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Lambert de Sayve 1549 in Saive im Hochstift Luttich zwischen 13 und 28 Februar 1614 in Linz war ein franko flamischer Komponist Sanger und Kapellmeister der spaten Renaissance 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken BearbeitenDas Geburtsjahr von Lambert des Sayve ergibt sich aus der Beschriftung eines Bildes des Komponisten welches sich auf Seite 2 seiner Motettensammlung Sacrae symphoniae befindet hier heisst es 1612 Aetatis suae 63 Uber seine Herkunftsfamilie und seine fruhe Zeit ist nichts uberliefert worden Musikhistoriker nehmen an dass er seine erste Ausbildung als Sangerknabe an der St Lambertus Kathedrale in Luttich erhalten hat Er trat schon in jungen Jahren nach Aussage einiger Quellen 1562 in den Dienst der kaiserlichen Hofkapelle in Wien In den Mitgliederlisten der Hofkapelle erscheint sein Name aber erst im Jahr 1568 als Philippe de Monte die Leitung der Kapelle ubernommen hatte Am 1 Februar 1569 trat er das Amt eines Singmeisters an der Abtei Melk an nachdem man von dort uber Kaiser Maximilian II einen entsprechenden Bedarf angemeldet hatte zu desto besserer Versehung der Cantorei und Instituirung der Jugend Ein Jahr spater reiste der Komponist zusammen mit anderen Kapellmitgliedern nach Spanien um bei der Hochzeit von Anna Maria von Osterreich mit Konig Philipp II von Spanien am 12 November 1570 mitzuwirken Nach Ruckkehr von der eineinhalb Jahre dauernden Reise setzte de Sayve seine Tatigkeit in Melk fort Als nach dem Regierungsantritt von Maximilians Nachfolger Rudolf II im Jahr 1576 die Kapelle umgruppiert wurde endete auch de Sayves Dienst in Melk Noch vor Februar 1577 trat er in die Grazer Hofkapelle von Erzherzog Karl ein hier ist seine Funktion beschrieben als Capeln Singer Knaben Preceptor 1580 reichte er ein Entlassungsgesuch ein dem aber nicht entsprochen wurde erst nach einem erneuten Entlassungsgesuch konnte er Ende Juni 1582 Graz verlassen De Sayve ist wahrscheinlich kurz darauf als Kapellmeister in die Dienste von Erzherzog Matthias getreten belegt ist dies erst ab August 1583 Uber seine Zeit als kaiserlicher Kapellmeister gibt es nur wenig Informationen Er gehorte mit Sicherheit zum Gefolge des Erzherzogs auf dessen Reisen und Umzugen nach Linz Wien und Prag Im Jahr 1589 hat sich der Komponist mehrere Monate im Stift Kremsmunster aufgehalten knapp zehn Jahre spater im Winter 1598 99 hat er die Vermittlung des Abts Johann III von Kremsmunster erbeten um eine neue Wirkungsstatte zu gewinnen Auf Einladung des Abts kam de Sayve mit seiner Familie im Sommer 1599 erneut nach Kremsmunster und reiste im Gefolge des Abts im Juli 1599 nach Wien wo er zunachst blieb Im Jahr 1603 hat der Komponist den Hof Klafterbrunn zum erblichen Lehen erhalten In diesem Jahr ist auch der kaiserliche Kapellmeister Philippe de Monte verstorben offiziell wurde diese Stelle jedoch vorerst nicht wieder besetzt Als im Jahr 1605 die Hochzeit zwischen der siebzehnjahrigen Constanze jungere Schwester von Erzherzog Ferdinand mit Sigismund III Wasa Konig von Polen stattfand hatte Lambert de Sayve hierfur eine zwolfstimmige Festmotette geschrieben Zur Verheiratung seines Dienstherrn Matthias mit Anna von Tirol am 4 Dezember 1611 schuf der Komponist eine weitere Hochzeitsmotette Im folgenden Jahr 1612 fand in Frankfurt am Main die feierliche Kronung von Matthias zum Kaiser statt hier ist in der Zeit vom 12 bis 14 Juni mit Sicherheit de Sayves zwolfstimmige Prunkmotette Regna triumphalem aufgefuhrt worden In diesem Jahr wurde er auch offiziell kaiserlicher Hofkapellmeister 1613 nahm der Komponist mit seinem Dienstherrn am Reichstag in Regensburg teil anschliessend ist der Hofstaat am 25 Oktober 1613 auf dem Wasserweg uber die Donau nach Linz aufgebrochen Wahrend dieser Reise sind Geldzuwendungen an Lambert de Sayve seitens des Augsburger Domkapitels fur seine Sacrae symphoniae von 1612 und seitens der Linzer Abgeordneten des Reichstags belegt In Linz verfasste der Komponist am 13 Februar 1614 sein Testament und ist dort wenig spater verstorben Sein Bruder Mathias de Sayve der Altere vor 1550 1619 war ebenfalls in der Wiener Hofkapelle tatig zwischenzeitlich hatte er eine Anstellung als Chorleiter in Salzburg 1606 1608 bevor er bis 1617 in der kaiserlichen Kapelle tatig war Weitere Mitglieder der Familie die als Musiker aufgetreten sind waren Erasme de Sayve um 1563 1631 32 Arnold de Sayve um 1574 15 Juli 1618 und Mathias de Sayve der Jungere um 1580 1616 teilweise mit nicht endgultig geklartem Verwandtschaftsverhaltnis Bedeutung BearbeitenDen Hauptanteil der Kompositionen von Lambert de Sayve stellen seine 120 Motetten dar hinzu kommen 7 Messen 1 Magnificat 24 Canzonetten und 22 deutsche Lieder Fast alle Motetten hat der Komponist 1612 in der Sammlung Sacrae symphoniae vereint aus der Widmung geht hervor dass sie zwischen 1583 und 1612 geschrieben wurden Der grosste Teil davon sind 39 Psalmvertonungen danach kommen 23 Responsorien und 22 Antiphonen In allen Motetten ist der Ruckgang der kontrapunktisch linearen Kompositionsweise gegenuber einer mehr akkordischen Schreibweise festzustellen Die lebhaftesten Melodiebewegungen finden in den Oberstimmen statt und die Bassstimmen zeigen die typischen Funktionsintervalle Auf diese Weise mundet seine motettische Musik zum Teil in eine monumentale fruhbarocke Mehrchorigkeit er zeigt sich somit fortschrittlicher als sein Zeitgenosse Jakob Regnart der mehr beim imitativen Stil der Renaissance geblieben ist Obwohl die italienische Musik in dieser Zeit an den Habsburger Hofen schon in hohem Ansehen stand sind Sayves Canzoni a la napolitana von 1582 sein einziger Beitrag zu dieser Gattung Sein Liederbuch von 1602 ist der letzte Beitrag eines Niederlanders zum deutschsprachigen Lied die Lieder sind in dem damals modernsten Stil der Canzonette verfasst und sind fast alles Strophenlieder Homophone und linear imitative Schreibweise sind ausgewogen verteilt und erzeugen ein Stimmengefuge von mehrstimmiger Beweglichkeit Die Behandlung von Dissonanzen ist sehr individuell und reich an den verschiedensten Vorhaltsbildungen Bei der Wortausdeutung ist das Vorbild des Madrigals deutlich zu erkennen Michael Praetorius hat Lambert de Sayves Lieder 1611 in Wolfenbuttel mit einem besonders lobenden Vorwort neu herausgegeben Werke BearbeitenGeistliche Werke 7 Messen zu funf bis sechzehn Stimmen darunter die 16 stimmige Messe Missa super Dominus regnavit zur Kaiserkronung Matthias 1612 die 14 stimmige Messe Missa super omnes gentes und die funfstimmige Messe Missa super Lyram pulset 3 Motetten zu vier bis acht Stimmen in Novi atque catholici thesauri musici liber 3 und 4 Venedig 1568 Motette Maria rein mit dein Sohn gmein zu funf Stimmen in Rosetum marianum Dillingen 1604 Motette Crucifixus zu drei Stimmen in Triodia sacra liber 1 Dillingen 1605 Motettensammlung Sacrae symphoniae zu vier bis sechzehn Stimmen Klosterbruck 1612 hierin auch De confessoribus adorans Daniel Deum Magnificat secundi toni zu acht Stimmen Weltliche Werke Il primo libro delle canzoni a la napolitana zu funf Stimmen Wien 1582 2 Chansons in der Sammlung Amorum filii Dei von J Lindemann Erfurt 1598 Teutsche Liedlein zu vier Stimmen mit 22 Liedern Wien 1602 Neuauflage von Michael Praetorius Wolfenbuttel 1611Literatur Auswahl BearbeitenR Bragard Lambert de Sayve Luttich 1934 A Kellner Musikgeschichte des Stiftes Kremsmunster Kassel Basel 1956 G Rebscher Lambert de Sayve als Motettenkomponist Dissertation an der Universitat Frankfurt am Main 1959 E Schenk Zur Lebens und Familiengeschichte von Lambert de Sayve In Festschrift Helmut Osthoff herausgegeben von L Hoffmann H Hucke Tutzing 1961 Seite 103 114 J Quitin A propos de trois musiciens Liegeois du 16e siecle Petit Jean de Latre Johannes Mangon et Mathieu de Sayve In Festschrift K G Fellerer herausgegeben von H Huschen Koln 1973 Seite 451 462 V Panagl Lateinische Huldigungsmotetten fur Angehorige des Hauses Habsburg Vertonte Gelegenheitsdichtung im Rahmen neulateinischer Herrscherpanegyrik Frankfurt am Main 2004Weblinks BearbeitenWerke von und uber Lambert de Sayve im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Lambert de Sayve in der Deutschen Digitalen Bibliothek Noten und Audiodateien von Lambert de Sayve im International Music Score Library Project Gemeinfreie Noten von Lambert de Sayve in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Lambert de Sayve in dem niederlandischen Online Lexikon ENCYCLO NLQuellen Bearbeiten Michael Zywietz Sayve Lambert de In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Zweite Ausgabe Personenteil Band 14 Riccati Schonstein Barenreiter Metzler Kassel u a 2005 ISBN 3 7618 1134 9 Online Ausgabe fur Vollzugriff Abonnement erforderlich Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 7 Randhartinger Stewart Herder Freiburg im Breisgau u a 1982 ISBN 3 451 18057 X Normdaten Person GND 123927862 lobid OGND AKS LCCN nr89005014 VIAF 5140275 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sayve Lambert deALTERNATIVNAMEN Saive Lambert de Seave Lambert deKURZBESCHREIBUNG franko flamischer Komponist und Kapellmeister der RenaissanceGEBURTSDATUM 1549GEBURTSORT Saive Hochstift LuttichSTERBEDATUM Februar 1614STERBEORT Linz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lambert de Sayve amp oldid 235594355