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Das Lautdenkmal reichsdeutscher Mundarten ist eine Sammlung von etwas mehr als 300 Schallplatten die in den Jahren 1936 und 1937 im Rahmen einer sprachwissenschaftlichen Feldforschung im gesamten Gebiet des damaligen deutschen Reichs aufgenommen wurden Sie dokumentieren eine Vielzahl Lokalsprachen aus allen Dialektgebieten des Reichs darunter Mundarten die inzwischen ausgestorben sind die meisten davon infolge des Zweiten Weltkrieges Inhaltsverzeichnis 1 Auftraggeber und Planung 2 Verfahren und Technik und Verbleib der Aufnahmen 3 Politische Anbiederung 4 Erganzung 1938 5 Sprecher und Inhalte 6 Bearbeitungen und Digitalisierungen 7 Weblinks 8 QuellenAuftraggeber und Planung BearbeitenFormeller Auftraggeber fur die Arbeiten war der Reichsbund der deutschen Beamten in Brunnhausen in Bayern verantwortlich der Berliner Hauptabteilungsleiter Julius Vogel Die Planung und verschiedene begleitende Arbeiten wurden vom Deutschen Sprachatlas in Marburg geleistet Von dort kam auch die wissenschaftliche Bearbeitung und die Festlegung der Aufnahmeorte Sie erfolgte in Zusammenarbeit mit den Marburger Professoren Bernhard Martin und Walther Mitzka Verfahren und Technik und Verbleib der Aufnahmen BearbeitenMit der technischen Durchfuhrung der Aufnahmen war die Abteilung Spezialaufnahmen der Firma Telefunkenplatte G m b H in Berlin als Nachfolgerin der Firma Ultraphon beauftragt worden Sie schickte ihren grossen Aufnahmewagen etwa acht Monate lang uber Land an die einzelnen Aufnahmeorte um dort ohne die zu der Zeit ubliche Ateliertechnik Aussenaufnahmen durchzufuhren die gelegentlich mit technischen Unzulanglichkeiten an entlegenen Orten zu kampfen hatten Man wollte die Sprecher moglichst unbeeinflusst in ihrer normalen Umgebung lassen um moglichst unverfalschte Sprachproben zu bekommen Sie wurden mit der seinerzeit modernsten Technik festgehalten Die Verantwortlichen behaupten in den begleitenden Materialien und Veroffentlichungen den Sprechern keine inhaltlichen oder Textvorgaben gemacht zu haben Von diesen Aufnahmen wurden Wachsmatrizen geschnitten davon wurden Kupfermatrizen erstellt die als Presswerkzeuge bei der durchfuhrenden Firma verblieben Bei deren heutigem Nachfolger der TELDEC ist allerdings uber deren Verbleib nichts mehr bekannt wahrend man sicher weiss dass die begleitenden Unterlagen und Akten durch Kriegseinwirkung vernichtet wurden Belegt ist allerdings noch uber eine Zeitungsmeldung dass zehn Plattensatze gepresst worden waren von denen drei nach Marburg an den Sprachatlas gegangen sind von denen zwei noch existieren Der Verbleib der ubrigen ist ungeklart Politische Anbiederung BearbeitenAm 29 April 1937 Adolf Hitlers 48 Geburtstag wurde dem Fuhrer und Reichskanzler in dessen Amtssitz eine spezielle Ausgabe des Werks mit einem Abspielgerat in einem speziell dafur kunstvoll gestalteten Holzschrank in Anwesenheit von Vertretern des Reichsbundes ubergeben Es ist allerdings wahrscheinlich dass Hitler damit nichts anfangen konnte Es gibt keinen Nachweis dass er je eine Schallplatte anhorte Die Kieler Neueste Nachrichten berichten jedoch in ihrer Ausgabe vom 1 Juli 1937 dass Hitler sich einige Platten des Lautdenkmals angehort habe Anschliessend sprach er Hitler mit herzlichen Dankesworten seine Anerkennung uber den Wert dieser Arbeit aus 1 Einer der Projektmitarbeiter Reichsbeamtenfuhrer Hermann Neef hatte eine Aufzeichnung einer speziellen Hitler Lobhudelei beigesteuert 2 und soll auch Sprecher zu entsprechenden Ausserungen angeregt haben Erganzung 1938 BearbeitenNach dem Anschluss des Sudetenlandes und Osterreichs an das Deutsche Reich im Jahre 1938 wurden 100 zusatzliche Tonaufnahmen in diesen Gebieten gemacht die die uber 300 bereits vorhandenen erganzen sollten Sprecher und Inhalte BearbeitenDie Sprecher sind mit einer sicheren siehe oben Ausnahme wohl nur ganz normale Leute meist Dorfbewohner Zwar sind sie von der nationalsozialistischen politischen Propaganda beeinflusst dem Zeitgeist ausgesetzt aber ansonsten unambitioniert Sie haben auch keinen wissenschaftlichen Hintergrund oder Bezug zu den sprachwissenschaftlichen Fragestellungen und Interessen der Macher des Lautdenkmals reichsdeutscher Mundarten Sie sprechen meist uber die unmittelbare Lebensumgebung oder Ereignisse der Zeit in der sie sich befinden Beispiele sind Dorffeste Landwirtschaft Bienenhaltung und Imkerei Hausschlachten Segelfliegen Stricken Arbeitsdienst Topferei Kartenspiel Reichsparteitag Walpurgisnacht Bergmannsleben Osterwasser Sturmflut Regenwetter Essen Gemsenjagd Geigenbau Erntedankfest Kriegserlebnisse dorfliche Gemeinschaftsarbeit Hotelgewerbe Burgermeisterei Arbeitslosigkeit Getreideanbau alte Sagen Weinbau Maibaum Trachten Bottcherhandwerk und so weiter 3 Die einzelnen Tonaufzeichnungen sind in der Regel zwischen drei und vier Minuten lang also nicht besonders ausfuhrlich Bearbeitungen und Digitalisierungen BearbeitenDer Marburger Sprachforscher Wolfgang Naser hat seit ungefahr dem Jahr 1995 einige Dutzend der Tonaufzeichnungen aus dem Lautdenkmal analog und digital bearbeitet und gekurzt und die Ergebnisse auf unterschiedlichen Medien und im Internet veroffentlicht Weblinks BearbeitenProjektseite von Wolfgang Naser www lautdenkmal de Projektseite von Christoph PurschkeQuellen Bearbeiten Kieler Neueste Nachrichten 1 Juli 1937 S 18 als Aufnahme Nummer 278 siehe https wolfgang naeser marburg lima city de htm ld03 htm zuletzt abgerufen am 16 Januar 2019 https wolfgang naeser marburg lima city de htm ld01 htm zuletzt abgerufen am 16 Januar 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lautdenkmal reichsdeutscher Mundarten amp oldid 226126546