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Kloster Lugau ist eine Erzahlung von Wilhelm Raabe die im Juni 1893 vollendet 1 gegen Ende desselben Jahres bei Otto Janke in Berlin erschien 2 3 4 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Form 3 Selbstzeugnisse 4 Rezeption 5 Ausgaben 5 1 Erstausgabe 5 2 Verwendete Ausgabe 5 3 Weitere Ausgaben 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenGrafin Laura Warberg auch Ophelia genannt hat sich hinter die Mauern des Nonnenklosters Lugau einer Stiftung aus dem Jahr 870 zuruckgezogen um vor den Nachstellungen zudringlicher Prinzen sicher zu sein Kontakt mit der Weltlichkeit hat sie aber immer noch Die Grafin korrespondiert angeregt mit Horatio Das ist der Hofrat Dr phil Franz Herberger Prinzenerzieher a D und Hauptmann der Landwehr aus Wittenberg Der 35 jahrige Hofrat gilt in der Lutherstadt als der Gonner des strebsamen jungen Dr phil Eckbert Scriewer Dank solcher Referenz kann sich Scriewer im September 1869 mit Fraulein Eva Kleynkauer in Wittenberg verloben Eva ist die Tochter des Ober Konsistorialrats Prof Dr th Martin Kleynkauer und dessen Gattin Blandine geborene Husaus Einer Tante Evas der alten Euphrosyne Kleynkauer ist die Verbindung gar nicht recht Euphrosyne durchschaut sie alle in Wittenberg So vermag Euphrosyne auch dem Hofrat der des Ofteren bei der alten Dame Rat sucht aus dem Stegreif schlechte Charaktereigenschaften des Brautigams aufzuzahlen Herberger sieht ein er hat sich geirrt Aber es ist nun mal passiert Tante Euphrosyne ist die reichste Frau von Wittenberg Die Familie hat unter anderem suddeutsche Wurzeln Eine Mamsell Kleynkauer hatte im 18 Jahrhundert einen Tubinger geheiratet der nach Wittenberg als Professor berufen worden war Tante Euphrosyne behalt zu ihrem Leidwesen recht Scriewer diese Kreuzotter in seinem edelmutigen Drang Eva sittlich und moralisch zu bessern setzt das Madchen so sehr unter seelischen Druck dass es erkrankt Der Hofrat sowie die Tante mussen einschreiten Zu Pfingsten 1870 bringt Tante Euphrosyne das junge Madchen zu einem Logierbesuch in das lutherische Kloster Lugau Im Kloster kummert sich nicht nur Tante Euphrosyne um das kranke Kind Auch Grafin Warberg und die Klostertante das ist die Schwester Fraulein Augustine Kleynkauer beteiligen sich aufopferungsvoll an der Krankenpflege Noch ein Verwandter der Kleynkauers trifft wie es der Zufall will im Kloster Lugau ein Der junge Dr Eberhard Meyer aus Tubingen will den Schwabenspiegel mit dem Wittenberger Kodex des Sachsenspiegels vergleichen Letzterer soll so heisst es in der Klosterbibliothek Lugau seit Jahrhunderten verstauben Unter den Nonnen gibt es keine Bibliothekarin Die Frau Priorin gebraucht die Bibliothek nebenher als personengebundene Kleiderkammer Der Schwabe kann trotz tatkraftiger Unterstutzung einiger Damen allen voran die Grafin Warberg keinen Sachsenspiegel finden Aber er findet eine Frau Eva Das junge Paar wird in der klosterlichen Abgeschiedenheit von aussen bedroht Dr Scriewer reist im Auftrag der weltberuhmten Alma Mater als Revisor der Klosterbibliothek an Scriewer ergreift Besitz von seiner Braut Evas Gesundheitszustand verschlechtert sich rapide In einem Brief Scriewers an die Mutter zeigt der Schreiber sein wahres Gesicht Er verachtet Evas verarmte Eltern und will die krankliche kindische Braut nicht anders als zusammen mit dem Geld der Tante Euphrosyne ehelichen Die Tante und die Grafin Warberg schreiten ein Mit vereinten Kraften wird Scriewer dieser Moloch des Strebertums aus dem Kloster Lugau verscheucht Evas Eltern zwei weitere Kleynkauer reisen an Das Kind dieses arm klein gejagt Vogelchen hatte zuvor in seiner Not den Beistand von Vater und Mutter brieflich erfleht Der Sachsenspiegel findet sich doch noch Evas Vater hatte ihn entliehen Die Grafin Warberg wirft das Exemplar dem Schwaben zu Dr Meyer fangt den Kodex geistesgegenwartig auf Zu seinem unendlichen Entzucken wird Dr Herberger von der Grafin Warberg erhort Der Hofrat begibt sich stehenden Fusses in das Kloster Lugau Unter den indiskreten Blicken der Nonnen herzt sich das gluckliche Paar Mitte Juli 1870 ziehen Dr Herberger und Dr Meyer in den Deutsch Franzosischen Krieg Man siegt Form BearbeitenRaabe hielt Kloster Lugau fur eines seiner feinsten Bucher 5 Das Werk ist ein neuartiges Erzahlexperiment 6 Raabe zersetzt die Gattung des konventionellen Liebesromans und treibt mit dem Erwartungshorizont des burgerlichen Lesepublikums ein Katz und Maus Spiel Er nimmt die Halbbildung des gebildeten Publikums auf Personen literarische Spitznamen zu geben die aber sachlich nicht zutreffen 7 Horatio und Ophelia fur Franz Herberger und Laura Grafin Warberg aus Hamlet Der blonde Eckbert Novelle von Tieck fur Eckbert Scriewer Der Erzahler nennt indem er seinerseits auf den Hamlet Stoff zuruckgreift seine fiktive Universitatsstadt Wittenberg dass hier selbstverstandlich nicht das reale Wittenberg gemeint ist dessen Universitat 1817 durch den preussischen Konig Friedrich Wilhelm III nach Halle a d Saale verlegt worden war konnte Raabe beim Leser voraussetzen Tatsachlich spannt er dann im Text das fiktive Wittenberg mit einer Reihe sehr wohl existierender norddeutscher Universitatsstadte zusammen 8 Vorbild fur das fiktive Kloster Lugau war Kloster Drubeck am nordlichen Harzrand 9 Raabes satirische Grundierung seiner Schilderung der universitaren Welt fallt in mehrfacher Hinsicht auf Mit sprechenden Namen zum Beispiel Prof Dr Nachkauer macht sich der Autor uber die Wittenberger Akademiker lustig Dem Erzahler entschlupfen daneben drei Worte die man so direkt sonst vergeblich in Raabes sehr umfanglicher Prosa sucht Manche Leser sind einfach dumm 10 Lugau ist aber mehr als ein Jux Beleg dafur ist zum Beispiel die Figur der Eva Das Madchen hat Angst vor der Wittenberger Welt die ihr verzerrt erscheint wie Mercators Projektion Selbstzeugnisse BearbeitenAm 29 Dezember 1893 an Karl Schonhardt Ich habe nun dreiundzwanzig Jahre das Gefuhl mit mir herumgeschleppt Euch Schwaben noch immer den Dank fur die erwiesene Gastfreundschaft von 1862 bis 1870 schuldig zu sein nun habe ich es abgeschuttelt mit Kloster Lugau 11 Kurz nach dem Erscheinen der Erzahlung an Sigmund Schott dass ein wirklicher Inhalt darin in dem Text vorhanden ist und ein Drittel von diesem der Leser selber sich heraus zu denken fuhlen und empfinden hat ich habe mich nie fur einen guten Unterhaltungsschriftsteller gehalten 12 Rezeption BearbeitenFinck 13 geht auf die wohlwollende Aufnahme des Textes kurz nach seinem Erscheinen ein Ferdinand Avenarius weist im Kunstwart auf das Heckenbuschartige der Komposition hin Nicht jeder Leser erlange Durchblick 14 Der Autor habe die Erzahlung als Text in heiterem Ton konzipiert 15 Der Wunsch nach Anerkennung seiner Arbeit sei Raabes Triebfeder beim Schreiben der Erzahlung gewesen 16 Nach Goldammer 17 sind die Anspielungen auf Shakespeares Hamlet nebensachlich Meyen 18 nennt sechs Besprechungen aus den Jahren 1894 bis 1937 Ausgaben BearbeitenErstausgabe Bearbeiten Wilhelm Raabe Kloster Lugau 309 Seiten Otto Janke Berlin 1894Verwendete Ausgabe Bearbeiten Peter Goldammer Hrsg Wilhelm Raabe Kloster Lugau 365 Seiten Gustav Kiepenheuer Verlag Weimar 1970Weitere Ausgaben Bearbeiten Wilhelm Raabe Kloster Lugau 2 Auflage 210 Seiten Otto Janke Berlin 1902 Wilhelm Raabe Kloster Lugau 3 Auflage 210 Seiten Otto Janke Berlin 1907 Kloster Lugau S 5 210 Mit einem Anhang verfasst von Hans Finck S 411 446 In Hans Finck Bearb Hans Jurgen Meinerts Bearb Kloster Lugau Die Akten des Vogelsangs 2 Auflage Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1970 Band 19 ohne ISBN In Karl Hoppe Hrsg Wilhelm Raabe Samtliche Werke Braunschweiger Ausgabe 24 Bande Literatur BearbeitenSigmund Schott Von der Sperlingsgasse zum Kloster Lugau In Generalanzeiger der Stadt Frankfurt am Main vom 15 November 1894 Hans Oppermann Wilhelm Raabe Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1970 Aufl 1988 ISBN 3 499 50165 1 rowohlts monographien Fritz Meyen Wilhelm Raabe Bibliographie 2 Auflage Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1973 Erganzungsband 1 ISBN 3 525 20144 3 In Karl Hoppe Hrsg Wilhelm Raabe Samtliche Werke Braunschweiger Ausgabe 24 Bande Cecilia von Studnitz Wilhelm Raabe Schriftsteller Eine Biographie 346 Seiten Droste Verlag Dusseldorf 1989 ISBN 3 7700 0778 6 Werner Fuld Wilhelm Raabe Eine Biographie Hanser Munchen 1993 Ausgabe dtv im Juli 2006 ISBN 3 423 34324 9 Weblinks BearbeitenVolltext online im Projekt GutenbergEinzelnachweise Bearbeiten Fuld S 326 18 Z v o von Studnitz S 315 Eintrag 65 Verwendete Ausgabe S 305 1 Z v o Braunschweiger Ausgabe Bd 19 S 420 unten Braunschweiger Ausgabe Erganzungs Band 4 244 Walther Schmidt Wie der das wohl machen wurde Wilhelm Raabes Erzahlexperiment Kloster Lugau in Jahrbuch der Raabe Gesellschaft 2010 106 Braunschweiger Ausgabe Bd 19 58 Was in Wunsiedel nicht aus dem Auge gelassen werden durfte das durfte auch in Wittenberg Jena Greifswald Halle Gottingen Kiel und Rostock darin festgehalten werden Braunschweiger Ausgabe Bd 19 54 Braunschweiger Ausgabe Bd 19 414 Verwendete Ausgabe S 125 8 Z v o zitiert bei Goldammer im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 310 11 Z v u zitiert bei Goldammer im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 307 6 Z v o Braunschweiger Ausgabe Bd 19 S 418 419 zitiert bei Goldammer im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 305 5 Z v o Fuld S 324 1 Z v o von Studnitz S 278 5 Z v u Goldammer im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 307 308 Meyen S 358Werke von Wilhelm Raabe Erzahlungen und NovellenDer Weg zum Lachen Die alte Universitat Der Student von Wittenberg Weihnachtsgeister Lorenz Scheibenhart Einer aus der Menge Der Junker von Denow Wer kann es wenden Aus dem Lebensbuch des Schulmeisterleins Michel Haas Ein Geheimnis Auf dunkelm Grunde Die schwarze Galeere Unseres Herrgotts Kanzlei Das letzte Recht Eine Grabrede aus dem Jahre 1609 Holunderblute Die Hamelschen Kinder Keltische Knochen Else von der Tanne Die Ganse von Butzow Sankt Thomas Gedelocke Theklas Erbschaft Im Siegeskranze Der Marsch nach Hause Des Reiches Krone Deutscher Mondschein Meister Autor oder Die 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