese Beschlusse zunachst geheim gehalten Erst im Zusammenhang mit Dahlems Ausschluss aus dem ZK und der Entbindung von allen Parteifunktionen die auf dem 13 Plenum des ZK welches am 13 und 14 Mai 1953 stattfand bekanntgegeben wurde wurden auch die Beschlusse zu Lauter und Fischer im SED Zentralorgan Neues Deutschland veroffentlicht 1 Mit dem Beschluss zu Lena Fischer war auch ihre Verhaftung verbunden Im September 1953 wurde sie vom Bezirksgericht Rostock zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt die sie im Zuchthaus Brandenburg verbusste Nach einem Gnadenerlass von DDR Prasident Wilhelm Pieck wurde sie am 19 November 1955 aus der Haft entlassen Bemuhungen um Rehabilitierung Bearbeiten Nach ihrer Freilassung und Ruckkehr nach Ost Berlin bemuhte sich Fischer umgehend um ihre Rehabilitierung und Wiederherstellung ihrer Parteimitgliedschaft Arbeit fand sie ab dem Jahresbeginn 1956 in einem kommunalen Grosshandelsbetrieb fur Molkereierzeugnisse und Eier in Berlin Nachdem sich nach dem 20 Parteitag der KPdSU die politische Grosswetterlage innerhalb der SED gedreht hatte setzte die Partei im Fruhjahr 1956 eine Kommission zur Uberprufung von Angelegenheiten der Parteimitglieder ein Diese sollte unter den Eindrucken des 20 Parteitages die in der ersten Halfte der 1950er verhangten Parteistrafen auf ihre Rechtmassigkeit hin uberprufen Dieser Kommission gehorten weitestgehend die gleichen Mitglieder an die vorher in der Zentralen Parteikontrollkommission die Parteistrafen verhangt hatten So pruften SED Funktionare wie Herta Geffke oder Max Sens die Rechtmassigkeit ihrer einige Jahre zuvor getroffenen Entscheidungen selbst An diese Kommission wandte sich Fischer kurz nach deren Tatigkeitsaufnahme Wurde ihr Antrag auf Wiederherstellung der Parteimitgliedschaft am 14 Juni 1956 zunachst um ein Jahr zuruckgestellt beschloss die ZPKK jedoch bereits am 12 Januar 1957 die Wiederherstellung ihrer Mitgliedschaft seit dem Jahr 1930 In der Begrundung hiess es abschliessend Nach Einschatzung der ZPKK war die Verurteilung nicht gerechtfertigt und ware eine parteimassige Entscheidung ausreichend gewesen Die Rehabilitierung selbst erfolgte nichtoffentlich Fischer arbeitete anschliessend bis zu ihrer Berentung im kommunalen Grosshandel zuletzt als Direktorin der Grosshandelsgesellschaft Molkereierzeugnisse 2 Sie wurde als Verfolgte des Naziregimes anerkannt und wirkte ab 1974 als stellvertretende Vorsitzende des Kreiskomitees der Antifaschistischen Widerstandskampfer in Berlin Prenzlauer Berg In Parteiamter kehrte sie nicht wieder zuruck Diverse staatliche Ehrungen die teilweise mit Geldpramien verbunden waren konnen als Ersatz fur eine nie stattgefundene offentliche Rehabilitierung angesehen werden Hinzu kam eine uber die Jahre auch medial dokumentierte Versohnung mit der Partei die in einer Grussadresse von Berliner Parteiveteranen an den X Parteitag der SED gipfelte In der am 25 April 1981 im Neuen Deutschland veroffentlichten Botschaft ist unter den Unterzeichnern auch Fischers Name zu finden 3 Kurze Zeit spater gab es zu ihrem 75 Geburtstag auch eine offizielle Grussadresse des ZK der SED die im SED Zentralorgan abgedruckt wurde 4 Nach ihrem Tod wurde Fischer am 18 November 1985 auf dem Zentralfriedhof Berlin Friedrichsfelde beerdigt 5 Ehrungen Bearbeiten1964 Clara Zetkin Medaille 6 1976 Vaterlandischer Verdienstorden in Gold 7 Literatur BearbeitenAndreas Herbst in Vielstimmiges Schweigen Neue Studien zum DDR Antifaschismus von Annette Leo und Peter Reif Spirek Metropol Verlag 2001 ISBN 3932482786 S 223 237 Andreas Herbst Fischer Helene Lena In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Einzelnachweise Bearbeiten Neues Deutschland vom 20 Mai 1953 S 3f Berliner Zeitung vom 4 Januar 1962 S 8 Neues Deutschland vom 25 April 1981 S 3 Neues Deutschland vom 28 Mai 1981 S 4 Neues Deutschland vom 31 Oktober 1985 S 7 Berliner Zeitung vom 8 Marz 1964 S 5 Neues Deutschland vom 26 Juni 1976 S 5Normdaten Person GND 124231306 lobid OGND AKS VIAF 3399961 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fischer LenaALTERNATIVNAMEN Fischer Helene Schirmann Helene Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutsche Kommunistin und Widerstandskampferin gegen den NationalsozialismusGEBURTSDATUM 28 Mai 1906GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 14 Oktober 1985STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lena Fischer amp oldid 234432665