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Kurt Behnke 18 Februar 1899 in Stolp Pommern 1 10 Dezember 1964 in West Berlin 2 war ein deutscher Jurist In der Zeit des Nationalsozialismus war er Vertreter der Obersten Dienststrafbehorde beim Reichsdienststrafhof und Kommentator der Reichsdienststrafordnung die zusammen mit dem nationalsozialistischen Beamtengesetz von 1937 in Kraft trat Nach dem Krieg wurde er Leiter der Beamtenrechtsabteilung im Bundesministerium des Innern war 1950 massgeblich an der Ausarbeitung des sogenannten Adenauer Erlasses beteiligt und von 1953 bis zu seinem Tod Prasident des Bundesdisziplinarhofes Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Zeit des Nationalsozialismus 1 2 Nachkriegszeit 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBehnke war der Sohn eines Konrektors 3 Er beendete seine Schullaufbahn an einem humanistischen Gymnasium Von 1917 bis 1918 nahm er als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und studierte danach Rechtswissenschaften an den Universitaten Greifswald und Berlin Nach dem Rechtsreferendariat am Kammergericht Berlin war er von 1922 bis 1927 Hilfsrichter am Amts und Landgericht Stettin 1 1926 promovierte er zum Dr jur 1928 trat Behnke in die Deutsche Demokratische Partei ein die er aber 1930 bereits wieder verliess 4 Ab 1928 war er Justitiar des Regierungsbezirks Schleswig und 1929 des Regierungsbezirks Magdeburg Im Anschluss arbeitete er bis 1932 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Preussischen Ministerium fur Handel und Gewerbe 1932 wurde er Vertreter der Obersten Dienststrafbehorde beim Preussischen Oberverwaltungsgerichtshof 5 Seit 1930 war er verheiratet das Ehepaar bekam eine Tochter 1 Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Im Rahmen seiner Tatigkeit als Vertreter der Obersten Dienststrafbehorde zunachst beim Preussischen Oberverwaltungsgerichtshof ab 1937 beim Reichsdienststrafhof trug Behnke so der Historiker Dominik Rigoll seit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft zur Sauberung des Staatsdienstes von Demokraten bei 1937 verfasste er einen Kommentar zur Reichsdienststrafordnung des Beamtengesetzes bei dem Behnke obwohl er selbst nicht der NSDAP angehorte sondern sich nur fur die NS Volkswohlfahrt engagierte zum Massstab machte was er und andere NS Juristen zuvor praktiziert hatten Die Reichsdienststrafordnung mit Behnkes Kommentar forderte wegen des Treueverhaltnisses der Beamten zum nationalsozialistischen Staat den Umgang mit Juden auf das dienstlich unvermeidliche Ausmass zu beschranken Jeder daruber hinausgehende Kontakt etwa die Inanspruchnahme judischer Arzte sei als schweres Dienstvergehen zu ahnden 6 Behnke hatte in seinem Kommentar extreme auf rassistischer Grundlage getroffene Entscheidungen der NS Justiz zusammengestellt und so Beamten die Option genommen sich auf Unkenntnis dieser Urteile zu berufen falls sie sich wegen judenfreundlicher Einstellungen verantworten mussten 7 Wahrend des Zweiten Weltkrieges war er von 1941 bis 1945 in der Zentralabteilung des Amtes Ausland Abwehr beim Oberkommando der Wehrmacht tatig 5 Nachkriegszeit Bearbeiten Nach seiner Kriegsgefangenschaft arbeitete Behnke 1947 bis 1948 als Richter am Verwaltungsgericht Ansbach 1948 wurde er Referatsleiter in der Wirtschaftsverwaltung des von den Amerikanern und Briten besetzten Vereinigten Wirtschaftsgebietes der sogenannten Bizone Von 1948 bis 1949 amtierte er als Prasident des Senats beim Dienststrafhof bei der Personalverwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebietes Nach Grundung der Bundesrepublik Deutschland war er als Ministerialdirigent von 1949 bis 1953 Abteilungsleiter fur Beamten und Personalrecht im Bundesministerium des Innern Als Leiter der Beamtenrechtsabteilung war er massgeblich an der konkreten Ausarbeitung des sogenannten Adenauer Erlasses vom 19 September 1950 beteiligt der Angehorigen des offentlichen Dienstes untersagte Mitglied in einer von der Bundesregierung als verfassungsfeindlich angesehenen Organisation zu sein Dieser Beschluss zur Verfassungstreue von Beamten und Angestellten im offentlichen Dienst richtete sich zwar auch gegen neonazistische Organisationen legte aber den Schwerpunkt auf Mitgliedschaft in Organisationen die als kommunistisch angesehen wurden neben der KPD die FDJ den Kulturbund und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN Die blosse Mitgliedschaft in einer dieser Organisationen sollte ohne Prufung des Einzelfalles zur Entlassung aus dem offentlichen Dienst fuhren Behnke trat jeder differenzierten Vorgehensweise bei der Durchfuhrung des Erlasses entgegen Der Erlass so Behnke in einer Besprechung am 27 November 1950 sei so durchzufuhren dass moglichst wenige durch die Maschen gehen Im Ubrigen habe das Bundesverfassungsgericht mit dieser Angelegenheit gar nichts zu tun da die Artikel 18 und 21 des Grundgesetzes sich nur auf Staatsburger als solche beziehen wurden Bei der Zielgruppe des Erlasses gehe es aber um Staatsbedienstete deren Grundrechte bereits so weit eingeschrankt seien als ihr Gebrauch dem offentlich rechtlichen Treueverhaltnis widerspricht 8 Von 1953 bis 1964 war Behnke Prasident des Bundesdisziplinarhofes und hatte in dieser Funktion den Ruf eines strengen Richter s 3 Am 2 Dezember 1964 beantragte der Bundesminister des Innern Hermann Hocherl beim Dienstgericht des Bundes beim Bundesgerichtshof gegen Behnke wegen sittlicher Verfehlungen das heisst ausserehelicher sexueller Beziehungen 3 die Einleitung eines Disziplinarverfahrens mit dem Ziel der Amtsenthebung und die vorlaufige Dienstenthebung Hintergrund der Disziplinarmassnahme war eine befurchtete Erpressung durch die Hauptverwaltung Aufklarung HVA des MfS der DDR weil es im Umfeld Behnkes Anhaltspunkte fur Agenten der HVA gab insbesondere seine Sekretarin und Geliebte 9 Nach einem missgluckten Selbstmordversuch am 3 Dezember 1964 erhangte sich Behnke in der Nacht zum 10 Dezember 1964 10 11 Schriften BearbeitenDie Gleichheit der Lander im deutschen Bundesstaat Rechts und staatswissenschaftliche Dissertation Universitat Greifswald 1926 veroffentlicht unter dem Titel Die Gleichheit der Lander im deutschen Bundesstaatsrecht Eine staatsrechtliche Studie auf rechtsvergleichender Grundlage Struppe amp Winckler Berlin 1926 Zusammen mit Friedrich Everling Die preussische Beamtendienststrafordnung in der ab 1 Oktober 1934 geltenden Fassung Textausgabe mit einer Einleitung Hinweisen und Sachregister de Gruyter Berlin 1934 Reichsdienststrafordnung vom 26 Januar 1937 Kommentar fur die Praxis 2 vollig neubearbeitete und erweiterte Auflage C Heymann Berlin 1940 Bundesdisziplinarordnung BDO in der vom 1 September 1953 geltenden Fassung Kohlhammer Stuttgart 1954Literatur BearbeitenDie Kabinettsprotokolle der Bundesregierung Bd 17 1964 Bearbeitet von Josef Henke und Uta Rossel Oldenbourg Munchen 2007 ISBN 978 3 486 58127 0 mit Kurzbiografie S 594 Helmut Muller Enbergs Erich Schmidt Eenboom Kurt Behnke 1899 1964 Gehlens gescheiterte Jagd Ein Bundesrichter als Agent der DDR Staatssicherheit In Helmut Muller Enbergs Armin Wagner Hrsg Spione und Nachrichtenhandler Geheimdienst Karrieren in Deutschland 1939 1989 Verlag Ch Links Verlag 2016 ISBN 9783861538721 S 229 249 Dominik Rigoll Staatsschutz in Westdeutschland Von der Entnazifizierung zur Extremistenabwehr Beitrage zur Geschichte des 20 Jahrhunderts Hrsg von Norbert Frei Band 13 Wallstein Gottingen 2013 ISBN 978 3 8353 1076 6 zugleich Dissertation Freie Universitat Berlin 2010 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Kurt Behnke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Gerhard Mauz Tod eines Richters In Der Spiegel Nr 51 1964 online 16 Dezember 1964 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Wer ist wer Band 14 Schmidt Romhild 1962 S 79 Eintrag bei www chroniknet de a b c Gerhard Mauz Tod eines Richters In Der Spiegel 51 1964 16 Dezember 1964 S 34 abgerufen am 24 Januar 2014 Rigoll Staatsschutz in Westdeutschland Gottingen 2013 S 64 a b Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung Bd 17 1964 Bearbeitet von Josef Henke und Uta Rossel Oldenbourg Munchen 2007 S 594 Rigoll Staatsschutz in Westdeutschland Gottingen 2013 S 64 Rigoll Staatsschutz in Westdeutschland Gottingen 2013 S 102 Rigoll Staatsschutz in Westdeutschland Gottingen 2013 S 103f Muller Enbergs Schmidt Eenboom Kurt Behnke S 229ff Kabinettsprotokolle Online 146 Kabinettssitzung am 9 Dezember 1964 F Amtsenthebung des Prasidenten des Bundesdisziplinarhofs Behnke Anm 1 Abgerufen am 24 Januar 2014 Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung Bd 17 1964 Bearbeitet von Josef Henke und Uta Rossel Oldenbourg Munchen 2007 S 538 Normdaten Person GND 141503998 lobid OGND AKS VIAF 122355771 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Behnke KurtKURZBESCHREIBUNG deutscher Verwaltungsjurist und MinisterialbeamterGEBURTSDATUM 18 Februar 1899GEBURTSORT StolpSTERBEDATUM 10 Dezember 1964STERBEORT Berlin West Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Behnke amp oldid 213305207