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Ein Leitsatz im Allgemeinen ist ein bestimmender Grundsatz ein leitendes Prinzip eine Maxime Spezieller bezeichnet der Leitsatz in der Rechtswissenschaft eine knappe Zusammenfassung der tragenden Grunde einer gerichtlichen Entscheidung in Satzform Osterreichische Bezeichnung ist eher Rechtssatz schweizerdeutsches Synonym ist Regeste 1 Orientierungssatze stellen demgegenuber haufig einen Kurztext zu der Gerichtsentscheidung dar der umfassender als die nicht immer leicht verstandlichen Leitsatze angelegt ist dem Nutzer eine Einordnung der Entscheidung bietet und damit Orientierungswissen vermittelt das von den Leitsatzen einer Entscheidung oftmals nicht prasentiert werden kann 2 Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung im Recht 2 Historische Entwicklung 3 Urheberrecht 4 EinzelnachweiseBedeutung im Recht BearbeitenEine generelle Verpflichtung zur Abfassung von Leitsatzen besteht nicht Sofern vorhanden wird der Leitsatz aber gemeinsam mit der Entscheidung veroffentlicht Ein Leitsatz erwachst anders als der Tenor nicht in Rechtskraft da er nicht Teil der Entscheidung ist sondern der Entscheidung entnommen wurde und diese selektiv in komprimierter Form zusammenfasst Er hat aber oft grosse praktische Bedeutung als Quasi Richtlinie fur die nachgeordneten Gerichte was insbesondere dann problematisch ist wenn der Leitsatz nicht hinreichend deutlich macht dass der in ihm enthaltenen rechtlichen Aussage allein fur die entschiedene Fallkonstellation Gultigkeit zukommen soll Deshalb bemuht sich meist das Entscheidungsorgan die spezifische Geltung oder die Allgemeingultigkeit des Leitsatzes zu betonen Wahrend nicht juristische Kreise den Leitsatz dankbar aufgreifen um mit seiner Hilfe die wesentlichen Entscheidungsgrundlagen des Urteils zu verstehen genugt auch haufig der Leitsatz in der juristischen Literatur als Rechtsquelle zur Erlauterung eines bestimmten Sachverhalts Insoweit ist dem Entscheidungsorgan bewusst dass der Leitsatz den Zweck verfolgt als zitierfahige Quelle zu dienen Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ist ein Leitsatz dann als amtlich anzusehen wenn er dem Spruchkorper als eine von ihm stammende Zusammenfassung seiner Entscheidung zuzuordnen ist 3 147 Praktisch bedeutet das dass i d R der Berichterstatter des Spruchkorpers das Urteil redigiert mit einem Leitsatz versieht und nach Billigung durch den Spruchkorper auch einem Publikationsorgan zur kommerziellen Nutzung in einer Leitsatzkartei gegen Honorar zur Verfugung stellt 4 Das bedeutet aber nicht zwingend dass der Leitsatz den Inhalt des Urteils korrekt wiedergibt Nicht vom Gericht selbst formulierte Leitsatze werden als nicht amtlich gekennzeichnet Historische Entwicklung BearbeitenLeitsatze entstanden in den internen Spruchrepertorien der obersten Gerichte Solche Spruchrepertorien wurden beim Geheimen Obertribunal Preussens 1836 eingefuhrt 5 Fur das deutsche Reichsgericht gab es Leitsatze in dessen nur fur den internen Gebrauch bestimmtem Nachschlagewerk fur Zivilsachen ab 1909 fur Strafsachen ab 1924 6 Ansonsten wurden den Entscheidungen auch in den Sammlungen RGZ und RGSt nur leitsatzartige Fragen 7 oder Themenangaben 8 vorangestellt Ende der 1930er Jahre gingen dann die Strafsenate des Reichsgerichts anders als die Zivilsenate 9 dazu uber rechtssatzformige Leitsatze zu veroffentlichen 10 In den Entscheidungssammlungen des Obersten Gerichtshofs fur die Britische Zone 11 und des Bundesgerichtshofs 12 gab es dann auch fur die zivilrechtlichen Entscheidungen Leitsatze In Osterreich wurde 1872 die bei Manz erscheinende Gerichts Zeitung damit beauftragt die im Judicatenbuch und im Spuchrepertorium des Obersten Gerichtshofs verzeichneten Rechtssatze mitsamt Entscheidungstext zu veroffentlichen 13 Bald erfolgte die Publikation auch in Form neuer Entscheidungssammlungen 14 Die Rechtssatze wurden von Sekretaren des Obersten Gerichtshofs redigiert hieraus ging sein Evidenzburo hervor 15 Spater erhielten auch der Verwaltungsgerichtshof 16 und der Verfassungsgerichtshof 17 ein Evidenzburo Das schweizerische Bundesgericht veroffentlicht seit den 1920er 30er Jahren mit jeder Entscheidung Regesten in den drei Sprachen Deutsch Franzosisch und Italienisch 18 die Entscheidungstexte werden amtlich in der Regel nur in der Sprache des kantonalen Ausgangsverfahrens publiziert Ist Ausgangssprache Ratoromanisch Rumantsch Grischun so gibt es seit 1996 19 auch eine Regeste in dieser Sprache und der Text wird zusatzlich ins Deutsche ubersetzt 20 Wenn ein Fall eine Rechtsfrage aufwirft deren Beantwortung im Leitsatz nicht abschliessend wiedergegeben wird ist auch heute noch eine ergebnisoffene Formulierung ublich Diese hat indes nicht mehr die Form einer Frage sondern greift auf eine Formulierung mit zu zuruck etwa Zu den Anforderungen der Nichtigkeit eines Franchisevertrages wegen sittenwidriger Knebelung 21 Urheberrecht BearbeitenDer deutsche 5 Abs 1 UrhG nimmt amtlich verfasste Leitsatze zu Entscheidungen ebenso wie die Entscheidungen selbst vom Urheberrechtsschutz aus Massgeblich fur die Beurteilung eines Leitsatzes als amtlich verfasst ist ob dieser dem Spruchkorper als von ihm stammende Zusammenfassung seiner Entscheidung zuzuordnen ist Dies ist regelmassig dann anzunehmen wenn der Leitsatz von einem Mitglied des Spruchkorpers formuliert und veroffentlicht wurde unabhangig davon ob es dazu dienstlich verpflichtet war Gemeinfrei sind auch von einer gerichtlichen Dokumentationsstelle abgefasste Orientierungssatze 22 Demgegenuber konnen nichtamtlich verfasste Leitsatze gerichtlicher Entscheidungen als deren Bearbeitungen wie selbstandige Werke gemass 3 UrhG geschutzt sein 3 Zur Rechtslage bei amtlichen Werken in Osterreich 7 Urheberrechtsgesetz in der Schweiz Art 5 URG Umstritten ist ob die Ausnahmeregelung zum Urheberrecht fur amtliche Werke auch fur das Datenbankherstellerrecht an amtlichen Datenbanken gilt 23 Einzelnachweise Bearbeiten Regeste die In Digitales Worterbuch der deutschen Sprache Klaus Moritz Kurztext Leitsatz Abstract in Standort juris Festschrift zum 10jahrigen Bestehen der juris GmbH Herbst 1995 1996 S 213 ff mit zahlreichen praktischen Beispielen a b BGH Urteil vom 21 November 1991 BGHZ 116 136 Adrian Schneider Urteile als Nebenverdienst beim BGH Telemedicus 13 Mai 2013 Allerhochste Kabinettsorder vom 1 August 1836 die Erhaltung der Einheit der Rechtsgrundsatze in den richterlichen Entscheidungen betreffend Gesetz Samml S 218 Leitsatz in Deutsches Rechts Lexikon Band 2 2 Auflage 1992 S 901 Otto Warneyer Das Nachschlagewerk beim Reichsgericht In Funfzig Jahre Reichsgericht 1929 S 54 57 z B RGSt 71 23 1936 Kann wenn mehrere zusammenwirken ein einzelner als Anstifter strafbar werden ohne dass er selbst auf den Haupttater einwirkt und sogar ohne dass er schon jemanden im Auge hat der zu der Tat angestiftet werden soll z B RGZ 172 1 1943 Uber die Voraussetzungen unter denen ein vor dem Inkrafttreten der Grundstucksverkehrsverordnung vom 7 Juli 1942 geschlossener Grundstuckskaufvertrag dessen Kaufpreis von der Preisprufungsbehorde beanstandet worden war nachtraglich bindend werden kann Werner Schubert in RGSt 78 1 f 2008 z B RGSt 73 9 1938 Ein Einschleichen i S des 250 Abs 1 Nr 4 StGB liegt auch dann vor wenn sich der Tater durch List oder durch Tauschung von Hausbewohnern offenen Zutritt in ein Gebaude verschafft z B OGHZ 1 1 1948 vgl 18 Abs 2 der Geschaftsordnung des Bundesgerichtshofes von 1952 GZ 1872 S 273 Judicatenbuch verstarkter Senat Nr 1 GZ 1872 S 278 1853 Spuchrepertorium Nr 1 GZ 1872 S 354 1872 Strafsachen Nr 1 nach der neuen StPO GZ 1874 S 107 1874 Plenarbeschlusse und Entscheidungen des K K Obersten Gerichts als Cassationshofes 1876 ff ZDB ID 216309 3 Entscheidungen des K K Obersten Gerichtshofes in Civilsachen 1887 ff ZDB ID 530175 0 vgl GP IX RV 506 1961 S 36 zu 65 RDG GP XI RV 470 1967 S 9 zu 14 OGHG OGH Geo 2019 74 78 BGBl Nr 216 1964 17 VwGHG BGBl Nr 311 1976 13a VfGHG z B BGE 54 III 1 1928 BGE 65 I 1 BGE 65 II 1 1939 damalige Amtssprachen Art 116 der Bundesverfassung von 1874 vgl AS 1996 1492 Neufassung Art 116 BV z B BGE 122 I 93 1996 139 II 145 2012 vgl Art 70 der Bundesverfassung von 1999 Landgericht Bochum Urteil vom 28 April 1999 2 O 7 99 LS 1 VGH Baden Wurttemberg Urteil vom 7 Mai 2013 10 S 281 12 dafur in Deutschland BGH Beschluss vom 28 September 2006 I ZR 261 03 Verfahren durch Vergleich beendet dagegen in Osterreich OGH Beschluss vom 9 April 2002 SZ 2002 43 und Urteil vom 12 Juni 2007 SZ 2007 95 RS0116296 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4167329 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leitsatz amp oldid 231156830