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41 005061111111 44 635086111111 Koordinaten 41 0 18 2 N 44 38 6 3 OKobayr Kobayr armenisch Քոբայր georgisch ქობაირი andere Umschriften K obayr Kobair Kobaiyr Khobajr Kobajr war ein mittelalterliches Kloster in der nordarmenischen Provinz Lori dessen als Ruinen erhaltene Gebaude aus dem 12 und 13 Jahrhundert stammen Die zunachst zur Armenisch Apostolischen Kirche gehorende befestigte Anlage wurde Ende des 12 Jahrhunderts in ein Kloster der Georgisch Orthodoxen Kirche umgewandelt Dies erklart den georgischen Stil der Bauplastik und der grossformatigen Wandmalereien in der Apsis der Hauptkirche Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Klosteranlage 3 1 Hauptkirche 3 2 Kapelle 3 3 Mariamashen Kirche 3 4 Glockenturm Mausoleum 3 5 Refektorium 3 6 Einschiffige Grabkapelle 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Sudseite der Hauptkirche Malereien unter der Uberdachung rechts kleine Mariamashen Kirche nbsp Ostgiebel der Hauptkirche und der Kapelle mit Bauplastik im georgischen Stil und einer nach der armenischen Tradition sparsamen Ausfuhrung nbsp Nordseite der Hauptkirche Links angebaute Kapelle an der Stelle des Baugerusts stand der Gawit Die Schnellstrasse M6 verlauft von der Provinzhauptstadt Wanadsor am Fluss Pambak entlang und nach dessen Einmundung in den Debed beim Dorf Dsoragjugh Dzoragyugh im Tal des Debed uber Alawerdi bis zur georgischen Grenze 35 Kilometer nordlich Wanadsor liegt am rechten ostlichen Ufer des Debed die stadtische Siedlung Tumanjan ein ehemaliger Industriestandort mit einer stillgelegten Ziegelbrennerei Einen halben Kilometer nordlich des Abzweigs nach Tumanjan und etwa hundert Meter vor der Bahnstation Kobayr beginnt auf der Westseite der Strasse ein teilweise rutschiger Pfad der unter der Bahnlinie hindurch an einigen Bauernhausern und Garten des Weilers Kobayr vorbei einen steilen Hang hinauffuhrt Die Klosterruine ist nach gut zehn Minuten Aufstieg durch dichten Laubwald zu erreichen Auf halber Strecke passiert der Weg eine gefasste Quelle Die Hauptkirche wurde am Berghang auf der kleinen ebenen Flache eines Felsvorsprungs errichtet Die ubrigen Gebaude liegen oberhalb weiter nordlich Ein Pfad fuhrt von der Hauptkirche in eine Schlucht und nach 50 Metern zu einem Wasserfall an der senkrechten Felswand Geschichte BearbeitenEinige Funde in der Nahe stammen aus der Fruhen Bronzezeit und der Eisenzeit Der Ortsname Kobayr ist vermutlich aus dem Georgischen kob und dem Armenischen ayr zusammengesetzt Beide Worter bedeuten Hohle und beziehen sich auf die zahlreichen Felshohlen in der Umgebung die in fruhchristlicher Zeit von monchischen Einsiedlern bewohnt waren In dieser Zeit entstand eine erste Kirche Seit Ende des 11 Jahrhunderts gehorte das Kloster Kobayr wahrscheinlich zur armenischen Dynastie der Kiwrikean Kyurikian Kiurikian die von 996 bis 1118 das Konigreich Lori im Nordosten des heutigen Armenien regierten Das Reich umfasste ausser der Provinz Lori die gesamte ostlich angrenzende Provinz Tawusch Im 10 und 11 Jahrhundert trugen die Kiwrikean wesentlich zum armenischen Widerstand gegen die Invasionen der islamisch kurdischen Dynastie der Schaddadiden bei die zeitweilig von den Stadten Dvin Ani und Gandscha herrschten Nach einer Inschrift beauftragten 1171 zwei Prinzessinnen der Kiwrikean Dynastie den Bau der Kapelle an der Hauptkirche Im 12 Jahrhundert lebte der Historiker Davit Kobayretsi im Kloster Der Historiker Geograf und Ubersetzer Vardan Areveltsi um 1198 1271 berichtet von Kobayr als einem bedeutenden Gelehrtenzentrum Ende des 12 Jahrhunderts gelangte das Gebiet unter die Kontrolle der Zakariden georgisch Mkhargrzeli einer armenisch georgischen Furstendynastie Prinz Sarkis Zakarian erhielt die mittelalterliche ostarmenische Provinzen Gugark und Tawusch vom georgischen Konig Giorgi III reg 1156 1184 und seiner Thronfolgerin Tamar reg 1184 1213 Die Zakariden regierten als Vasallen des Konigreichs Georgien zwischen 1201 und 1260 in der Hauptstadt Ani ein Gebiet das sich von Gugarak im Norden wo sie die heute vorhandenen Gebaude des Klosters Haritschawank errichten liessen bis in den Suden nach Sjunik erstreckte Dort brachten sie unter anderem die Festung Vorotnaberd in ihren Besitz 1261 wurde in Kobayr Schah in Schah Zakarian bestattet Dessen Familie hing der Georgischen Orthodoxie an die im Unterschied zur Armenisch Apostolischen Kirche das Konzil von Chalkedon angenommen hatte Die Zakarians machten das Kloster zu ihrem geistigen Zentrum Unter georgischem Einfluss erlebte die Region mit dem Neubau mehrerer Kloster ab dem 12 Jahrhundert eine Blutezeit Die Inschriften in Kobayr sind ab der Mitte des 13 Jahrhunderts auf Georgisch verfasst Eine Inschrift von 1276 berichtet von Giorgi einem Sohn Schah in Schah Zakarians der die Aussenmauern der Hauptkirche im oberen Bereich und das Bodenpflaster restaurieren liess 1282 datieren die von Giorgi gestifteten Wandmalereien der Portalvorhalle Ein anderer Sohn Mxargrjel und seine Gemahlin Vaneni beauftragten 1279 den Bau des Glockenturm Mausoleums in dem beide bestattet wurden Nach dem 13 Jahrhundert wurde das Kloster verlassen Erst im 17 und 18 Jahrhundert kehrten Monche zuruck die nun wieder der ursprunglichen armenisch apostolischen Lehre anhingen 1971 wurden die Wandmalereien der Hauptkirche restauriert ohne das Gewolbedach uber der Apsis wiederherzustellen Seit 2006 erfolgen partielle Instandsetzungsmassnahmen bei denen unter anderem der Glockenturm wiederaufgebaut wurde In der Apsis wurde ein Baugerust aufgestellt das ein provisorisches Wellblechdach tragt Dieses uberdeckt wenigstens teilweise die zuvor ganzlich frei der Witterung ausgesetzten Malereien Klosteranlage Bearbeiten nbsp Links Portal der Kapelle recht Nordportal der Hauptkirche Mitte Bogen des fehlenden Gawit Das steil nach Osten abfallende Gelande ist im Suden durch eine Felskante an der zum Wasserfall fuhrenden Schlucht begrenzt Die Klosteranlage war von einer Festungsmauer aus Basaltquadern umgeben deren Reste in der Nordostecke erhalten sind Der ehemalige Hauptzugang in der Nordmauer besteht aus einem Tunnelgang der an der Aussenseite von zwei Rundturmen flankiert wird Der einstige Weg und die Mauern in diesem Bereich sind von Baumen uberwachsen Der heutige Aufstiegspfad fuhrt direkt zur Hauptkirche im Suden Hauptkirche Bearbeiten Die Hauptkirche oder Kathedrale Katoghike direkt am Rand des Felsabhangs im Suden und einer aufsteigenden Felswand an der Westseite bestand aus einem einschiffigen Saal mit Tonnengewolbe der im Osten in einer halbrunden Apsis abschliesst Sudmauer das gesamte Tonnengewolbe und die obere Apsiskalotte sind eingesturzt Drei in gleichen Abstanden angeordnete Gurtbogen die auf Pilastern ruhten gliederten den Saal Dazwischen waren an den Langswanden flache oben halbrund abschliessende Nischen ausgespart Ungewohnlich ist die Durchfensterung der Apsisruckwand Uber drei grossen halbrunden Fenstern befinden sich symmetrisch zwei Fenster in der oberen Reihe Hinzu kommen zwei hohe Nischen im unteren Bereich an den seitlichen Randern der Apsis Der Hauptzugang im mittleren Feld der Nordwand wird zunachst von einem doppelten Taustab rechteckig umrahmt Dieser wird von einem Bogenfeld mit einem ausseren doppelten Taustab uberhoht Die Flache dazwischen fullt Flechtwerk aus Der Westeingang ist weniger aufwendig gestaltet ein Bauschmuck im schmalen Durchgang zwischen Kirche und Felsen ware schlecht zu betrachten Um die Fenster der Ostwand fuhrt ein Wulstprofil herum das von einem grossen den gesamten Giebel ausfullenden Reliefkreuz im georgischen Stil ubernommen wird Der Schmuckfries am Gesims zeigt liegende Palmetten zwischen runden Flechtmustern nbsp Brustfigur Jesu im Zentrum der Abendmahlszene nbsp Mittlere Zone der Apsis Detail einer stehenden Apostelgruppe beim Abendmahl links von Jesus In der Apsis sind Malereien nach georgischem Vorbild mit lebensgrossen Figuren in drei Zonen zu sehen die 1971 nach den originalen Malereiresten rekonstruiert wurden Die Begleitinschriften sind ebenfalls georgisch In der obersten Zone erscheinen in der Mitte die Jungfrau Maria mit Kind auf dem Thron flankiert von einem Erzengel auf jeder Seite In der mittleren Zone ist das Abendmahl mit Jesus als Brustbild im Zentrum und seitlich stehenden Aposteln in einer ungewohnlichen Komposition dargestellt Zwischen den Fenstern in der unteren Zone stehen Kirchenvater und Heilige Der altertumliche ausdrucksstarke Stil ist mit den Malereien der Muttergotteskirche Surb Astvatsatsin des Klosters Achtala in der Provinz Lori zu vergleichen Anfang 13 Jahrhundert Die Malereien entstanden wohl wahrend der Bauzeit die Jean Michel Thierry um 1171 datiert Die Motivauswahl entspricht dem seit dem 11 Jahrhundert in der georgischen und byzantinischen Kunst ublichen Schema 1 Das umfangreichste byzantinische Bildprogramm in einer armenischen Kirche findet sich in der vollstandig ausgemalten Gregorkirche des Tigran Honents in Ani die 1215 datiert ist Ansonsten sind aus dem 12 13 Jahrhundert noch Malereireste in zwei provinziellen kleinen Kirchen im Gebiet Bergkarabach bekannt 2 Kapelle Bearbeiten nbsp Deesis Gruppe in der ApsiskalotteAn die Nordwand grenzt eine einschiffige Kapelle mit Tonnengewolbe und halbrunder Apsis Das Portal der Kapelle ist kunstvoll mit einem geometrischen Flachrelief umrahmt Die Gestaltung der drei Halbsaulen auf jeder Seite mit Kugelformen und Kanneluren entstammt dem georgischen Formenschatz ihre Ausfuhrung ist jedoch nach armenischem Geschmack zuruckhaltend Durch ubereinstimmende Merkmale mit dem Bauschmuck der Hauptkirche wird fur die Kapelle dieselbe Bauzeit angesetzt Die Kapelle erhalt durch jeweils ein schmales Fenster in der Ostwand und der Nordwand Licht Die Wande waren vollstandig ausgemalt Von oben nach unten sind in der Apsis in drei Zonen bedeutende Malereireste zu sehen Unter den drei Figuren einer Deesis in der Apsiskalotte folgen in der Mitte eine Abendmahlsszene und unten dicht nebeneinanderstehende Bischofe Von der Mitte der Nordwand bis zur Gewolberundung war das Leben der Maria in mehreren Zyklen dargestellt Maria Geburt Tempelgang Darbringung der dreijahrigen Maria im Tempel bis zu Maria Aufnahme in den Himmel Stifterfiguren an der Westwand und im unteren Bereich der Nordwand von denen eine weibliche Figur ein Kirchenmodell in den Handen halt konnten die Familie des Schah in Schah Zakarian darstellen Sie sind wie auf den fruhen georgischen Malereien etwa in der Sioni Kirche von Ateni 7 Jahrhundert mit Richtung Altar ausgestreckten Handen im Orantengestus dargestellt nbsp Restauriertes Glockenturm Mausoleum von SudenDer Kapelle war im Westen ein Gawit vorgelagert von dem nur noch die drei Saulen der Nordwand erhalten blieben die eine Arkadenreihe bildeten Trompen die von den Ecken zum langlichen Gewolbe uberleiteten sind vor der Kapellenwand noch im Ansatz vorhanden Der Gawit stellte zugleich einen offenen Portikus vor dem Nordeingang der Hauptkirche dar Mariamashen Kirche Bearbeiten Die Ruine des Oratoriums liegt auf einer Felsnase vor der Ostwand der Hauptkirche Der kleine tonnenuberwolbte Raum mit einer halbrunden Apsis von dem Teile den Hang hinuntergesturzt sind erhielt seinen Namen laut einer Inschrift im Jahr 1171 von Prinzessin Mariam der Tochter des armenischen Konigs Kiwrikean II ging jedoch bald danach in den Besitz der georgischen Zakarian Familie uber Der Reliefschmuck ist einfacher als an der Hauptkirche Unter der Kapelle lag eine Grabkammer Glockenturm Mausoleum Bearbeiten Das 1279 in Auftrag gegebene Mausoleum fur Mxargrjel Sohn von Amirspasalar Schah in Schah und seine Frau Vaneni befindet sich nordlich der Hauptkirche etwa in der Mitte der Klosteranlage An den quadratischen Raum schliesst sich im Osten eine halbrunde Apsis an Die georgische Grundungsinschrift ist an der Sudwand angebracht Das Portal in der Sudwand ist von drei keilformigen abgetreppten Reliefbandern rechteckig umgeben eine fur das 13 Jahrhundert typische armenische Gestaltung Das von zwei Wulsten eingerahmte Flechtmuster um das Fenster daneben und die beiden Apsisfenster geht dagegen auf georgische Vorbilder zuruck Der aus glatt behauenen Basaltquadern sorgfaltig gefugte Bau wird von einem Glockenturm in Gestalt einer achteckigen Rotunde uberhoht Nach 2007 wurde der zuvor fehlende Glockenturm neu aufgestellt Der Raum war innen verputzt 3 Refektorium Bearbeiten nbsp Refektorium Sudliche Stirnwand mit dem Ansatz des Tonnengewolbes rechts Nordwand Der Speisesaal Refektorium des Klosters aus dem 13 Jahrhundert lag etwas hoher am Hang westlich des Mausoleums Der in Nord Sud Richtung gelangte Saal mass 13 5 8 5 Meter Er war von einem durch zwei Gurtbogen gegliederten Tonnengewolbe uberdeckt Weitgehend erhalten blieben die beiden Stirnseiten die nordliche Langswand und etwa ein Drittel der Sudwand im Norden bis zum Bogenansatz Die Gurtbogen ruhten auf vorgestellten Halbsaulen Die Gewolbelast wurde auf Wandbogen zwischen den Halbsaulen abgeleitet Einschiffige Grabkapelle Bearbeiten nbsp Im Suden an die Grabkapelle angebauter Portikus Vom Refektorium fuhrt ein Pfad parallel am Hang zu einer 100 Meter entfernten kleinen Kirche in der Nahe der nordlichen Umfassungsmauer Das Gebaude dessen Aussenmauern weitgehend erhalten sind besass ein Tonnengewolbe das im westlichen Drittel von einem Gurtbogen gegliedert wurde Dessen Kampfer tragen ein Wabenmuster weshalb die Kapelle in das 13 Jahrhundert datiert wird An die tiefe hufeisenformige Apsis grenzt in einer fur Armenien ausserst seltenen asymmetrischen Anordnung im Norden eine schmalere zweite Apsis an Symmetrische Doppelapsiden kommen dagegen etwas haufiger vor Glockenturm im Kloster Haghpat von 1245 andere Beispiele im Norden und Osten des Sewansees 4 Der Eingang liegt in der sudlichen Langswand Hier ist ein Portikus vorgelagert der sich durch zwei Arkadenbogen an der Ostseite und der halftigen Sudseite offnet Die Richtung Hang liegende Westwand und die westliche Halfte der Sudwand sind geschlossen Weitere Gebaudereste und eine Felshohle oberhalb sind in dem unwegsamen Gelande schwer zu erreichen Zwischen Hauptkirche und Mausoleum stehen einige Chatschkare Literatur BearbeitenPatrick Donabedian Dokumentation der Kunststatten In Jean Michel Thierry Armenische Kunst Herder Freiburg B 1988 S 558 ISBN 3 451 21141 6Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kobayr Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rick Ney Lori marz Tour Armenia 2007 S 24f Kobayr Monastery Armeniapedia Silk Road Kobaiyr Monastery Armenian HeritageEinzelnachweise Bearbeiten Jean Michel Thierry S 222 Nona Stepanjan Wandmalerei Buchmalerei und angewandte Kunst In Burchard Brentjes Stepan Mnazakanjan Nona Stepanjan Kunst des Mittelalters in Armenien Union Verlag VOB Berlin 1981 S 240 Patrick Donabedian Dokumentation der Kunststatten In Jean Michel Thierry S 558 Jean Michel Thierry S 207 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kobayr amp oldid 195627583