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Das Kloster St Lambrecht war ein Benediktiner spater ein Dominikanerinnenkloster im Bereich der Stadt Lambrecht im sudlichen Rheinland Pfalz Es wurde 977 gegrundet und 1553 aufgehoben Erhalten blieb die imposante Konventskirche im Stil der sogenannten Reduktionsgotik mit mittelalterlichen Malereien heute die protestantische Pfarrkirche der Gemeinde Kloster St LambrechtKlosterkirche St Lambrecht 2011DatenOrt Lambrecht Pfalz Bauherr Otto von WormsBaustil ReduktionsgotikBaujahr 977Koordinaten 49 22 14 2 N 8 4 9 8 O 49 370623 8 069394 Koordinaten 49 22 14 2 N 8 4 9 8 OKloster St Lambrecht Rheinland Pfalz Historischer Stich um 1640 mit der Klosterkirche im alten Originalzustand Klosterkirche St Lambrecht sogenannte QuirinuswandKlosterkirche St Lambrecht sogenannte LambertuswandKlosterkirche St Lambrecht sogenannte StifterwandPriorin Kunigunde von Fleckenstein 1353 mit einem Modell der Lambrechter Klosterkirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Stiftung 1 2 Benediktinerkloster 1 3 Dominikanerinnenkloster 1 4 Aufhebung 2 Das Seelbuch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenStiftung Bearbeiten Im Jahre 977 verschiedene Historiker nennen auch das Jahr 987 stiftete der Salier Graf Otto von Worms laut einer in Abschrift erhaltenen Urkunde an der Westgrenze seines Herrschaftsgebietes auf dem Gebiet der Ortschaft Grevenhausen ein Kloster zu Ehren des heiligen Bischofs Lambertus von Luttich Grevenhausen ist die Ursiedlung der jetzigen Stadt Lambrecht Pfalz In der Stiftungsurkunde heisst es unter anderem 1 Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit Die gegenwartige Generation die das Gelobnis ausgesprochen hat und ebenso die Nachkommen die ihr folgen werden sollen wissen wie ich Otto von Gottes Gnaden Herzog in Vorsorge um das Heil meiner und meiner Eltern Seelen auf Anraten meiner Gemahlin Judith und mit Zustimmung meiner drei Sohne Heinrich Bruno und Cuno sowie beipflichtender Ermunterung Kaiser Ottos in Liebe zu dem hochsten Konig und dem hl Martyrer Lambertus an dem Platz der Gravenhusen genannt wird oberhalb des Flussufers der Spira im Wasigenwald im Speyergau ein Bethaus errichtet habe Hierzu habe ich Folgendes angeordnet Gewissenhafte Sorgfalt monastischen Lebens gemass der Regel des Hl Benedikt soll ebenda in immerwahrender Festigkeit bestehen die Klostergemeinschaft und der Platz samt allem was hierzu in aller Form ubergeben wurde und noch zu ubergeben sein wird bleibe in ungeschmalerter Freiheit bestehen und die Gemeinschaft soll selbst niemals unter Dienstbarkeiten Einforderungen oder Beschlussen zu leiden haben gleich ob von Konigen irgendeinem meiner Nachkommen einem Fursten oder einer weltlichen Macht Nur der jeweils Alteste meiner Sippe soll als Schirmvogt gelten um die Klosterfamilie und den Platz gegen Unrecht zu verteidigen Aus der Stiftungsurkunde Herzog Ottos Benediktinerkloster Bearbeiten Die Benediktiner leisteten Pionierarbeit in dem abgelegenen Waldtal und das reichlich dotierte salische Hauskloster entwickelte sich gut Fast ein Jahrhundert hielt die Herrscherfamilie ihre schutzende Hand daruber ihr politischer Aufstieg bedingte jedoch letztlich den Niedergang von St Lambrecht Konrad II der Enkel des Klosterstifters Otto war 1027 romischer Kaiser geworden und grundete als Familiengrablege den Speyerer Dom Zur finanziellen Ausstattung ubertrug dessen Enkel Heinrich IV im Jahre 1065 der Speyerer Domkirche auch das nahe Kloster St Lambrecht Dadurch flossen viele Gefalle von nun an nach Speyer und kamen dort dem Ausbau des Domes zugute Trotzdem bluhte der Konvent auch unter dem neuen Herrn dem Speyerer Bischof zunachst weiterhin Eine Urkunde aus dem Jahre 1172 belegt weitreichende geschaftliche Beziehungen bis ins Rheinland und nach Westfalen Die Monche errichteten eine kreuzformige Basilika auf deren Grundmauern man bei Ausgrabungen 1979 80 stiess Um das Kloster entstand der Ort Lambrecht eine ausdruckliche Erwahnung der dorflichen Siedlung als villa St Lamberti findet sich erstmals in einem Leininger Erbvertrag des Bischofs Konrad von Eberstein vom Jahr 1237 Spater wuchs die Gemeinde mit dem alteren Grevenhausen zusammen Zu Beginn des 12 Jahrhunderts verlor der Benediktinerkonvent an Bedeutung zumal er finanziell heruntergewirtschaftet war und viele Liegenschaften verpfandet oder verkauft werden mussten Dominikanerinnenkloster Bearbeiten Um das Kloster zu retten entschloss sich Bischof Konrad von Eberstein zu einer einschneidenden Massnahme Er liess die Benediktiner aus St Lambrecht entfernen und besetzte das Kloster mit Dominikanerinnen Mit sogenannten Reuerinnen die ebenfalls nach der Regel der Dominikanerinnen von San Sisto in Rom lebten hatte der Bischof in Speyer bereits die besten Erfahrungen gemacht Der Wechsel wurde von Papst Innozenz IV am 15 April 1244 bestatigt Die Nonnen fuhrten ein vorbildliches religioses Leben verbunden mit grossem Fleiss Die finanzielle Lage entwickelte sich kraftig aufwarts Stiftungen und Schenkungen kamen hinzu St Lambrecht wurde zum reichsten Dominikanerinnen Kloster der Pfalz und Rheinhessens In jener Zeit liessen die Schwestern eine prachtvolle Klosterkirche erbauen welche noch grosstenteils erhalten ist Kurze Zeit nach ihrer Vollendung unter der verdienten Priorin Kunigunde von Fleckenstein wurde der Kirchenraum aufwandig in Secco Technik ausgemalt Spater in der bilderfeindlichen Reformationszeit ubertunchte man die Kunstwerke legte aber funf grossflachig bemalte Wande des Chores in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts frei und restaurierte sie Diese Malereien gehoren heute zu den Hauptsehenswurdigkeiten der pfalzischen Stadt Die zentrale Stirnwand ziert die Vita des Pestpatrons St Quirinus in einer Vielzahl von Einzelbildern Bemerkenswert sind auch eine Darstellung des Kirchenpatrons St Lambertus eine der altesten die man von ihm kennt und eine Mariendarstellung mit zwei Nonnen wovon eine durch ein Schriftband als die Priorin Kunigunde von Fleckenstein 10 August 1353 zu identifizieren ist Grafin Agnes von Orlamunde Witwe Graf Otto III von Orlamunde trat 1292 als Dominikanerin hier ein Der Ordensmeister Munio von Zamora sandte ihr personlich einen Gluckwunschbrief zum Eintritt und erteilte seine Zustimmung dass die strengen Ordensregeln fur sie etwas gemildert wurden Sie war eine grosse Wohltaterin des Klosters und starb laut hiesigem Seelbuch an einem 25 November wobei das Jahr nicht erwahnt wird es soll um 1300 gewesen sein 2 3 Mitte des 15 Jahrhunderts liess der Speyerer Bischof den Konvent gemass papstlicher Weisung reformieren Unter der Priorin Agnes Sendeln erlebte das Kloster eine letzte Blute 1505 plunderten es Truppen Herzog Alexanders von Zweibrucken im Bauernkrieg erlitt es 1525 erneut Schaden 4 Aufhebung Bearbeiten Von diesen Verwustungen erholte sich der Nonnenkonvent nicht mehr zumal auch die Zeitlaufe Neueintritte von Schwestern hemmten Der ohnehin zur Reformation neigende Pfalzer Kurfurst Friedrich II versuchte zwolf in seinem Herrschaftsgebiet liegende Kloster aufzuheben und eine Uberfuhrung des Temporalbesitzes an die Universitat Heidelberg zu erreichen Unter jenen zwolf Klostern befand sich auch St Lambrecht Papst Julius III beauftragte den Nuntius Sebastian Pighi 5 mit einer Visitation der Konvente Dieser fand sie teils ganz verlassen teils ihrem Verfall so nahe dass er keine Bedenken hatte dem Wunsche des Kurfursten zu entsprechen 6 Der Papst erliess 1551 eine diesbezugliche Bulle knupfte darin aber an die Aufhebung von St Lambrecht folgende Bedingungen die von der Kurpfalz jedoch nie eingelost wurden dass die daselbst noch lebenden Nonnen deren Einwilligung in die Aufhebung unterstellt wird lebenslanglichen Unterhalt und Kleidung erhalten dass ferner an der Klosterkirche ein Priester aufgestellt bleibe um den Gottesdienst zu besorgen und das Volk im wahren Glauben zu unterrichten dass endlich auch nach dem Absterben der Nonnen dieser Priester daselbst verbleibe um zum Andenken an das Kloster vier arme frei verpflegte Junglinge zum hoheren Unterrichte vorzubereiten und mit ihnen tagliche Chorgebete abzuhalten Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Kloster im jetzigen Rheinbayern 7 Infolge der papstlichen Genehmigung erschienen am Samstag dem 2 September 1553 ein Notar der Neustadter Landschreiber sowie die kurfurstlichen Abgeordneten Hailes und Kastner Magister Konrad Dym 8 der Leiter der Heidelberger Juristenfakultat Johannes Wagenmann 1557 9 Professor der Medizin und Rektor der Universitat Heidelberg und Wendelin Sprenger 10 Dekan des Hl Geist Stiftes in Heidelberg um das Kloster mit allen Temporalgutern Gefallen und Rechten in Besitz zu nehmen Es befanden sich dort noch die Nonnen Ursula Joch in aus Kandel letzte Priorin die Kusterin Elisabetha von Buchen sowie die Schwestern Elisabetha von Neidenfels Apollonia Nussdorfer und Odilia Konigstein Hanns Werner Altenbas der Schaffner des Konvents uberreichte die Schlussel Wagenmann und Sprenger setzten sich im Klosterbereich auf den Boden nieder und liessen sich von der Priorin mit ortlicher Erde bestreuen um dadurch die wirkliche Besitzergreifung zu bekunden wodurch die rund 600 Jahre alte klosterliche Tradition in Lambrecht endete 11 12 Um 1568 wurden Kirche und Klosteranlage durch Kurfurst Friedrich III reformierten Glaubensfluchtlingen aus den Niederlanden ubergeben die sich dort ansiedelten Das Seelbuch BearbeitenIn der Universitatsbibliothek Heidelberg hat sich das mittelalterliche Seelbuch des Dominikanerinnenklosters St Lambrecht erhalten Signatur Nachlass Lehmann Nr 345 das fur die heimatgeschichtliche Forschung von grossem Wert ist Es wurde 1990 in der Schriftenreihe des Diozesanarchivs Speyer als Band Nr 12 publiziert 13 Literatur BearbeitenFranz Xaver Remling Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Kloster im jetzigen Rheinbayern 1836 S 149 156 Komplettscan des Abschnittes uber Kloster St Lambrecht Gerhard Fouquet Das Seelbuch des Dominikanerinnenklosters St Lambrecht Schriften des Diozesanarchivs Speyer Band 12 1990Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Lambrecht Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite der Stadt Lambrecht zur Orts und Klostergeschichte Webseite zur Klostergeschichte von St Lambrecht Mittelalterliches Seelbuch des Klosters St Lambrecht Urk Lehmann 345 Universitatsbibliothek HeidelbergEinzelnachweise Bearbeiten Die Stiftungsurkunde im kompletten Wortlaut Memento vom 11 Mai 2010 im Internet Archive A Stauber Kloster und Dorf Lambrecht in Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz Band IX 1880 S 94 u 95 Digitalscan Gerhard Fouquet Das Seelbuch des Dominikanerinnenklosters St Lambrecht Bistumsarchiv Speyer 1990 S 50 u 148 150 Zur Priorin Agnes Sendeln Zu Nuntius Sebastian Pighi Quelle zu den Vorgangen bei der Klosteraufhebung Franz Xaver Remling Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Kloster im jetzigen Rheinbayern S 155 Zu Konrad Dym Zu Johannes Wagenmann Zu Wendelin Sprenger Franz Xaver Remling Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Kloster im jetzigen Rheinbayern Seite 155 Zum Ablauf der Aufhebung von St Lambrecht und der Besitzergreifung durch die Kurpfalz Rezension der kommentierten Neuauflage des Seelbuches im Portal des Bistums Speyer Memento vom 27 Januar 2016 im Internet Archive Normdaten Korperschaft GND 4320953 1 lobid OGND AKS LCCN n97111414 VIAF 148474055 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Lambrecht Pfalz amp oldid 237337141