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Die Chronik der Sperlingsgasse 1857 ist ein Roman von Wilhelm Raabe Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Inhalt 3 Stil 4 Ausgaben 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenRaabe begann mit dem Werk am 15 November 1854 und vollendete es um den 10 August 1855 1 Zu dieser Zeit wohnte er im Zentrum Berlins in der damaligen Spreestrasse wo er den Roman auch verfasste und die der heute nicht mehr existierenden Sperlingsgasse des Romans zum Vorbild diente dementsprechend wurde sie 1931 dann tatsachlich in Sperlingsgasse umbenannt Es ist Raabes erster Roman den er allerdings unter dem Pseudonym Jacob Corvinus veroffentlichte 2 Die Chronik spielt sich fast zeitgleich zum Verfassen ab sie beginnt im November 1854 und erstreckt sich uber ein halbes Jahr Sie ist in 21 tagebuchartige Eintrage gegliedert Inhalt BearbeitenAls fiktiver Verfasser und Erzahler der Chronik tritt der alte Johannes Wachholder auf der eine uber den Winter in den Fruhling reichende Zeitspanne nutzt seine eigene Geschichte wie die der Menschen jener Strasse der Berliner Sperlingsgasse in der auch er zur Miete in einem Haus wohnt niederzuschreiben Ich bin alt und mude Es ist die Zeit wo die Erinnerung an die Stelle der Hoffnung tritt 12 Im Ergebnis entsteht so eine durchaus heterogene teils verschachtelte teils achronologisch geordnete Chronik in der ohne Gleichformigkeit aber aus innerer Notwendigkeit auf der Folie der 1850er Jahre aus der Dusternis alltaglichen Leidens und Elendes sich ein schliesslich auch von Gluck und Idylle mitbestimmtes Gassengemalde entwickelt das den Verfasser im Alter wo nicht zu rechtfertigen so doch zu warmen vermag Dass diese Notwendigkeit uber das Erinnern des Alten als letztem Lebensquell hinausreicht erweist dann die im Zentrum der Chronik stehende Liebesgeschichte Es ist Liebe die der Verfasser wie auch dessen alter Kinderfreund Franz Ralff zu Marie hegten und die Wachholder auch melancholisch gefarbt aufrechterhalt als Freund Franz langst obsiegt hat Franz und Marie langst ein Paar geworden sind und aus der Verbindung eine Tochter namens Elise hervorgegangen ist Nach dem fruhen Tod der Marie dem der ihres Mannes schnell folgte wurde der Freund als Onkel Wacholder Vormund und Erzieher der verwaisten Tochter Vor seinem Tod hatte der Maler Franz Ralff noch das Portrat seiner Frau vollendet und den Freund um des Kindes willen auch in jene Familientragodie eingeweiht die einst seiner Mutter Luise widerfuhr und ihm selbst als Verpflichtung aufgegeben blieb Die Mutter war als junges Madchen in Abwesenheit des Bruders von einem Grafen Seeburg geschandet worden Die Folge war Franz den der Bruder der Mutter Andreas nach der Mutter Gramestod dann aufzog derweil der schandliche Graf verschwunden blieb 39ff Die Geschichte findet eine Parallele als Onkel Wachholder und Mundel Elise an Mariens Grab eine Frau treffen 67 Helene Berg die sich nicht nur als Nachbarin in der Sperlingsgasse sondern auch als verarmte Tochter des Grafen Seeburg zu erkennen gibt 100ff Aus ihrer Ehe mit dem inzwischen verstorbenen Doktor Berg hat sie einen Sohn Gustav der zum Ende der Chronik 161ff Elisens Mann werden soll womit die Forderung der letzten Worte von Franzens Oheim Andreas such ihn ohne Forschen erfullt wird Die fur Franz Ralff nicht einmal im Tode nach dem begrab dein volles Herz und suche zu vergessen 73 erfullbare Forderung wird in der dem Vergessen gegenlaufigen Erinnerung aufgelost und uber die Treue zum Vaterland in einen geschichtlichen Zusammenhang gebracht vgl 142f Das auf Wanderung und Herrschaftswechsel unter den Volkern angelegte und entwickelte Bild 158 kulminiert schliesslich nicht im grossen Geschichtsentwurf sondern im Einzelschicksal der Familie des Schuhmachers Burger dem eine ganze Passionsgeschichte vom Gesichte abzulesen war 159 und den nun Hunger und Elend in die Emigration trieben und den Begriff Vaterland so einen ganz anderen Geschmack bekommen liess Eines Landes das zu Mutterland zu Heimat wird als aus der Ferne empfundene Sehnsucht die denen aufkommt die Not und mangelnde Fursorge der Obrigkeit aus gerade ebendiesem Land vertrieben hat Zum Ende der Chronik die noch einiges an Elend und Not Krieg und Tod thematisiert scheint Was tot war wird lebendig was Fluch war wird Segen als prasentische Faktizitat gerade einmal fur Gustav und Elise zu gelten die Sunde der Vater wird nicht heimgesucht an den Kindern 100 Aber als Hoffnung und auch als Franz Ralffsches Nichtverpflichtetsein bleibt die Botschaft an alle gerichtet Stil BearbeitenDer Erzahler in der Chronik der Sperlingsgasse ist selbst als Figur am Geschehen beteiligt Die Chronik besteht aus vielen Ruckblicken Erzahlungen Dritter Briefen und Erinnerungen Durch diese Zeitvermischung 3 sowie Abschweifungen und eingeschobene Episoden die nicht immer chronologisch angeordnet sind entsteht eine komplexe Erzahlstruktur die bereits auf Raabes spatere Hauptwerke wie Stopfkuchen vorausweist Die Sprache in der Chronik wirkt eigenwillig und teilweise etwas verzopft zitiert nach Wilhelm Raabe Werke in zwei Banden hg v Karl Hoppe Band 1 Erzahlungen Zurich o J Ausgaben BearbeitenDie Chronik der Sperlingsgasse Stage Berlin 1857 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Wissenschaftliche Ausgabe Die Chronik der Sperlingsgasse Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1965 Samtliche Werke Bd 1 Sog Braunschweiger Ausgabe Leseausgabe Die Chronik der Sperlingsgasse Herausgegeben und mit Anmerkungen versehen von Hans Werner Peter Mit Zeichnungen Wilhelm Raabes Insel Frankfurt am Main 1979 ISBN 3 458 32070 9 Leseausgabe Die Chronik der Sperlingsgasse Ullstein Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 548 23759 2 Horbuchausgabe Die Chronik der Sperlingsgasse Horbuchproduktionen Marburg Lahn ISBN 3 89614 110 4Literatur BearbeitenAndreas Blodorn Die Chronik der Sperlingsgasse In Dirk Gottsche Florian Krobb Rolf Parr Hrsg Raabe Handbuch Leben Werk Wirkung Metzler Stuttgart 2016 S 56 62 Dirk Gottsche Zeitreflexion und Zeitkritik im Werk Wilhelm Raabes 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