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Als Kelvin Helmholtz Instabilitat oder KHI nach Lord Kelvin und Hermann von Helmholtz bezeichnet man das Anwachsen kleiner Storungen in der Scherschicht zweier Fluide mit unterschiedlichen Stromungsgeschwindigkeiten Dadurch entstehende Phanomene bezeichnet man demnach beispielsweise als Kelvin Helmholtz Wellen Kelvin Helmholtz Wirbel und Kelvin Helmholtz Wolken Kelvin Helmholtz Wirbelin der Atmosphare des SaturnWolkenbildungauf Grund einer ScherwelleKelvin Helmholtz Wirbel in der Atmosphare hinter dem Monte Duval AustralienAnschauliche Beispiele liefern Wellen auf einem See wahrend eines Sturms oder der sich krauselnde Rauch eines Raucherstabchens in einem ansonst ruhigen Zimmer Inhaltsverzeichnis 1 Phanomenologie 2 Physikalische Interpretation 3 Theorie 3 1 Storungsrechnung 3 2 Zeitliches Wachstum 3 3 Raumliches Wachstum 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweisePhanomenologie BearbeitenAls Wetter phanomen kann die Kelvin Helmholtz Instabilitat an seltsamen Wolken erkennbar werden die einzeln oder in gleich aussehenden Gruppen am Himmel zu sehen sind Sie entstehen durch eine Verwirbelung zweier ubereinander liegender Luftschichten die sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und oder Richtungen bewegen Ahnlich wie wenn Wind uber Wasser streicht entstehen Wellen an der Grenzschicht wobei Teile der meist feuchteren unteren Luftschicht so weit nach oben gewirbelt werden dass ihr Taupunkt unterschritten wird und es zu Wolkenbildung kommt Diese Wolken sind mittlerweile als Sonderform im Internationalen Wolkenatlas unter dem Namen Fluctus eingetragen 1 Physikalische Interpretation BearbeitenWeit entfernt von der Grenzschicht sind die Stromungsgeschwindigkeiten konstant Nahe der Grenzschicht muss sich aber ein Luftelement schneller uber den Wellenbuckel bewegen als ein weiter entferntes ahnlich wie bei einem Tragflugel Nach der Bernoulli Gleichung ist der Druck uber der Welle infolge der hoheren Windgeschwindigkeit kleiner als in der Umgebung infolgedessen gibt es eine Kraft die den Wellenkamm nach oben zieht Analog verhalt es sich in einem Wellental die Luft fliesst langsamer uber die Oberflache eines Wellentals als in der Umgebung darum ist der Umgebungsdruck lokal hoher das Wellental wird nach unten gedruckt Theorie BearbeitenEin einfaches Modell fur die Kelvin Helmholtz Instabilitat erhalt man durch die Beantwortung folgender Frage gegeben sei eine Stromung uber einer Grenzschicht unter welchen Bedingungen ist diese Grenzschicht dann stabil gegen kleine Storungen Storungsrechnung Bearbeiten source source Numerische Simulation der Kelvin Helmholtz InstabilitatGegeben sei also eine Flussigkeit der Dichte r displaystyle rho nbsp die sich horizontal mit der Geschwindigkeit V displaystyle V nbsp uber eine Flussigkeit der Dichte r displaystyle rho nbsp bewegt Bezeichne x displaystyle x nbsp eine Koordinate entlang der Scherschicht und y displaystyle y nbsp die Koordinate rechtwinklig dazu Nun betrachtet man eine kleine Storung entlang der Scherschicht und bezeichnet sie mit 3 x displaystyle xi x nbsp Die dazu assoziierte Storung des Drucks P displaystyle P nbsp kann man mit d P displaystyle delta P nbsp und die des Geschwindigkeitsfeldes v displaystyle vec v nbsp mit d v displaystyle delta vec v nbsp bezeichnen Das Druckfeld lasst sich nun schreiben als P x t P 0 d P x t displaystyle P vec x t P 0 delta P vec x t nbsp und das Geschwindigkeitsfeld als v x t V 8 y e x d v x t e y displaystyle vec v vec x t V cdot Theta y cdot vec e x delta v vec x t cdot vec e y nbsp wobei 8 y displaystyle Theta y nbsp die Heaviside Funktion bezeichnet und e x displaystyle vec e x nbsp bzw e y displaystyle vec e y nbsp den Einheitsvektor in x bzw y Richtung Diese zwei Storungen substituiert man nun in die einfachste Form fluiddynamischer Gleichungen namlich in die Euler Gleichungen fur inkompressible Fluide Die Inkompressibilitatsgleichung lautet v 0 displaystyle vec nabla cdot vec v 0 nbsp dd mit dem Nabla Operator displaystyle nabla nbsp v displaystyle vec nabla cdot vec v nbsp ist die Divergenz der Geschwindigkeit und die Euler Gleichung d v d t P r displaystyle frac d vec v dt frac vec nabla P rho nbsp dd mit dem Gradienten P displaystyle vec nabla P nbsp des Drucks Dort eingesetzt erhalt man fur die gestorten Grossen d v 0 displaystyle Rightarrow vec nabla cdot delta v 0 nbsp und d d v d t d P r displaystyle Rightarrow frac d delta vec v dt frac vec nabla delta P rho nbsp Diese zwei Gleichungen liefern fur den gestorten Druck die Laplace Gleichung 2 d P 0 displaystyle nabla 2 cdot delta P 0 nbsp Nun sucht man nach einer Wellenmode die exponentiell mit dem Abstand y displaystyle y nbsp von der Grenzflache abfallt Aus der Laplace Gleichung schliessen wir dass fur den Druck gelten muss d P d P 0 exp k y i k x w t displaystyle delta P delta P 0 exp k y i kx omega t nbsp mit der Kreisfrequenz w displaystyle omega nbsp und der Kreiswellenzahl k displaystyle k nbsp Als Nachstes substituiert man dieses Resultat in die gestorten Euler Gleichungen Dabei erhalt man fur y gt 0 displaystyle y gt 0 nbsp d v y i k d P w k V r displaystyle delta v y frac i cdot k cdot delta P omega kV rho nbsp und fur y lt 0 displaystyle y lt 0 nbsp d v y i k d P w r displaystyle delta v y frac i cdot k cdot delta P omega cdot rho nbsp Nun mussen noch die Randbedingungen erfullt werden die vertikale Komponente der Storung 3 x displaystyle xi x nbsp und der Druck mussen an der Scherschicht jeweils stetig sein Daraus ergibt sich als Bedingung direkt uber der Scherschicht y 0 displaystyle y 0 nbsp 3 i d v y w k V displaystyle xi frac i cdot delta v y omega kV nbsp und direkt unter der Scherschicht y 0 displaystyle y 0 nbsp 3 i d v y w displaystyle xi frac i cdot delta v y omega nbsp Daraus lasst sich ein Zusammenhang zwischen der Dichte der Flussigkeiten ihrer Relativgeschwindigkeit und den Wellenmoden herstellen r w k V 2 r w 2 0 displaystyle rho cdot omega kV 2 rho cdot omega 2 0 nbsp Lost man diese Gleichung nach w displaystyle omega nbsp auf so erhalt man eine Dispersionsrelation fur die linearen Kelvin Helmholtz Moden w k V r i r r r r displaystyle Leftrightarrow omega kV cdot frac rho pm i sqrt rho cdot rho rho rho nbsp Zeitliches Wachstum Bearbeiten Bewegt man sich mit der Geschwindigkeit V r r r displaystyle V cdot frac rho rho rho nbsp entlang der Oberflache so ergibt sich fur die Geschwindigkeit der oberen Flussigkeit V V V r r r V r r r displaystyle V V V cdot frac rho rho rho V cdot frac rho rho rho nbsp dd Die Storung entwickelt sich nun folgendermassen d P 3 exp k V r r t cos i k x displaystyle delta P xi propto exp kV cdot sqrt frac rho rho cdot t cdot cos ikx nbsp Raumliches Wachstum Bearbeiten k w V 1 i r r displaystyle k frac omega V left 1 pm i cdot sqrt frac rho rho right nbsp Siehe auch BearbeitenKarmansche Wirbelstrasse Clear Air Turbulence StromfunktionWeblinks BearbeitenPraktikumsunterlagen bei der gwdg PDF Datei 675 kB Memento des Originals bei archive org abgerufen am 24 Oktober 2020 amath washington edu animiertes Beispiel Memento vom 4 August 2010 im Internet Archive umich edu Kelvin Helmholtz instability zeitliche Momentaufnahmen Wolkenfotos gibt es hier SPIEGEL ONLINE Wetterphanomen Monsterwogen uber amerikanischer Grossstadt Kelvin Helmholtz Wogen am 2 Februar 2012 uber Birmingham Alabama Deutsche Post AG Kelvin Helmholtz Wolken Briefmarke aus der Serie Himmelsereignisse 2 Marz 2020 abgerufen am 23 Oktober 2020 Einzelnachweise Bearbeiten WMO Fluctus im ICA Abgerufen am 20 September 2021 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kelvin Helmholtz Instabilitat amp oldid 216740985