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Jakob Regnart zwischen 1540 und 1545 in Douai 16 Oktober 1599 in Prag war ein franko flamischer Komponist Sanger und Kapellmeister der spaten Renaissance 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke summarisch 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken Bearbeiten nbsp Teutsche Lieder mit dreyen Stimmen Munchen 1583 TitelseiteJakob Regnart wurde etwa 1540 oder kurz danach im damals flandrischen Douai als Sohn einer Musikerfamilie geboren Es wird angenommen dass er in seiner Heimatstadt seinen ersten musikalischen Unterricht bekam Entsprechend der damaligen Praxis Chorknaben aus den Niederlanden fur europaische Hofkapellen zu rekrutieren kam Regnart noch in sehr jungen Jahren an den Hof der Habsburger nach Prag Nach eigener Bekundung war er auf jeden Fall im Jahr 1557 unter Leitung von Jacobus Vaet Mitglied der Sangerkapelle am Habsburgischen Hof des Erzherzogs und spateren Kaisers Maximilian II in diesem Dienst der Habsburger stand er dann fur sein ganzes Leben Direkt belegt ist seine Zugehorigkeit zur Hofkapelle durch die Gehaltslisten von 1560 wo er als Tenor mit sieben Gulden Gehalt gefuhrt wurde mit einer Erhohung auf zwolf Gulden im Jahr 1564 In diesem Jahr ist auch die erste Komposition von ihm in einem Sammeldruck erschienen Nach der Kaiserkronung Maximilians im selben Jahr wurde der Hof nach Wien verlegt und mit ihm das ganze Personal so auch Regnart Er befand sich auch unter den Musikern die der Kaiser im Jahr 1566 zum Reichstag nach Augsburg mit sich fuhrte Nachdem Jacobus Vaet 1567 verstorben war schrieb Regnart eine Trauermotette mit der Uberschrift In obitum Jacobi Vaet und dem Textanfang Defunctum charites Vaetem woraus sich seine Schulerschaft uberzeugend ergibt Eine etwa zweijahrige Studienreise fuhrte ihn im folgenden Jahr 1568 nach Italien auf der er sich die meiste Zeit in Venedig aufhielt und auch eine perfekte Kenntnis der italienischen Sprache erworben hat Bei seiner Ruckkehr wohl im Oktober 1570 wurde er wegen der erworbenen Qualifikationen am 1 November 1570 zum Prazeptor Musiklehrer der Kapellknaben der Hofkapelle ernannt Schon ein Jahr spater wurde ihm ein Wappen verliehen und er bekam 1573 eine weitere Gehaltserhohung Mit dem Druck seiner Veroffentlichung Primo libro delle canzone italiane begann eine intensive Publikationstatigkeit des Komponisten Nach dem Tod von Kaiser Maximilian 1576 wurde unter seinem Sohn und Nachfolger Rudolf II die Hofhaltung nach Prag zuruckverlegt Regnart wurde als Nachfolger von Alard du Gaucquier 1534 1582 Anfang 1582 zum Vize Kapellmeister befordert und bekam eine weitere Gehaltserhohung Sein Landsmann Orlando di Lasso hatte ihn schon 1580 mit beredten Worten als Nachfolger von Antonio Scandello fur das Amt des Hofkapellmeisters am kursachsischen Hof in Dresden vorgeschlagen diese Moglichkeit liess Regnart aber unberucksichtigt Dennoch blieb er nur kurze Zeit in Prag und wechselte im Fruhjahr 1582 als Nachfolger von Alexander Utendal als Vizekapellmeister nach Innsbruck an den Hof von Erzherzog Ferdinand II der als besonders eifriger Verfechter der Gegenreformation galt Regnart begann seinen Dienst am 9 April 1582 und erreichte die Position des Kapellmeisters am 1 Januar 1585 Im folgenden Jahr heiratete er Anna Visher eine Nichte von Orlando di Lasso Die Stelle in Innsbruck war fur Regnart besonders attraktiv wegen der weitgehenden organisatorischen Freiheit und der relativen Nahe zu Italien auch im Hinblick auf den im Gang befindlichen Stilwandel von der franko flamischen Musik zum italienischen Stil Durch das Engagement vieler italienischer und niederlandischer Sanger war die Hofkapelle bis 1594 auf 32 Sanger und 15 Instrumentalisten angewachsen Die beabsichtigte Erhebung des Komponisten in den Adelsstand kam zunachst infolge des Todes seines Dienstherrn 1595 nicht zustande wurde aber 1596 durch Erzherzog Matthias nachgeholt Zwischenzeitlich war Regnart ein wohlhabender Mann geworden der sich 1589 in Innsbruck ein Haus kaufen konnte Zwar wurde nach dem Tod Ferdinands die Hofkapelle aufgelost der Komponist blieb jedoch bis 27 April 1596 in der Stadt wohl um seine Angelegenheiten zu ordnen Er kehrte im November 1596 nach Prag zuruck und bekam dort unter der Leitung von Philippe de Monte die Stellung des Vizekapellmeisters was ab 1 Januar 1598 mit einem Jahresgehalt von 20 Gulden verbunden war Mitte Oktober des darauf folgenden Jahres ist Jakob Regnart in Prag verstorben Bedeutung Bearbeiten nbsp Jakob Regnart Melodie der Villanelle Venus du und dein Kind Jakob Regnarts Werke zeichnen sich durch einen hohen qualitativen Standard aus wenn er auch nicht den Rang von Orlando di Lasso oder Philippe de Monte erreichte Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des mehrstimmigen deutschen Lieds im letzten Drittel des 16 Jahrhunderts mit dieser Gattung wirkte er bis weit ins 17 Jahrhundert Am Ende der Ara des Tenorlieds erreichten diese 67 Villanellen im italienischen Stil eine besondere Popularitat die ihn zu dem Komponisten mit den am meisten publizierten weltlichen Werken des 16 Jahrhunderts machten Dies grundet sich auf ihre einfach gehaltene homophone Schreibweise und ihren Ton der italienischen Poesie Regnart war hier der erste deutsche Komponist der die literarischen Tendenzen von Francesco Petrarca in sein Werk integrierte In der Form folgen alle Villanellen dem Schema AABBCC Die Villanelle Venus du und dein Kind diente als Vorlage fur das Magnificat von Francesco Rovigo 1541 1597 und erscheint im protestantischen Liedgut als Kontrafaktur in dem Lied Auf meinen lieben Gott erstmals in dem Cantional 1627 von Johann Hermann Schein heute Nr 345 im Evangelischen Gesangbuch Einen grosseren Umfang als die beschriebene Gattung haben die geistlichen Werke Regnarts Unter seinen 37 Messen und 195 Motetten verdient seine neunstimmige Komposition Justorum animae in manu Dei sunt besondere Beachtung Sie dient als Musik zu dem Schauspiel Schone Comoedi Speculum Vitae Humanae Autor Erzherzog Ferdinand II von Tirol 1584 und kann als anschauliches Beispiel fur Schauspielmusiken des 16 Jahrhunderts dienen die sonst kaum uberliefert sind Von Regnart stammt auch eine der wenigen Passionen von katholischen Komponisten dieser Zeit hier sind Bibelworte der vier Evangelisten unter Verwendung der Sieben Worte Jesu am Kreuz zusammengestellt Individueller Ausdruck wie Ausdruck seiner Zeit ist das Mariale von 1588 das im Zusammenhang mit der religiosen Tiroler Hofkultur entstanden ist unter den hier erhaltenen 23 meist mehrteiligen Werken ist die grosste Gruppe die der Motetten fur die wichtigsten Marien Festtage des Kirchenjahrs Vermutlich hat der Komponist die von Petrus Canisius 1577 in Ingolstadt erschienene Schrift De Maria Virgine incomparabili besonders berucksichtigt welche fur die zunehmende Marienfrommigkeit am Ende des 16 Jahrhunderts von grossem Einfluss war Werke summarisch BearbeitenMessen Missae sacrae zu sechs bis acht Stimmen Frankfurt am Main 1602 Continuatio missarum sacrarum zu vier bis zehn Stimmen Frankfurt am Main 1603 Sacrarum cantionum Liber 1 zu zehn bis zwolf Stimmen Frankfurt am Main 1605 Motetten Motette zu funf Stimmen in Thesauri musici tomus quartus Nurnberg 1564 4 Motetten zu drei Stimmen in Tricinia sacra ex diversis autoribus collecta Nurnberg 1567 12 Motetten in Novi thesauri musici liber primus zu vier bis acht Stimmen Venedig 1568 1 Motette in Novi thesauri musici liber primus zu vier bis acht Stimmen Teil 2 Venedig 1568 4 Motetten in Novi thesauri musici liber primus zu vier bis acht Stimmen Teil 3 Venedig 1568 4 Motetten in Novi thesauri musici liber primus zu vier bis acht Stimmen Teil 4 Venedig 1568 5 Motetten in Novi thesauri musici liber primus zu vier bis acht Stimmen Teil 5 Venedig 1568 1 Motette zu drei Stimmen in Selectissimarum sacrarum cantionum Liber 2 Lowen 1569 3 Motetten zu drei Stimmen in Selectissimarum sacrarum cantionum Liber 3 Lowen 1569 Sacrae aliquot cantiones zu funf bis sechs Stimmen Munchen 1575 Aliquot cantiones zu vier Stimmen Nurnberg 1577 Mariale Opusculum sacrarum cantionum zu sechs bis acht Stimmen Innsbruck 1588 9 Motetten in Novae cantiones sacrae zu vier bis sechs Stimmen Douai 1590 1 Motette in Thesaurus litaniarum Munchen 1596 1 Motette zu funf Stimmen in Rosetum Marianum Dillingen 1604 2 Motetten zu drei Stimmen in Triodia sacra Dillingen 1605 1 Motette in Hortus musicalis zu funf bis sechs Stimmen Munchen 1609 1 Motette in Promptuarii musici fur zwei bis vier Stimmen und Basso continuo Strassburg 1627 1 Motette in Moduli symphoniaci Innsbruck 1629 Weitere Motetten in Cantionale sacrum Gotha 1646 Weitere geistliche Werke in 17 Handschriften Italienische Kanzonen und deutsche Lieder Il primo libro delle canzone italiane zu funf Stimmen Wien 1574 und Nachdrucke deutsch als Threni amorum Der erste Theil Lustiger weltlicher lieder Nun aber mit andern lieblichen Teutschen Texten zu funf Stimmen Wien 1595 Kurtzweilige teutsche Lieder zu drei Stimmen Nurnberg 1574 und 1576 Neuauflage als Der erste Theyl Schoner Kurtzweiliger Teutscher Lieder zu drei Stimmen Nurnberg 1578 und 1580 Der ander Theyl Kurtzweiliger teutscher Lieder zu drei Stimmen Nurnberg 1577 und Nachdrucke Der dritte Theyl Schoner Kurtzweiliger Teutscher Lieder zu drei Stimmen Nurnberg 1579 und 1580 Neue Kurtzweilige Teutsche Lieder zu funf Stimmen Nurnberg 1580 und 1586 Il secundo libro delle canzone italiane zu funf Stimmen Nurnberg 1581 deutsch als Threni amorum Der ander Theil zu funf Stimmen Nurnberg 1595 Teutsche Lieder mit bewilligung des Authorn in ein Opus zusamen druckt zu drei Stimmen Munchen 1583 weitere Auflagen als Tricinia zu drei Stimmen Nurnberg 1584 Teutsche Lieder zu drei Stimmen Munchen 1611 1 Werk zu funf Stimmen in Sdegnosi ardori Munchen 1585 Kurtzweilige neue Teutsche Lieder zu vier Stimmen Munchen 1591 1 Werk in Flores musicae Heidelberg 1600 1 Werk in Florum musicae Heidelberg 1600 2 Lieder zu vier Stimmen in Teutsche Liedlein componiert durch Lambertum de Sayve Wien 1602 1 Werk in Musicalischer Zeitvertreiber zu vier bis acht Stimmen Nurnberg 1609 2 Werke in Odae suavissimae zu funf bis sechs Stimmen ohne Ortsangabe und Jahreszahl 1610 Weitere weltliche Werke in 8 Handschriften Instrumentalmusik 1 Werk in Orgel oder Instrument Tabulaturbuch Nurnberg 1583 1 Werk in Tabulaturbuch auff Orgeln und Instrument Teil 1 Leipzig 1583 Weitere Werke in Pratum musicum Antwerpen 1584 20 Werke in Tabulatura nova Frankfurt an der Oder 1584 Weitere Werke in M Waissel Lautenbuch Sampt Tentzen Passamezzen Galliarden Frankfurt an der Oder 1592 Weitere Werke in P Luetkemann Neuer Lateinischer und deutscher Gesenge Teil 1 Alten Stettin 1597Literatur Auswahl BearbeitenWilhelm Osthoff Eine unbekannte Schauspielmusik Jakob Regnarts In Festschrift J Wolf herausgegeben von W Lott Berlin 1929 F Mossler Jakob Regnarts Messen Dissertation an der Universitat Bonn 1964 Walter Pass Jacob Regnart und seine lateinischen Motetten Dissertation an der Universitat Wien 1967 W Pass Thematische Katalog samtlicher Werke Jacob Regnarts c 1540 1599 Wien 1969 Tabulae musicae Austriacae Nr 5 zu den Ungenauigkeiten und Uneinheitlichkeiten dieses Katalogs vergleiche die Rezension von J Kindermann in Die Musikforschung Nr 25 1972 Seite 371 und folgende W Pass Jakob Regnarts Sammlung Mariale und die katholische Reform in Tirol In Festschrift W Senn herausgegeben von E Egg und E Fassler Munchen und Salzburg 1975 Seite 158 173 R B Lynn Eine deutsche Orgeltabulatur des 17 Jahrhunderts im Besitz der University of Michigan In Die Musikforschung Nr 34 1981 Seite 183 191 M Cordes Die lateinischen Motetten des Iacobus Regnart im Spiegel der Tonarten und Affektenlehre des 16 Jahrhunderts Dissertation an der Universitat Bremen 1991 Bernhold Schmid Regnart Jacob In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 Seite 273 und folgende Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jacob Regnart Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Werke von und uber Jakob 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Regnard JakobKURZBESCHREIBUNG franko flamischer Komponist und Kapellmeister der RenaissanceGEBURTSDATUM zwischen 1540 und 1545GEBURTSORT unsicher DouaiSTERBEDATUM 16 Oktober 1599STERBEORT Prag Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jakob Regnart amp oldid 235326260