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Kosmos 133 war die Tarnbezeichnung fur den ersten noch unbemannten Testflug des sowjetischen Sojus Raumschiffs von 28 bis 30 November 1966 MissionsdatenMission Kosmos 133NSSDCA ID 1966 107ARaumfahrzeug Sojus 7K OK A GRAU Index 11F615 Seriennummer 2Masse 6450 kgTragerrakete Sojus GRAU Index 11A511 Besatzung unbemanntStart 28 November 1966 11 02 UTStartplatz Baikonur 31 6Landung 30 November 1966 10 21 UTLandeplatz uber China gesprengtFlugdauer 1 d 23 h 19 mUmlaufzeit 88 4 minBahnneigung 51 82 Apogaum 223 kmPerigaum 171 km Vorher nachher Woschod 2 bemannt Kosmos 140 unbemannt Nachste bemannte MissionSojus 1 Inhaltsverzeichnis 1 Vorbereitung 2 Flugverlauf 3 Die Untersuchung 4 Die Katastrophe beim nachsten Sojus Start 5 Auswirkungen auf das Sojus Programm 6 Vergleich mit dem US Raumfahrtprogramm 7 WeblinksVorbereitung BearbeitenDas sowjetische Konstruktionsburo OKB 1 unter der Leitung von Sergei Koroljow hatte fur das sowjetische Mondprogramm ein mehrsitziges kopplungsfahiges Raumschiff namens Sojus entwickelt Im Sommer und Herbst 1966 naherte sich die Entwicklung dem Ende jedoch gab es noch einige Probleme zu losen Unter anderem funktionierten die Fallschirme noch nicht zuverlassig Bei einem Test der Reserveschirme am 3 November 1966 versagten diese und die Raumschiffattrappe zerschellte am Boden Die ersten beiden Sojus Exemplare unterschieden sich durch ihre Kopplungsadapter Das Raumschiff mit der Seriennummer 1 s n 1 war vom Typ 7K OK P und hatte einen passiven Adapter s n 2 war vom Typ 7K OK A und hatte das aktive Gegenstuck Geplant war ein Doppelstart im Abstand von 24 Stunden Das aktive Raumschiff sollte zuerst starten und spater mit dem passiven im Orbit ein Rendezvous und eine Kopplung durchfuhren Sofern nach dem Einschuss in den Orbit der Abstand der beiden Raumfahrzeuge weniger als 20 km betrug konnte das Rendezvous sofort eingeleitet werden Bei einer grosseren Entfernung mussten 24 Stunden fur Kurskorrekturen verwendet werden Beide Raumschiffe sollten nach je vier Tagen Flug auf dem Gebiet der Sowjetunion landen und von Rettungstrupps geborgen werden wie es auch bei bemannten Missionen der Fall war Der nachste Doppelstart wurde dieses Manover im Dezember 1966 oder Januar 1967 mit zwei bemannten Raumschiffen durchfuhren Am 26 November 1966 wurden die zwei Sojus Raketen zu zwei verschiedenen Startrampen des Startgelandes Baikonur gerollt Flugverlauf BearbeitenDas erste Raumschiff mit Seriennummer 2 startete am 28 November 1966 um 11 00 00 UT von der Startrampe 31 in Baikonur und erhielt die Bezeichnung Kosmos 133 Im Falle eines Fehlstarts ware es ohne Nummer geblieben Der Einschuss in die Erdumlaufbahn erfolgte problemlos Einige Stunden spater zundete Kosmos 133 aus ungeklarten Grunden seine Lagereglungstriebwerke und verbrauchte innerhalb von 15 Minuten fast den ganzen Treibstoff der fur das Rendezvous vorhergesehen war Das Raumschiff rotierte nun mit etwa 2 Umdrehungen pro Minute Unter diesen Umstanden war die vorgesehene Mission nicht mehr durchfuhrbar und der Start des zweiten Raumschiffs wurde abgesagt Die Flugleitung versuchte am nachsten Tag die Rotation durch Zundung anderer Dusen zu stoppen das Raumschiff korrekt auszurichten und die Bremszundung fur eine Ruckkehr zur Erde durchzufuhren Dieser Versuch wurde jedoch abgebrochen als nicht klar war ob das Raumschiff die Funksignale korrekt empfangen hatte Spater musste eine Zwangspause eingelegt werden weil die Flugbahn nicht mehr uber die Sowjetunion fuhrte Es war nicht klar ob in dieser Zeit die sich verringernde Bahnhohe dazu fuhrte dass Kosmos 133 in der Erdatmosphare vergluhte weshalb mehrere Kommandos gegeben wurden auf eine hohere Bahn zu steuern Am nachsten Morgen konnten per Telemetrie die Auswirkungen dieser Kommandos ausgelesen werden In allen drei Fallen hatten die Triebwerke zwar gezundet jedoch geriet das Raumschiff darauf in Schwingungen weshalb die Triebwerke automatisch abgeschaltet wurden Schliesslich konnte per Funk die Bremszundung ausgelost werden die Landung wurde fur 11 32 UT am 30 November 1966 erwartet Das Triebwerk hatte jedoch wieder vorzeitig abgeschaltet so dass sich Kosmos 133 zwar auf Erdkurs befand aber nicht auf der vorhergesehenen Bahn Fur den Fall dass das Raumschiff ausserhalb der Sowjetunion niedergehen konnte war ein automatischer Selbstzerstorungsmechanismus eingebaut Die Flugleitung ging davon aus dass Kosmos 133 um 10 21 UT explodierte nachdem es Orsk uberquerte aber bevor es in China niedergehen konnte Eine mehrtagige Suche nach Trummern blieb erfolglos Die Untersuchung BearbeitenEine Untersuchungskommission legte am 9 Dezember ihren Bericht vor Der Fehlschlag lag nicht in Entwicklungs oder Konstruktionsfehlern begrundet sondern die unter Zeitdruck durchgefuhrten mangelhaften Tests liessen Fehler bei der Montage unentdeckt bleiben Da beim Test vor dem Start das Risiko der Kontamination der Solarflachen durch die Abgase der Lagereglungstriebwerke entdeckt worden war ordnete der massgeblich an der Konstruktion beteiligte Konstantin Feoktistow die Drehung aller Lagereglungsblocke um 180 und die Umpolung der betroffenen Steuerleitungen bei den bereits in der Bodentestung befindlichen Raumschiffen s n 1 und s n 2 an Zwar erfolgte die Anderung der Orientierung der Triebwerke in der langen Kette von Genehmigungen und Freigaben wurde jedoch unter dem Zeitdruck der bereits kurz bevorstehenden Starts trotzdem mit einer falschen Polung verkabelt Da sich die beiden Raumschiffe bereits auf dem Kosmodrom befanden wurden diese kurzfristig realisierten Modifikationen nicht mehr ausreichend getestet Der Leiter des sowjetischen Raumfahrtprogramms Wassili Mischin und der Vorsitzende der Staatskommission Kerim Kerimow stimmten darin uberein dass die Mission mit einem Kosmonauten an Bord erfolgreich verlaufen ware Ein im Raumschiff befindlicher Kosmonaut hatte die inverse Ausfuhrung von Steuerbefehlen mit Sicherheit bemerkt und die Automatik abgeschaltet wie es bei den Sojus Raumschiffen erstmals allerdings erst auf energisches Insistieren seitens der Kosmonauten und Nikolai Kamanins hin moglich war Nach Rucksprache mit der Flugleitung hatten korrigierte manuelle Lagereglungskommandos ein erfolgreiches Manovrieren sehr wahrscheinlich ermoglicht Der Start der zweiten Sojus wurde nunmehr fur den Zeitraum zwischen dem 15 und 18 Dezember angesetzt der erste bemannte Flug einer Sojus sollte am 19 Januar 1967 folgen Der Verlust des Raumschiffs machte deutlich dass keine Plane fur den Fall existierten dass ein sowjetisches Raumschiff ausserhalb der Sowjetunion geborgen werden musste Die Katastrophe beim nachsten Sojus Start BearbeitenAm 12 Dezember 1966 wurde die Sojus Rakete mit dem Raumschiff Nr 1 zur Startrampe 31 gerollt Der Start war fur den 14 Dezember um 16 00 Uhr Ortszeit geplant Als die Triebwerke gezundet wurden arbeiteten sie jedoch nicht mit voller Leistung die Rakete blieb auf der Plattform Spater stellte sich heraus dass ein fehlerhaftes Sauerstoffventil verhinderte dass alle Triebwerke korrekt arbeiteten Dadurch entwickelte die Rakete nicht genugend Schub und blieb ungesichert auf der Rampe Nach einer halben Stunde Wartezeit machte sich das Personal daran die Rakete zu sichern und zu enttanken Plotzlich zundete der Rettungsturm und zog das Sojus Raumschiff etwa 600 Meter in die Hohe Das Raumschiff landete in etwa 300 Meter Entfernung zur Startrampe Durch die Zundung des Rettungsturms wurde die Rakete in Brand gesetzt Das Personal brachte sich in Sicherheit teilweise entfernten sich die Techniker so weit wie moglich vom Startturm teilweise kauerten sie sich hinter eine Betonmauer Als das Feuer jedoch nach etwa zwei Minuten die erste Raketenstufe zur Explosion brachte konnte die Betonmauer keinen Schutz bieten und die Menschen dort wurden getotet oder verletzt Die Starteinrichtung war auf Monate unbrauchbar selbst Gebaude in einem Kilometer Entfernung wurden beschadigt Die Katastrophe hatte zweierlei Ausloser Das fehlerhafte Sauerstoffventil hatte fur sich genommen nur zu einer Startverzogerung von einigen Tagen gefuhrt Erst die ungewollte Zundung des Rettungsturms hatte zum Verlust von Menschenleben Rakete und Starteinrichtung gefuhrt Es stellte sich heraus dass beim Entwurf des Rettungsturms ein logischer Fehler gemacht worden war statt der geplanten drei Moglichkeiten die Feststoffrakete zu zunden gab es tatsachlich vier Diese vierte Moglichkeit wurde dadurch ausgelost dass die Rakete langere Zeit ohne externe Stromversorgung unbewegt auf der Rampe stand wird nach dem Startsignal ohne geanderte Signale des Inertialsystems interpretiert als Startbeginn zum Beginn des senkrechten Aufstiegs jedoch die Erdrotation nach ca einer halben Stunde im Lageregelungssystem eine Abweichung von der ursprunglichen Orientierung zur Startzeit von mehr als 8 verursachte die als ein Abbruchkriterium galt Somit hatte eine mangelhaft entworfene Sicherheitseinrichtung grosseren Schaden verursacht als wenn diese Einrichtung nicht zur Verfugung gestanden hatte Auswirkungen auf das Sojus Programm BearbeitenDie sowjetische Raumfahrt hatte einen schweren Ruckschlag auf mehreren Ebenen zu uberwinden Die zwei ersten Exemplare des neuen Sojus Raumschiffs waren verloren gegangen Es bestand die Moglichkeit dass der Entwurf von Rakete und Raumschiff noch weitere Fehler enthielt Das Raumschiff hatte im Orbit nicht unter Kontrolle gebracht werden konnen Die Bergung eines Raumschiffes das ausserhalb der Sowjetunion landen musste war noch nicht befriedigend geregelt Dennoch blieb das Ziel bis zum 7 November 1967 dem 50 Jahrestag der Oktoberrevolution eine bemannte Mondumrundung durchzufuhren Dazu waren noch vier unbemannte Starts der Variante 7K L1 des Sojus Raumschiffs notwendig das bisher ebenso wenig getestet worden war wie die neue spezielle Version der Proton Tragerrakete UR 500K Der weitere Plan sah einen unbemannten Einzelstart eines Sojus Raumschiffes am 15 Januar 1967 vor entweder mit der Seriennummer 3 oder mit der Nr 5 Ein bemannter Doppelflug sollte bald darauf folgen fruhestens aber im Marz 1967 Vergleich mit dem US Raumfahrtprogramm BearbeitenIn den USA war am 15 November 1966 mit der Landung von Gemini 12 das Gemini Programm beendet worden Seit Marz 1965 hatte die NASA zehn bemannte Raumfluge durchgefuhrt und hatte stets neue Erst und Bestleistungen zu vermelden Ein Langzeitflug mit Gemini 7 hatte den Rekord auf knapp 14 Tage geschraubt Die Gemini Raumschiffe konnten bei Rendezvous prazise manovriert werden und Kopplungen im All stellten kein Problem mehr dar Nach funf Weltraumausstiegen hatte man die Schwierigkeiten in diesem Bereich ebenfalls uberwunden Das neue Apollo Raumschiff hatte drei unbemannte Fluge bereits hinter sich der erste bemannte Start war fur Fruhling 1967 geplant Die Sowjetunion hatte dagegen seit Marz 1965 keinen bemannten Raumflug mehr durchgefuhrt der einzige Weltraumausstieg Woschod 2 hatte nur wenige Minuten gedauert und war auch ohne besondere Anforderungen problematisch verlaufen Das neue Sojus Raumschiff das der amerikanischen Apollo ebenburtig sein sollte hatte nur einen einzigen unbemannten Flug hinter sich der mit dem Verlust des Raumschiffs endete Zudem wurden Auswahl und Ausbildung der Kosmonauten durch interne Rivalitaten stark beeintrachtigt Weblinks BearbeitenSoyuz 7K OK in der Encyclopedia Astronautica englisch Kosmos 133 im NSSDCA Master Catalog englisch Tagebucher von Nikolai Kamanin in der Encyclopedia Astronautica englisch Der Beginn des Sojus Programms aus der Sicht des Leiters der KosmonautenausbildungSojus Missionen Als Kosmos 133 140 186 188 212 213 238 496 573 613 638 656 670 672 772 869 1001 1074Sojus 1 2A 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 1 18 19 Apollo Sojus Test Projekt 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40Sojus T 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1 10 11 12 13 14 15Sojus TM 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34Sojus TMA 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 01M 20 21 02M 22 03M 04M 05M 06M 07M 08M 09M 10M 11M 12M 13M 14M 15M 16M 17M 18M 19M 20MSojus MS 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kosmos 133 amp oldid 229032357