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Als Landler oder Siebenburger Landler bezeichnet man die Protestanten die unter Karl VI und Maria Theresia in der Zeit von 1734 bis 1756 u a aus dem osterreichischen Kernland in das einzige Gebiet der Habsburgermonarchie in dem der Protestantismus geduldet wurde nach Siebenburgen in die Nahe der Stadt Hermannstadt deportiert wurden Inhaltsverzeichnis 1 Politischer Hintergrund 2 Transmigration 3 Besonderheiten 4 Literatur 5 WeblinksPolitischer Hintergrund BearbeitenReformation und Gegenreformation waren Krafte die im 16 17 und 18 Jahrhundert eine gewaltige Wirkung ausubten und dies nicht allein auf kirchlichem Gebiet Macht und Religion waren eng verbunden hoheitliche Macht durch Religion abgesichert Spatestens seit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurde die Konfession zu einem Instrument des sich ausbildenden regionalen Absolutismus Erstmals im reichsunmittelbaren Fursterzbistum Salzburg fuhrte die Anwendung des Prinzips von Augsburg und von Osnabruck Westfalischer Frieden 1648 cuius regio eius religio zur Austreibung derjenigen die sich zu dem Glauben des Landesherrn nicht bekehren liessen hier der Protestanten 1684 85 verbannte Furstbischof Max Gandolf von Kuenburg Einwohner seines Furstentums ihres Glaubens wegen 1731 32 vertrieb Leopold Anton von Firmian durch sein Emigrationspatent Anhanger der Augsburgerischen Konfession aus seinem Hoheitsgebiet unter dem Vorwand sie seien Rebellen Dazu erbat und erhielt er militarische Unterstutzung von Karl VI welchem allerdings klar gewesen sein muss dass sein Reich durch solche Vertreibungen eine nicht unerhebliche Zahl tuchtiger Untertanen sogn Kontribuenten mithin Steuerzahler an seinen bedeutendsten Rivalen Friedrich Wilhelm I von Preussen verlor Ungeachtet dessen richtete sich das Augenmerk seiner Tochter Maria Theresia welche die Herrschaft 1740 in den habsburgischen Landern ubernahm geraume Zeit nach ihrem Regierungsantritt auf die Frage der Glaubenseinheit ihrer Untertanen und sie entschied sich zur Bekampfung des Protestantismus um zumindest in den osterreichischen Erblanden eine religios homogene romisch katholische Bevolkerung zu gewahrleisten Transmigration Bearbeiten nbsp Landlerfenster in der evangelischen Stadtpfarrkirche von Hermannstadt zum Gedenken an die Einwanderung der LandlerDie Deportation von Protestanten unter Karl VI aus den habsburgischen Landern wurde beschonigend als Transmigration bezeichnet und nahm ihren Ausgang in den Jahren 1734 1737 Es wurden uber 800 Menschen nach Siebenburgen deportiert davon knapp 200 aus Karnten Buchinger 1980 Die aus dem Salzkammergut stammenden Transmigranten wurden in Sudsiebenburgen auf dem Konigsboden angesiedelt Da dieses Gebiet durch Turkenkriege und Pest stark entvolkert worden war bekamen die vertriebenen Oberosterreicher leerstehende Bauernhofe in den Gemeinden Grosspold im Unterwald sowie in Grossau und Neppendorf bei Hermannstadt zugewiesen Die restlichen Landler ausserhalb dieser drei Dorfer assimilierten sich schnell an die Siebenburger Sachsen Einige Familien der Landler Kleinsasser Hofer Waldner Wurz und Glanzer schlossen sich um 1762 den tauferischen Hutterern an die spater nach Russland und schliesslich nach Nordamerika emigrierten Das Land war wirtschaftlich schwer geschadigt weite Landstriche waren verwustet ganze Dorfer entvolkert Die geplante Ansiedlung in den entvolkerten Dorfern der Siebenburger Sachsen stiess zuerst auf wenig Gegenliebe bei der ansassigen Bevolkerung stellte sich jedoch bald als eine sehr vorteilhafte Entscheidung heraus 1752 bis 1756 erfolgten weitere Transmigrationen in deren Verlauf uber 2000 Menschen aus dem sogenannten Landl dem Kerngebiet Oberosterreichs entspricht etwa dem Gebiet zwischen Wels Gmunden und Vocklabruck und mehr als 1100 aus Innerosterreich das heisst aus Karnten und der Steiermark nach Siebenburgen deportiert wurden Dort war die Bevolkerungszahl mittlerweile aber wieder angestiegen unter anderem durch die vermehrte Sesshaftwerdung von Rumanen auf dem Konigsboden und es gab kaum mehr herrenlose Hofe Es konnten sich in dieser Spatphase nur noch jene Deportierten in den sachsischen Dorfern ansiedeln die genugend Eigenmittel besassen Die Ubrigen liessen sich in Stadten nieder soweit sie die ersten Notjahre uberlebten Zur Abwicklung der Transmigrationen wurde 1754 in der Vorstadt von Hermannstadt ein grosser Gebaude Komplex errichtet der Theresianum genannt wurde ahnlich der Fuggerei in Augsburg Vor diesem Bauwerk erinnert ein Denkmal an seine Grunderin Maria Theresia Besonderheiten BearbeitenIn den Landlergemeinden Neppendorf Grossau und Grosspold vermischten sich die Neuankommlinge nur selten mit den dortigen Siebenburger Sachsen So ist der osterreichisch deutsche Dialekt das Landlerische bis heute erhalten geblieben und wird sowohl bei den nach Deutschland ausgewanderten als auch von den wenigen in den landlerischen Dorfern verbliebenen Landlern gepflegt In zwei Gemeinden in Grosspold und in Neppendorf stellten die Landler mit der Zeit die Mehrheit der deutschsprachigen Bewohner Die politische Vertretung der Landler und der anderen deutschsprachigen Gruppen im heutigen Rumanien ist das DFDR Demokratisches Forum der Deutschen in Rumanien Ihr heute einflussreichster Vertreter in Siebenburgen ist Martin Bottesch der Kreisratsvorsitzende des Kreises Hermannstadt Literatur BearbeitenRenate Bauinger Liebhart Neppendorf Monographie des Ortes Denkmayr Verlag Linz 2005 ISBN 3 902488 22 0 Renate Bauinger Liebhart Neppendorf Bewohner Denkmayr Verlag Linz 2006 ISBN 3 902488 75 1 Renate Bauinger Liebhart Neppendorf Familiengeschichten Stammbaume Eigenverlag Neuhofen an der Krems 2008 ISBN 3 901572 15 5 Mathias Beer Osterreichische Protestanten Landler in Siebenburgen seit dem 18 Jahrhundert In Klaus J Bade u a Hrsg Enzyklopadie Migration in Europa Vom 17 Jahrhundert bis zur Gegenwart Schoningh u a Paderborn u a 2007 ISBN 978 3 506 75632 9 S 818 820 Mathias Beer Willkurliches Benehmen gegen den ererbten Sitten und Brauchen Zur Aufnahme und Eingliederung der Transmigranten in Siebenburgen In Mathias Beer Dittmar Dahlmann Hrsg Migration nach Ost und Sudosteuropa vom 18 bis zum Beginn des 19 Jahrhunderts Ursachen Formen Verlauf Ergebnis Schriftenreihe des Instituts fur Donauschwabische Geschichte und Landeskunde 4 Thorbecke Stuttgart 1999 ISBN 3 7995 2504 1 S 317 335 Mathias Beer Die Landler Versuch eines geschichtlichen Uberblicks In Martin Bottesch Franz Grieshofer Winfried Schabus Hrsg Die siebenburgischen Landler Eine Spurensicherung Bohlau Koln u a 2002 ISBN 3 205 99415 9 S 23 80 Martin Bottesch Franz Grieshofer Wilfried Schabus Hrsg Die Siebenburgischen Landler Eine Spurensicherung Bohlau Verlag Koln u a 2002 ISBN 3 205 99415 9 Johanna Bottesch Martin Bottesch Die bairisch osterreichische Mundart der Landler von Grosspold Apoldu de Sus in Siebenburgen Rumanien Beitrage zur Sprachinselforschung 10 2 Bande VWGO Wien 1992 ISBN 3 85369 892 1 Martin Bottesch Landlerii transilvaneni Convergențe transilvane 10 Central Mediaș 2001 ISBN 973 85183 0 X rumanisch Erich Buchinger Die Landler in Siebenburgen Vorgeschichte Durchfuhrung und Ergebnis einer Zwangsumsiedlung im 18 Jahrhundert Buchreihe der Sudostdeutschen Historischen Kommission 31 R Oldenbourg Verlag Munchen 1980 ISBN 3 486 50351 0 Roland Girtler Verbannt und vergessen Eine untergehende deutschsprachige Kultur in Rumanien Veritas Verlag Linz 1992 ISBN 3 85329 978 4 Roland Girtler Hrsg Die Letzten der Verbannten Der Untergang der altosterreichischen Landler in Siebenburgen Rumanien Bohlau Wien u a 1997 ISBN 3 205 98679 2 Lore Lotte Hassfurther Hrsg Landler Vergessene altosterreichische Tracht in Siebenburgen Wort und Welt Verlag Thaur bei Innsbruck 1989 ISBN 3 85373 116 3 Dieter Knall Aus der Heimat gedrangt Letzte Zwangsumsiedlungen steirischer Protestanten nach Siebenburgen unter Maria Theresia Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark 45 Selbstverlag der Historischen Landeskommission fur Steiermark Graz 2002 ISBN 3 901251 25 1 Weblinks BearbeitenDie siebenburgischen Landler Irmgard Sedler Die Landler in Siebenburgen Memento vom 22 Mai 2000 im Internet Archive Oberosterreichische Landlerhilfe Siebenburgische Zeitung Frank Schartner Transmigration der Landler jahrt sich zum 270 Mal 10 September 2004 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Landler Protestanten amp oldid 224269753